Ettore Sottsass jr. (* 14. September 1917 in Innsbruck; † 31. Dezember 2007 in Mailand) war ein italienischer Architekt und Designer von Einrichtungsgegenständen, die er vorwiegend in der von ihm stark geprägten Stilrichtung des „Anti-Designs“ gestaltete, das ihn international bekannt und erfolgreich machte.
12. Triennale von Mailand, Möbel für von Sottsass gestaltete Innenräume. Foto von Paolo Monti, 1960.
Leben
Die Rechenmaschine „Summa 19“ für Olivetti, 1970
Sottsass wurde als Sohn von Antonia Peintner und des Architekten Ettore Sottsass senior (* 1892, † 1954) geboren. Ende der 1920er Jahre übersiedelte er mit seiner Familie nach Turin. Dort fing er 1935 ein Architekturstudium am Polytechnikum Turin an, das er 1939 mit Diplom abschloss. Bedingt durch einen siebenjährigen Militärdienst dauerte es bis 1946 ehe Sottsass seine Arbeit als Architekt, Designer und Maler in Mailand beginnen konnte. 1947 gründete er dort sein eigenes Studio. 1949 heiratete er die aus Genua stammende Journalistin und Musikkritikerin Fernanda Pivano (* 1917, † 2009). 1957 wurde Sottsass künstlerischer Leiter von „Poltronova“. Er experimentierte mit dem neuen Material Fiberglas und benutzte es, um zeitgenössische Möbel und Beleuchtungskörper zu entwickeln.
1958 begann seine Zusammenarbeit mit dem Büromaschinenhersteller Olivetti, und bald erregten seine unkonventionellen Entwürfe Aufsehen, so etwa die Gestaltung des ersten italienischen Computers Olivetti Elea. Sottsass' bekanntester Entwurf für Olivetti dürfte die 1968 entworfene Schreibmaschine Olivetti Valentine – "knallrot, tragbar und leicht"[1] – sein. Sie ist heute einer der bekanntesten Designklassiker. David Bowie, Sammler von Sottsass-Objekten, soll über die "Ikone" gesagt haben: "Es war schier unmöglich, den Blick von ihr abzuwenden."[2]
Die Pop-Art beeinflusste auch die Innenausstattung seiner „Guglielmo Bar“ in Mailand und die Möbelkollektionen für Poltrona Frau 1965–1967. Aus Sottsass’ Stockholmer Zeit 1969 stammen die gestreiften Holzkuben-Schränke Superbox.
Seine Entwürfe wandten sich gegen den repräsentativen Besitzcharakter der Gegenstände; vielmehr brachte Sottsass die Alltagskultur in seinen Designs spielerisch zum Ausdruck. Sottsass wurde so in kurzer Zeit zu einem führenden Vertreter des „Anti-Designs“.
Der „Micky-Maus-Tisch“ für das Industriedesign-Unternehmen Bonacina (1972) und der „Gelbe Sekretärsstuhl“ für Olivetti (1973) fügten seiner radikalen Abwendung vom traditionellen Entwurf ein Element der Ironie und des Humors hinzu.
1980 gründete er sein eigenes Unternehmen, die „Ettore Sottsass Associati“. Sehr erfolgreich war auch die im Dezember 1980 von ihm mitgegründete Memphis-Design-Gruppe, ein Zusammenschluss von Architekten und Designern, der das Ende des ‚Internationalen Stils‘ verkündete und seinen Namen mit der Wende zum emotionalen Design und zur Postmoderne verknüpfte. Zu den Gründungsmitgliedern von „Memphis“ zählten neben Sottsass auch Michele De Lucchi, Marco Zannini, Barbara Radice, Aldo Cibic und Matteo Thun. 1988 wurde die Memphis-Design-Gruppe von Sottsass wieder aufgelöst.[3]
Essbesteck Nuovo Milano für Alessi 1987BUSSTOPS-Haltestelle in Hannover, 1994
Im Jahr 1994 schuf Sottsass im Rahmen des Kunstprojektes BUSSTOPS eine vielbeachtete Bushaltestelle am Königsworther Platz in Hannover. Sie besteht aus acht großen gelben Kreuzen als Symbol für das 20. Jahrhundert auf einem gesprenkelten Steinsockel und einem weißen Dach.
Ausstellungen über Sottsass' Lebenswerk gab es zum Beispiel auf der Biennale in Venedig im Jahr 1976, im Centre Pompidou in Paris (1994) und im Design Museum London 2007.
Ettore Sottsass starb in seiner Mailänder Wohnung an kardialer Dekompensation im Zuge einer Virusgrippe.
Design (Auswahl)
1957 Computer Elea 9003 für Olivetti
1964 Schreibmaschine Tekne für Olivetti
1964 Schreibmaschine Praxis 48 für Olivetti
1965 Möbelkollektionen für Poltrona Frau
Miss don't you like caviar Stuhl (1987) Courtesy Centre Pompidou, Paris 1965 Schrank Superbox für Poltronova
1968 Reiseschreibmaschine Valentine für Olivetti
1970 Mobili Grigi für Poltrona
1970 Rechenmaschine Summa für Olivetti
1972 Tisch Micky-Maus für Bonacina
1973 Bürostuhl Sistema 45 für Olivetti
1978 Salzstreuer 5070 für Alessi
1980 Stuhl Sedia da Pranzo No. 5 für Kumewa
1981 Bücherregal Carlton für Memphis (später Vitra)
1981 Tischleuchte Tahiti für Memphis
1982 Fruchtschale Murmansk für Memphis
1982 Stehleuchte Callimaco für Artemide
1983 Tischleuchte Pausania für Artemide
1983 Esstisch Park Lane für Memphis
1984 Computer M24 für Olivetti
1987 Essbesteck Nuovo Milano für Alessi
1993 Tafelservice aus Porzellan La Bella Tavola für Alessi
1985 Mehrfamilienhaus in Marina di Massa, Italien.
1985/1986 Renovierung und Umbau von Teilen des Esprit-Hauses in Düsseldorf.[4]
1985/1986 Lagerhallen Vogelsanger Weg in Düsseldorf[5][6]
1989 Bar Zibibbo in Fukuoka, Japan.
1989 Casa Olabuenaga auf Maui, Hawaii, USA
1993 Casa Ghella in Rom, Italien
1993 Casa Green in London, England
1994 Bushaltestelle am Königsworther Platz in Hannover, Kunstprojekt BUSSTOPS
2000 Flughafen Mailand, Malpensa, Italien
Ausstellungen (Auswahl)
1972 "Italy: A New Domestic Landscape", Museum of Modern Art, New York
1976 Biennale in Venedig
1994 Centre Pompidou, Paris
2001 Memphis Remembered, Design Museum, London
2002 Memphis – Kunst/Kitsch/Kult, eine Designbewegung verändert die Welt. Looshaus Wien, Österreich.
2002 Memphis – 21 Jahre nach der Designrevolution.Kunsthalle Krems, Österreich.
2007 Design Museum, London
2007 Salone degli Incanti dell’ ex Pescheria, Triest
2010 We Were Exuberant and Still Had Hope. Ettore Sottsass: Works from Stockholm, 1969. Marres Centrum voor Contemporaine Cultuure, Maastricht, Niederlande.
Lilli Hollein: Memphis – Kunst/Kitsch/Kult – Eine Designbewegung verändert die Welt, Wien: Verlag Der Apfel, Wien 2002, ISBN 978-3-85450-715-4.
Hans Höger: Ettore Sottsass jr. – Designer, Artist, Architect. Wasmuth, Tübingen/Berlin 1993.
Sally Schöne (Hrsg.): Ettore Sottsass. Auch der Turm von Babel war aus gebrannter Erde. Wienand Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3-86832-081-7. (Vollständige Chronologie des keramischen Oeuvres.)
Ettore Sottsass: Sottsass Ceramics. Thames & Hudson, London 1995.
Leben und Werk. Bangert, München 1993, ISBN 3-925560-62-9.
Sottsass Sketch Book. Mailand 1976.
Ettore Sottsass: Advanced Studies. Tokyo 1986–1990.
Cristiano Marchegiani:Sottsass Sot-Sas, Ettore. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 105, de Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-023271-4, S.125–127.
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