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Karl Gatermann der Ältere (* 19. Juli 1883 in Mölln/Lauenburg; † 14. Februar 1959 in Ratzeburg, begraben in Mölln) war ein deutscher Maler, Aquarellist, Zeichner und Grafiker. Er war Onkel von Bruno Gatermann[1] und dem gleichnamigen Maler Karl Gatermann d. J.,[2] Großonkel von Uwe Gatermann.


Leben


Mütterlicherseits stammte Gatermann aus der im Lauenburgischen bekannten Musikerfamilie Hack, was seine Musikalität erklärt, denn für Gitarre vertonte er später alle 82 Fredmans Episteln des schwedischen Rokokopoeten Carl Michael Bellman.

Nach Abschluss der Grundschule in Mölln absolvierte er ebendort eine Lehre als Dekorationsmaler. Wanderjahre von 1901 bis 1903 führten ihn nach Dessau, München und durch Hessen, danach studierte er nebenberuflich von 1904 bis 1907 an der Kunstschule Lübeck unter Leo von Lütgendorff. Die finanzielle Unterstützung des Lübecker Arztes und Heimatforschers Rudolf Struck – gemeinsam mit Karl Sager (1885–1915) illustrierte er dessen Bücher Das alte bürgerliche Wohnhaus in Lübeck Bd. I 1908, Bd. II 1913 – ermöglichte ihm ein Studium in München an der Akademie der Bildenden Künste. Dort studierte er von 1907[3] bis 1914 und wurde Meisterschüler bei Hugo von Habermann. Er war Mitglied der Münchener Künstlervereinigung Sema, die sich von 1911 bis 1913 um den Maler Paul Klee gebildet hatte.[4]

1910 erhielt er für das 2 × 2 m große Ölbild Das Leben (1942 zerstört) den Ersten Preis für Malerei der Stadt München. In den letzten drei Studienjahren hatte er sein eigenes Atelier und 50 RM als Modellgeld je Semester waren eine sehr willkommene Unterstützung. Während des Ersten Weltkrieges begegnete er dem Lyriker Kurt Erich Meurer in Flandern, es entstand das gemeinsame Flandrische Kaleidoskop.[5]

Von 1919 bis 1942 war er freischaffend als Künstler in Lübeck tätig. Er wohnte und arbeitete zunächst in der Beckergrube Nr. 18, ab 1928 in der Breite Str. 53. In Lübeck erfreute er sich bald der Wertschätzung des Museumsdirektors Carl Georg Heise. 1919 wurde er Mitbegründer und zeitweise zweiter Vorsitzender der Vereinigung Lübecker Bildender Künstler. Im Sommer 1922 begleitete er Rudolf von Laban und seine Tanzgruppe in Gleschendorf, es entstand ein ausdrucksvoller Zyklus von Bewegungsstudien. Im Herbst 1922 fand im Lübecker Stadttheater die erste öffentliche Aufführung einer Labanschen Tanzdichtung statt; Der schwingende Tempel nannte sie das von Gatermann gezeichnete Plakat, von dem ein Exemplar im Nachlass von Laban im Tanzarchiv Leipzig unter der Nr. PLK-Laban 29 zu finden ist. 1923 und 1925 erweiterten zwei Reisen durch Italien seine Palette, 1927 brachte ihm eine Hollandreise das Werk Rembrandt van Rijns nahe. In Berlin stellte er 1923 und 1925 in den Galerien von Rudolf Wiltschek seine Aquarelle aus, in Hamburg 1926 im Kunsthaus Heumann. Wiltschek führte mit einer Londoner Galerie einen Kunsttausch Berlin – London durch, so dass seine Aquarelle auch in England gezeigt wurden und die Kritik in der Londoner Times Gatermann als einen der besten deutschen Aquarellisten bezeichnete. Im Frühjahr 1928 stellte er in Berlin im Kunstsalon Paul Cassirer aus, Carl Georg Heise als Kurator beteiligte ihn mit fünf Gemälden an einer Ausstellung Lübecker Künstler in der Hamburger Kunsthalle.[6] Im selben Jahr nahm er in Ascona Kontakt zur Künstlervereinigung Der Große Bär auf und lernte drei Gründungsmitglieder näher kennen, die Maler Otto Niemeyer-Holstein, Ernst Frick und Albert Kohler sowie den Schriftsteller Werner von der Schulenburg. 1942 verlor er beim Bombenangriff auf Lübeck seine gesamte Habe. Etwa 100 Ölgemälde und 125 Aquarelle aus allen Schaffensperioden, die er sich quasi als Rente zurückgelegt hatte, wurden vernichtet. Mit seiner Lebensgefährtin Magdalene Hammerich zog er nach Ratzeburg zu seiner Schwester Maria Jacobs in die Kleine Wallstraße Nr. 4. Nach einem Schlaganfall verstarb er 1959 im Ratzeburger Wilhelm Augusta-Krankenhaus.


Werk


Die Motive für seine Malerei in Öl und Aquarell sowie für Radierungen fand Gatermann vorwiegend in norddeutschen Landschaften und Städten. Weiterhin sind aber auch neben Stillleben und figürlichen Szenen zahlreiche Porträts bedeutsam, u. a. von Physikerin und Chemikerin Marie Curie (München 1907), Dirigent Wilhelm Furtwängler, Kunsthändler Otto Bernheimer, Kapellmeister Julius Kopsch, Arzt und Heimatforscher Rudolf Struck, Kammersänger Hans-Peter Mainzberg, Dichter Otto Anthes, Theaterschauspieler Ernst Albert oder von seinem Neffen Knabe Bruno. Die Malweise zeigt ihn überwiegend als Spätimpressionisten, jedoch weisen die Werke seiner frühen Lübecker Zeit auf einen Hang zum Expressionismus hin, besonders die aus den 1920er Jahren. Eine direkte Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Kunstströmungen hat er aber nicht gesucht.


Freundschaften


Freundschaftliche Verbindungen seit seiner Studienzeit in Lübeck und München unterhielt Gatermann zu den Malern Albert Aereboe, Hans Bunge-Ottensen, Franz Frankl, Anton Kürmaier und Alfred Mahlau, später in Ratzeburg zu dem Bildhauer Karlheinz Goedtke. In der Lübecker Künstlerkneipe Zur Eule schloss er feste Freundschaften u. a. mit dem Schriftsteller Otto Anthes, der Schauspielerin Fita Benkhoff und dem Journalisten und Politiker Julius Leber, einem späteren Opfer des 20. Juli 1944.

Gefördert wurde Gatermann u. a. von Adolf Ludwig Hornemann, dem Direktor der Lübecker Kalksandsteinwerke Friedrich Ewers & Co; dieser finanzierte 1923 seine erste Studienreise nach Italien mit der Auflage, Reiseberichte für die Lübeckischen Anzeigen zu schreiben. Die zweite Reise nach Italien 1925 ermöglichte ihm sein schwedischer Freund, Kapitän und Lübecker Antiquitätenhändler Carl Axel Follin. Eine Studienreise nach Holland erfolgte 1927 auf Einladung des Bremer Baumwollkaufmanns Heinrich Müller-Pearse, der im Ersten Weltkrieg Chef seines Ausbildungsbataillons in Schwerin gewesen war. In seiner Villa Haus Buchenhof[7] in Bremen-St. Magnus, in der Künstler wie Heinrich Vogeler verkehrten, war auch Gatermann zu Gast.


Ehrung


Eine Ehrung besonderer Art wurde dem Künstler im Jahre 2000 durch seine Geburtsstadt Mölln zuteil, indem sie eine Straße nach Karl Gatermann benannte. Auch seine Grabstätte auf dem Alten Möllner Friedhof[8] ist in die Liste der für Mölln bedeutsamen Gräber aufgenommen worden, u. a. neben denen von Karlheinz Goedtke, Max Ahrens oder Uwe Barschel.


Werke in Museumsbesitz



Schriften (Auswahl)



Literatur




Commons: Karl Gatermann der Ältere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Bruno Gatermann bei Marjorie-Wiki
  2. Unterschiede in den Signaturen der beiden Maler Karl Gatermann
  3. 03428 Karl Gatermann, Matrikelbuch 1884-1920
  4. Oscar Gehring: Die Frühjahrausstellung der Münchener Secession 1913. In: Die christliche Kunst. IX. Jahrgang 1912–1913, S. 259 f., Gatermann war mit dem Gemälde Sehnsucht beteiligt, auch VIII. Jahrgang 1911–1912, S. 226
  5. Flandrisches Kaleidoskop
  6. Abram B. Enns: Kunst und Bürgertum. Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck. Christians/Weiland, Hamburg/Lübeck 1978, ISBN 3-7672-0571-8, S. 278 f.
  7. Holthorster Weg in Platjenwerbe, auf wiki.genealogy.net
  8. Grabsteine auf dem Alten Friedhof Mölln
Personendaten
NAME Gatermann, Karl der Ältere
ALTERNATIVNAMEN Gatermann, Karl (wirklicher Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler, Zeichner und Grafiker
GEBURTSDATUM 19. Juli 1883
GEBURTSORT Mölln
STERBEDATUM 14. Februar 1959
STERBEORT Ratzeburg

На других языках


- [de] Karl Gatermann der Ältere

[en] Karl Gatermann the Elder

Karl Gatermann (July 19, 1883 – February 14, 1959), typically referred to as Karl Gatermann the Elder, was a German painter and graphic artist. He was the uncle of artist Karl Gatermann, who is typically called "Karl Gatermann the Younger" to distinguish between the two.



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