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Marianne Eigenheer (* 20. April 1945 in Luzern; † 15. Januar 2018 in Basel)[1] war eine Schweizer Künstlerin.


Leben


Bevor sie sich der Kunst zuwandte, war Marianne Eigenheers Karriere auf die Musiklaufbahn als Pianistin ausgerichtet. Bereits als Kind erhielt sie Klavierunterricht (von 1950 bis 1964). Da sie jedoch selbst Komponistin werden wollte, was zurzeit nicht möglich war, begann sie, nach der Matura zu zeichnen und zu malen.[2] 1964 machte sie das Lehrerpatent in Aarau und anschliessend 1970 das Kunsterzieher-Diplom an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Luzern und begann als Künstlerin zu arbeiten. Sie studierte von 1973 bis 1976 Kunstgeschichte, Anthropologie und Psychologie an der Universität Zürich.[3][4] Von 1971 bis 1988 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstmuseum Luzern mit Jean-Christophe Ammann und später mit Martin Kunz. 1987 hatte sie eine Artist Residency in Tokyo und 2001/2002 das Atelier der Landis & Gyr Stiftung in London.[5]

Sie war als Dozentin und Kunstprofessorin an unterschiedlichen Kunsthochschulen tätig: 1994–1996 mit einem Lehrauftrag am Kunstpädagogischen Institut der Universität Frankfurt am Main, 1995–1996 mit einer Vertretungsprofessur an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach; 1997–2007 hatte sie eine Professur für Malerei und freie Grafik an der Akademie der bildenden Künste, Stuttgart inne. Ab 2003 war sie Direktorin des ICE Institute for Curatorship and Education am eca in Edinburgh[6] ab 2009 Honorarprofessorin ebenda. 2011 bis 2013 war sie Tutorin am Royal College of Art in London.[7] Marianne Eigenheer lebte in Basel und London. Von 1976 bis 1978 war sie mit dem Maler Giorgio Avanti verheiratet.[8]


Werk


Marianne Eigenheer, Untitled, aus der Serie Bilder zur Lage, 1981/1982, Aquarell auf Papier, 15 × 12,5 cm
Marianne Eigenheer, Untitled, aus der Serie Bilder zur Lage, 1981/1982, Aquarell auf Papier, 15 × 12,5 cm

Die Praxis von Marianne Eigenheer kommt aus dem Zeichnen, wobei die frei geführte Linie über die flächige, malerische Dimension Vorrang hat. Ihre Zeichnungen sind gestische, freie Lineaturen auf Papier, in der die spontane, unbewusste Tätigkeit – angelehnt an die écriture automatique – mit bewussten formalen und inhaltlichen Entscheiden kombiniert werden. In den 1980er Jahren entsteht die wichtige Serie Bilder zur Lage, postkartengrosse Zeichnungen. Es sind halbabstrakte Formen und „Verschmelzungen jeweils völlig unterschiedlicher Wesen“,[3] welche Anleihen an Comic-haftes, erotische Assoziationen, symbolische Elemente und zugleich eine grosse Dynamik enthalten.[9] Ebenfalls in dieser Zeit malte sie grosse Leinwände, die Serie Misere des Herzens mit Tiersilhouetten, menschlichen Figuren und Mischwesen, welche vor monochromen Hintergründen zu schweben oder liegen scheinen. Eigenheer beschrieb die Entstehung dieser Bilder folgendermassen:

„Ich habe einmal in meinem Leben, noch in Luzern, ein ganz grosses Atelier gehabt und dann auch ganz grosse Bilder gemalt, und da sind aus Linien, aus diesen Linien-Gewirren, die zuerst da waren, auf einmal Tiere entstanden, zu meinem eigenen Erstaunen. Doch diese Tiere, besser Tierformen, waren für mich nicht als Tiere wichtig, sondern sie haben buchstäblich meinen körperlichen Zustand abgebildet. Also was ja Tiere immer auch sind: Ein Hinweis auf einen eigenen Zustand.“[2]

Marianne Eigenheer, Ausstellungsansicht, Les Guédés dansent toujours, Das Esszimmer, Bonn, 2012
Marianne Eigenheer, Ausstellungsansicht, Les Guédés dansent toujours, Das Esszimmer, Bonn, 2012

Später kamen Arbeiten auf Leinwand und Wandarbeiten dazu, die sich besonders durch den Einsatz von rot, schwarz und gold, meist als Umrandung, auszeichnen und amorphe, halbabstrakte Formen und Formentwicklungen zeigen, etwa die Wandbilder Das Buch der 5 Ringe von Mushahi, 1991, am Busbahnhof Kiel oder Les Guédés dansent toujours, 2012. Ihre Arbeiten entstehen immer in Serien oder „Blöcken“, wie sie es nannte. War eine Serie erschöpft, setzte sie mit einer neuen Thematik, Materialität oder einem anderen Format an. Seit 2011 legte sie mehrere Blätter nebeneinander und liess den Stift über die Grenzen des Papiers wandern. In dieser unmittelbaren zeichnerischen Arbeit wurden der Bezug zum Körper, das Körpergefühl, die intuitive Bewegung im Raum wichtig – wobei sich Eigenheer in einer Kontinuität mit anderen weiblichen künstlerischen Positionen sah, wie betont:

„Da wirkt auch das Musikstudium nach, die Bewegungen in Raum und Zeit. Ich kann Dinge sichtbar machen, die ich gar nicht beschreiben könnte. Da fühle ich mich schon verwandt mit Maria Lassnig, Louise Bourgeois oder Nancy Spero. Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich mit dem Körper einer Frau in der Welt bin, ich verankere mich mit dieser zeichnerischen Arbeit wieder bei mir selbst.“[2]

Marianne Eigenheer, Untitled (triptych), Ölpastell auf Papier, 70 × 50 cm, 2015
Marianne Eigenheer, Untitled (triptych), Ölpastell auf Papier, 70 × 50 cm, 2015

Parallel zur Zeichnung und Malerei hatte auch die Fotografie in ihrer Praxis eine grosse Bedeutung, wobei diese Aufnahmen lange nur für das persönliche Archiv zur „Fixierung des Blicks“[2] verwendet wurden und selten gezeigt wurden. Seit 2015 entstanden auch Fotografien, die sich auf einen Fundus von Spitzen und Stickvorlagen des Spitzengeschäfts ihrer Grossmutter in Luzern beziehen.


Preise und Auszeichnungen



Einzelausstellungen (Auswahl)



Publikationen (Auswahl)



Werke in Sammlungen




Commons: Marianne Eigenheer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Die Akademie trauert um Prof. Marianne Eigenheer. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 23. Januar 2018, abgerufen am 25. Januar 2018.
  2. Marianne Eigenheer, Hans Ulrich Obrist: Fliegende Tiere, Körper und Sterne am Himmel. Hrsg.: LACK, sic! Raum für Kunst Luzern. Nr. 3. Maniac Press, Luzern 2012.
  3. Marianne Eigenheer, Stephan Berg: Marianne Eigenheer. Wandarbeiten 1991/92. Hrsg.: Kunstverein Freiburg e. V. Waldkircher Verlagsgesellschaft, Freiburg 1991, S. 24.
  4. Galerie Marianne Grob, Berlin (Hrsg.): Marianne Eigenheer. Berlin 1996, S. 8.
  5. Landis & Gyr Stiftung | Alle Ateliergäste. (Nicht mehr online verfügbar.) lg-stiftung.ch, archiviert vom Original am 19. Mai 2016; abgerufen am 5. März 2016.
  6. ICE Institute for Curatorship and Education am eca in Edinburgh (Memento vom 23. Mai 2015 im Internet Archive)
  7. Sculpture Staff. (Nicht mehr online verfügbar.) Royal College of Art, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 5. März 2016.
  8. Arteandrea.ch
  9. Armin Wildermuth: Bilder der Wandlung (1984). Zu einer Werkgruppe von Marianne Eigenheer. In: Museum zu Allerheiligen (Hrsg.): Marianne Eigenheer. Schaffhausen 1985.
  10. sic! Raum für Kunst - Detail. sic-raum.ch, abgerufen am 5. März 2016.
  11. Les Guédés dansent toujours | Marianne Eigenheer » Das Esszimmer | Raum für Kunst+. dasesszimmer.com, abgerufen am 5. März 2016.
  12. Marianne Eigenheer – Kunstmuseum Luzern. (Nicht mehr online verfügbar.) Kunstmuseum Luzern, archiviert vom Original am 5. März 2016; abgerufen am 5. März 2016.
Personendaten
NAME Eigenheer, Marianne
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Künstlerin und Kunstprofessorin
GEBURTSDATUM 20. April 1945
GEBURTSORT Luzern
STERBEDATUM 15. Januar 2018
STERBEORT Basel

На других языках


- [de] Marianne Eigenheer

[en] Marianne Eigenheer

Marianne Eigenheer (20 April 1945 in Lucerne – 15 January 2018 in Basel)[1] was a Swiss artist. She was active both as an academic (including lecturer status and professorships at several art academies and colleges) and as a working artist who displayed works in Europe, Australia, and the United States. Her work was done mostly on small and large canvasses, including some wall drawings. She resided in Basel and London.

[fr] Marianne Eigenheer

Marianne Eigenheer, née le 20 avril 1945 à Lucerne et morte à Bâle le 15 janvier 2018, est une artiste suisse.



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