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Paul Wühr (* 10. Juli 1927 in München; † 12. Juli 2016 auf Le Pierle bei Passignano sul Trasimeno) war ein deutscher Schriftsteller.[1] Er wird dem Bereich der experimentellen Gegenwartsliteratur zugerechnet.[2]


Leben


Paul Wühr wurde als Sohn eines Bäckers geboren. Nach dem Besuch des Wittelsbacher-Gymnasiums in München absolvierte er eine Ausbildung zum Volksschullehrer. Von 1949 bis 1983 war er als Lehrer an einer Volksschule in Gräfelfing tätig. 1973 gründete er in München gemeinsam mit Martin Gregor-Dellin, Jürgen Kolbe, Michael Krüger, Fritz Arnold, Inge Poppe-Wühr[3], Christoph Buggert, Günter Herburger, Tankred Dorst und Peter Laemmle die erste genossenschaftlich organisierte Autorenbuchhandlung.

Seit 1986 lebte Wühr, der sich weigerte Italienisch zu lernen[3], mit seiner Frau in dem Weiler Le Pierle oberhalb von Passignano sul Trasimeno[4], an der Grenze von Umbrien und der Toskana.

Paul Wühr war Mitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller und des PEN-Zentrums Deutschland.[5][6]


Werk


Wühr, der bereits in der Jugend mit dem Schreiben begann, arbeitete seit Ende der 1940er Jahre an einem umfangreichen Werk, das ihn zu einem experimentellen Autor der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur werden ließ. Nach zwei Kinderbuchpublikationen Anfang der 1960er Jahre gelangte er mit Hörspielen für den WDR erstmals an eine breitere Öffentlichkeit. Während Wühr in den 1970er Jahren Aufsehen mit seinen O-Ton-Hörspielen erregte, schrieb er danach vor allem an weiterhin sprachreflexiven und experimentellen Großpoemen und Gedichtzyklen.

Wühr war der Verfasser von Romanen, Hörspielen, Prosapoemen und Lyrik, wobei die Grenzen zwischen den Gattungen angesichts der häufig collagenhaften Technik des Autors fließend sind: „Das Collage-Prinzip, das er in diesen Hörspielen anwandte, also das Ineinanderflechten von Alltagsfloskeln, Dialektbrocken und Bruchstücken aus der hohen Literatur, sollte auch für seine lyrischen Arbeiten und die auf sie reagierenden pseudotheoretisch-poetischen Texte bestimmend werden.“[7] In seinem, damals als eine vermeintliche Beleidigung der Stadt München skandalisierten Buch Gegenmünchen (1970) erweiterte Wühr seine textliche Collage-Technik noch um das Element des (Geo)Grafischen und schuf aus „formalisierten Gedichten, verfremdeten Stadtplänen, zeitlos-poetischem und tagespolitischem Wort-/Baumaterial zehn verschiedene Stadtrundgänge durch und um die Zentren seiner Wörterstadt.“[8]

Seit 1978 arbeitete Wühr an einem Der wirre Zopf betitelten Großprojekt. Trotz aller Anerkennung durch die Literaturkritik und zahlreicher Auszeichnungen galt Wühr als einer der großen Außenseiter der deutschen Literatur, der sich dem Literaturbetrieb weitgehend verweigerte.[9] „Er nahm am Schreibtisch teil an einem grossen Gespräch, das über alle Grenzen, auch und gerade über die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten hinweg geführt wurde.“[10]


Auszeichnungen und Ehrungen



Werke



Hörspiele



Literatur





Einzelnachweise


  1. Paul Wühr. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2014/2015: Band I: A-O. Band II: P-Z., Walter De Gruyter Incorporated, 2014, S. 1167–1168, ISBN 978-3-11-033720-4.
  2. Porträt der Paul-Wühr-Gesellschaft. Abgerufen am 28. März 2014.
  3. Michael Krüger: Und es kamen alle!, Nachruf Inge Poppe, Süddeutsche Zeitung, 21. Juni 2021, S. 13
  4. Porträt bei lyrikline. Abgerufen am 28. März 2014.
  5. Pen Deutschland Mitgliederliste. Abgerufen am 28. März 2014.
  6. Porträt bei Nanni Cagnone. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 28. März 2014; abgerufen am 28. März 2014.
  7. Gottfried Knapp: Zum Tod von Paul Wühr. In: Süddeutsche Zeitung. 13. Juli 2016, abgerufen am 1. August 2018.
  8. Patrick Thor: "Buch und Bewusstsein decken sich" – Zur Bewusstseinskonstitution in Paul Wührs 'Gegenmünchen'. In: PhiN. Philologie im Netz. Nr. 54 (2010). S. 36–52. Abgerufen am 1. August 2018.
  9. Paul Wühr im Literaturportal Bayern (Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek)
  10. Roman Bucheli: Das Gespräch mit den Toten. Der Lyriker Paul Wühr ist gestorben. In: Neue Zürcher Zeitung. 15. Juli 2016, S. 36.
  11. Deutscher Autor Paul Wühr bekommt Heimrad-Bäcker-Preis. In: standard.at, 13. Mai 2014.
  12. BR Hörspiel Pool – Wühr, Verirrhaus
Personendaten
NAME Wühr, Paul
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller
GEBURTSDATUM 10. Juli 1927
GEBURTSORT München
STERBEDATUM 12. Juli 2016
STERBEORT bei Passignano sul Trasimeno

На других языках


- [de] Paul Wühr

[en] Paul Wühr

Paul Wühr (10 July 1927 – 12 July 2016) was a German experimental author. Wühr lived by Lake Trasimeno in Umbria, Italy and wrote for the publisher Hanser-Verlag.[1]



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