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Anton Joseph Stratmann (* 1732 in Paderborn; † 12. Februar 1807 ebenda) war ein deutscher Künstler des 18. Jahrhunderts. Er war ein Vertreter des späten Barock in Westfalen.

Altar der Schlosskapelle Laer
Altar der Schlosskapelle Laer

Leben



Herkunft


Stratmann entstammte einer Familie von Malern, die zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert im Raum Westfalen wirkte. Seine Eltern waren der Maler Johann Heinrich Stratmann (1708–1755) und Anna Maria Magdalena Woltemate (1703–1755), die ebenfalls einer Malerfamilie entstammte.[1]

Anton Joseph war der erstgeborene Sohn. Im Gegensatz zu seinem Vater und seinen Vorfahren schaffte er es, die Malerkunst auf ein neues Niveau zu heben. Aber auch sein jüngerer Bruder Johann Heinrich Joseph Stratmann (1736–1805)[2] wurde zu einem der bedeutendsten Bildhauer Westfalens. Über Antons Jugend in Paderborn ist relativ wenig bekannt. Die Bürgerrolle weist die Kämperbauerschaft rund um die Gaukirche auf. Anton wurde in der Busdorfkirche getauft. Die Familie schien später in der Giersbauerschaft gelebt zu haben (Casseler Straße).


Ausbildung


Obwohl Stratmann des Lesens und Schreibens mächtig war, ist ein Besuch einer höheren Schule etwa im Gymnasium Theodorianum nicht nachweisbar. Er besuchte wohl nur die Elementarschule der Busdorfkirche. Der Erstgeborene wurde ohne Zunftordnung als Nachfolger des väterlichen Malerhandwerks auserkoren. Üblich in dieser Zeit waren etwa 6 Lehrjahre ab dem Alter von 12 bis 14 Jahren. Stratmann wurde nicht Geselle, sondern wählte die andere Alternative, die Wanderschaft. 1754 wurde Stratmann Lehrling beim Antwerpener Gildemeister Joseph Vervoort. In der Antwerpener Kunstakademie belegte Stratmann von Oktober 1754 bis März 1755 den Zeichenkurs und gewann den ersten Preis im Wettbewerb, eine silberne Saucière, überreicht vom Bürgermeister Dellafaille. Antwerpen war durch die Schließung der Schelde im Niedergang. Die Kunstakademie zählte somit nicht zu den ersten Adressen im 18. Jahrhundert. Allerdings lag für Stratmann der Besuch der Schule in den katholischen österreichischen Niederlanden nahe.


Leben als Künstler


Wohl aus Anlass des Todes seiner Eltern 1755 kehrte Stratmann schon früh nach Westfalen zurück. Zwar ist erst 1760 Stratmanns Anwesenheit in Paderborn belegbar. Doch hat sich der Maler noch während des Siebenjährigen Krieges, der das Fürstbistum verwüstete, in der Hauptstadt des Stiftes etablieren können. Als erstes Werk ist am 8. März 1760 eine Farbfassung einer Liboriusfigur in Eissen belegt.

Am 20. Oktober 1764 heiratete Stratmann Maria Clara Elisabeth Kothe (1743–1782). Trauzeuge war sein Bruder, der Bildhauer Johann Heinrich Joseph Stratmann. War Stratmann noch in der Nähe der Busdorfkirche ansässig, siedelte die junge Familie in die Marktkirchgemeinde über, wo wohl auch die Kothes wohnhaft waren. Am 12. Dezember 1766 wurde Stratmann entsprechend in die Westernbauernschaft aufgenommen. Die Stratmanns zogen in die Westernstraße direkt neben das Franziskanerkloster (heute Haus Nr. 15). Zwischen 1766 und 1781 wurden dem Paar neun Kinder geboren. Sechs starben im Kindesalter. Nur zwei Söhne überlebten ihre Eltern: Anton Ferdinand (1770–1844), der ebenfalls Maler, aber auch Kaufmann und 1808 Polizeikommissar im Königreich Westphalen wurde und Franz Anton Adolf (1774-?), später Leutnant im fürstbischöflichen Infanterieregiment. Der Erstgeborene Friedrich Jakob Aloysius Joseph starb 1786 als Student der Theologie an der Paderborner Universität. 1782 starb Maria Clara. Drei Jahre später heiratete er Maria Anna Block aus der fürstbischöflichen Residenzstadt Neuhaus. Aus dieser Ehe ging nur Johanna Catharina Elisabeth hervor (1788-?).

Anders als der im 17. Jahrhundert bedeutend im Hochstift wirkende Johann Georg Rudolphi bekleidete Stratmann niemals ein öffentliches Amt.

Am 12. Februar 1807 starb Anton Joseph Stratmann in Paderborn. Im Kirchenbuch der Marktkirche wird als Todesursache „Entkräftigung“ angegeben. Es wird auch erwähnt, dass Stratmann seine letzten zwei Jahre im Bett verbrachte.


Künstlerisches Wirken


Nicht zuletzt durch seine Ausbildung in Antwerpen stand Stratmanns künstlerisches Schaffen ganz in der Tradition der flämischen Malerei. Stratmann war nicht nur handwerklich geschickt, er schaffte es auch, sich dem Markt gemäß anzupassen. Hierzu gehörte, dass er sich vor allem geistlichen und adeligen Auftraggebern andiente.

Zu seinen wichtigsten Tätigkeiten gehörte die Ausschmückung des Schlosses in Münster. Daneben hat er zahlreiche Porträts zeitgenössischer Fürstbischöfe und weiterer Persönlichkeiten angefertigt. Auf Schloss Laer hat er 1767 für Fürstbischof Friedrich Wilhelm von Westphalen in der Schlosskapelle einen Altar mit einem Gemälde der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer sowie mit Statuen des Heiligen Liborius und des Heiligen Godehard geschaffen. In Remblinghausen und in der Benediktinerabtei Huysburg hat er ebenfalls Altäre geschaffen. Dasselbe gilt für die Kapelle von Schloss Schwarzenraben bei Lippstadt.

Für den Hildesheimer Dom St. Mariä Himmelfahrt, das nach dem Kölner Dom zweite Zentrum der Verehrung der Heiligen Drei Könige in Deutschland, schuf Stratmann 1773 im nördlichen Seitenschiff den vielbesuchten Dreikönigsaltar. Das Rokoko-Retabel mit der Krippe und der Huldigung des Christuskindes durch Kaspar, Melchior und Balthasar verbrannte bei dem Luftangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 vollständig. Das gleiche Schicksal erlitten zur gleichen Stunde zwei weitere Schnitzwerke Stratmanns. Für die Kapuzinerkirche, die heutige Seminarkirche, hatte er 1772 im gleichen Stil Altar und Kanzel gestaltet. Deren Schalldeckel wurde von Putti getragen, von denen ein einziger den Feuersturm überstanden hat. Er befindet sich heute im Dommuseum.[3] und erfreut den Betrachter mit seiner beschwingten Leichtigkeit und einer dem Himmel zugewandten Heiterkeit.


Werkverzeichnis


Die nachfolgende Auflistung und ihre Nummerierung richtet sich vollständig nach Strohmann (siehe Lit.). Zerstörte und unveröffentlichte Werke werden hier allerdings nicht aufgeführt.

Borgentreich-Lütgeneder, kath. Pfarrkirche St. Michael

Brakel-Erkeln, kath. Pfarrkirche St. Petri Ketten

Brakel-Rheder, kath. Pfarrkirche St. Katharina

Brilon, kath. Kirche St. Nikolai, ehem. Minoritenkirche

Büren, ehemal. Jesuitenkirche Maria Immaculata

Büren, Wewelsburg

Coesfeld, ev. Pfarrkirche, ehem. Jesuitenkirche

Detmold, Westfälisches Freilichtmuseum, "Schönhof"

Dingelstedt – Huysburg, Benediktinerkloster- und Pfarrkirche St,. Maria Aufnahme

Erwitte, Kath. Pfarrkirche St. Laurentius

Geseke Kath. Kirche St. Johannes Bapt.

Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim

Höxter-Bruchhausen, kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Meschede, Haus Laer, Kapelle St. Johannes

Münster, Stadtmuseum

Nieheim-Sommersell, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul

Nordkirchen, Südkirchen, kath. Pfarrkirche St. Pankratius

Paderborn, Dom, Marienkapelle

Paderborn, Erzbischöfliches Diözesanmuseum

Paderborn, Erzbischöfliches Palais

Paderborn, Franziskanerkloster

Paderborn, Museum für Stadtgeschichte, Adam-und-Eva-Haus

Paderborn, Priesterseminar Leokonvikt

Paderborn-Schloß Neuhaus, kath. Pfarrkirche St. Heinrich und Kunigunde

Rietberg, kath. Pfarrhaus St. Johannes Bapt.

Rüthen-Altenrüthen Kath. Pfarrkirche St. Gervasius

Rüthen-Kallenhardt, kath. Pfarrkirche St. Clemens

Rüthen-Kallenhardt, Schloss Körtlinghausen

Schmallenberg-Gleidorf, kath. Herz-Jesu Kirche[4]

St. Agatha am Innengiebel des Klosters Grafschafter Westtores
St. Agatha am Innengiebel des Klosters Grafschafter Westtores

Schmallenberg-Grafschaft, Innengiebel des Klosters Grafschafter Westtores

Warburg-Germete, kath. Pfarrkirche St. Nikolaus

Bad Wünnenberg-Fürstenberg, kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt

Privatbesitz Westfalen:


Literatur





Einzelnachweise


  1. Sein Großvater mütterlicherseits war Jodokus Woltemate (ca. 1660–1738). Die Familie Stratmann stammte ursprünglich aus Höxter, erwarb aber schon 1592 das Paderborner Bürgerrecht. Während des Dreißigjährigen Krieges wanderte der Urgroßvater Anton Josephs Heinrich Stratmann (vor 1592–1652/55) mit seinem Vater Gerd aus dem Paderbornischen in das kurkölnische Herzogtum Westfalen aus. Dessen Enkel Alexander (1653–1715) verstarb früh und so siedelten mindestens zwei seiner Kinder Johann Heinrich und Johanna Maria wieder nach Paderborn um. Vgl. Strohmann 1997: 12ff
  2. Cleff, Anne: Johann Henrich Joseph Stratmann. Ein Geseker Bildhauer des späten 18. Jahrhunderts, in: Geseker Heimatblätter, Nr. 295-298, 1986.
  3. Jochen Zink: Hildesheimer Werke des Bildhauers Joseph Stratmann aus Paderborn. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 25 (1986), S. 115–142.
  4. Franz Klanitz: Werke des Barockbildhauers Joseph Stratmann in Gleidorf und Grafschaft, S. 120 ff., in Schmallenberger Sauerland Almanach 1991, Stadt Schmallenberg und Schieferbergbaumuseum Holthausen (Hrsg.)
Personendaten
NAME Stratmann, Anton Joseph
KURZBESCHREIBUNG deutscher Künstler
GEBURTSDATUM 1732
GEBURTSORT Paderborn
STERBEDATUM 12. Februar 1807
STERBEORT Paderborn



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