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Barbara Honigmann (* 12. Februar 1949 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Schriftstellerin.

Barbara Honigmann 2022
Barbara Honigmann 2022

Leben


Barbara Honigmann ist Tochter jüdischer Eltern, welche die Zeit des Nationalsozialismus als Emigranten im britischen Exil überlebt hatten und 1947 nach Berlin zurückkehrten, um den Aufbau eines neuen Deutschland zu unterstützen. Honigmanns Vater Georg Honigmann entschied sich aufgrund seiner kommunistischen Überzeugung zur Remigration in die sowjetische Besatzungszone. Im englischen Exil hatte er Barbara Honigmanns Mutter, die aus Wien stammende Alice Kohlmann (bekannt unter dem Namen Litzi Friedmann), geheiratet, die zuvor mit dem Doppelagenten Kim Philby verheiratet gewesen war.[1] In dritter Ehe war ihr Vater von 1956 bis 1965 mit der DDR-Schauspielerin und -Sängerin Gisela May verheiratet, mit der Barbara Honigmann lebenslang verbunden blieb.[2]

Nach dem Abitur studierte Honigmann von 1967 bis 1972 Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität. Anschließend war sie als Dramaturgin und Regisseurin in Brandenburg und an der Volksbühne sowie am Deutschen Theater in Ost-Berlin tätig. Seit 1975 ist sie freie Schriftstellerin.

Nach der Geburt des ersten Kindes setzte sie sich verstärkt mit der jüdischen Identität auseinander, trat in die jüdische Gemeinde Ost-Berlins ein und heiratete 1981 nach jüdischem Ritus. 1984 reiste sie aus der DDR aus. Im ersten Buch, Roman von einem Kinde, ist die Rede von einem „dreifachen Todessprung ohne Netz: vom Osten in den Westen, von Deutschland nach Frankreich, und aus der Assimilation mitten in das Thora-Judentum hinein“.

Honigmann zählt wie Maxim Biller, Rafael Seligmann, Esther Dischereit, Irina Liebmann, Robert Schindel und Peter Stephan Jungk zur deutsch schreibenden Holocaust-Nachfolgegeneration. Ihre Bücher wurden ins Französische, Italienische[3], Englische, Ungarische[4], Norwegische, Niederländische, Portugiesische, Dänische und Finnische übersetzt. Sie ist zudem als bildende Künstlerin tätig und zeigte ihre Bilder in mehreren Ausstellungen.[5]

Barbara Honigmann, die Mitglied des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland sowie korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz[6] und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ist, lebt mit ihrem Mann, dem ehemaligen Leiter des Heidelberger Zentralarchivs zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, Peter Honigmann,[7] in Straßburg. Sie hat zwei Kinder, Johannes Honigmann (* 1976) und Ruben Honigmann (* 1983).


Rezeption


Irina Wittmer, Jurymitglied des 2012 an Barbara Honigmann verliehenen Elisabeth-Langgässer-Literaturpreises, betonte: „Honigmann bringt den Menschen das Judentum auf eine warmherzige Weise näher und holt es aus dem Verborgenen heraus. Sie zeigt, dass die Macht des Bösen nicht alles zerstören konnte.“ Zudem sah sie eine Parallele zur Lebens- und Familiengeschichte von Elisabeth Langgässer, die ebenfalls von den „Irrationalitäten und dem Wahn des 20. Jahrhunderts geprägt“ wurde.[8] Jurymitglied Thomas Koch lobte den wiederkehrenden Bezug auf die Biografie und bezeichnete Honigmanns Sprache als „schnörkellose, entschlackte, aber dennoch sehr poetische Prosa“.[9]

Anlässlich des am 18. Mai 2022 überreichten Jean-Paul-Preises für ihr Lebenswerk nannte der bayerische Kunstminister Markus Blume sie eine „Erinnernde, die in ihren Werken mit feinsinnigem Humor und wenn nötig, offen und direkt, Erlebnisse aus ihrer eigenen deutsch-jüdischen Biografie literarisch verarbeitet. Sie vermittelt so mit viel Einfühlungsvermögen und historischer Sensibilität ein differenziertes Bild jüdischer Identität in Deutschland und Europa. Ihre Bücher sind gleichermaßen Literatur und Geschichtsschreibung und bilden in ihrer Gesamtheit betrachtet eine eigene Chronik des 20. Jahrhunderts.“[10]


Einzeltitel



Hörspiel · Theaterstück



Essay · Poetik · Rede



Übertragung



Kunstkataloge



Auszeichnungen



Literatur





Einzelnachweise


  1. Sibylle Birrer: Weltgeschichte nebenher. Ein Buch der Erinnerungen von Barbara Honigmann. Rezension des biografischen Romans über die Mutter: Ein Kapitel aus meinem Leben. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. September 2004 (lyrikwelt.de (Memento vom 10. Februar 2007 im Internet Archive) [abgerufen am 26. Februar 2020]).
  2. Barbara Honigmann, Georg, Carl Hanser Verlag, München 2019, ISBN 978-3-446-26008-5.
  3. Con tanto, tanto affetto. Ins Italienische übertragen von A. Luise. Marsilio, Venezia 2002.
  4. Zohara utazása. ISBN 963-9348-90-2.
  5. Die Schriftstellerin und Malerin Barbara Honigmann im Gespräch mit Werner Witt. In: SWR2. 29. September 2015, abgerufen am 17. November 2019.
  6. Mitgliedseintrag von Barbara Honigmann bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, abgerufen am 11. November 2017.
  7. Zentralarchiv Heidelberg.
  8. Andreas Riechert: Schnörkelloser Stil. In: Allgemeine Zeitung. 26. Oktober 2011.
  9. Andreas Riechert: Entschlackte Poesie. In: Wiesbadener Tagblatt. 26. Oktober 2011 (wiesbadener-tagblatt.de (Memento vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) [abgerufen am 26. Februar 2020]).
  10. Pressemitteilungen: Kunstminister Markus Blume zeichnet die Schriftstellerin Barbara Honigmann mit dem Jean-Paul-Preis aus, bayern.de, 19. Mai 2022.
  11. Französisch: Le roman d’un enfant. Übers. Françoise Doussin, Nicole Costantino, Charles Fichter. Strasbourg 1999 (zuerst als Hörspiel, Erstsendung SR 2. Dezember 1984).
  12. Franz.: Un amour fait de rien. Übers. Christian Richard. Paris 2001.
  13. Franz.: Le dimanche le rabbin joue au foot. Übers. Raphaëlle Dedourge, Paris 2001.
  14. Franz.: Les îles du passé. Übers. Colette Strauss-Hiva. Nîmes 1999.
  15. Franz.: Très affectueusement. Übers. Christian Richard. Paris 2001.
  16. Franz.: L’agent recruteur. Übers. Colette Strauss-Hiva. Paris 2008.
  17. Matthias Kußmann: Eine fast fiktive Stadterinnerung. Rezension. In: Deutschlandfunk. 2. Oktober 2008.
  18. Jörg Magenau: Eine gescheiterte Liebe. Rezension. In: Deutschlandradio Kultur. 27. Juli 2011, abgerufen am 26. Februar 2020.
  19. U. a. über Albert Cohen, Bertha Pappenheim und Jeanette Schocken; weitere siehe B. H., 2000 und 2001.
  20. Ruth Klüger: Jüdin sein, deutsch schreiben. Rezension. In: Die Welt. 23. Dezember 2006, abgerufen am 26. Februar 2020.
  21. Wieder in: B. H., 2006.
  22. Wieder in: B. H., 2006.
  23. Menschenbilder. „Ein Kapitel aus meinem Leben“ – Barbara Honigmann. Gestaltung: Heinz Janisch. In: ORF.at. 18. Oktober 2015.
  24. Barbara Honigmann erhält Ricarda-Huch-Preis (Memento vom 20. Oktober 2015 im Webarchiv archive.today). In: rbb Kulturradio. 19. Juni 2015.
  25. N. N.: Ein Hoch auf die Lyrik. In: Fürther Nachrichten. 4. Juni 2018 (Druckausgabe).
  26. Jean-Paul-Preis 2021 geht an Barbara Honigmann für ihr Lebenswerk, bayern.de, 25. April 2021.
Personendaten
NAME Honigmann, Barbara
KURZBESCHREIBUNG deutsche Schriftstellerin und Malerin
GEBURTSDATUM 12. Februar 1949
GEBURTSORT Ost-Berlin

На других языках


- [de] Barbara Honigmann

[en] Barbara Honigmann

Barbara Honigmann (born 12 February 1949 in East Berlin) is a German author, artist and theater director.

[fr] Barbara Honigmann

Barbara Honigmann, née le 12 février 1949 à Berlin-Est, est une romancière et artiste-peintre allemande.



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