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Carsten Wilhelm Kühl (* 4. Juni 1887 in Oldenswort; † 30. September 1964 in Breklum) war ein norddeutscher Maler, Bildhauer und Heimatforscher.


Leben


Carsten Wilhelm Kühl wurde am 4. Juni 1887 als siebentes von acht Kindern des Pastors Carsten Kühl (1842–1908) und seiner Frau Wilhelmine (geb. von Oldenburg, 1848–1912) in Oldenswort – einer kleinen Gemeinde in Eiderstedt – geboren. Seine Geschwister waren Helene (1871–1874), die spätere Schriftstellerin Thusnelda (1872–1935), Margarethe (1874–1899), Ernst Claudius (1876–1934), Julius (1877–1891), der spätere Chemiker und Schriftsteller Hugo (1878–1951) und Else (1891–1907).[1] Es folgte ab 1893 der Schulbesuch in der Heimatgemeinde und ab 1903 die Arbeit auf Bauernhöfen in Freienwill bei Flensburg und in Nortorf. Ab dem Jahr 1907 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Flensburg und studierte von 1908 bis 1912 Malerei und Bildhauerei in Berlin und Nürnberg. In den Jahren von 1912 bis 1914 lebte er in Brasilien in Rio de Janeiro. Über eine künstlerische Tätigkeit in diesen Jahren ist nichts bekannt.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Soldat. 1916 wurde er während des Sanitätsdienstes im Kurland schwer verwundet und bekam aufgrund dessen eine lebenslange Kriegsrente.[2] In den 1920er Jahren lebte Carsten Kühl in Berlin und betätigte sich als Bildhauer. Er verkehrte in den Künstlercafés der Hauptstadt, wo er im Café des Westens eine junge Arzttochter aus dem Rheinland – Elfriede Katharina Nehrhaupt – kennenlernte und heiratete, die später als Diseuse unter dem Namen Kate Kühl Karriere machte.[3] Die kinderlose Ehe wurde im April 1929 geschieden. Ab Beginn der 1930er Jahre lebte er wieder in Nordfriesland, zuerst in einem Haus seines Bruders Hugo in Schobüll, später dann in Breklum. In diesen Jahren begann er nachweislich zu malen, vielfach die Eiderstedter Haubarge, die er auch umfassend inventarisierte und fotografisch dokumentierte.

Erich Wohlenberg – ab 1947 Leiter des Museums Nissenhaus in Husum – wird später in seiner Würdigung schreiben: Er malte die Marsch in ihrer großen Weite, die Gräben und Deiche, vor allem aber die Haubarge. Ohne Übertreibung darf gesagt werden, dass Carsten Kühl der beste Kenner der Eiderstedter Haubarge war. Er kannte sie alle, auch das Innere, die Keller und ihre Ständerkonstruktion. Aber auch die Geschichte der Familien war ihm vertraut.[4]

Die Zusammenarbeit Carsten Kühls mit dem Nissenhaus begann ebenso in den 1930er Jahren. Er fertigte für den Landschaftssaal des Museums verschiedene Modelle von u. a. Haubargen und Warften an, die teilweise bis heute dort gezeigt werden, so das Modell der Peterswarf[5] oder das der um 1900 aufgegebenen Altpeterswarf[6], beide auf der Hallig Langeneß. So wie der Husumer Maler Albert Johannsen – ein enger Freund Carsten Kühls – künstlerischer Berater des ersten Museumsdirektors Fritz Tidelskis war, wurde Kühl der bevorzugte Ansprechpartner, als es um die praktische Einrichtung und Ausgestaltung des Landschaftssaales ging.[7]

Die Wertschätzung, die sich die Künstlerfreunde Albert Johannsen und Carsten Kühl entgegenbrachten, zeigte sich auch darin, dass sie sich gegenseitig porträtierten. Kühl schuf die Porträtbüste Johannsens[8], die bis heute im NordfrieslandMuseum Nissenhaus verwahrt wird. Und Johannsen schuf ein Ölbild mit dem Porträt Kühls[9], das ebenso bis heute im Bestand des Nissenhauses ist.

1933 spielte Kühl in der Verfilmung der Novelle Der Schimmelreiter von Theodor Storm mit. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Husum und Nordfriesland unter der Regie von Hans Deppe und Curt Oertel. Kühl übernahm die Rolle des Schulmeisters, der dem Reisenden die Geschichte des Deichgrafen Hauke Haien erzählte.

Im September 1940 heiratete Carsten Kühl die Krankenschwester Marie Sörensen (1898–1973), mit der er zuerst in Tönning lebte, wo er für mehrere Jahre die Leitung des Eiderstedter Heimatmuseums übernahm. Es folgten weitere Wohnaufenthalte in Simonsberg und Struckum, bevor das Ehepaar sich endgültig in Breklum niederließ. Hier starb Carsten Kühl mit 77 Jahren am 30. September 1964. Er wurde auf dem Hattstedter Kirchfriedhof beerdigt. Die Grabstätte ist Ende der 1980er Jahre aufgelöst worden.

Ungefähr 80 Ölgemälde von Carsten Kühl – nur ein knappes Viertel davon ist datiert – sind heute nachweisbar. Er bevorzugte feste Malgründe wie Sperrholz, Hartfaser oder Pappe. Diese Vorliebe mag auch seiner pastosen Auftragstechnik geschuldet sein. Dabei zeichnen sich seine Werke durch eine ausgesprochene Realitätsnähe aus. Expressive Übersteigerung der Farbe oder Form findet sich nicht, die Proportionen spiegeln die Wirklichkeit wider. So sind die von ihm dargestellten Haubarge künstlerische Momentaufnahmen einer in weiten Teilen vergangenen Architektur.[10]

Das NordfrieslandMuseum Nissenhaus ehrte den Maler der Haubarge im Jahr 2008 mit einer umfassenden Werkschau und gab in seiner Schriftenreihe ein Buch mit dem Titel Carsten Kühl – Zwischen Realismus und Naturalismus heraus. Der Heimatbund Eiderstedt veranstaltete im Juni 2017 eine Vortragsreihe zu Carsten Kühl – hier standen der Heimatforscher und seine Schriften im Mittelpunkt des Interesses. Und die ebenfalls vom Heimatbund Eiderstedt neu herausgegebenen Werke Thusnelda Kühls haben auf dem Einband Abbildungen nach Ölgemälden ihres Bruders Carsten Kühl.[11]


Werke (Auswahl)


Gemälde

Modelle und Dioramen

Die in Klammern hinterlegte Nummer bezieht sich auf die Inventarliste des NordfrieslandMuseums Nissenhaus.

Büsten

Die in Klammern hinterlegte Nummer bezieht sich auf die Inventarliste des NordfrieslandMuseums Nissenhaus.


Schriften (Auswahl)



Literatur





Einzelnachweise


  1. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg.: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 9.
  2. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 67.
  3. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 67.
  4. Erich Wohlenberg: Carsten Kühl - Abschied und Würdigung. Husum 6. Oktober 1964.
  5. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg.: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 34 (farbige Abb. des Modells).
  6. Dieter Staacken: Carsten Kühl. Bredstedt 2008, S. 9 (farbige Abb.).
  7. Berend Harke Feddersen: Der Maler Albert Johannsen. Husum 1990, S. 65.
  8. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 45 (farbige Abb.).
  9. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 32 (farbige Abb.).
  10. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 16.
  11. Husumer Nachrichten: Beobachtungen vom Rande der Welt. 1. August 2013, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  12. Auktionshaus Stahl: Priel bei Olversum mit Blick auf die Katinger Kirche. 2000, abgerufen am 2. Dezember 2021.
  13. Auktionshaus Schwerin: Friesischer Hof. 2018, abgerufen am 2. Dezember 2021.
  14. Museen Nord: Lohdiele in einem Haubarg. 2021, abgerufen am 2. Dezember 2021.
  15. Auktionshaus Schramm: Heuhocken. 2018, abgerufen am 2. Dezember 2021.
  16. Husumer Nachrichten: Hundert Mal verkleinert - die alte Marienkirche. 4. Februar 2009, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  17. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 37 (schwarz-weiße Abb.).
  18. Museumsverbund Nordfriesland Hrsg: Carsten Kühl. Husum 2008, S. 45 (schwarz-weiße Abb.).
  19. Thomas Steensen: Nordfriesland. Menschen von A-Z. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2020, ISBN 978-3-96717-027-6.
Personendaten
NAME Kühl, Carsten
ALTERNATIVNAMEN Kühl, Carsten Wilhelm (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler, Bildhauer und Heimatforscher
GEBURTSDATUM 4. Juni 1887
GEBURTSORT Oldenswort
STERBEDATUM 30. September 1964
STERBEORT Breklum



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