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Edmund Schuitz (* 12. August 1913 in Wanne; † 3. November 1992 in Herne) war ein deutscher Künstler.


Leben


Schuitz wurde im Amt Wanne, Stadtteil Unser Fritz, geboren. Die Mutter zog, nach dem Tod seines Vaters 1915 an der Westfront, ihn und die zwei Jahre jüngere Schwester allein auf. Von 1927 bis 1929 absolvierte Schuitz eine Lehre als Polsterer, Sattler und Raumgestalter in Bickern. Während dieser Zeit erhielt er Zeichenunterricht durch den Bildhauer und Gewerbeoberlehrer Wilhelm Braun, der sein Talent früh erkannte. Er empfahl ihn für ein Stipendium, mit dessen Hilfe er von 1930 bis 1932 an der Werkkunstschule Dortmund studieren konnte. Ab 1933 lebte er in Italien und bereiste das Land.[1] Dabei entstanden Lithographien, von denen 20 als Buch in Palermo gedruckt wurden. 1934 bis 1935 studierte er mit einem Stipendium an der Akademie der bildenden Künste in Rom und arbeitete von 1936 bis 1939 als Restaurator und Kirchenmaler in Rom für den Vatikan.[2]

Schuitz war in der Zeit von 1934 bis 1936 Mitglied des italienischen Studentenbundes „Giovanni universitari fascisti Roma“. In der Zeit von 1936 bis 1945 war Edmund Schuitz Mitglied der NSDAP. In Rom war er Schüler von Max Röder (1866 bis 1947), der Hochschullehrer und Künstler war zeitlebens den Impressionismus verbunden und ist nicht als politisch aktiv bekannt. Um diesen ersehnten und absichernden Studienplatz zu bekommen, musste Schuitz nach italienischem Recht der Faschistischen Studentenvereinigung (G.U.F. Gruppi Universitari Fascisti) beitreten, aus der er nach Abschluss des Studiums wieder austrat. Festzuhalten ist hier, dass die G.U.F. zwar selbstverständlich eine faschistische Organisation war. Allerdings gab es wohl Nischen für Unangepasste, denn in einem ausführlichen Artikel des italienischen Wikipedia heißt es, dass die G.U.F. auch "tatsächlich eine wahre Brutstätte antifaschistischer intellektueller Energien war, maskiert und bis zu einem gewissen Grad geduldet". Schuitz musste also nicht Faschist gewesen sein, um hier Mitglied zu sein. Schuitz plante 1936, nach Deutschland zurückzukehren. Dort erpresste der NS-Staat alle Kulturschaffende dazu, in eine NS-Organisation einzutreten, wenn sie eine Arbeitserlaubnis erhalten wollen. Schuitz trat entsprechend von Italien aus der NSDAP sowie der DAF bei. Er war mit solchen, gegenüber NS-Drangsalierungen absichernden Aktionen nicht allein. Stichproben aus Westfalen zeigen, dass etliche nicht angepasste oder sogar zeitweise verbotene Künstler in ihrer Existenznot der NSDAP oder NS-Organisationen beitraten: Alfons Lütkoff, Wilhelm Renfordt, Carl Baumann und Friedrich G. Einhoff gehören zu denen, die im unten angegebenen Katalog „Anpassung – Überleben – Widerstand“ dargestellt werden.[3][4][5]

Nach dem Militärdienst ab 1940, Kriegsverletzungen und amerikanischer Kriegsgefangenschaft bis 1945 eröffnete er 1946 auf der Hauptstraße in Wanne-Eickel ein Mal- und Kunstgewerbeatelier und war als freier Künstler und von 1947 bis 1957 als Dozent an der Volkshochschule Wanne-Eickel tätig. Seine Malklasse besuchte unter anderem Günter Dworak. 1947 heiratete er Leni Grafe, im Juli 1948 wurde Tochter Ingeborg geboren, 1956 Sohn Raimund.[6][7]

Mosaik St. Laurentiuskirche Herne-Wanne, 1952–1954
Mosaik St. Laurentiuskirche Herne-Wanne, 1952–1954

Zur finanziellen Versorgung der Familie arbeitete Schuitz als Gewerbegrafiker und nahm Plakataufträge an, bevor er ab 1950 auch öffentliche Kunst am Bau-Aufträge erhielt.[1] Seine Frau führte bis 1953 das Geschäft in der Hauptstraße, das auch von Schuitz geschnitzte Holzfiguren und Dekorationsgegenstände sowie Aquarelle und Zeichnungen anbot. Ab Mitte der 1950er Jahre bis 1965 führte Schuitz für die Ruhrknappschaft Arbeiten an 13 ihrer neu entstehenden Vorsorge- und Kurheimen in ganz Deutschland aus.[8]

Von 1956 bis 1992 betrieb er ein Atelier in der Claudiusstraße in Wanne-Eickel/Herne-Wanne. Schwerpunkt seiner Arbeit war die Kunst am Bau, wobei er verschiedene zeittypische Techniken wie Mosaik, Sgraffito und Glasmalerei einsetzte. In zahlreichen öffentlichen Gebäuden sind seine Werke zu sehen. Auch in Amerika, Italien und Brasilien hat Edmund Schuitz Kunst am Bau-Aufträge erfüllt.[9] 1961 gewann er einen Wettbewerb in Clifton, USA, für ein großes Glasfenster mit der Heiligen Katharina.[10][11] In den 1970er Jahren wandte er sich verstärkt Radierungen, Schnitt- und Drucktechniken zu.

Der gläubige Katholik Schuitz war Ehrenmitglied im Herner Künstlerbund und mit Malklassen, Ausstellungen sowie Vorträgen über die Klassische Moderne am Aufbau der Volkshochschule Wanne-Eickel maßgeblich beteiligt.


Werke (Auswahl)


Friedenskirche, Herne-Wanne-Süd, 1966
Friedenskirche, Herne-Wanne-Süd, 1966
Putzmosaik am Wohnhaus Aschebrock 23, Herne, 1956
Putzmosaik am Wohnhaus Aschebrock 23, Herne, 1956
„Wilhelmsquelle“ am Haus Ecke Röhlinghauser Straße/Harkortstraße, Wanne-Süd, 1966
„Wilhelmsquelle“ am Haus Ecke Röhlinghauser Straße/Harkortstraße, Wanne-Süd, 1966

Ausstellungen (Auswahl)



Literatur




Commons: Edmund Schuitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Angelika Mertmann: Edmund Schuitz (1913 bis 1992). Ein Wanne-Eickeler Maler der „verlorenen Generation“. In: Vater, Mutter, Kunst und Kind, Kindheit als Tochter des Kunstmalers Edmund Schuitz. Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.), S. 12–13
  2. Edmund Schuitz - Biografie. In: Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.): Vater, Mutter, Kunst und Kind, Kindheit als Tochter des Kunstmalers Edmund Schuitz. S. 134
  3. https://wiki.hv-her-wan.de/index.php?title=Edmund_Schuitz
  4. Vgl.: Hanke, Dr. Hans H.: Stellungnahme - Zur Erhaltung der Mosaiken des Künstlers Edmund Schuitz im ehemaligen Hallenbad Wanne-Eickel „Am Solbad 7“, Herne. Bochum. August 2022. online unter: https://wiki.hv-her-wan.de
  5. Vgl.: Günter, Prof. Dr. Roland: Edmund Schuitz und seine Kunst-Zerstörer - Der Fall ist ein Skandal, der die Augen dafür öffnen kann, wie gutbezahlte Menschen in staatlichen Ämtern mit Sachverhalten und Menschen umgehen. Eisenheim 2022
  6. Gabriele Heimeier: Der unbekannte Künstler. In: WAZ vom 25. Dezember 2012.
  7. Peter Wittenberg; Alexander von Knorre: Rückschau. Fünf Herner Künstler: Wilhelm Imhof, Heinrich Wurm, Edmund Schuitz, Robert Imhof und Günter Senge. S. 9–10.
  8. Ingeborg Müller-Schuitz: Vater, Mutter, Kunst und Kind. In: Vater, Mutter, Kunst und Kind, Kindheit als Tochter des Kunstmalers Edmund Schuitz. Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.), S. 58–59
  9. Sonntagsnachrichten Herne: Erinnerungen an Edmund Schuitz: Meisterhafter Kunstmaler (Memento vom 27. Oktober 2014 im Internet Archive)
  10. Falko Herlemann: Bilder erzählen Geschichte von Wanne-Eickel. In: WAZ vom 12. September 2013.
  11. Ingeborg Müller-Schuitz: Vater, Mutter, Kunst und Kind. In: Vater, Mutter, Kunst und Kind, Kindheit als Tochter des Kunstmalers Edmund Schuitz. Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.), S. 72–73
  12. inHerne das Stadtmagazin. Stadt Herne, Nr. 4, November 2013, S. 31. (PDF).
  13. Eickeler SPD-Fraktion will Mosaike im Hallenbad retten. In: WAZ vom 12. Dezember 2017
  14. wanne-eickel-historie.de
  15. Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V.: Herne-Wanne-Süd, Evang. Freikirchliche Friedenskirche.
  16. wanne-eickel-historie.de
  17. Peter Neumann: Das älteste Gotteshaus in Wanne-Eickel: die Evangelische Kirche in Crange von 1854. In: Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.): Sakralgebäude und religiöse Kunst in Wanne-Eickel und Herne. Der Emscherbrücher 2000. Herne 2000, S. 12 f.
  18. Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V.: Herne-Wanne-Eickel, Evang. Lutherkirche.
  19. Ingeborg Müller-Schuitz: Vater, Mutter, Kunst und Kind. In: Vater, Mutter, Kunst und Kind, Kindheit als Tochter des Kunstmalers Edmund Schuitz. Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.), S. 76–77
  20. Video der Ausstellungseröffnung halloherne/tv. auf youtube.de, abgerufen am 15. September 2013.
  21. Ausstellungsverzeichnis. In: Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel e.V. (Hrsg.): Vater, Mutter, Kunst und Kind, Kindheit als Tochter des Kunstmalers Edmund Schuitz. S. 136–138
Personendaten
NAME Schuitz, Edmund
KURZBESCHREIBUNG deutscher Künstler
GEBURTSDATUM 12. August 1913
GEBURTSORT Wanne-Eickel
STERBEDATUM 3. November 1992
STERBEORT Wanne-Eickel



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