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Fritz Morgenthaler (19. Juli 1919 in Oberhofen am Thunersee im Kanton Bern – 26. Oktober 1984 in Addis Abeba, Äthiopien) war ein Schweizer Arzt, Psychoanalytiker, Autor, Jongleur und Maler. Morgenthaler war neben Georges Devereux einer der Begründer der Ethnopsychoanalyse und ein Mitbegründer des Psychoanalytischen Seminars Zürich.


Lebensstationen


Morgenthaler wurde als zweiter Sohn des impressionistischen Malers Ernst Morgenthaler und dessen Frau Sasha Morgenthaler-von Sinner in der Schweiz geboren, besuchte die Volksschule in Paris und absolvierte das Gymnasium in Zürich. Sein Medizinstudium schloss er 1945 in Zürich ab. Danach leitete er im Rahmen der Schweizer Spende die ärztliche Nachkriegshilfe in Prijedor (Jugoslawien). Von 1946 bis 1951 arbeitete er an der Neurologischen Universitätspoliklinik in Zürich und absolvierte eine Ausbildung der Psychoanalyse bei Rudolf Brun. Nach einem Assistenzjahr in Paris eröffnete er 1952 zusammen mit Paul Parin und Goldy Parin-Matthèy eine analytische Praxis in Zürich und übernahm schrittweise Funktionen in therapeutischen und analytischen Institutionen. Er trug wesentlich zur Demokratisierung und Autonomisierung der Schweizer Gesellschaft für Psychoanalyse bei und begann – vor allem in der Schweiz und in zahlreichen Städten Italiens – zu unterrichten. Zwischen 1954 und 1971 unternahm er – mit seiner Frau Ruth und dem Ehepaar Parin – sechs Forschungsreisen nach Westafrika und entwickelte dabei mit den Parins die Ethnopsychoanalyse. 1979/80 unternahm er eine Forschungsreise mit seinem Sohn Marco und den Ethnologen Florence Weiss und Milan Stanek ins Sepik-Gebiet nach Papua-Neuguinea.[1] Zahlreiche weitere Reisen, zumeist mit seiner Frau, führten ihn nach Asien, Australien und ganz Lateinamerika. Morgenthaler war ein ausgebildeter Jongleur und auch als Maler mit einem Dutzend Ausstellungen erfolgreich. Er starb 1984 in Äthiopien.


Arbeitsbiografie


International bekannt wurde Morgenthaler als Psychoanalytiker zuerst durch seine ethnologisch-analytischen Studien bei den Agni und den Dogon in Westafrika in den 1960er-Jahren, die er gemeinsam mit Paul Parin (1916–2009) und Goldy Parin-Matthèy (1911–1997) durchführte und publizierte.

Seine pragmatisch orientierte Technik (1978) ist zu einem Standardwerk der kritischen Selbstreflexion für den Analytiker geworden. Morgenthalers Bild von der Perversion als Pfropf auf einem brodelnden Kessel, die sein Zeitgenosse Robert Stoller als erotische Form von Hass beschrieb, erklärte erstmals schlüssig und laienverständlich die Funktion der Perversion. Sie ermögliche dem in dieser Hinsicht gestörten Ich ein ansonsten weitgehend störungsfreies Funktionieren.[2] Morgenthaler war zudem der erste Psychoanalytiker, der die Homosexualität vom grundlegenden Stigma der Krankheit bzw. psychischen Störung befreit hat,[3] indem er die Möglichkeit und die Voraussetzungen der Entwicklung einer psychisch gesunden Homosexualität beschrieb.

„Die Annahme, dass eine gleichgeschlechtliche Partnerwahl bereits ein Symptom darstellt, dass Homosexualität an sich ein Individuum psychisch krank macht, ist eine Unterstellung.“

Fritz Morgenthaler[4]

Das Denken und Schreiben Morgenthalers zeichnet aus, dass es bei gegebener wissenschaftlicher Stringenz auch für Laien gut verständlich ist. Seine wichtigsten Werke sind in den letzten Jahren in Neuauflage im Gießener Psychosozial-Verlag erschienen.


Werke (Auswahl)



Literatur





Einzelnachweise


  1. Pritz, Stumm: Personenlexikon der Psychotherapie. Wien, New York 2005, 337ff
  2. Fritz Morgenthaler: Die Stellung der Perversionen in Metapsychologie und Technik. In: Psyche. Band 28, 1974, S. 1077–1098.
  3. Homosexualität, Heterosexualität, Perversion, 1984
  4. Fritz Morgenthaler: Homosexualität, Heterosexualität, Perversion. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 978-3-596-42285-2, S. 86.
    zitiert nach Udo Rauchfleisch: Schwule, Lesben, Bisexuelle. Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-40415-7, S. 51 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. „Sexuelles an sich, in welcher Form auch immer, kann nach Morgenthaler niemals krankhaft sein.“ buchhandel.de (Memento des Originals vom 5. April 2014 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/buchhandel.de
Personendaten
NAME Morgenthaler, Fritz
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Psychoanalytiker und Autor
GEBURTSDATUM 19. Juli 1919
GEBURTSORT Oberhofen am Thunersee
STERBEDATUM 26. Oktober 1984
STERBEORT Addis Abeba

На других языках


- [de] Fritz Morgenthaler

[en] Fritz Morgenthaler

Fritz Morgenthaler (July 19, 1919 - October 26, 1984) was a Swiss psychoanalyst, physician and painter. Morgenthaler was along with George Devereux one of the founders of ethnopsychoanalysis.



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