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Georg Malin (* 8. Februar 1926 in Mauren, Liechtenstein) ist ein Liechtensteiner Künstler, Historiker und Politiker.

Georg Malin (2012)
Georg Malin (2012)

Leben und Werk



Kindheit und Familie


Georg Malin ist der älteste Sohn des Stuckateurs und Bautechnikers Josef Malin und Hildegard Malin, geb. Batliner. Von 1956 bis zu ihrem Tod 2021 war er mit Berty Malin-Ziegler verheiratet. Georg Malin ist Vater von sechs Kindern. Die Gymnasiumszeit im Barockkloster Disentis prägten Malin nachhaltig. 1947 legte er das Abitur ab, studierte von 1947 bis 1952 an den Universitäten Zürich und Fribourg Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie. 1952 promovierte er zum Dr. phil. mit einer Dissertation zur politischen Geschichte Liechtensteins in den Jahren 1800-1815.


Künstlerische Ausbildung


Von 1947 bis 1949 wurde er zum Bildhauer im Schüleratelier von Alfons Magg (1891–1967), im Zeichnen und Malen bei Henry Wabel (1889–1981) und im Zeichnen bei Hans Gisler (1889–1969) an der ETH Zürich ausgebildet. Nach dem Studium arbeitete er zwei Jahre als Kunsterzieher und danach als freischaffender Künstler.


Berufliche und politische Tätigkeit


1952 war Malin zum Dr. phil. mit einem geschichtswissenschaftlichen Thema promoviert worden. Er forschte zur Ur- und Frühgeschichte Liechtensteins und untersuchte die Urkunden vor 1416 aus den Archiven Liechtensteins. Nach 1968 leitete er die Ausgrabungen auf dem Kirchhügel in Bendern (1968–1977), die Kirchengrabungen in Eschen (1977–1979), die Ausgrabung des römerzeitlichen Gutshofes in Nendeln (1973–1976). Von 1968 bis 1996 war Malin Konservator der Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung. 1995 gab er einen Bestandskatalog der Sammlung heraus. Als Kunsthistoriker und Museumsleiter hielt Malin 1986/87 Vorlesungen an der Universität St. Gallen.

Im Jahr 1951 zählte Malin zu den Gründungsmitgliedern der Liechtensteinischen Akademischen Gesellschaft. Von 1954 bis 1966 war er Laienrichter am Obergericht, 1966-1974 Abgeordneter im Landtag (Parlament) und Mitglied der parlamentarischen Beobachterdelegation beim Europarat, die den Beitritt Liechtensteins zum Rat vorbereitete. Als Mitglied der Aussenpolitischen Kommission vertrat er Liechtenstein 1972 in der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Helsinki bei den Vorbereitungsarbeiten zur Gründung der OSZE. Die vierjährige Amtszeit als Regierungsrat (Minister für Umwelt und Kultur) 1974–1978 ermöglichte Malin eine gestaltende Tätigkeit in den Bereichen dieses Ressorts.


Künstlerische Arbeiten


Erste Aufträge zur Mitarbeit bei der Ausstattung von Sakralräumen datieren aus der Zeit um 1954 bis 1963 (St. Josefskapelle Planken; Rudolfstetten; St. Josefen, Gaiserwald; Kirche Gossau ZH; Notre Dame de la Route, Fribourg-Cormanon). Im gleichen Zeitraum entstanden in Marmor gehauene Grabmonumente in Friedhöfen in Zug, St. Gallen, Dietikon und das in den Jahren 1953/56 geschaffene Marmor-Relief an der Südfassade der Liechtensteinischen Landesbank Vaduz. 1956/59 schuf er die Granitskulptur Fürst Johannes II. von Liechtenstein sowie einige Porträtbüsten.


Sakralbauten und Sakralkunst


Altar Maria Krönung, Zürich-Witikon, 1964/65
Altar Maria Krönung, Zürich-Witikon, 1964/65

Um 1960 konzipierte Malin mit den Architekten Fritz Metzger und Rudolf Schwarz, die neue Richtlinien des Zweiten Vatikanum bezüglich des Kirchenbaus vorwegnahmen, die Ausstattung der von Eduard Ladner entworfenen Kirche Schellenberg. In der Nachfolge des Kirchenportals von Schellenberg steht das Tor der Kirche Gossau-Mettendorf, St. Gallen, aus den Jahren 1969/70.

In den 1960er und 1970er Jahren stattete Malin weitere Kirchenräume mit skulpturalen Arbeiten aus, darunter den Chor einer von Justus Dahinden erbauten katholischen Kirche in Zürich-Witikon, den neugotischen Chorraum der Pfarrkirche in Schaan und die Dreifaltigkeitskirche in Bern (1972/74).

Ausstattungen von Sakralbauten

Im Zürcher Vorort Ebmatingen gestaltete Malin 1990/91 den Chor der St. Franziskus-Kirche, die neue Krypta im Dom St. Jakob in Innsbruck (1992/93) und die Theresienkirche in Schaanwald. Im selben Zeitraum erfuhr die St. Fridolinskirche in Ruggell (1994/95) eine Innenrenovation. Die Gnadenkapelle im Kloster Einsiedeln wurde bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Forderung nachkonziliarer Liturgie in den klassizistischen Zustand von 1817 zurückgeführt. Die Arbeit wurde in den Jahren 1995/97 abgeschlossen. Eine kleine Hauskapelle im Alters- und Pflegeheim St. Florin, Vaduz, führte 2008/09 zu Auseinandersetzungen über das Mass an Zumutbarkeit zeitgenössischer Kunst in einem Andachtsraum für Senioren.

Insgesamt stattete Malin ca. 30 Kirchen und Kapellen aus.


Skulpturale Arbeiten


In den Jahren 1955/56 formte Malin in schwarzen Balzner Marmor den Atomkopf (52,5 × 28,5 × 28,5 cm). Ansporn zur Arbeit war die Bedrohung der Welt im Ost-West-Konflikt durch Aufrüstung mit Atomwaffen und der geplante Bau eines Atomkraftwerkes im sanktgallischen Rheintal. Der kahle Schädel mit ausgebrannten Augenhöhlen und einer die Schädeldecke als tödliche Verwundung auszeichnende Quarzader zeigt die Anliegen des Künstlers: konsequente Abstraktion des natürlichen Erscheinungsbildes, materialgerechte Formgebung, Trägerschaft von Inhalt und Aktualität.

Eisen und Corténstahl spielten nach 1959 eine zunehmend wichtigere Rolle im Schaffen Malins. Portale, Stelen und Tore in Sakralbauten waren Brücken, die zum Bereich profaner Werke in Stahl und Eisen führten. Am Beginn der frühen Schaffensphase steht die Spannung 1956 (163,2 × 154,5 cm), die erste grosse polierte Bronze-Plastik. Ihr lag eine visualisiert aufgearbeitete Wiedergabe eines Magnetfeldes zugrunde, das den Künstler zur Darstellung des Spannungsfeldes von Positiv–Negativ führte.


Naturformen

In den 1970er und 1980er Jahren setzte sich Malin vermehrt mit Formen und Kräften der Natur auseinander. Dabei werden diese durch die Werkstoffe Bronze oder Granit verfremdet und zu einem kristallinen Gebilde geformt. Die Umbildung des in der Natur als Knospe oder Blüte Wahrgenommenen erfährt man bei der Betrachtung der aus Rosso Balmoral-Granit gemeisselten, 405 cm hohen Knospe aus dem Jahre 1980/81. Die Plastik hat alle Entwicklungsstufen von der Knospe zur Blüte und schliesslich zur Frucht durchlaufen und erscheint, in Baumnähe gerückt, als Wurzelstock, Schaft und Baumkrone. Den Weg vom Stamm zur Säule und Stele in vielen grundrisslichen Varianten zeigen Werke aus den letzten Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende.

Im Zusammenhang mit den Umweltdiskussionen entstanden in den Jahren 1974–1987 skulpturale Arbeiten, in denen er sich mit den Elementen Licht und Wasser und mit der Zeit auseinandersetzt. Entstanden sind in dieser Zeit u. a. Taufsteine oder auch Brunnen auf freiem Feld, wie das Wasserspiel (1974/76), auf dem er 19 emaillierte Schalen auf einem 12 Meter hohen S-förmigen Träger montiert, die das Wasser in ein grosses Becken leiten. Im Osthof des um 700 gegründeten Klosters Disentis steht die Würfelplastik aus heller Bronze (1986/87) in einem mit Wasser gefüllten Rundbecken auf einem quadratischen Granitsockel gestellt, aus dem in alle vier Himmelsrichtungen Wasser fliesst. Das Ensemble überdeckt die in ihren Resten architekturgeschichtlich bedeutsame Krypta des Klostergründers Placidus aus karolingischer Zeit. Den Bronzewürfel zieren in Anlehnung an das Klosterwappen diagonal gestaltete Bänder. Er steht über der Reliquienkammer des Heiligen.


Geometrische Formen

Vierecke, Würfel und Kreis sind schon in frühen Werken Malins als Grundlage selbst in naturnahen Objekten deutlich integriert. Sie traten in den 1980er Jahren immer mehr als klare geometrische und stereometrische Formen in Erscheinung. Das Quadrat wurde symbolisch zum Träger heilsgeschichtlicher Bedeutung auf dem Weg zur vollendeten Welt, die im Würfel ihre räumliche Erfüllung findet. Im Würfel ist das Kreuz integriert.


Buchstaben-Skulpturen

Am Ende der 1980er Jahre bilden Balken aus Stahl und Chromnickelstahl im Gehäuse des Würfels Buchstaben. Im Begriff Buchstabe sind wirklich Stäbe und Balken integriert. Deshalb verliess Malin den geschlossenen Kubus und entwarf durchlichtete Kuben. Die ersten aus Stäben geformten Buchstaben bestehen aus massivem polierten Chromnickelstahl und haben seit Beginn der 1990er Jahre die Masse 34 × 34 × 34 cm, wobei die einzelnen Objekte den örtlichen Bedingungen und der jeweiligen Zugänglichkeit in der Grösse angepasst wurden. Malin dehnte 1987/90 die kleinen bronzenen Buchstaben-Kuben bis zu fast zwei Meter hohen Metallwürfeln aus. Die schwarz emaillierten Buchstabengehäuse wirken wie Architekturen oder Festungsbauten und kontrastieren mit den Grünflächen der Umgebung.

Zahlreiche dieser symbolisch aufgeladenen Buchstabenwürfel wurden in Liechtenstein, der Schweiz, Österreich und Deutschland im öffentlichen Raum, in Skulpturengärten und in privaten Gartenanlagen installiert.


Malerei


Ein Studienaufenthalt in Paris 1955/56 bot Malin Gelegenheit, Einblicke in die aktuelle Pariser Kunstszene zu nehmen. Die Malerei Manessiers, Bazaines, Singiers, Bissières beeindruckten Malin. In einem 1968 begonnenen Zyklus zur «Schöpfung» überlappen sich gegenständliche Ausdrucksformen mit abstrakter Bildschöpfung. Der Schöpfungszyklus besteht bis heute aus 36 grossformatigen Sperrholztafeln. Öl-, Lack-, Harzfarben und Asphalt dienten als Bildträger. Die Farbmaterie wird bisweilen in Geometrien eingebunden. Die Arbeit mit Farbe und Wasser faszinierte den Künstler zeit seines Lebens.


Grafik


Malin bevorzugt fürs Zeichnen die Tuschfeder. Die Zeichnungen dienten meist als Entwürfe bei der Herstellung von Plastiken, manchmal auch zur Illustration von Drucksachen. So ergänzen 107 Zeichnungen die Arbeitsblätter für Geschichte an liechtensteinischen Schulen. Bei Auftragsarbeiten verwendete Malin gerne die Lithografie.

Briefmarken

Von 1963 bis 2006 gestaltete Malin an die 100 liechtensteinische Briefmarken; oft konzentriert auf vorgegebene Themen wie «Christliche Symbole», «Kirchenpatrone der liechtensteinischen Pfarreien», «Blumen aus Liechtenstein» im Zusammenhang mit dem Europäischen Naturschutzjahr (1970) oder dem Denkmal- und Heimatschutz (1975). Im Jahr 1980 entwarf er eine Sondermarke mit dem Motiv eines historischen Alpabfahrtherzens aus dem Jahr 1849, die als Teil der Serie «Alpwirtschaftsgeräte» herausgegeben wurde.


Denkmäler und Gedenkstätten


Rad, 1971/73, Europarat Strasbourg, Bronze poliert, 40 × 120 cm
Rad, 1971/73, Europarat Strasbourg, Bronze poliert, 40 × 120 cm

Kunst im öffentlichen Raum (Auswahl)


Skulpturale Anlage, 1996-97, Kaufering, Labrador-Granit, Durchmesser 1600 cm
Skulpturale Anlage, 1996-97, Kaufering, Labrador-Granit, Durchmesser 1600 cm

Malins Skulpturen sind an vielen Orten in der Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Deutschland sowohl im öffentlichen Raum, auf Firmengeländen und im privaten Bereich in zahlreichen Beispielen vertreten, und dokumentieren sein umfangreiches, lebenslanges schöpferisches Werk.

Deutschland

Frankreich

Liechtenstein

Luxemburg

Österreich

Schweiz


Auszeichnungen



Ausstellungen (Auswahl)



Schriften (Auswahl)



Monografien



Kataloge, Zeitschriften, Zeitungsartikel


Der Band Malin Skulpturen, Benteli Verlag, Bern 1987, behandelt die Thematik für den Zeitraum 1952 bis 1987 auf den Seiten 182 und 183.

Für den Zeitraum 1987 bis 1991 ist im Band Georg Malin, mit Wasserfarben malen, Benteli Verlag, Wabern Bern 1991, S. 112–116 eine umfassende Liste aller das Thema betreffenden Drucksachen verzeichnet.

Für den Zeitraum 1991 bis 2002 ist im Band Georg Malin, Skulpturen, Benteli Verlag, Wabern bei Bern 2002, S. 163–164 eine Fortsetzung der oben genannten Listen zu finden. Für den Zeitraum 2002 bis 2012 steht eine kleine Auswahl von Publikationen nachstehend zur Verfügung:

Ein vollständiges Verzeichnis der Schriften befindet sich in


Filme




Commons: Georg Malin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


    (1) Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein
    (2) Festschrift
    Personendaten
    NAME Malin, Georg
    KURZBESCHREIBUNG Liechtensteiner Künstler und Historiker
    GEBURTSDATUM 8. Februar 1926
    GEBURTSORT Mauren (Liechtenstein)



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