Gerdago, auch Gerda Gottschlich, Gerda Gottstein, Gerda Irro, Gerda Iro (* 28. August 1906 in Wien; † 20. Jänner 2004 in Wien) war eine österreichische Kostümbildnerin und Bildhauerin des Art déco.
Leben
Signatur Gerdago.
Die gebürtige Gerda Gottstein ließ sich 1927 in Berlin und 1928/29 in Paris künstlerisch ausbilden und arbeitete als Assistentin des Architekten Oskar Strnad.
In der Zeit von 1925 und 1930 formgestaltete Gottstein zahlreiche Statuetten im Stil des Art déco. Ihre Figuren in vornehmlich dramatischen Haltungen tragen futuristische Kostüme mit oftmals exzentrischer Kopfbedeckung und sind meist mit bunter, kaltlackierter Emaille verziert und reich vergoldet.[1] Die Wiener Gießerei Artur Rubinstein fertigte die mit Gerdago signierten Objekte nach Gottsteins Zeichnungen und Entwürfen.[2]
1931 bis 1934 beschäftigte sie sich mit Ausstattung von Revuen. Für die Bühne „Femina“ entwarf sie die Kleider. Hier wurde sie von dem Regisseur Willi Forst entdeckt, der sie für seine frühen Inszenierungen als Kostümbildnerin engagierte. Sie erwies sich als Spezialistin für aufwändige Historienfilme wie die Schubert-Biografie Leise flehen meine Lieder oder den Operettenfilm Maskerade, für den sie Paula Wessely in ihrem Filmdebüt ein verführerisches Kleid schneiderte.
Der Anschluss Österreichs 1938 schränkte die Entfaltungsmöglichkeiten der Jüdin Gerda Iro-Gottstein 1938 „aus rassischen Gründen“ stark ein; nur ihre Eheschließung mit einem Nichtjuden bewahrte sie vor Schlimmerem. Ihre Eltern hingegen wurden in das KZ Theresienstadt verbracht. Ihr Vater Karl Gottstein verstarb hier am 11. Januar 1943; Gerdas Mutter Ilse Margot Gottstein wurde am 15. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie ihr Leben in der Gaskammer ließ.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie am Wiener Bürgertheater ihren Beruf wieder ausüben; ab 1947 auch beim Nachkriegsfilm. Mit ihren Entwürfen von prachtvollen, immer perfekt sitzenden Kleidern und Uniformen hatte sie an Erfolgen wie der Sissi-Trilogie großen Anteil. Von 1955 bis 1980 betreute Gerdago, die persönlich stets im Hintergrund blieb, als Kostümbildnerin alle Operettenaufführungen am Wiener Raimundtheater.
Nach ihrem Tod im Jänner 2004 wurde sie auf dem Döblinger Friedhof in Wien bestattet.
Filmografie (Auswahl)
1933: Leise flehen meine Lieder
1933: Csibi, der Fratz
1934: Maskerade
1934: Salto in die Seligkeit
1935: Episode
1935: …nur ein Komödiant
1935: Mazurka
1935: Katharina die Letzte
1936: Die Julika (Ernte)
1936: Burgtheater
1936: Manja Valewska
1936: Silhouetten
1937: Zauber der Bohème
1940: Sieben Jahre Pech (ungenannt)
1947: Das unsterbliche Antlitz
1947: Hin und her
1948: Fregola
1948: Der Herr Kanzleirat
1949: Märchen vom Glück
1951: Der alte Sünder
1951: Maria Theresia
1951: Hallo Dienstmann
1952: Saison in Salzburg
1952: Du bist die Rose vom Wörthersee
1952: Der Obersteiger
1952: Hannerl
1953: Die Perle von Tokay
1953: Kaiserwalzer
1953: Hab’ ich nur Deine Liebe
1953: Du bist die Welt für mich
1954: Der erste Kuß
1954: König der Manege
1954: Und der Himmel lacht dazu
1954: Mädchenjahre einer Königin
1955: Du bist die Richtige
1955: Spionage
1955: Ihr erstes Rendezvous
1955: Das Mädchen vom Pfarrhof
1955: Die Deutschmeister
1955: Sissi
1955: Der Kongreß tanzt
1955: Symphonie in Gold
1956: Lumpazivagabundus
1956: Rosmarie kommt aus Wildwest
1956: Roter Mohn
1956: Opernball
1956: Sissi – Die junge Kaiserin
1957: Das Glück liegt auf der Straße
1957: Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin
1957: Vier Mädels aus der Wachau
1957: Gefährdete Mädchen
1958: Der Page vom Palast-Hotel
1958: Liebe, Mädchen und Soldaten
1958: Das Dreimäderlhaus
1958: Skandal um Dodo
1959: Ich bin kein Casanova
1959: Traumrevue
1959: Ich heirate Herrn Direktor
1959: Alt Heidelberg
1959: Wenn das mein großer Bruder wüßte
1960: Kriminaltango
1960: Meine Nichte tut das nicht
1960: Mit Himbeergeist geht alles besser
1960: Im weißen Rößl
1961: Kauf Dir einen bunten Luftballon
1961: Ein Stern fällt vom Himmel
1961: Die Abenteuer des Grafen Bobby
1961: Junge Leute brauchen Liebe
1962: Lulu
1962: Romanze in Venedig
1962: Waldrausch
1962: Mariandls Heimkehr
1963: Die lustigen Vagabunden (Das haben die Mädchen gern)
1963: Unsere tollen Nichten
1963: Sing, aber spiel nicht mit mir
1963: Der Unsichtbare
1964: Unsere tollen Tanten in der Südsee
1964: Die große Kür
1965: Lumpazivagabundus
1965: Die Liebesquelle
1965: Der Kongreß amüsiert sich
1967: Das große Glück
1967: Die Wirtin von der Lahn
1968: Frau Wirtin hat auch einen Grafen
1969: Frau Wirtin bläst auch gern Trompete
1970: Frau Wirtin treibt es jetzt noch toller
1972: Frau Wirtins tolle Töchterlein
1986: Johann Strauß – Der König ohne Krone
Literatur
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3.
Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 128.
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