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Harro Paul Harring (* 28. August 1798 auf dem Ibenshof bei Wobbenbüll in Nordfriesland; † 15. Mai 1870 in Saint Helier auf Jersey) war ein nordfriesischer Revolutionär, Dichter und Maler.

Harro Harring (1832)
Harro Harring (1832)

Leben


Harro Paul Kasimir Harring wurde als jüngster Sohn des Bauern Harro Wilhelm Martens und dessen Ehefrau Margarethe Dorothea geb. Sievers (1767–1826) auf dem Ibenshof geboren. Sein Vater avancierte später zum Deichgrafen. Er starb bereits 1810, sodass Harro zum Halbwaisen wurde. Am Zollamt in Husum durchlief er zunächst eine Lehre als Schreiber. Um 1817 entstand der Wunsch, Maler zu werden, und er studierte an der Kunstakademie Kopenhagen sowie in Dresden. Dort lernte er Johan Christian Dahl kennen, zu dem sich eine Freundschaft entwickelte. Durch Kontakte zum radikalen Flügel der deutschen Burschenschaften wurde er in seinem politischen Denken nachhaltig beeinflusst, er wurde 1819 Mitglied der Alten Dresdener Burschenschaft / Concordia. Er war zeitweilig Mitglied der Freimaurerloge Apollo in Leipzig.


„Berufsrevolutionär“


1820 verbrachte er zwei Monate in Wien, anschließend ging er nach Kopenhagen. 1821 trat er der philhellenischen Legion bei und wollte am griechischen Freiheitskampf gegen die Türken teilnehmen. Im Januar 1822 segelte er mit einem Schiff von Marseille nach Griechenland. Vor Ort enttäuscht über die Passivität der Griechen, fuhr er im gleichen Jahr nach Italien und knüpfte Verbindungen zur deutschen Künstlerkolonie in Rom.[1]

Nach einer Begegnung mit dem englischen Dichter Lord Byron versuchte Harring in München, wo er von Ende 1822 bis 1826 lebte, eine bürgerliche Existenz aufzubauen und verfasste Dramen für das Theater. Danach arbeitete er von 1826 bis 1827 als Dramaturg in Wien und wurde schließlich von der Regierung Metternich als Demagoge ausgewiesen. Als ihm die Befreiung des griechischen Freiheitskämpfers Ypsilantis aus der Kleinen Festung Theresienstadt nicht gelang, flüchtete er nach München, wo er Heinrich Heine und den Vormärzpolitiker Georg Fein kennenlernte, der später zu seinem Freundeskreis zählte.[2] Im Jahr 1828 kam Harring nach Warschau, um am polnischen Freiheitskampf gegen Russland teilzunehmen. Er wurde Offizier im Heer von Großfürst Konstantin, der Militärgouverneur und General der polnischen Truppen in (vom Russland kontrollierten) Kongresspolen war. Durch seinen Aufenthalt in Warschau wuchs Harrings Sympathie für die unterdrückten Polen und er beteiligte sich an der polnischen Widerstandsbewegung. Obwohl er Ausländer war, wurde Harring sogar in die Pläne des bevorstehenden Novemberaufstands eingeweiht, an dem er teilnehmen wollte. Die polnische Führung überredete ihn jedoch aus Polen zu fliehen, da Harring zum einen bereits von der russischen Geheimpolizei verfolgt wurde und zum anderen in den deutschsprachigen Ländern von der Lage in Polen berichten sollte.[3]

Bei Ausbruch der Julirevolution 1830 in Frankreich kehrte er zurück nach Deutschland und hielt sich unter anderem in Leipzig und Braunschweig auf, beteiligte sich 1832 am Hambacher Fest und 1834 an Mazzinis Savoyenzug. Mit Zeitungsbeiträgen, Pamphleten, Gedichten und Romanen setzte er sich für unterdrückte Völker ein. Seine Schriften wurden teilweise verboten und er selbst mehrfach verhaftet und ausgewiesen.

Er verfolgte jedoch weiter die Idee, die Völker von ihrer Knechtschaft zu befreien. So reiste er 1840 nach Rio de Janeiro und setzte sich für Befreiung der Sklaven ein. In Skizzen schilderte er das Elend der unteren Volksschichten. Als Mitkämpfer von Giuseppe Garibaldi wollte er zudem das Projekt einer Gründung der Vereinigten Staaten von Südamerika realisieren.

1843 ließ er sich als Schriftsteller und Maler in New York nieder und gründete eine „Skandinavisch-nationale Gesellschaft“. Er geriet in Streit mit seinen schleswig-holsteinischen Landsleuten.


Die Revolution von 1848


Bei der Nachricht vom Ausbruch der Märzrevolution 1848 in Deutschland reiste er nach Europa zurück. Einer der Höhepunkte in seinem Leben war seine Rede an die Nordfriesen auf dem Bredstedter Marktplatz am 23. Juli 1848. Er versuchte damit vergeblich, einen nordfriesischen Freistaat auszurufen. In Rendsburg gab er als verantwortlicher Redakteur die demokratisch-republikanische Zeitung Das Volk heraus. Er trat mehrfach als politischer Kandidat zur Landesversammlung an, jedoch mit wenig Erfolg. Ab 1849 führten ihn weitere Reisen nach Norwegen, England und in die USA. 1854 unternahm er seine dritte Reise nach Rio de Janeiro und arbeitete in der Folgezeit als Maler und Magnetheiler.


Exil auf Jersey


Harrings Grab auf dem Macpéla-Friedhof auf Jersey
Harrings Grab auf dem Macpéla-Friedhof auf Jersey

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in völliger Armut und Isoliertheit auf der Kanalinsel Jersey. Er war krank und litt an Verfolgungswahn. Theodor Storm unterstützte seinen Wunsch nach Rückkehr in die Heimat mit einem Gutachten. Harro Harring beging aber zuvor – im Alter von 71 Jahren – Suizid.


Ehrung



Erinnerung


Seit 2016 erinnert ein „Zeitfenster“ auf dem Marktplatz von Bredstedt an Harrings Rede an die Nordfriesen am 23. Juli 1848.


Porträts



Werke (Auswahl)



Literatur




Commons: Harro Harring – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Harro Harring – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise


  1. Friedrich Noack: Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1927, Band 2, S. 239
  2. Dieter Lent: Findbuch zum Bestand Nachlaß des Demokraten Georg Fein (1803–1869) sowie Familie Fein (1737-) ca. 1772–1924. Niedersächsische Archivverwaltung, Wolfenbüttel 1991, ISBN 3-927495-02-6, S. 49, 82.
  3. Krystyna Szayna-Dec: Najgroźniejszy agitator sprawy polskiej. Awanturniczy żywot Harro Harringa Kazimirowicza, poety, bojownika o wolność. Hrsg.: Adam Sosnowski. Biały Kruk, ISBN 978-83-7553-248-7, S. 248.
Personendaten
NAME Harring, Harro
ALTERNATIVNAMEN Harring, Harro Paul Kasimir (vollständiger Name); Harring, Harro Paul (andere Schreibweise)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Revolutionär, Dichter und Maler
GEBURTSDATUM 28. August 1798
GEBURTSORT Ibenshof bei Wobbenbüll, Nordfriesland
STERBEDATUM 15. Mai 1870
STERBEORT Saint Helier, Jersey

На других языках


- [de] Harro Harring

[en] Harro Harring

Harro Paul Harring (1798–1870) was a German-Danish revolutionary and writer. Often identified as Danish, he was, more accurately, from North Frisia.[1]

[fr] Harro Paul Harring

Harro Paul Harring (né le 28 août 1798, à Wobbenbüll en Frise du nord, mort le 15 mai 1870 à Saint-Hélier, Jersey) est un révolutionnaire, poète et peintre allemand.



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