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Heiner Thiel (* 14. Januar 1957 in Bernkastel-Kues) ist ein deutscher Bildhauer, Künstler und Kurator. Er ist ein Vertreter der Konkreten Kunst.

Ein Werk von Heiner Thiel
Ein Werk von Heiner Thiel

Leben


Heiner Thiel absolvierte von 1978 bis 1982 das Studium der Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, bevor er von 1983 bis 1985 an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main Bildende Kunst studierte. Hier nahm er u. a. an der Bildhauerklasse von Michael Croissant teil.

Im Jahr 1985 erhielt er den Förderpreis für bildende Künstler der Stadt Mainz, im Jahr darauf den Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz. 1988 wurde er mit dem Förderpreis Junge Kunst der Saar-Ferngas AG, Saarbrücken, ausgezeichnet und im selben Jahr wurde ihm der Kunstpreis für Plastik der ESWE Versorgungs AG in Wiesbaden zuerkannt (3. Platz). Im Jahr 1990 wurde er ebenfalls von der ESWE Versorgungs AG mit dem Kunstpreis für Graphik (2. Platz) ausgezeichnet. 1998 war er Stipendiat der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur – Künstlerhaus Schloss Balmoral. Heiner Thiel ist Mitglied der Darmstädter Sezession und der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler am Mittelrhein (AKM).


Werk


Stahlblech-Wandrelief von Heiner Thiel, 1993
Stahlblech-Wandrelief von Heiner Thiel, 1993

Heiner Thiel arbeitet mit einer Vielzahl bildhauerischer Materialien. War es in den 70er Jahren noch vor allem Bronzeguss, der ihn faszinierte, begann er in den 1980er-Jahren mit Stahlblechen zu experimentieren, die er in einem komplexen malerischen Verfahren vorbehandelte.[1]

Diese Stahlbleche formte er dann zu abstrakten Wandreliefs. Je nach Betrachtungswinkel sieht man scheinbar ein anderes Objekt, Teile des Reliefs treten in den Vordergrund oder verschwinden, bringen die Täuschungen der Wahrnehmung zum Vorschein und laden so zu Reflexionen über das Thema der Perspektive ein.

Ähnliches gestaltete Thiel in den 90er Jahren mit seinen würfelartigen Wandobjekten, die aus Metall gefertigt wurden. Auch hier ändert sich die Perspektive mit der Bewegung des Betrachters vor dem Werk: «Man kann während der Positionsverschiebung beobachten, wie sich der perspektivische Raum sukzessive entfaltet, bis er seine optimale Form und Tiefe erreicht hat.»[2]

Würfelartiges Wandrelief von Heiner Thiel, 1994
Würfelartiges Wandrelief von Heiner Thiel, 1994

Das Spiel mit den unterschiedlichen Perspektiven kreist um die zentrale Frage in Thiels Schaffen: «In meiner künstlerischen Arbeit interessiert mich besonders der 'Grenzbereich' zwischen Fläche, Raum und Farbe: wann wird eine Fläche räumlich und wann ein Körper flächig? Und welche Rolle spielt dabei die Farbe?»[3]

Farbe bildet eines der zentralen Themen in Thiels neueren Arbeiten und addiert zu dem Spiel mit Perspektiven die Dimension des Lichts bzw. Schattens und führt so zu neuen Wahrnehmungserlebnissen beim Betrachter. Ende der 90er Jahre entstehen Arbeiten aus Aluminiumblechen, die entweder konkav oder konvex geformt sind und mit einem Farbauftrag versehen werden. Der Farbauftrag erfolgt durch Eloxierung und ist nur 20 Tausendstel mm dick. Auch die Herstellung und Vorbearbeitung der Aluminiumbleche erfolgt industriell, es sind Teile von großen Kugelelementen, die für die Industrie benötigt werden.[4]

Michael Post charakterisiert diese Technik: «Die Methode des Eloxierens gestattet die Herstellung von Farbigkeit, ohne dass die materielle Substanz der Farbe sichtbar wird.»[5] Erneut fokussiert sich Thiel in diesen Arbeiten auf die Wahrnehmungen der Betrachter: Aus der Distanz betrachtet, verliert sich das konkave oder konvexe Element der Arbeit und das Werk erscheint wie ein gewöhnliches Quadrat mit normalen Kanten. Wenn man allerdings von der Seite schaut, beginnt das Werk aus der Wand hervorzutreten und die Krümmung wird deutlich. Zudem hat auch die Beleuchtung der Werte Einfluss auf die Wahrnehmung, der Schatten, den die jeweilige Arbeit wirft, wird so Teil des Rätselbildes der Wahrnehmung. Hans Zitko schreibt dazu: «In diesem Geschehen gewinnen die Objekte verschiedentlich den Charakter von Phantomen, die ihre Form und Struktur unter den Blicken des Subjekts zu verändern vermögen.»[6]


Werke in öffentlichen Sammlungen (Auswahl)



Einzelausstellungen (Auswahl)



Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)



Kunst im öffentlichen Raum


Skulptur Offenes Quadrat
Skulptur Offenes Quadrat

Kuratorische Arbeit



Literatur




Commons: Heiner Thiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Michael Post, Carl-Jürgen Schroth, Hans Zitko: Heiner Thiel. Werkschau 40 Jahre. S. 39–45
  2. Michael Post, Carl-Jürgen Schroth, Hans Zitko: Heiner Thiel. Werkschau 40 Jahre. S. 56
  3. Heiner Thiel: Künstlerisches Statement. In: Zeitraum Zeitung für aktuelle Kunst. Nr. 2, 1990, ISBN 3-926663-52-9, S. 13.
  4. Michael Post, Carl-Jürgen Schroth, Hans Zitko: Heiner Thiel. Werkschau 40 Jahre. S. 82.
  5. Michael Post, Carl-Jürgen Schroth, Hans Zitko: Heiner Thiel. Werkschau 40 Jahre. S. 19.
  6. Michael Post, Carl-Jürgen Schroth, Hans Zitko: Heiner Thiel. Werkschau 40 Jahre. S. 91
  7. Heiner Thiel - Ohne Titel. Bundeskunstsammlung, 1990, abgerufen am 2. April 2022.
  8. Heiner Thiel. Albright-Knox Art Gallery, abgerufen am 2. April 2022.
  9. Heiner Thiel – Neue Arbeiten. In: Galerie Haas. 11. März 2011, abgerufen am 10. Dezember 2015.
  10. Redaktionsteam: Soest: Werkschau von Heiner Thiel. In: Westfalium.de. 12. Januar 2017, abgerufen am 4. Februar 2017.
  11. Heiner Thiel: Retrospective 40 years Video zur Ausstellung, 2017.
  12. Mirjam Ulrich: Dialog zwischen Farbe und Form. Die Ausstellung Embodying Colour in der Kunsthalle am Schulberg zeigt plastische Arbeiten von elf internationalen Künstlern. In: Frankfurter Rundschau. 21. Oktober 2013, abgerufen am 13. Dezember 2015.
  13. Michael Post und Heiner Thiel: Embodying Colour. In: Darmstädter Sezession. 2013, abgerufen am 13. Dezember 2015.
  14. Ecken und Kanten. Edges and Ridges. (PDF, 260,04 KB) www.galerie-bender.de, 28. November 2017, abgerufen am 2. April 2022.
  15. Zwei Künstlerwelten prallen aufeinander. =Die Rheinpfalz, 18. Oktober 2018, abgerufen am 2. April 2022.
  16. Exhibition history. In: charlottejackson.com. Abgerufen am 9. Dezember 2019.
  17. Körper und Farbe im Zusammenspiel. In: www.soester-anzeiger.de. 12. Juli 2019, abgerufen am 24. September 2019.
  18. Ausstellungen. Rückschau. galerielindehollinger.de, abgerufen am 2. April 2022.
  19. Exposities November 2019. broftgalleries.com, abgerufen am 2. April 2022.
  20. Punkt und Linie zur Fläche – frei nach Kandinsky. Galerie Renate Bender, abgerufen am 2. April 2022.
  21. Channeling The Baroque: A Group Exhibition. Artnet, abgerufen am 5. Dezember 2020.
  22. Ökumene in der Festungskirche. In: Kirche Koblenz. Abgerufen am 12. Dezember 2015 (Bild Heiner Thiel Ewiges Licht).
  23. Skulpturen Rheinland-Pfalz.e.V.: Künstler. Skulpturen Rheinland-Pfalz e.V., abgerufen am 2. April 2022.
  24. Der Wappensaal im Deutschhaus. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 7. März 2016; abgerufen am 12. Dezember 2015.
  25. Christine Jäckel: Werk von Post und Thiel: Brückenhäuser schmücken jetzt die Bad Kreuznacher Polizeidienststelle. Rhein-Zeitung, 23. April 2022, abgerufen am 25. April 2022.
  26. Embodying Colour. Catalogue accompanying an ongoing Exhibition-Project, curated by German Artists Heiner Thiel and Michael Post. In: issuu.com. 2013, abgerufen am 12. Dezember 2015.
  27. embodying colour V. Stiftung Konzeptuelle Kunst, abgerufen am 5. Dezember 2020.
Personendaten
NAME Thiel, Heiner
KURZBESCHREIBUNG deutscher Künstler der Konkreten Kunst
GEBURTSDATUM 14. Januar 1957
GEBURTSORT Bernkastel-Kues

На других языках


- [de] Heiner Thiel

[en] Heiner Thiel

Heiner Thiel (born January 14, 1957) is a German sculptor and curator. He is an exponent of concrete art.



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