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Heinz Emigholz (* 22. Januar 1948 in Achim bei Bremen) ist ein deutscher Filmemacher, Künstler, Autor und Produzent.


Leben


Der Sohn eines Gärtners absolvierte 1964 bis 1967 eine Ausbildung zum Zeichner und Fotoretuscheur. Von 1967 bis 1970 studierte er am Hansa-Kolleg in Hamburg. Mit seinen Mitschülern Rüdiger Neumann und Walter Uka drehte er 1968 als Kameramann und Darsteller seinen ersten Kurzfilm, den 8-mm-Film Hommage à Caspar David Friedrich, auf den er 1969/70 ein 16-mm-Film-Farb-Remake folgen ließ. Von 1970 bis 1973 studierte Emigholz an der Universität Hamburg Philosophie und Literaturwissenschaft. 1974 ermöglichte ihm ein DAAD-Stipendium den Aufenthalt in New York City. Dort und in San Diego drehte er den Kurzfilm Hotel.

1978 gründete er die Filmfirma Pym Films. Er hat ein umfassendes filmisches und künstlerisches Werk vorgelegt und arbeitete, auch als Darsteller, mit einer Reihe anderer Regisseure und Künstler zusammen. Von 1993 bis 2013 hatte er eine Professur für Experimentelle Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin inne.[1] Im Mai 2012 wurde Emigholz als neues Mitglied in die Akademie der Künste in Berlin berufen.[2]


Filme


Emigholz’ erste Filme, die Anfang der 1970er Jahre im Kontext des Avantgarde- und Experimentalfilms entstehen, zeigen „ein kompliziertes Wechselspiel zwischen abstrakten zeitlichen Kompositionen – respektive filmischen Bewegungen – und ausgewählten städtischen und natürlichen Landschaften“ (Emigholz).[3] Mit Demon (1976/77) beginnt die Beschäftigung mit dem Wort. Der Film folgt dem Prosagedicht „Le Démon de l’Analogie“ von Stéphane Mallarmé. „Wie vorher in den Filmen die Landschaften nach den Partituren in Fixpunkte und deren Verbindungen zerlegt wurden, bekommt hier immer ein Wort eine Einstellung.“ (Frieda Grafe)[4] In Normalsatz (1978–81) und den folgenden Filmen bezieht Emigholz auch erzählerische und szenische Elemente ein. Auffällig ist eine Kadrierung, die eine phänomenologische Beziehung zum Raum aufbaut und deshalb die konventionelle Rechtwinkligkeit und die Zentralperspektive nicht beachtet. „Statt leerer Raum zu sein, dessen Koordinaten an den abstrakter Geometrie entlehnten Kategorien wie Horizontlinie und Fluchtpunkt festgemacht sind, ist der Bildraum in den Filmen immer schon bevölkert. Wo ein Raum ist, ist auch ein Körper, der diesen definiert, und sei es durch seine negative Form, die Abwesenheit.“ (Ronald Balczuweit)[5] Diese Raumkonstruktion bleibt bestimmend auch für Photographie und jenseits, eine ab 1993 angelegte, auf Vorarbeiten aus den Siebzigern und Achtzigern zurückgreifende „Sammlung von frei kombinierbaren Filmen, die sich mit Produkten menschlicher Gestaltung befassen“ (Emigholz).[6] Die Filme der Unterserie Architektur als Autobiografie zeigen in chronologischer Folge die erhaltenen Bauwerke von Architekten, Bauingenieuren und Gestaltern wie Bruce Goff, Adolf Loos, Robert Maillart, Pier Luigi Nervi, Auguste Perret, Rudolph Schindler, Louis Sullivan und anderen.


Kunst


1974 beginnt Emigholz in New York die Arbeit an der Zeichnungsserie Die Basis des Make-Up, die 2008 über 600 Blätter umfasst. Der Titel geht auf die Unterschrift zu einer Fotografie in einem Lehrbuch des Make-up aus den dreißiger Jahren zurück; das Foto zeigt einen Totenschädel.[7] Die Zeichnungen sind alle in Schwarz und Weiß gehalten und werden als Fotodrucke im Format 54 × 64 cm aufgelegt. Wie viele der Filme gehen sie aus den Notizbüchern des Künstlers hervor, in die er neben Entwürfen zu eigenen Texten Zivilisationsabfall aller Art einträgt und einklebt, auf der Straße oder beim Fernsehen aufgeschnappte Sätze, Werbung, Diagramme aus militärischen Lehrbüchern und vieles mehr. Diese Versatzstücke werden in den Zeichnungen und Filmen transformiert und in strengen Kompositionen miteinander in Verbindung gebracht, ihre Herkunft bleibt jedoch zu erkennen.[8] Erzählerische Ansätze ergeben sich, doch sie verbinden sich nicht zu einer einzigen Geschichte, sondern bleiben frei kombinierbar. In dieser formalen Offenheit spiegelt sich die „Erfahrung der Vorläufigkeit und der Relativität jeder Deutung“ (Hanne Loreck).[9]


Filmografie



Ausstellungen (Auswahl)



Preise



Publikationen (Auswahl)



Über Heinz Emigholz





Einzelnachweise


  1. Artikel (Memento des Originals vom 27. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlinonline.de auf Berlin Online, 23. Mai 2013
  2. Neue Mitglieder der Akademie der Künste Akademie der Künste, Pressemitteilung 18. Juni 2012
  3. Heinz Emigholz: „A Scene Near Schenec-Tady“, in Ronald Balczuweit et al.: Heinz Emigholz. Normalsatz. Siebzehn Filme. Berlin: Schmitz 2001, S. 39–46, hier S. 39.
  4. Frieda Grafe: „Heinz Emigholz. Geraffte Zeit, geballter Raum“, in: Dies.: „Beschriebener Film. 1974–1985“, Die Republik, 72–75/1985, S. 215–217, hier S. 216.
  5. Ronald Balczuweit: „Phänomenologische Rahmung“, in: Ders. et al.: Heinz Emigholz. Normalsatz. Siebzehn Filme. Berlin: Schmitz 2001, S. 137–142, hier S. 140.
  6. Heinz Emigholz: „Photographie und jenseits“, in: Ronald Balczuweit et al.: Heinz Emigholz. Normalsatz. Siebzehn Filme. Berlin: Schmitz 2001, S. 299–319, hier S. 299.
  7. Hierzu die Erläuterungen des Künstlers auf seiner Homepage (November 2008)
  8. Hierzu Stefan Ripplinger: „Scheidekunst. Heinz Emigholz dissoziiert Wort und Bild“, in „Heinz Emigholz“, museum für gegenwart, 11/2007, Köln: Dumont, S. 25–28.
  9. Hanne Loreck: „The pain starts at 10. p.m. Denken sehen“, in: „Heinz Emigholz“, museum für gegenwart, 11/2007, Köln: Dumont, S. 19–23, hier S. 20.
Personendaten
NAME Emigholz, Heinz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Filmemacher, Autor, Künstler und Produzent
GEBURTSDATUM 22. Januar 1948
GEBURTSORT Achim bei Bremen

На других языках


- [de] Heinz Emigholz

[en] Heinz Emigholz

Heinz Emigholz (born 22 January 1948 in Achim, near Bremen, Germany) is a filmmaker, actor, artist, writer and producer. He lives and works in Berlin and Malta. Emigholz has produced a comprehensive filmic and artistic oeuvre and has also done performance art and acted in other directors’ films (Cynthia Beatt, Silke Grossmann, Stefan Hayn, Birgit and Wilhelm Hein, Ken Jacobs, Sheila McLaughlin, Sandra Nettelbeck, Elfi Mikesch, Lior Shamriz, Joseph Vilsmaier, Klaus Wyborny a.o.).[1][2][3]



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