Irene Niepel (* 1955 in Köln) ist eine Berliner Künstlerin, die seit den 1980er Jahren sowohl in der Malerei als auch auf dem Gebiet Kunst am Bau erfolgreich tätig ist. Ihre Werke lassen sich tendenziell dem magischen Realismus zuordnen.[1] Sie selbst beschreibt ihren Darstellungsstil als „formal gegenständlich und inhaltlich von der Tier-Mythologie inspiriert mit philosophischem Interesse“.
Irene Niepel: Cat with charm collar [Katze mit Zauberhalsband] aus dem Katzenzyklus
Leben
Sie wurde in einer Arbeiterfamilie geboren und gelangte durch den Einfluss der Mutter einer Freundin auf das neusprachliche Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasium in ihrer Heimatstadt. Nach dem Abitur 1973 begann sie zunächst ein Literaturstudium an der Universität zu Köln und schrieb sich gleichzeitig als Zweithörerin an der Fachhochschule Köln, Studiengang Kunst und Design, ein.
1978 zog Irene Niepel nach Berlin und studierte von 1978 bis 1984 Malerei an der Hochschule der Künste (HdK). Im Jahr 1983 kam sie hier als Meisterschülerin zu Hans-Jürgen Diehl.
Nach abgeschlossenem Studium wurde sie freischaffende Künstlerin. Ihre malerische Begabung wurde durch die zwei wichtigsten Berliner Stipendien (1984–1987: Atelier Käuzchensteig, Berlin und 1986: Arbeitsstipendium des Senats für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin) weiter gefördert. Darüber hinaus gab und gibt sie ihr Wissen als Lehrbeauftragte an verschiedenen Institutionen weiter: 1988–1991 an der HdK, Fachbereiche6/1 Kunsterziehung und Freie Kunst; seit 1984 auch als Dozentin an Volkshochschulen oder in der Weiterbildung für Erzieherinnen und Lehrer zur ästhetischen Bildung sowie in Schulprojekten.
Von 1986 bis 1994 gestaltete Irene Niepel für das ehemalige Theater Tribüne in Berlin 39 Theaterplakate für die entsprechenden Aufführungen.
Irene Niepel lebt und arbeitet in Berlin.
Hauptmotive
Durch die Bildwerke von Irene Niepel ziehen sich zwei grundsätzliche Motive – das sind zum einen die Natur- und Tiermythen und zum anderen der architektonische Raum. Direkte künstlerische Vorbilder sind nur ansatzweise vorhanden, sie selbst nennt da lediglich die amerikanische Malerin Georgia O’Keeffe.
In vielen ihrer Werke vereint sie Tiermotive mit Räumen, Gegenständen und Symbolen, die in dieser Kombination unserem gewohnten Denkzusammenhang widersprechen. Auf diese Weise wird dem Betrachter die Möglichkeit gegeben, neue Perspektiven einzunehmen und seinen gewohnten Blick auf andere Lebewesen zu hinterfragen. Der Autor Sean Bussenius äußerte sich in der Ankündigung zur Ausstellung Mythische Koordinaten in der Villa Donnersmarck, 2014 wie folgt dazu:
„Irene Niepels tierische Protagonisten tragen Schmuck, sie bevölkern Wohnzimmer. Sie bewegen sich in Dimensionen und Lebensräumen, die sonst Menschen vorbehalten sind. Die Berliner Künstlerin stellt den Herrschaftsanspruch des Menschen auf diese Räume in Frage. Mit strengen Kompositionen und starken Farbkontrasten erschafft sie eine alternative Realität, in der hervortritt, was im Alltag wenig Beachtung findet.“
In einem Porträt der Künstlerin im Magazin Stadt und Land, in dem sich Irene Niepel auch selbst über ihre Motive äußert, heißt es: "In ihren Tiermotiven geht es immer auch um Menschen. 'Es gibt eine göttliche und eine animalische Ebene', erklärt die Künstlerin. 'Der Mensch kann sich in keine dieser Ebenen hineindenken. Beide bleiben uns dauerfremd, wir projizieren nur viel in sie hinein."[3]
Der Kunstkritiker und Leiter der Bibliothek der UdK, Claudio Müller, äußerte sich in einem Ausstellungskatalog von 1995 mit Werken von Irene Niepel wie folgt zu ihren Motiven:
„Irene Niepel erfindet mächtige, neue, überraschende Bilder aus Elementen traditionellen Symbolgutes. Durch Kombinationen und aussagekräftige Kompositionsmuster nehmen bekannte Symbolmotive neue Formen an und sprechen einen neuen Sinn aus.“
Darstellungen von Menschen kommen in Niepels Werken eher verhalten vor. Ein Beispiel ist die Serie zur englischen Königin ElisabethI. Bei einem Besuch in der National Portrait Gallery in London war sie von dem dort vorhandenen Bildnis der Queen eines anonymen Malers so beeindruckt, dass sie sich anschließend intensiv mit deren historischer Persönlichkeit und ihren Lebensumständen befasst hat. Sie beschloss, eine Serie kleinformatiger Bilder mit Elisabeth zu malen, in denen sie die Königin in einen engen Zusammenhang mit ihren Intentionen zur Natur und speziell zu Tieren bringt. Mittlerweile umfasst diese Serie mehr als 40Porträts, alle ausgeführt als Mischtechnik auf Papier. Hierzu ein Zitat von Sabine Appel, Autorin der bei Bechtle-Ullstein erschienenen Biografie „Elisabeth I. von England“[5]:
„Die in der Überlieferung so starren und stereotypen Portraits von Elisabeth I. von England erhalten durch den Blick von Irene Niepel eine neue Dimension. Das überliefert maskenhafte Gesicht der Elisabeth Tudor erhält bei Irene Niepel lebendige und individuelle, auch durchaus variable Züge.“
Irene Niepel bevorzugt in ihren Bildern strenge Bildkompositionen und konzentriert den Blick des Betrachters damit auf das Wesentliche. Das wird auch an ihren eher mythischen Darstellungen deutlich wie in dem Werk Waldstück mit Birken und Federn (siehe Titelbild von En plystrende kvinne). Zu ihrer Herangehensweise und dem Malstil heißt es bereits in ihrem ersten Ausstellungskatalog 1986:
„Die Farbe lebt aus Warm-Kalt-Kontrasten und einer schattenlosen Hell-Dunkel-Stufung, die im Verein mit dem spontanen dünnen Auftrag den Bildgegenständen eine eigentümliche, gläserne Transparenz verleiht.“
Dieses Arbeiten mit lasierenden Farbtönen behält Irene Niepel all die Jahre bei, so dass auch der Kunstkritiker Jürgen Schilling 1995 sich wie folgt dazu äußerte:
„Ihre anspruchsvoll reduzierte Palette bewirkt, dass die Bilder aus sich heraus leuchten. […] Schicht liegt über Schicht, wodurch sich Dynamik, Gliederung und Ordnung ergeben. Emotion und Kalkulation, Romantisches und kämpferisch Herausforderndes halten sich die Waage.“
Das in dynamischer Pinselführung ausgeführte und fast drei Meter hohe Bild Waldstück mit Birken und Federn mit blauen, grauen und herbstlichen Farbtönen faszinierte auch den Pfarrer des Berliner Doms, Manfred Richter. Er wählte es im Jahr 2003 als Gegenstand seiner Adventspredigt.
2004/05: Virgin Queen und keltische Natursymbole. Galerie Artibus Fine Arts, Berlin-Charlottenburg
2005, zum Tag des offenen Denkmals: Bilder-Auswahl in der American Church Berlin[9]
2010: Mythische Koordinaten. Galerie, Konvex99’ im Kontorhaus, Berlin, Neue Grünstraße 18[10]
2014: Mythische Koordinaten, Villa Donnersmarck, Fürst Donnersmarck-Stiftung, Berlin
Ausstellungsbeteiligungen
1979: Einblicke, Kommunale Galerie Wilmersdorf, Berlin (Katalog)
1980: Kind und Gesellschaft, Neue Gesellschaft für bildende Kunst, Berlin-Kreuzberg Sucht und Drogen, Haus am Lützowplatz, Berlin (Katalog) Women from Berlin – Exchange; Show San Francisco – Berlin, San Francisco Bay Area (Katalog)
1982: Frau Raum Zeit, Karl-Hofer-Symposium, Hochschule der Künste Berlin (Katalog)
2009: Salon Paneuropéen, Château Seigneural, Villemomble (Frankreich)
2010/11/12: Galerie 15, Berlin
2013: Macht Kunst, Deutsche Bank KunstHalle, Berlin. „… gestiftet, geschenkt, geliehen“, Werke aus der Sammlung der Stiftung Kunstgebäude Schlosshof Bodenburg, Kunstverein Bad Salzdetfurth[15]
2016/2017: Mir ist so Dada im Kopf...; Wanderausstellung in verschiedenen Städten (unter anderem in der kunst.remise Berlin)[16] und in mehreren Ländern; Katalog Musentritt
Großer Katzenkopf I, 100×70cm, Acryl auf Papier Artothek der Kommunalen Galerie Berlin
Wendeltreppe mit Messern II, 220×170cm, Acryl auf Leinwand (in Privatbesitz)
Sessel mit Katzenschädel, 230×110cm, Acryl auf Leinwand (in Privatsammlung)
Gepard im Treppenhaus, Diptychon, 300×180cm, Acryl auf Leinwand (in Privatbesitz)
Fabelwesen auf Sofa, 100×120cm, Acryl auf Leinwand (Sammlung NBK)[17]
Großer Katzenkopf II, 210×70cm (Sammlung Investitionsbank Berlin)
Stilleben mit Katze II, 200×150cm (Sammlung Berliner Zeitung)
Tier auf der Treppe, 70×100cm, Ölkreide auf Papier (Sammlung Kommunale Galerie Berlin)
Herzwiesel, 70×100cm, Acryl auf Papier (in Privatbesitz)
Rote Treppe (in Privatbesitz)
Keltenkreuz mit weissem Adler, 125×100cm, Acryl auf Leinwand (Sammlung Artibus Finearts)
Rosenkreuz mit Engelsfeder, 18×24cm, Mischtechnik (in der Sammlung Kunstverleih, Kulturamt Köpenick)
Nothing is too small to grow, Objektkasten, 90×70cm, Tiefe 5cm, Mischtechnik (in Privatsammlung)
Picnic on Rose-Blanket, 185×65cm, Acryl/ Öl/ Kreide auf Leinwand (in Privatsammlung)
Queen & Falcon, 28×21cm (in Privatbesitz)
Queen with Chain of Royal Cats, 28×21cm (Sammlung Kommunale Galerie Berlin)
Queen & Royal Strawberries, 27×21cm (Kunstsammlung Schlosshof Bodenburg, unterhalten vom Kunstverein Bad Salzdetfurth)
Philosopher’s Kitchen Table, 64×50cm, Stifte u. Acryl auf Papier (in Privatsammlung)
Planet with four Moons, 63×50cm, Acryl/Kreide auf Papier (in Privatsammlung)
Cat with Charm Collar, 100×70cm, Acryl auf Papier (siehe Einleitungsbild; Privatbesitz)
Catching a Vision, 100×70cm, Acryl auf Papier (in Privatsammlung)
Kunst am Bau
Fassadenbild in Kreuzberg, Februar 2011Adler, auf einer Tafel an der Fassade der Kita
Bereits als Kunststudentin beteiligte sich Irene Niepel 1980 an einem offenen Wettbewerb des damaligen Kunstamtes in Berlin-Kreuzberg für ein Fassadenbild am Lehrerwohnhaus, Tempelhofer Ufer20 (Ausgang U-Bahnhof Möckernbrücke). Unter den zahlreichen Einsendungen ging sie mit ihrem Entwurf einer Häuserfassade, die sich zur Brandwand als Vorhang herumzieht und hinter dem eine grüne Landschaft angedeutet ist, als Siegerin hervor. Ihr Entwurf wurde 1981 ausgeführt und ist trotz mehrfacher Restaurierungen des Gebäudes noch dort zu sehen (siehe Foto; Stand 2010).[18]
1997/98: Eingangsbereiche von Hochhäusern Müggelschlößchenweg36, Berlin-Köpenick: Geometrie-Variationen
1997/98: Fassadenbilder An der Wuhlheide88-94, Berlin-Oberschöneweide: verschiedene Treppendarstellungen vor einer Glasfläche
1997/98: Innengestaltung zweier Lichthöfe über zwei Stockwerke in der Kita Oranienstraße56, Berlin-Kreuzberg: große Tafeln mit jeweils vier Bildern aus dem Symbolzyklus Katzen und Adler
2002: Giebelbilder in der Charlottenstraße17a, b, c in Berlin-Köpenick: Mondlandschaften/ Mondkarten[19]
Illustrationen
Der Pax-Verlag in Oslo griff bei seinen Veröffentlichungen von Romanen der englischen Autorin Antonia Susan Byatt bei der Einbandgestaltung auf Bilder von Irene Niepel zurück:
Die in das Norwegische übersetzten und 2004–2006 herausgegebenen Romane Stilleben, Jomfruen i hagen [Jungfrau im Garten], Babels tårn [Turm zu Babel] und En plystrende kvinne [Eine pfeifende Frau] erhielten Schutzumschläge nach Bildern von Irene Niepel.[20]
Literatur
Gritta Hesse (Hrsg.): Gemalte Illusionen, Die bibliophilen Taschenbücher Nr. 584, Harenberg Kommunikation, Dortmund 1983, ISBN 3-88379-384-1, Cover u. S. 44, 45
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Frankfurt 1985, ISSN0340-7373, Nr. 67 vom 23. August 1985, Vorstellung von Irene Niepel in der Grafikergalerie, S. 2070
Bernhard Kerber: Katalog Irene Niepel. Bilder von 1984–1986. Kunstamt Zehlendorf, 1986
Mitteilungen über Photographie in der bildenden Kunst. Verein der Berliner Künstlerinnen. Verein der Berliner Künstlerinnen, Berlin, ISBN 3-9802288-2-7
Claudio Müller, Karlheinz Nowald: Irene Niepel. Bilder von 1985–1989. Ausstellung vom 1.–31. Oktober 1989, Patzer Druck 1989
Claudio Müller et al.: Irene Niepel. Bilder von 1990–1995. Ausstellung vom 1.–30. September 1995. Ladengalerie Kurfürstendamm 64, Berlin. Saladruck, Berlin
Denk mal Kreuzberg! Ein Architekturführer der kommunalen Baudenkmale im Bezirk Kreuzberg, Bezirksamt Berlin-Kreuzberg 1998, S. 17
Irene Niepel im Bibliothekskatalog der Universität der Künste Berlin
Bilder bleiben länger. In: Berliner Zeitung, 13. August 1996; Information zur Bilderausstellung von Irene Niepel im Foyer des Verlagshauses der Berliner Zeitung
Fabelwesen auf Sofa in der Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins, Werknummer G 1064
Denk mal Kreuzberg! Ein Architekturführer der kommunalen Baudenkmale im Bezirk Kreuzberg, herausgegeben vom Bezirksamt Kreuzberg, 1998, S.17: Tempelhofer Ufer, Lehrerwohnhaus (Abbildung und Erläuterungstext)
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