Ivo Ringe (* 5. Juli 1951 in Bonn) ist ein deutscher Maler, Dozent, Kurator und Künstler. Er ist ein Vertreter der Konkreten Kunst.
Foto des Künstlers Ivo Ringe
Leben
Ivo Ringe studierte 1972 Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys. Er gehört zu der Minimal-Art Strömung von Beuys-Schülern wie Imi Knoebel und Blinky Palermo. 1974 wechselte er zu Rolf Sackenheim und widmete sich fortan dem Studium der freien Grafik. 1977 wurde er von Sackenheim zum Meisterschüler ernannt. Bereits während des Studiums beschäftigte sich Ringe mit Flächenfüllungen und mit traditionellen Ornamenten des Orients. Es entstanden Siebdrucke, Radierungen und Keramiken.[1]
Evolve, Radierung auf Bütten, 1977
Sechseck, glasierte Keramik, 1976
Sechseck III, Aquatinta-Radierung auf Bütten, 1976
1992 vernichtete ein Brand in seinem Atelier viele Werke des Künstlers.[2]
Seit 2008 ist er Dozent für die Fachbereiche Zeichentechnik und Illustrationstechnik an der von Karin-Simone Fuhs gegründeten Schule für Design Ecosign.[3] Seit 2011 ist er Dozent und seit 2014 künstlerischer Leiter des Ateliers für Bildende Kunst an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.[4] 2015 hatte er im Kunsthaus Rehau eine umfangreiche Werkausstellung, und Eugen Gomringer schrieb ein Sonett zu einigen seiner Werke.[5][6] Ringe lebt und arbeitet in Köln. Er ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[7] Ivo Ringe ist mit der US-amerikanischen Bildhauerin Heather Sheehan verheiratet.
Zum Künstlerischen Werk
„Meine Arbeiten sind Forschungen und Untersuchungen im Gedächtnisfeld der Konkreten Kunst.“
Zuerst legt Ivo Ringe die Grundfarbe des Gemäldes fest, die häufig monochrom wirkt, in Wahrheit aber aus einer Vielzahl verschiedener Farbnuancen besteht, die einander überlagern: „So entsteht nicht selten eine vermeintlich schwarze Fläche aus dem Nebeneinander vieler Dunkelblau- und Violett-Töne. In einem Weiß sind häufig bis zu sechs verschiedene weiße Flächen übereinandergesetzt.“[9] Die Farben dafür entstehen durch eigene Zusammenstellungen von Farbpigmenten.[10] Anschließend setzt er Orientierungspunkte auf die Leinwand, die er mit Pinselstrichen netzartig verbindet. Diese Orientierungspunkte basieren auf klassischen Proportionen der Schönheit, wie sie schon in der Antike formuliert wurden.
St. Yves, 2016, 30 × 24 cm, Öl auf Leinwand
Shadow of a Field, Diptychon, 2015, 180 × 320 cm, Pigmente, Acryl auf Leinen
Big Energy, 2007, 560 × 340 cm, Installationsbild Artothek Köln, Pigmente, Acryl auf Leinen
Ringe setzt den Goldenen Schnitt ein, arbeitet aber auch mit Proportionen anderer Kulturen, wie z.B. aus alten Sanskrit-Texten.[11] Teilweise reichen diese Netzstrukturen über den Rand des Gemäldes hinaus, scheinen keinen Anfang und kein Ende zu haben. Die Strukturen erinnern an das Wachstum von Kristallen und anderen Strukturen der Natur. Das Werk entsteht – wie auch in der Natur – aus einer Mischung von vorheriger Festlegung und dem aktuellen Malprozess: „His approach [...] consciously draws an equivalence between the formal development of a painting and the growth of a leaf or a crystal; in each, complexity is achieved through the interaction of preset and random elements.“ (deutsch: „Sein Ansatz zieht [...] bewusst eine Äquivalenz zwischen der formalen Entwicklung eines Gemäldes und dem Wachstum eines Blattes oder eines Kristalls; bei beiden wird die Komplexität durch das Zusammenspiel von vorgegebenen und zufälligen Elementen erreicht.“)[11]
Kuratorentätigkeit
2014 kuratierte Ivo Ringe gemeinsam mit Viola Weigel die Gruppenausstellung Strukturen/Structures: Britische und Deutsche Malerei im Dialog, die nacheinander in der Kunsthalle Wilhelmshaven (10. Mai 2014 bis 24. August 2014) und in der Newlyn Art Gallery & The Exchange (11. Oktober 2014 bis 3. Januar 2015) gezeigt wurde. Acht britische und deutsche Künstler, deren abstrakte Werke von Strukturen geprägt sind, zeigten ihre Arbeiten.[12] Die Künstler der Ausstellung wurden von Ringe ausgewählt, der auch das Konzept der Ausstellung bedachte. Ebenfalls 2014 (18. November bis 13. Dezember 2014) kuratierte Ivo Ringe zusammen mit Joe Barnes und Po Kim die Gruppenausstellung Painting Black für die Sylvia Wald and Po Kim-Art Gallery in New York mit mehr als 30 Künstlern aus verschiedenen Ländern.[13]
Vom 18. Juli bis 8. Oktober 2016 fand in der Newlyn Art Gallery & The Exchange eine Gruppenausstellung mit dem Titel Restructured statt, bei der Künstler aus der ersten Ausstellung 2014 sowie neu hinzugekommene Künstler ihre Arbeiten ausstellten. Die Künstler wurden von Ivo Ringe ausgewählt. Vom 18. Juli bis zum 6. August arbeiteten viele der Künstler vor Ort in einem Residenz-Programm. Die Besucher konnten sie im Studio besuchen und live mitverfolgen, wie die Werke entstehen. Parallel dazu fanden Vorträge und Seminare der Künstler statt.[14] Blair Todd, der Kurator des Museums, erwähnte in einem Video-Interview, dass es vor allem Ivo Ringes „energy and passion“ (deutsch: „Energie und Leidenschaft“) zu verdanken gewesen war, dass diese Artist in Residence stattfand.[15] James Green, der Direktor, erklärt in demselben Video, dass es dem Museum nicht nur darum gehe, aktuelle Positionen abstrakter Kunst auszustellen, sondern vor allem darum, einen „creative experimental space“ (deutsch: „kreativer Experimentierraum“) zu schaffen, bei dem Künstler sich gegenseitig inspirieren können.[16] Vom 10. bis zum 24. Februar 2018 fand ein weiterer Artist in Residence zum Thema Structures in Penzance statt, wieder wurden die Künstler von Ivo Ringe ausgewählt.[17]
Als Folge der Ausstellung Painting Black in New York 2014 wurde Ivo Ringe von Carl-Jürgen Schroth eingeladen, in der Sammlung Schroth im Museum Wilhelm Morgner in Soest ebenfalls eine Ausstellung zu diesem Thema zu organisieren. 42 internationale Künstler aus verschiedenen Ländern zeigten ihre schwarzen Werke.[18]
2020 kuratierte Ivo Ringe zusammen mit der Kuratorin Juliane Rogge die Gruppenausstellung Multilayer Vision 20/20 für die Sammlung Schroth im Museum Morgner in Soest. Fünfzig internationale Künstler zeigen ihre neuen Arbeiten zur Konkreten Kunst, die sich seit Theo van Doesburg in den letzten hundert Jahren weiterentwickelt hat: „Die Konkrete Kunst erobert sich nicht nur die dritte Dimension, sondern passt sich damit auch einer komplexen Gegenwart an.“[19]
Werke in öffentlichen Sammlungen
Museum Katharinenhof Kranenburg Electric Chair, 2008 – Acryl auf Leinwand, 78 × 64 cm
Jürgen Kisters: Leuchtende Objekte der Nacht zur Ausstellung Malerei des Augenblicks im Kunstkontor Köln. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 11. Februar 2008. Abgerufen am 22.November 2017.
Literatur
Gert Fischer (Hrsg.):Ivo Ringe: angel signs, silent fighters. Rheinlandia-Verlag, Siegburg 1994, ISBN 978-3-925551-65-9.
Klaus Honnef: Ivo Ringe, Katalog zur Ausstellung Ivo Ringe der Galerie Apicella, 1991 (vergriffen, aber antiquarisch noch erhältlich, keine ISBN vorhanden).
Einzelnachweise
Ivo Ringe, auf der Website der Galerie Filser & Gräf. Abgerufen am 29. November 2020.
Fred Sellin: Von Malerwerkstatt Ivo Ringes blieb nur noch ein Trümmerhaufen. Beuys-Schüler: Atelier abgebrannt. 30 wertvolle Gemälde waren nicht mehr zu retten. In: Express, Lokalausgabe Köln vom 22. Januar 1992.
Petra Oelschlägel, Kunstmuseum Villa Zanders (Hrsg.):Aus Papier!: Ein Album zur Sammlung Kunst aus Papier. Kettler, Dortmund 2021, ISBN 978-3-86206-916-3, 249.
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