art.wikisort.org - Künstler

Search / Calendar

Jean Lurçat (* 1. Juli 1892 in Bruyères, Département Vosges; † 6. Januar 1966 in Saint-Paul-de-Vence) war französischer Maler, Keramiker und Bildwirker. Er war der Bruder des Architekten André Lurçat.

Keramikfries von Jean Lurçat in Straßburg
Keramikfries von Jean Lurçat in Straßburg

Leben


Jean Lurçat studierte zunächst in Nancy, danach an der École des beaux-arts und an der Académie Colarossi in Paris. 1914 wurde er wegen pazifistischer Umtriebe verhaftet. Zwischen den Weltkriegen entwickelte sich Lurçat zu einem bekannten Maler in Frankreich. Während des Zweiten Weltkrieges engagierte er sich aktiv in der französischen Résistance, der Widerstandsbewegung gegen die deutschen Okkupationstruppen. Nach Kriegsende entfaltete er eine rege Tätigkeit, um nach eigener Aussage „… das Virus der Tapisserie in aller Welt zu verbreiten.“

Im Jahre 1956 heiratete Jean Lurçat Simone Selves (1915–2009), mit der er schon während der Résistance zusammengearbeitet hatte. Nach vielen Auslandsaufenthalten lebte und arbeitete er hauptsächlich in Aubusson (Creuse) und in Saint-Laurent-les-Tours (Lot). Im Jahre 1966 starb er infolge einer langjährigen Herzkrankheit im Alter von 73 Jahren in Saint-Paul-de-Vence (Alpes-Maritimes).


Werk


Als Maler wandte er sich nach seinem vom Impressionismus beeinflussten Frühwerk dem Kubismus zu. Vor allem aber gilt er als wichtigster zeitgenössischer Vertreter der Bildwirkerei, die er durch seine Begeisterung, Inspiration und Schaffensfreude in enger Zusammenarbeit mit der Aubusson-Manufaktur neu belebte. In Aubusson entstand auch 1933 seine erste Tapisserie.

1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ seine Aquarelle Türke mit grauer Weste und Marocain aus dem Staatlichen Museum Saarbrücken beschlagnahmt und zerstört.[1][2]

In den 50er und 60er Jahren fanden in allen Kontinenten bemerkenswerte Ausstellungen mit Wandteppichen, Gemälden, Zeichnungen und Keramiken des Künstlers statt.

1957 begann Lurçat mit dem ersten Motiv seiner monumentalen Teppichfolge Chant du monde (Der Gesang der Welt), einer modernen Apokalypse des 20. Jahrhunderts, die heute im Musée Jean Lurçat im westfranzösischen Angers zu sehen ist. 1962 gründete er das Internationale Zentrum für alte und neue Wandteppiche, das die im selben Jahr erstmals ausgerichtete Internationale Biennale der Tapisserie in Lausanne veranstaltet und als weltweit wichtigstes Zentrum der neuen Textilkunst gilt.

Wandteppich von Jean Lurçat im Kölner Gürzenich (Isabellensaal)
Wandteppich von Jean Lurçat im Kölner Gürzenich (Isabellensaal)

In seinen Tapisserien zeigt Lurçat „die Verbindung von moderner Formensprache und Rückbesinnung auf die mittelalterlichen räumlichen Qualitäten dieser Kunstgattung. Indem er die Tapisserie wieder als Wandvorhang begriff, verzichtete er auf perspektivisch angelegte Bildkompositionen. Indem er in der Tapisserie ein Bildmedium ‚sui generis‘ erkannte, überwand er die Übertragung der Kartonmalerei in gewebte Bilder.“[3] Seine Wandbehänge schmücken zahlreiche bekannte Gebäude, beispielsweise das UNO-Gebäude in New York, die Église Notre-Dame de Toute Grâce du Plateau d’Assy in den Savoyer Alpen oder den Gürzenich in Köln[4]. In Deutschland sind des Weiteren in der Mercatorhalle Duisburg Der Baum und der Mensch (1960) und Die Sonne und das Meer (1961) zu sehen.

Werke Lurcat befinden sich in wichtigen Sammlungen, u. a. im MoMA[5] und im Metropolitan Museum[6]


Ehrungen und Auszeichnungen



Ausstellungen



Literatur





Einzelnachweise


  1. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  2. Anmerkung: im Beschlagnahmeinventar offenbar irrtümlich André Lurcat zugerechnet.
  3. Christoph Brockhaus
  4. max-ernst-gesellschaft.de: Rückblick März 2011: Im deutschen Jean Lurçat Museum (abgerufen am 25. Juli 2014)
  5. The Collection. In: MoMA. Abgerufen am 4. Oktober 2022 (englisch).
  6. Lurcat. Suchergebnisse. In: The Metropolitan Museum of Art. Abgerufen am 4. Oktober 2022 (englisch).
Personendaten
NAME Lurçat, Jean
KURZBESCHREIBUNG französischer Maler, Keramiker und Bildwirker
GEBURTSDATUM 1. Juli 1892
GEBURTSORT Bruyères, Frankreich
STERBEDATUM 6. Januar 1966
STERBEORT Saint-Paul-de-Vence, Frankreich

На других языках


- [de] Jean Lurçat

[en] Jean Lurçat

Jean Lurçat (French: [lyʀsa]; 1 July 1892 – 6 January 1966) was a French artist noted for his role in the revival of contemporary tapestry.

[es] Jean Lurçat

Jean Marie Auguste Lurçat (Bruyères, 1 de julio de 1892 - Saint-Paul-de-Vence, 6 de enero de 1966) fue un pintor, ceramista y tapicero francés, hermano mayor del arquitecto André Lurçat.[1] Fue reconocido especialmente por su trabajo en el tapiz, donde renovó en profundidad el lenguaje artístico.

[fr] Jean Lurçat

Jean Lurçat est un peintre, céramiste et créateur de tapisserie français, né à Bruyères (Vosges)[1] le 1er juillet 1892 et mort à Saint-Paul-de-Vence le 6 janvier 1966.

[it] Jean Lurçat

Jean Lurçat (Bruyères, 1º luglio 1892 – Saint-Paul-de-Vence, 6 gennaio 1966) è stato un pittore francese.

[ru] Люрса, Жан

Жан-Мари Огюст Люрса (фр. Jean Lurçat; 1 июля 1892, Брюйер, Вогезы — 6 января 1966, Сен-Поль-де-Ванс) — французский художник, керамист, художник текстиля, реформатор шпалерного искусства. Брат архитектора Андре Люрса.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии