Josef Trattner (* 13. März 1955 in Semriach) ist ein österreichischer Künstler. Bekannt wurde er vor allem durch seine Arbeiten mit dem Werkstoff Schaumstoff.
Josef Trattner, 2008K.05, Ausstellung im Künstlerhaus, Wien 2004Sofa in Trabzon
Leben und Werk
Josef Trattner absolvierte die Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er in den Jahren 1996 bis 2008 auch eine Lehrtätigkeit ausübte. Trattner betätigt sich in unterschiedlichen Disziplinen der Kunst: Sein Werk umfasst Skulpturen, Performances, Aktionen, Fotografie, Videos und Literatur.[1][2][3]
Seit 1990 realisiert Trattner unter Verwendung des Werkstoffs Schaumstoff Projekte im öffentlichen Raum. Auf eine Schaumstoff-Performance von Josef Trattner geht auch die Möblierung des Hofs des Wiener MuseumsQuartiers (MQ) zurück: Im Sommer 2002 entwarf Trattner für das Areal im Wiener MuseumsQuartier riesige Schaumstoffkuben, die im Rahmen einer temporären Installation von den Besuchern begeistert genutzt wurden. Die Geschäftsführung der MuseumsQuartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft (MQ E+B) lud daraufhin zu einer Ideenfindung für dauerhafte Sitzmöbel für die MQ-Höfe ein. Sieger wurde das Architektenteam PPAG mit seinem Hofmöbel „Enzi“.[4][5]
Seit dem Jahr 2000 setzt sich Josef Trattner künstlerisch mit den Farben des Weins auseinander. Nach einer Ausstellung mit 100 Weinbildern im Wiener Künstlerhaus im Jahr 2005 folgten weitere Ausstellungen und Performances mit Weinartefakten in Österreich, der Schweiz und im italienischen Piemont. Bei der 8. Shanghai Biennale in der Zeit vom 23. Oktober 2010 bis 23. Jänner 2011 war Trattner als österreichischer Vertreter mit 100 Weinbildern vertreten.[6]
Seit 2004 widmet sich Josef Trattner seinen „Europäischen Sofafahrten“.[7] Ein wesentliches Merkmal von Trattners Arbeiten ist die Überlagerung von kunstimmanenten Aspekten (dazu zählen unter anderem das Verhältnis von Materialität, Form und Farbe zum Innenraum und Außenraum) mit gesellschaftlichen Fragestellungen. Seine ephemeren, nach Veränderung durch Publikum und Wettereinflüsse sich wieder in Nichts auflösenden Inszenierungen in Natur- und Stadträumen sind immer auch soziale Versuchsanordnungen, denen ein selbstreflexives und kritisches Potenzial eingeschrieben ist.[8]
Eine Reihe von künstlerischen Projekten setzte Trattner im Zusammenwirken mit anderen Disziplinen der Kunst um. Kooperationen gab es mit Musikern, Literaten, Architekten und Fotografen. Josef Trattner lebt und arbeitet in Wien. Er ist Mitglied der Wiener Secession.[9]
1988: Stempelbrunnen auf dem Bruno-Pittermann-Platz, 1120 Wien[2]
1989: Installation beim Bundesschulzentrum Bergheidengasse 7–19, 1130 Wien[2]
1989: Skulpturengruppe S beim Bundesrealgymnasium in Krems an der Donau[2]
1998: Installation im Hof des Bezirksgerichts Radkersburg[10]
Einzelausstellungen, Aktionen und Projekte (Auswahl)
1987: Theseustempel, Akademie der bildenden Künste, Wien (Katalog: Skulpturen, Josef Trattner, mit einem Vorwort von Edelbert Köb)
1988: Neue Galerie – Studio, Steirischer Herbst '88, Graz (Katalog: Stempel 1988, mit einem Vorwort von Edelbert Köb)
1989: Traklhaus, Salzburg (Katalog)
1989: Galerie der Wiener Secession, Wien (Katalog: Josef Trattner, mit Beiträgen von Otto Kapfinger und Aleksandar Urosevic)
1991: Galerie Posthof, Linz
1992: Österreichische Galerie, G. Ambrosi Museum, Wien (Katalog, mit Beiträgen von G. Tobias Natter, Wolfgang Pauser)
1992: Galerie A4, Wels
1993: Raum Akut, Kunstforum Hallein, Hallein
1995: In foam, Galerie Menotti, Baden bei Wien
1995: Projekt Barock in progress, Schloss Eckartsau (Katalog, mit Beiträgen von Anita Aigner, Rainer Fuchs, Otto Kapfinger, Ulrich Mellitzer, Burghart Schmidt und Birgit Schwaner)
1997: Sitzen in Steyr, Kunsthalle tmp Steyr
1998: Projekt Kunstlandschaft, Ehrwald
1999: Projekt Anlauf, Ansitz, Anstand, St. Pölten (mit Walter M. Chramosta; Katalog)
1999: Josef Trattner: Block Out, MAK, Wien (Katalog, mit Beiträgen von Martina Kandeler-Fritsch, Peter Noever, Burghart Schmidt)
2002: Projekt Möblierung, Museumsquartier Wien
2003: Projekt Metasofa Graz 2003, Kulturhauptstadt Europas 2003, Graz
2004: K.05, Künstlerhaus, Wien
2005: Schaum, Performance und Installation, Serviceplan, München
2005: Schaum, Installation, programangels, mit Tommy Schmidt, München
2005: Galerie der Stadt Wels, im Medien Kultur Haus, mit Kurt Stadler, Wels
2005: Wein Farbe Rot, Installation, Performance Blind Taste (Musik-Komposition: „rouge de rouge“ KH Essl), Künstlerhaus Wien
2014: Divan. Türkische Sofafahrten Music Medley, Min: 8:47
2014: Istanbul. „Versuch einer Collage“ Divan Türkische Sofafahrten, Min: 19:38
2015: Divan. Bulgarische Sofafahrten, Music Medley, Min: 8:22
2016: Donausofafahrten, Music Medley, Min: 29:54
2016: Donausofafahrten. Collage, Min: 22:36
2019: Donausofafahrt, Installation Dominikaner Kirche Krems, Kunsthalle Krems, Music Medley, Min: 29:54
2019: Donausofafahrt, Installation Dominikaner Kirche Krems, Kunsthalle Krems, Performance mit Franz Hautzinger, Isabelle Duthoit, Burkhard Stangl, Angelica Castello und Cordula Bösze, Min: 19:11
2019: Donausofafahrt, Installation Dominikaner Kirche Krems, Kunsthalle Krems, Performance mit Angelika Sheridan, Carl Ludwig Hübsch und Harald Kimmig, Min: 40:22
2019: Donausofafahrt, Installation Dominikaner Kirche Krems, Kunsthalle Krems, Performance mit den Sofa Surfers und Philipp Hochmair, Min: 18:15
2020: „Inside out“ Friedrich und Lillian Kiesler Stiftung Wien, Min: 20:59
Eigene Publikationen
Skulpturen 1986/87. Akademie der bildenden Künste, Wien 1987
Stempel 1988. Ausstellungskatalog, Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz 1988
Sculpturen 1988/89. Ausstellungskatalog, Wiener Secession, Wien 1989
Malereien, Skulpturen. (gemeinsam mit Wolfgang Pavlik), Ausstellungskatalog, Haus Wittgenstein, Wien 1990
Drei. scultori viennesi. (gemeinsam mit Josef Dabernig und Edelbert Köb), Edizioni 57, Sala 1, Rom 1992
Volume. Ausstellungskatalog, Österreichische Galerie, Oberes Belvedere, Wien 1992
Barock in Progress. Eigenverlag, Wien 1996, ISBN 3-901736-00-X.
Performance in Foam. Ausstellungskatalog, 4 Rooms, Wien 1996
Block out. Ausstellungskatalog, MAK, Wien 1999, ISBN 3-900688-44-3.
foam. 5 Projekte im öffentlichen Raum. Edition Selene, Wien 2004, ISBN 3-85266-257-5.
K.05. Ausstellungskatalog, Künstlerhaus, Wien 2004, ISBN 3-200-00149-6.
Wein Farbe Rot. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2006, ISBN 3-902510-33-1.
sofa. Europäische Sofafahrten. Edition Schlebrügge, Wien 2010, ISBN 978-3-85160-179-4.
Divan. Rumänische Sofafahrten. Edition Schlebrügge, Wien 2012, ISBN 978-3-902833-32-7.
Sofa. Polnische Sofafahrten. Edition Schlebrügge, Wien 2014, ISBN 978-3-902833-54-9.
Divan, Türkische Sofafahrten. Edition Schlebrügge, Wien 2015, ISBN 978-3-902833-82-2.
Divan. Bulgarische Sofafahrten. Edition Schlebrügge, Wien 2017, ISBN 978-3-903172-04-3.
Donau, Dunaj, Duna, Dunav, Dunav, Dunărea, Danube. Sofa Journeys, Edition Schlebrügge, Wien 2019 ISBN 978-3-903172-17-3.
Donau-Sofafahrt Krems. Dominikanerkirche – Danube Sofa Journey Krems. The Dominican Church, Edition Schlebrügge, Wien 2020, ISBN 978-3-903172-46-3.
Moldauer Sofafahrten – Moldova Sofa Journeys, Edition Schlebrügge, Wien 2020, ISBN 978-3-903172-40-1.
Literatur
Walter M. Chramosta: Hochlichtbrechend, altraumattackierend, rechtskulturpflegend. Das Bezirksgericht Radkersburg gewinnt erst in den glasgrauen Reflexionen von Josef Trattner spezifische Substanz. In: Architektur und Bauforum. 2/1999, S. 138–141.
Kristian Sotriffer: Barocker Illusionist. In: Die Presse. 9. Oktober 1999, S. 31.
Roger M. Buergel: Kaputte Module der Kreativwirtschaft. In: Josef Trattner: foam. 5 Projekte im öffentlichen Raum. Edition Selene, Wien 2004, ISBN 3-85266-257-5, S. 146–149.
Die Kulturhauptstadt als Schaumstoff-Wohnzimmer. In: Der Standard. 1. April 2003, S. 11.
In Graz gibt es Kultur zum Sitzen! In: Kronen Zeitung. 1. April 2003, S. 1.
Das Künstlerhaus quillt über. In: Kurier. 19. Mai 2004, S. 34.
Erwin Melchert: Schaumstoff-Bildhauer. In: Kronen Zeitung. 19. Mai 2004, S. 58.
Wolfgang Pauser: Zur Ausstellung. In: Noema. (Reviews), Nr. 36, 1991, S. 82 und 86.
Nicole Scheyerer: Erdige Dinger. Josef Trattner markiert das Gelände des MQ mit roten Schaumstoffquadern, die ihren Sinn und Zweck durch die Benützung der Besucher gewinnen. In: MQ Site. Nr. 1, Juli 2002, S. 6–11.
Burghart Schmidt: Josef Trattners barocke Sucht nach dem Außen des Innen. In: Josef Trattner: Block out. Ausstellungskatalog. MAK, Wien 1999, ISBN 3-900688-44-3, S. 29–33.
Johann Werfring: Die Farbe des Weins als Frage der Kunst. In: Wiener Zeitung. 7. Jänner 2006, Beilage Wiener Journal, S. 42.
Josef Haslinger: Der Geschichtenerzähler. In: Josef Trattner: sofa. Europäische Sofafahrten. Edition Schlebrügge, Wien 2010, ISBN 978-3-85160-179-4, S. 98–107.
Florian Steininger: Weinbilder mit Sinneslust. In: Josef Trattner: Wein Farbe Rot. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2006, ISBN 3-902510-33-1, S. 21.
Vitus H. Weh: Unbedankte Heroik. In: Josef Trattner: foam. 5 Projekte im öffentlichen Raum. Edition Selene, Wien 2004, ISBN 3-85266-257-5, S. 6–10.
Johann Werfring: Nasenüberraschung in Shanghai. In: Wiener Zeitung. 26. November 2010, Beilage Wiener Journal, S. 36–37.
MQ-Chronik: 2002 Sommer (Mementodes Originals vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mqw.at
Walter M. Chramosta: Hochlichtbrechend, altraumattackierend, rechtskulturpflegend. Das Bezirksgericht Radkersburg gewinnt erst in den glasgrauen Reflexionen von Josef Trattner spezifische Substanz. In: Architektur und Bauforum. 2/1999, S. 138–141.
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии