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Josep Renau (* 17. Mai 1907 in Valencia; † 11. Oktober 1982[1] in Ost-Berlin) war ein spanischer Maler, Grafiker und Fotomontagekünstler. Sein vollständiger Name war Josep Renau Berenguer.

Josep Renaus Wandbild Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik in Erfurt
Josep Renaus Wandbild Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik in Erfurt

Spanien


Renau studierte von 1919 bis 1925 an der Kunsthochschule San Carlos in Valencia und arbeitete zunächst als Grafikdesigner. 1931 trat Renau in die kommunistische Partei ein. In den Jahren 1932 bis 1939 war er Hochschullehrer an der Kunsthochschule in Valencia und betätigte sich als Herausgeber der Zeitschrift Nueva Cultura, deren Titelbilder er auch entwarf. Im Bürgerkrieg gestaltete er im Geiste des Agitprop Propagandamaterial für die republikanischen Truppen. Bei der Belagerung von Madrid gelang es ihm, bedeutende Werke des Prado nach Valencia zu evakuieren,[2] bevor dieser am 16. November 1936[2] auf Anweisung Francos von der deutschen und italienischen Luftwaffe bombardiert wurde. 1937 organisierte er den Pavillon der Spanischen Republik auf der Weltausstellung in Paris und bestellte bei Pablo Picasso hierfür das Bild Guernica, das zum Inbegriff der Leiden Spaniens in der Zeit des Bürgerkrieges werden sollte.


Mexiko


Nach der Flucht nach Frankreich und der Internierung im Lager Argelès-sur-Mer emigrierte Renau 1939 nach Mexiko, um einem gegen ihn verhängten Todesurteil zu entgehen. Er schlug sich zunächst als Gestalter von Filmplakaten durch, bevor er sich auf die Produktion von weiterhin politisch eingefärbten Wandgemälden (Muralismo) und Fotomontagen verlegte. Im Rahmen dieser Tätigkeiten arbeitete er mit zahlreichen Exilanten und mexikanischen Künstlern wie David Alfaro Siqueiros zusammen. Hier begann ab 1949 die Arbeit an seinem Fotomontagewerk The American Way of Life, das sich kritisch auf die im Titel genannten amerikanischen Lebensweise bezog und nach eigener Aussage von John Heartfield beeinflusst[1] wurde. Die grafische Verfremdung von Alltagsgegenständen in diesem Werk wird von Kunsthistorikern als eine Vorausdeutung der späteren Pop-Art gesehen.


Berlin und andere Großstädte der DDR


Wandbild Die friedliche Nutzung der Atomenergie in Halle (1971)[3]
Wandbild Die friedliche Nutzung der Atomenergie in Halle (1971)[3]

Im Jahr 1958 siedelte Renau auf Einladung der Regierung in die DDR über. Hier entstanden 1966 die Fotomontagen für das Buch Über Deutschland.[4] Ebenso arbeitete er für die Zeitschriften Eulenspiegel[1] und Poesiealbum. Ferner gestaltete er Wandgemälde für Wohnblocks und Trickfilme für das Fernsehen. Er erhielt eine stetige finanzielle Zuwendung als Verfolgter des Naziregimes,[5] wurde jedoch nicht mit vielen Aufträgen bedacht. Die Auftraggeber beklagten häufig die mangelnde Tiefe seiner Aussagen, die im Kontrast zur handwerklichen Qualität seiner Arbeiten stand.

Als eine der wenigen Auftragsarbeiten gestaltete Renau 1979–1983 das gigantische Wandmosaik Beziehung des Menschen zu Natur und Technik an der Fassade des Kulturzentrums in Erfurt. Dieses wurde 2008 unter Denkmalschutz gestellt, musste im Folgejahr aber demontiert werden, da das zugehörige Gebäude abgebrochen wurde. Der sorgfältige Abbau und die Einlagerung war möglich, weil sich Bürger für den Erhalt des Werkes eingesetzt hatten.[6] Nachdem das Mosaik inzwischen in Containern gelagert war, finanzierte die Wüstenrot Stiftung eine Sanierung und neue Montage vor Ort an dem entstandenen Neubau am Moskauer Platz, die letzte Platte erhielt Ende Oktober 2019 ihren Platz an der Fassade. Das Wandbild ist 30 Meter breit und besteht aus mehreren 7 Meter hohen Betonplatten mit insgesamt 68.000 Glasmosaikplatten.[7]

Die Arbeiten dieses „spanischen John Heartfield“ fanden nach Francos Tod auch in Spanien Anerkennung. 1976 zog es Renau in der Zeit der Transición wieder nach Spanien zurück, wo er Ausstellungen seiner Werke organisierte und Bücher herausgab. Er verstarb 1982 während eines Reiseaufenthalts in Berlin in einem Ost-Berliner Krankenhaus.

Im Jahr 1972 erhielt Renau für seine Werke den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Bronze.[8]

Renau war mit der Künstlerin Manuela Ballester verheiratet und hatte mit ihr fünf Kinder.[9]


Literatur




Commons: Josep Renau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Nachruf der Redaktion. In: Eulenspiegel, 29./37. Jg., Nr. 43/82, ISSN 0423-5975, S. 3.
  2. Antony Beevor: La Guerre d'Espagne. Nr. 31153. Éditions Calmann-Lévy, Paris 2006, ISBN 978-2-253-12092-6, S. 333 (Originalausgabe: The Battle for Spain, erschienen 2006 bei Weidenfeld & Nicolson; übersetzt von Jean-François Sené).
  3. Friedliche Energienutzung. In: Halle im Bild – Die Webseite über kulturelle Zeitzeugen aus der Saalestadt. 9. April 2015, abgerufen am 30. Juli 2021.
  4. Dokumentationsblatt des DDR-Fernsehens zur Sendung Über Deutschland, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  5. Landesarchiv Berlin Hauptausschuss „Opfer des Faschismus“ (OdF)/Referat Verfolgte des Naziregimes (VdN) (Memento vom 23. Mai 2012 im Internet Archive), S. 215.
  6. Wilma Rambow: Baugebundene Kunst der DDR. Exemplarische Analyse zu Umgang und denkmalpflegerischer Praxis, in: Luise Helas/Wilma Rambow/Felix Rössl: Kunstvolle Oberflächen des Sozialismus: Wandbilder und Betonformsteine. Forschungen zum baukulturellen Erbe der DDR, Bd. 3, Weimar, Bauhaus-Universitätsverlag, 2014, ISBN 978-3-95773-171-5, S. 151 ff.
  7. DDR-Großwandbild in Erfurt ist wieder komplett. In: Berliner Zeitung, 30. Oktober 2019 (Printausgabe), S. 21.
  8. Berliner Zeitung, 6. Oktober 1972, S. 4
  9. EDICIONES PLAZA S.L: Dones que mugixen: la figura de Manuela Ballester. Abgerufen am 30. Oktober 2019 (katalanisch).
Personendaten
NAME Renau, Josep
KURZBESCHREIBUNG spanischer Maler, Grafiker und Photomontagekünstler
GEBURTSDATUM 17. Mai 1907
GEBURTSORT Valencia
STERBEDATUM 11. Oktober 1982
STERBEORT Berlin

На других языках


- [de] Josep Renau

[en] Josep Renau

Josep Renau Berenguer (17 May 1907 — 11 November 1982) was an artist and communist revolutionary, notable for his propaganda work during the Spanish Civil War. Among his production, he is remarkable for his art deco period, his political propaganda during the Spanish Civil War, the photomurals of the Spanish Pavilion in the International Exhibition of 1937 in Paris, a series of photomontages titled Fata Morgana or The American Way of Life, and murals and paintings made in Mexico, such as Tropic, dated in 1945.

[es] Josep Renau

Josep Renau Berenguer (Valencia, 17 de mayo de 1907-Berlín Este, 11 de noviembre de 1982)[1][2] fue un pintor, cartelista, fotomontador (fundamentalmente de carácter político), diseñador, sobre todo de collage; muralista y militante comunista español.[3] Fue director general de Bellas Artes en el periodo 1936-1939, durante la Segunda República española. Terminada la Guerra civil española se exilió en México y posteriormente se estableció en la República Democrática Alemana.[4]

[fr] Josep Renau

Josep Renau Berenguer, né à Valence le 17 mai 1907 et mort à Berlin-Est le 11 octobre 1982, est un artiste graphique, écrivain et homme politique communiste républicain espagnol.

[ru] Ренау, Жозеп

Жозéп Ренáу Беренгéр (исп. Josep Renau Berenguer, 1907, Валенсия, Испания — 11 октября 1982, Берлин, ГДР) — испанский революционер, художник, муралист, фотограф. Основатель Союза пролетарских писателей и артистов.



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