Maria Grengg (* 26. Februar 1888[1][2] in Stein an der Donau, Niederösterreich; † 8. Oktober 1963 in Rodaun, Wien) war eine dem Nationalsozialismus nahestehende, österreichische Autorin von Heimatromanen, Malerin und Illustratorin von Kinderbüchern.
Leben
Geburtshaus in Stein an der DonauHofmannsthal-Schlössl in Rodaun
Maria Grengg wuchs in der Wachau auf und besuchte mit 17 Jahren die Kunstgewerbeschule Wien, wo sie bald Meisterschülerin von Koloman Moser wurde. Während dieser Zeit begann sie auch zu schreiben. Von 1915 an lebte sie in Perchtoldsdorf außerhalb Wiens. Der literarische Durchbruch gelang ihr im Jahre 1930 mit dem Roman Die Flucht zum grünen Herrgott. Zu Beginn der 1940er Jahre bezog sie das Hofmannsthal-Schlössl in Rodaun bei Wien, wo sie bis zu ihrem Tode lebte.
Maria Grengg war eigenen Angaben zufolge von 1936 bis 1938 Mitglied der Vaterländischen Front.[3]
Grenggs Heimatromane fanden große Zustimmung bei den Nationalsozialisten, mit denen die Autorin sympathisierte. 1935 schrieb sie eine Hymne auf Adolf Hitler.[4] Zum „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 ließ sie sich öffentlich mit den Worten zitieren: „Als Adolf Hitler kam und uns nur mit seinem großen Herzen nahm, wußte ich beglückt, daß jetzt alles gut sei und daß dieser seit je geliebte, größte Sohn meiner Heimat sie mir jetzt wiederschenkt!“[5] Grengg beantragte am 27. Februar 1940 die Aufnahme in die NSDAP und wurde am 1. April aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.883.977).[6][7] Zu Ehren Hitlers, der 1889 geboren wurde, gab sie im Einvernehmen mit ihrem Verlag 1889 als ihr offizielles Geburtsjahr an.[8][2] In ihren Romanen der dreißiger Jahre äußerte sie offen nationalsozialistisches Gedankengut. In ihrem Aufnahmeantrag für die Reichsschrifttumskammer im April 1938 gab sie an:
„In meinen Büchern geht es mir darum, die Ideen des Nationalsozialismus in künstlerische Form zu kleiden und sie so dem Volke in leicht faßlicher Art zu vermitteln.“
Die Reichsschrifttumskammer stellte 1939 Grenggs Engagement im Sinne des Nationalsozialismus fest und hob ihre Vorträge und Dichterlesungen an Universitäten, beim NS-Lehrerbund und in Führerinnenlagern des BDM hervor. 1943 wurde Grengg als „unentbehrlich“ eingestuft und damit vom Arbeitseinsatz befreit.[3]
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beschränkte Maria Grengg sich auf die Malerei und auf das Schreiben selbst illustrierter Jugendbücher.
Sie wurde in einem Ehrengrab auf dem Perchtoldsdorfer Friedhof (Gruppe 2, Nummer 13) bestattet.
Künstlerisches Schaffen
Maria Grengg schrieb vor allem volkstümliche Romane und Novellen. Sie ließ deren Handlung vorwiegend in ihrer Heimat spielen.
In Grenggs 1938 erschienenem Roman Die Kindlmutter verarbeitete sie offen nationalsozialistisches Gedankengut und gab sich als Deutschnationale zu erkennen. Der Roman spielt in einem alten Herrschaftshaus an der Grenze zu Ungarn, „wo die türkische Sturmflut heraufgebraust ist gegen das Österreich und den ganz großen Jammer, das Feuer, den Mord und den tausendfachen Tod der Sklaverei ausgeschüttet hat über die, so ihre Heimstatt gehabt haben hier am Uferrand gegen Asien“.[9] Die Hauptfigur des Romans, Christiane, ist Witwe und Mutter dreier Kinder. Ihr Mann wurde von „Zigeunern“ ermordet, doch schließlich findet sie in dem jungen Lehrer Wolfram eine neue Liebe. Christiane wird als „Mutter aller Mütter“[10] porträtiert, die in der Kindererziehung ihr Lebensglück findet. Für den ideologischen Hintergrund des Romans sorgt die Figur des alten Doktors, der Christiane für ihre Wiederverheiratung Mut zuspricht: „Soll wirklich nur das Gesindel seine Brut vermehren? Sind wirklich nur mehr die Zigeunerweiber stolz auf ihre vielen Kinder? (…) Wir brauchen nach diesem Krieg, der das Mindere und Fremdrassige gehütet hat im Hinterland und das Beste hat ausgelesen zum Sterben und Verderben, wieder Edelmenschen! (…) Solche Frauen wie Sie, Christiane, die müssen der entseelten Welt wieder die künftigen Edlen und Großen und Helden und die schönen herzstarken Mädchen schenken! Solche Frauen müssen die wertigen, die wirklich neuzeitigen Menschen aufziehen! (…) Eine solche Frau gehört uns Deutschen allen.“[11]
1946 wurde ihr Buch Zeit der Besinnung in Österreich in die Liste der gesperrten Autoren und Bücher aufgenommen.[3]Die Kindlmutter wurde in der Deutschen Demokratischen Republik auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[12] 1947 erhielt Grengg auf Antrag der ÖVP vom Österreichischen Bundespräsidenten Karl Renner Sühneerlass.[13]
Auszeichnungen und Ehrungen
Ehrengrab von Maria Grengg am Perchtoldsdorfer Friedhof
1937 Österreichischer Staatspreis für Literatur für die Novellensammlung Starke Herzen
1966 wurde am 8. Oktober anlässlich des dritten Jahrestags ihres Todes die „Maria Grengg-Gesellschaft“ in Krems an der Donau gegründet
Straßenbenennungen und -umbenennungen
Am 18. Dezember 1967 wurde die Meierhofgasse in Wien-Liesing (23. Bezirk), Rodaun in Maria-Grengg-Gasse umbenannt. Anfang 2016 wurde eine Erläuterungstafel dazu montiert, die auf sozialen Medien wegen ihrer sanften Formulierung („Problematisch in ihrer Biographie …“) kritisiert wurde.[15]
1990 wurde in Krems-Stein (Geburtsort) eine Maria Grengg-Gasse benannt. Im Februar 2021 beschloss der Gemeinderat der Stadt Krems nach einem Historikerbericht von Robert Streibel, der ihre befürwortende Einstellung zum Nationalsozialismus darlegte,[16] die Gasse nach der Pädagogin Margarete Schörl umzubenennen, was am 27. April 2021 geschah. Unter einer dunkelblauen Straßentafel „Margarete-Schörl-Gasse“ wurde eine gleichfärbige Erläuterungstafel zur Pädagogin montiert und nochmals darunter eine weiße zur Dichterin Grengg und der Geschichte der Straßenbenennung.[17]
Peterl. Roman aus dem schönen österreichischen Donauland, 1932
Die Liebesinsel, Roman, 1934
Das Feuermandl, Roman, 1935
Edith ganz im Grünen. Roman für die Jugend, 1934
Der murrende Berg, Erzählung, 1936
Starke Herzen
1. Der Flüchtling, Novelle, 1936
2. Der Henker, Novelle, 1936
3. Der Räuber, Novelle, 1936
4. Die Siegerin, Novelle, 1936
5. Die Venus, Novelle, 1936
Niederösterreich, das Land unter der Enns, 1936
Der Nußkern, Erzählung, 1937
Die Kindlmutter, Roman, 1938
Die Tulipan, Novelle, 1938
Zeit der Besinnung. Ein deutsches Andachtsbuch, 1939
Lebensbaum, Roman, 1944
Die letzte Liebe des Giacomo Casanova, Novelle, 1948
Schmerzensmutter, Novelle, 1948
Brief aus Belgrad 1717, Novelle, 1948
Das Hanswurstenhaus, Roman, 1951
Ein Herz brennt in der Dunkelheit, 1955
Der Wunschgarten, 1962
Herausgebertätigkeit
Wie schön blüht uns der Maien. Frühlings- und Liebeslieder der deutschen Dichtung, 1940
Literatur
Monika Natter: Le culte de la maternité dans la litterature régionaliste autrichienne des années 30. L'exemple de Maria Grengg. In: Nationalismes, féminismes, exclusions. Mélanges en l'honneur de Rita Thalmann, hrsg. v. Liliane Crips. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1994. S. 485–496. ISBN 3-631-46453-3
Elisabeth Galvan: Mütter-Reich. Erzählprosa der 30er Jahre. Dissertation Wien 1986. Als Buch erschienen in: Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik Band 229. Stuttgart 1994. Akademischer Verlag Heinz. ISBN 3-88099-233-9.
Hans Frühwirth: Ihre Liebe galt Krems. 100 Kremser Persönlichkeiten von Gozzo bis Wilhelm. Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs Band 29. Kulturamt der Stadt Krems 1997. ISBN 3-901664-01-9
Elisabeth Spitzer: Bildende Kunst bei Maria Grengg. Untersuchung des Romans „Die Flucht zum grünen Herrgott“ im Kontext der völkischen Familien- und Kunstzeitschrift „Der getreue Eckart“. Diplomarbeit. Universität Wien 2010, doi:10.25365/thesis.10006.
Grengg, Maria. „Dem großen Österreicher“. In: Kindermann, Heinz (Hg.). Heimkehr ins Reich. Großdeutsche Dichtung aus Ostmark und Sudetenland 1866–1938. Leipzig: Reclam, 1939. S. 147 f. Das Entstehungsjahr 1935 wird angegeben auf S. 522 bei: Jarka, Horst. „Zur Literatur- und Theaterpolitik im ‚Ständestaat‘“. In: Kadrnoska, Franz (Hg.). Aufbruch und Untergang. Österreichische Kultur zwischen 1918 und 1938. Wien / München / Zürich: Europaverlag, 1981. S. 499–538.
Die propagandistische Vorbereitung der Volksabstimmung.Alle Dokumente aus: "Anschluß" 1938. Eine Dokumentation, hrsg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien 1988, S. 495–526.(Nicht mehr online verfügbar.)Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes,archiviertvomOriginalam18.Januar 2016;abgerufen am 3.Mai 2022(Unterpunkt: Gesamtbericht des Reichspropagandahauptamts, Abt. II, 5. Mai 1938).
Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11860221
Murray G. Hall:„Ich bitte um Nachsicht...“ In: Johann Holzner (Hrsg.): Literatur der „Inneren Emigration“ aus Österreich (=Zwischenwelt). Band6. Döcker, Wien 1998, ISBN 3-85115-242-5, S.400.
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