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Johann Moritz Rugendas (* 29. März 1802 in Augsburg; † 29. Mai 1858 in Weilheim an der Teck in Württemberg) war ein aus Augsburg stammender Künstler des 19. Jahrhunderts und ein Abkömmling der bedeutenden Künstlerfamilie Rugendas. Er bereiste über mehrere Jahre Mittel- und Südamerika. Angeregt von Alexander von Humboldt war es sein Ziel, neben der Darstellung der exotischen Natur Südamerikas auch die Menschen und deren Sitten darzustellen.[1]

Moritz Rugendas, Kalotypie vor 1852
Moritz Rugendas, Kalotypie vor 1852
Capoeira oder der Tanz des Krieges von Johann Moritz Rugendas, 1835
Capoeira oder der Tanz des Krieges von Johann Moritz Rugendas, 1835

Leben


Johann Moritz Rugendas wurde am 29. März 1802 in Augsburg geboren. Er erhielt eine Ausbildung von seinem Vater Johann Lorenz Rugendas, dann vom Familienfreund Albrecht Adam und später an der Münchener Kunstakademie.

Die Arbeitsweise Rugendas bestand darin, dass er zuerst eine detaillierte Bleistiftskizze mit Notizen zur Farblichkeit anfertigte und dann eine Skizze in Öl. Aus der Kombination dieses Arbeitsmaterials komponierte er anschließend weitere Ölskizzen und schließlich detailliert ausgearbeitete Gemälde, in die er figürliche Staffage und Szenen integrierte. Er hatte einen Hang zur naturwissenschaftlichen Schilderung und war in der Freiluftmalerei geübt. Rugendas konnte treffend und knapp die verschiedenen Landschaften in all ihren Besonderheiten festhalten.

Mit 19 Jahren wurde Rugendas von Baron Georg Heinrich von Langsdorf auf die bisher umfangreichste wissenschaftliche Expedition in das Gebiet des heutigen Brasilien als Zeichner eingeladen. Seine ersten Zeichnungen sind daher rein wissenschaftlicher Natur und wurden ab 1822 in Südamerika verwendet. Jedoch kehrte Rugendas nach einem Streit 1825 mit Langsdorf nach Europa zurück, wo er Alexander von Humboldt in Paris traf. Dieser war von seinen Werken begeistert und wurde zeitlebens sein Freund, Mentor und Förderer. Mit Humboldts Hilfe brachte Rugendas das Buch Voyage pittoresque dans le Brésil mit 100 von ihm angefertigten Lithographien heraus.[2]

1829/30 hielt Rugendas sich zu Studien in Italien auf. 1831 unternahm er eine weitere Fahrt nach Amerika, diesmal aber auf eigene Faust. Sein Ziel war Mexiko, das er drei Jahre lang bereiste und wo er sich vor allem der Landschaftsmalerei widmete. 18 seiner Zeichnungen wurden von namhaften Künstlern in Stahlstichen reproduziert und diese in dem Buch Mexico and the Mexicans von Carl Sartorius der Jahre 1858 und 1859 veröffentlicht.

Von Mexiko fuhr der Künstler weiter nach Chile, das er acht Jahre lang bereiste. Dort beschäftigte er sich intensiv mit der Bevölkerung und ihrer Kulturgeschichte. Da er sich stark für die indianische Urbevölkerung interessierte, reiste er in den Süden des Kontinentes, der noch bis zur 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von der spanisch-kolonisatorischen Zivilisation verschont blieb. Dort porträtierte er Indianer, die zu den Grenzposten kamen, und lieferte somit eine detaillierte Beschreibung der dort lebenden Menschen. 1847 besuchte er Peru, Argentinien, Uruguay und kehrte dann wieder nach Brasilien zurück.

Im März 1847 erreichte er England. In Paris versuchte er erfolglos seine Werke zu verkaufen. Aber erst auf Anregung von König Ludwig I. (Bayern) erwarb der bayrische Staat 1848 sein Amerika-Werk, bestehend aus einer Sammlung von 3353 Studien – teils Ölskizzen, teils Aquarelle, teils Bleistiftzeichnungen – gegen eine jährliche Rente. Der Ankauf war von einer Kommission der Akademie der Wissenschaften empfohlen worden, da die Sammlung einen hohen wissenschaftlichen und künstlerischen Wert besitze. Ein Großteil dieser Werke ist erhalten und befindet sich heute in der Staatlichen Graphischen Sammlung München.

Auf Betreiben von Alexander von Humboldt verlieh ihm König Friedrich Wilhelm IV. den Roten Adlerorden 3. Klasse.

Am 29. Mai 1858 verstarb Moritz Rugendas verarmt in Weilheim an der Teck an einer geplatzten Schlagader des Herzens.


Literarisches Nachleben


Johann Moritz Rugendas und seine Reisen durch Lateinamerika sowie Robert Krause stehen im Mittelpunkt des Romans Un episodio en la vida del pintor viajero von César Aira (deutsch: Humboldts Schatten in der Übersetzung von Matthias Strobel und Eine Episode aus dem Leben eines Reisemalers in der Übersetzung von Christian Hansen).[3]

Rugendas ist die Hauptfigur des Romans Das Quartett der Liebenden von Carlos Franz (aus dem Spanischen von Lutz Kliche).


Galerie



Literatur


in der Reihenfolge des Erscheinens



Commons: Johann Moritz Rugendas – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Sabine Schulze (Hrsg.): Gärten: Ordnung – Inspiration – Glück, Städel Museum, Frankfurt am Main & Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7757-1870-7, S. 58.
  2. Renate Löschner: Die Amerikaillustration unter dem Einfluß Alexander von Humboldts. In: Wolfgang-Hagen Hein (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Leben und Werk. Boehringer, Ingelheim 1985, ISBN 3-921037-55-7, S. 289291.
  3. Adrian Schulz: Das Flackern der Welt: César Aira schickt Naturmaler durch Südamerika. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. November 2016, S. 12.
Personendaten
NAME Rugendas, Moritz
ALTERNATIVNAMEN Rugendas, Johann Moritz (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler
GEBURTSDATUM 29. März 1802
GEBURTSORT Augsburg
STERBEDATUM 29. Mai 1858
STERBEORT Weilheim an der Teck

На других языках


- [de] Moritz Rugendas

[en] Johann Moritz Rugendas

Johann Moritz Rugendas (29 March 1802 – 29 May 1858) was a German painter, famous in the first half of the 19th century for his works depicting landscapes and ethnographic subjects in several countries in the Americas. Rugendas is considered "by far the most varied and important of the European artists to visit Latin America."[1] He was influenced by Alexander von Humboldt.[2]

[es] Mauricio Rugendas

Johann Moritz Rugendas, más conocido como Rugendas (Augsburgo, Alemania, 29 de marzo de 1802-Weilheim an der Teck, Alemania, 29 de mayo de 1858) fue un pintor y dibujante alemán, conocido por sus registros de paisajes y gente de varias regiones latinoamericanas en la primera mitad del siglo XIX.

[fr] Johann Moritz Rugendas

Johann Moritz Rugendas (Augsbourg, 29 mars 1802 — Weilheim an der Teck, 29 mai 1858) est un peintre bavarois, descendant d'une famille d'artistes. Il dessina dès son jeune âge et étudia auprès de son père Johann Lorenz Rugendas, puis d’Albrecht Adam à Munich. Il voyagea au Brésil de mars 1822 à août 1825, d'abord comme dessinateur de l'expédition Langsdorff, puis à son propre compte. Revenu en Europe, il publia Malerische Reise in Brasilien -- Voyage pittoresque au Brésil, un album de 100 planches lithographiques accompagné de texte chez Engelmann à Paris. En 1829, il voyagea en Italie, où il perfectionna sa peinture. Appuyé par Alexander von Humboldt, il prépara ensuite un voyage dans l'Amérique latine. Il voyagea de 1831 à 1847, d'abord au Mexique, puis surtout au Chili, avec des voyages au Pérou et en Argentine. Pendant tous ces voyages, il peignit des paysages, les notabilités des pays récemment indépendants, le peuple et ses coutumes. De retour en Europe, il vendit ses collections au roi de Bavière contre une pension et poursuivit sa carrière pendant dix ans avant de mourir; mais on se souvient surtout de son œuvre d'Amérique latine.

[it] Johann Moritz Rugendas

Johann Moritz Rugendas (Augusta, 29 marzo 1802 – Weilheim an der Teck, 29 maggio 1858) è stato un pittore tedesco, celebre per i suoi paesaggi e dipinti a soggetto etnografico realizzati in vari paesi dell'America latina nella prima metà del XIX secolo.

[ru] Ругендас, Йоганн Мориц

Йоганн-Мориц Ругендас (нем. Johann Moritz Rugendas; 29 марта 1802, Аугсбург — 29 мая 1858, Вайльхайм-ан-дер-Тек, Вюртемберг) — немецкий художник, представитель седьмого поколения семьи, славившейся своими художественными заслугами (Иоганна Мориса нередко путают с другими представителями семьи). Правнук знаменитого баталиста Георга Филиппа Ругендаса (1666—1742). Лично Йоганну-Морицу известность принесли картины, правдиво изобразившие быт Южной Америки, в том числе индейцев Бразилии.



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