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Roberto Burle Marx (* 4. August 1909 in São Paulo; † 4. Juni 1994 in Rio de Janeiro) war ein brasilianischer Landschaftsarchitekt, Pflanzensammler und Maler. Sein Bruder war der Musiker Walter Burle Marx.

Roberto Burle Marx (1981)
Roberto Burle Marx (1981)

Leben


Roberto Burle Marx war der vierte Sohn des Wilhelm Marx aus Trier, deutsch-jüdischer Abstammung, und der französischen Sängerin und Pianistin Cecília Burle.[1] Er wuchs ab 1913 in Rio de Janeiro auf, in einer kunstliebenden progressiven Familie.[2] Er hatte eine Klavier- und Gesangsausbildung mit einem guten klaren Bariton und hatte ursprünglich vor, Berufsmusiker zu werden. Er sang später gerne auf Partys.[3] Burle Marx studierte Malerei an der Escola de Belas Artes,[4] dann 1928/1929 in Berlin, wo er stark vom Kubismus beeinflusst wurde. Grundkenntnisse der brasilianischen Flora erwarb er in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens in Dahlem während seines Studiums daselbst.[5] Als Gartenarchitekt war er jedoch Autodidakt.[4]

Er arbeitete mit den Architekten Lúcio Costa, Le Corbusier und Oscar Niemeyer zusammen.[6] 1932 legte er den Dachgarten des Hauses von Alfredo Schwartz in Rio de Janeiro an, sein erster Auftrag. 1934 bis 1937 arbeitete er in der Park- und Gartenverwaltung von Recife und legte 1935 den Casa-Forte-Platz an, der vor allem mit brasilianischen Regenwald-Pflanzen gestaltet war – damals eine Sensation.[2] Der Euclides-da-Cunha-Platz in derselben Stadt wird dagegen von Pflanzen der lokalen Caatinga, vor allem Kakteen dominiert.[7]

Hausgarten auf dem „Sítio Roberto Burle Marx“
Hausgarten auf dem „Sítio Roberto Burle Marx“

1949 kaufte er mit seinem Bruder Siegfried die 80 ha große Farm Sítío Santo Antonio da Bica (heute: Sítio Roberto Burle Marx) in Barra de Guaratiba im Südwesten von Rio de Janeiro[8], wo er eine Gärtnerei betrieb.[9] Er kultivierte hier tropische Pflanzen, die er auf seinen Expeditionen gesammelt hatte, um sie als Gartenpflanzen zu verwenden, darunter Bromelien, Palmfarne, Dickfußgewächse, Bogenhanf, Heliconien und Flamingoblumen. Der Hausgarten selber besteht aus einer mit Beeten umgebenen Rasenfläche mit einem Teich. Tür- und Fensterstürze abgerissener Häuser aus Rio und verwitterte Granitblöcke aus der Umgebung dienen als Gestaltungselemente.[10] Er vermachte das Anwesen 1985 dem Staat. Es wird heute durch das Nationale Institut für Historisches und Künstlerisches Erbe (Instituto do Patrimônio Histórico e Artístico Nacional) verwaltet und kann besichtigt werden.[7] 1955 gründete Burle Marx ein Architekturbüro in Rio de Janeiro.[7]

Burle Marx war auch in der brasilianischen Naturschutzbewegung tätig und sah die Ausrottung einheimischer Pflanzen mit Sorge.[2]

Burle Marx gilt als der Begründer der modernen Gartenarchitektur überhaupt[6] und der Begründer einer spezifisch brasilianischen Gartenarchitektur.[2] Er verwendete in Brasilien heimische Pflanzen, um Gärten und Parkanlagen zu gestalten.

Seine Gärten zeichnen sich durch organische, geschwungene Formen aus, die mit Pflanzen der Neotropen in kräftigen, warmen Farben bepflanzt sind. Burle Marx bevorzugte asymmetrische Formen. Der Gesamteindruck ist oft der eines abstrakten Gemäldes. Für Burle Marx war Gartengestaltung „Malen mit Pflanzen“.[2] Er forderte: „Ein Garten muß immer ein Kunstwerk sein.“[11] Da oft keine ausgebildeten Gärtner zur Gartenpflege zur Verfügung standen, musste die Bepflanzung oft homogen gehalten werden.[2] Die Architektur des Hauses steht im steten Wechselspiel mit der Gestaltung des Gartens. Burle Marx versuchte auch, den Garten in die Landschaft einzugliedern.[11] Zu seinen bevorzugten Pflanzenarten zählten die Strauchart Tibouchina urvilleana (Syn.: Pleroma urvilleanum), Taglilien, Beaucarnea recurvata, Setcreasea pallida und die Riesenbromelie Alcantarea imperialis[12] Einzelne Bäume werden als Akzentpflanzen genutzt. In Rio sollten 88 Gärten, die Burle Marx gestaltet hat, unter Denkmalschutz gestellt werden.[4]

Anfang der Neunzigerjahre wurde der Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin neu angelegt. Roberto Burle Marx kam vor seinem Tod 1994 noch einmal nach Berlin zurück und entwarf eine farbenfrohe Vision für den Platz, die allerdings nicht umgesetzt wurde.[13] Während der Abschlussfeier der Olympischen Spiele 2016 wurde ihm eine tänzerische Showeinlage gewidmet.


Ehrungen


1979 wurde er als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[14]

Nach ihm benannt ist die Pflanzengattung Burlemarxia N.L.Menezes & Semir aus der Familie der Velloziaceae.[15] Insgesamt 33 Arten wurden nach ihm benannt, darunter die Pflanzenarten Begonia burle-marxii, Calathea burle-marxii sowie Philodendron burle-marxii.

Im Juli 2021 setzte das Welterbekomitee der UNESCO das im Stadtteil Barra de Guaratiba von Rio de Janeiro gelegene Anwesen von Roberto Burle Marx unter der Bezeichnung Roberto-Burle-Marx-Stätte (Sítio Roberto Burle Marx) auf die Liste des Welterbes. Außer weitläufigen Gartenanlagen, Gärtnereien, sieben Gebäuden (darunter sein Wohnhaus und Planungsbüro) und sechs Seen beherbergt die Stätte im Gesamtumfang von 407.000 Quadratmetern, auf der sich mehr als 3.500 Arten tropischer und subtropischer Pflanzen finden, auch ein Museum mit mehr als 3.000 Objekten, bestehend aus Sammlungen von Cusco, präkolumbianischen, sakralen und brasilianischen Volksliedern.[16][17]


Arbeiten (Auswahl)



Ausstellungen



Galerie



Literatur




Commons: Roberto Burle Marx – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Larry Rohter: A New Look at the Multitalented Man Who Made Tropical Landscaping an Art. In: The New York Times. 20. Januar 2009, abgerufen am 29. Dezember 2010.
  2. Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World’s leading designers. Pavillon, London 2011, S. 47.
  3. James van Sweden, Thomas Christopher: The Artful Garden. Creative inspiration for Landscape design. Random House, New York 2011, S. 110.
  4. Carlos Smaniotto Costa: Ein Protagonist der brasilianischen Avantgarde, Brasilien feiert den 100. Geburtstag des Gartenarchitekten Roberto Burle Marx. (PDF; 15,4 MB). In: Stadt + Grün/Das Gartenamt. 58, 2009/8, S. 52. Abgerufen am 6. Dezember 2012.
  5. Das Verlangen nach Form, O Desejo da Forma: Neoconcretismo und zeitgenössische brasilianische Kunst. Akademie der Künste, Berlin 2010, ISBN 978-3-88331-162-3. (Ausstellungskatalog, 3. September bis 7. November 2010, Akademie der Künste). Darin S. 282 Kurzbiografie.
  6. Guy Cooper, Gordon Taylor: Paradise transformed. The private Garden for the 21st Century. Monacelli Press, New York 1996, S. 12.
  7. Carlos Smaniotto Costa: Ein Protagonist der brasilianischen Avantgarde, Brasilien feiert den 100. Geburtstag des Gartenarchitekten Roberto Burle Marx. (PDF; 15,4 MB). In: Stadt + Grün/Das Gartenamt. 58, 2009/8, S. 53.
  8. Sítio Roberto Burle Marx auf Maria-Brasil (portugiesisch), abgerufen am 10 April 2021.
  9. Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World’s leading designers. Pavillon, London 2011, S. 46.
  10. Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World’s leading designers. Pavillon, London 2011, S. 50.
  11. Norbert Schindler, Walter Rossow, Roberto Burle Marx: Erinnerungen an zwei Altmeister der Garten- und Landschaftsarchitektur. In: Stadt + Grün. 2001/1, S. 33.
  12. Noel Kingsbury: Garden Designers at home. The private spaces of the World’s leading designers. Pavillon, London 2011, S. 52–53.
  13. Marcus Woeller: Das Geheimnis über die wahre Kunst des Gärtnerns. In: Welt. abgerufen am 14. November 2017.
  14. Honorary Members: Roberto Burle Marx. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 7. März 2019.
  15. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.
  16. http://sitiorobertoburlemarx.org.br/en/
  17. https://g1.globo.com/rj/rio-de-janeiro/noticia/2021/07/27/sitio-burle-marx-no-rio-e-reconhecido-como-patrimonio-mundial-da-unesco.ghtml
  18. Norbert Schindler, Walter Rossow, Roberto Burle Marx: Erinnerungen an zwei Altmeister der Garten- und Landschaftsarchitektur. In: Stadt + Grün. 2001/1, S. 31–34.
Personendaten
NAME Burle Marx, Roberto
KURZBESCHREIBUNG brasilianischer Landschaftsarchitekt
GEBURTSDATUM 4. August 1909
GEBURTSORT São Paulo
STERBEDATUM 4. Juni 1994
STERBEORT Rio de Janeiro

На других языках


- [de] Roberto Burle Marx

[en] Roberto Burle Marx

Roberto Burle Marx (August 4, 1909 – June 4, 1994) was a Brazilian landscape architect (as well as a painter, print maker, ecologist, naturalist, artist and musician) whose designs of parks and gardens made him world-famous. He is accredited with having introduced modernist landscape architecture to Brazil. He was known as a modern nature artist and a public urban space designer. His work had a great influence on tropical garden design in the 20th century. Water gardens were a popular theme in his work. He was deftly able to transfer traditional artistic expressions such as graphic design, tapestry and folk art into his landscape designs. He also designed fabrics, jewellery and stage sets.

[ru] Бурле Маркс, Роберту

Роберту Бурле Маркc (порт. Roberto Burle Marx; 1909, Сан-Паулу — 1994, Сан-Паулу) — бразильский ландшафтный дизайнер, художник, экологист и натуралист.



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