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Ruth Koser-Michaëls (* 4. Mai 1896 in Berlin; † 5. Dezember 1968 in Teisendorf)[1] war eine deutsche Grafikerin, Zeichnerin und Illustratorin.


Leben und Wirken


Ruth Michaëls wurde als Tochter eines Bibliotheksleiters geboren. Sie besuchte eine Kunstgewerbeschule, war drei Jahre lang Zeichenlehrerin in Berlin und für ein Jahr als Stipendiatin in München. Danach besuchte sie die Kunsthochschule Berlin und lernte bei F. Spiegels und bei der Künstlerin Käthe Kollwitz, zu deren Meisterschülern sie gehörte.[2][3][1]

1928 heiratete Ruth Michaëls den Pressezeichner und Karikaturisten Martin Koser (Martin Koser-Michaëls; 1903–1971), der für die Zeitschriften Ulk, BIZ und Uhu als Zeichner tätig war.[4][1] Die beiden arbeiteten gemeinsam in einem Meisteratelier für Grafik an der Preußischen Akademie der Künste, Berlin, wo Ruth Koser-Michaëls für Die Woche Textillustrationen zeichnete und für die UFA Filmplakate entwarf.[1]

Mitte der 30er Jahre beteiligte sich die Künstlerin an einem Wettbewerb des heutigen Droemer-Knaur-Verlags in München, bei dem es um die Bebilderung ihrer Reihe Märchenbücher ging. Koser-Michaëls gewann und begann 1934, gemeinsam mit ihrem Ehemann, Märchenbücher zu illustrieren. Ruth Koser-Michaëls wurde dabei zunächst aus vertraglichen Gründen als alleinige Illustratorin in den Büchern aufgeführt.[1]

Die Märchenbuchillustrationen machten die Eheleute im deutschsprachigen Raum bekannt. Sie zeigten in Aquarell puppenhafte Figuren in biedermeierlicher Kulisse, die als humorig-drollig beschrieben wurden. Die Bücher mit den Bildern der Eheleute wurden bis in die 50er Jahre in hoher Auflage vertrieben, etwa als Ausgaben des Bertelsmann Buchclub.[5]

Zu ihren bekanntesten Arbeiten zählen die Illustrationen zu den Märchenbüchern der Brüder Grimm (1937), von Andersen (1938), Hauff (1939) und Bechstein (1940).

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind Ruth Koser-Michaëls und ihr Ehemann unter anderem für den Stuttgarter Verlag Der Neue Schulmann tätig, für den sie 1953 beispielsweise einen Geschichtsfries für den Schulgebrauch gestalteten (Begleittexte: Dr. Hans Heumann).[6] Daneben gestalteten sie Kinderbücher, Spiele und weitere Märchensammlungen. 1958 erschien ein von Martin Koser-Michaëls geschriebenes und von den Eheleuten gemeinsam illustriertes Märchenbuch: Der Jakob von Rotmerkelhof - Eine Mär um die Fresken von Unterschalling.[1]

Ruth Koser-Michaëls und ihr Ehemann lebten und arbeiteten in Berlin und in späteren Jahren am Chiemsee. Aus der gemeinsamen Ehe ging die Tochter Renate Koser (* 1929) hervor, die ebenfalls als Illustratorin tätig war.[7][1]


Kritik


In der Brüder-Grimm-Ausgabe von 1937 illustrierte Ruth Koser-Michaëls auch das Märchen Der Jude im Dorn, das antisemitische Züge trägt. Darin lässt ein Knecht mit einer Fidel die Titelfigur in einer Dornenhecke tanzen. Koser-Michaëls’ Zeichnung zeigte einen "völlig zerfetzten Juden, mit einer Judenkappe auf dem Kopf und dem gelben Judenring auf dem Gewand, wie er dem Fiedler mit erhobener Faust Rache schwört"[8]. Diese Illustration war noch in der ersten Nachkriegsausgabe enthalten.[9]


Illustrierte Werke (Auswahl)





Einzelnachweise


  1. Jürgen Blunck: Die Märchenillustrationen von Martin und Ruth Koser-Michaëls. In: Jürgen Blunck (Hrsg.): Beseelte brüderliche Welt - Gedenkschrift für Hans Friedrich Blunck 1888–1988. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH u. Co. KG, Husum 1988, S. 131–146.
  2. Heinz Lüdecke: Käthe Kollwitz und die Akademie - zum 100. Geburtstag. Deutsche Akademie der Künste, Berlin 1967, S. 22.
  3. Julia Franke, Harm-Peer Zimmermann: Grimmskrams & Märchendising. Panama Verlag, Berlin 2009, S. 103.
  4. Ute Maack, Viktor Otto (Hrsg.): Kurt Tucholsky: Gesamtausgabe (11. Texte 1929). Rowohlt Verlag, Hamburg 2005, S. 865.
  5. Rolf Wilhelm Brednich (Hrsg.): Enzyklopädie des Märchens - Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung. Band 7. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1993, Sp. 70.
  6. Eva Zimmer: Wandbilder für die Schulpraxis - Eine neue historisch-kritische Analyse der Wandbildproduktion des Verlags Schulmann 1925–1987 (Historische Bildungsforschung). Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2017, S. 133.
  7. Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950. 5 Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 1999, S. 290.
  8. Scherf, Walter: Der Jude im Dorn. In: Das Märchenlexikon. Erster Band A–K. Sonderausgabe. München, 2007, S. 635–637.
  9. Ebd.
Personendaten
NAME Koser-Michaëls, Ruth
KURZBESCHREIBUNG deutsche Grafikerin, Zeichnerin und Illustratorin
GEBURTSDATUM 4. Mai 1896
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 5. Dezember 1968
STERBEORT Teisendorf



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