Siegfried Fischbacher (* 13. Juni 1939 in Rosenheim; † 13. Januar 2021 in Las Vegas, Nevada) und Roy Horn (* 3. Oktober 1944 in Nordenham als Uwe Ludwig Horn;[1] † 8. Mai 2020 in Las Vegas, Nevada)[2] waren deutsch-US-amerikanische Zauberkünstler und Dompteure, die als Siegfried und Roy durch ihre Auftritte mit weißen Tigern und Löwen weltbekannt wurden. Von 1990 bis zum durch eine Verletzung von Roy Horn herbeigeführten Ende ihrer Bühnenkarriere am 3. Oktober 2003 gestaltete das Duo die Show Siegfried & Roy at The Mirage, die als meistbesuchte Show in Las Vegas galt. Beide Künstler wurden in die Hall of Fame der Society of American Magicians aufgenommen; der Magische Zirkel von Deutschland ehrte sie 2004 als Magier des Jahrhunderts. Das Zauberwort des Duos lautete „SARMOTI“ (Siegfried And Roy, Masters Of The Impossible).
Fischbacher stammte aus Rosenheim, wo er im Stadtteil Kastenau aufwuchs.[3] Er hatte einen Bruder, Marinus; seine Schwester Margot (* 1942) gehört als Schwester Dolore den Franziskanerinnen der Mallersdorfer Gemeinschaft im Konvent St. Bonifaz[4] in München-Maxvorstadt an.[5][6]
Fischbacher begann im Alter von acht Jahren mit magischen Kunststücken. Er konnte so die Aufmerksamkeit seines Vaters erreichen, der, aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, zum Alkoholiker geworden war.[7] Nach seiner Schulzeit erlernte Fischbacher den Beruf des Webers; 1956 zog er an den Gardasee. Dort arbeitete er als Kellner und trat als Zauberkünstler auf. 1959 heuerte er als Steward auf dem Passagierschiff Bremen an und unterhielt dort bald als Unterhaltungskünstler die Passagiere mit Zaubertricks.[8]
Im Januar 2021 wurde bekannt, dass sich Fischbacher wegen einer Erkrankung an Bauchspeicheldrüsenkrebs in fortgeschrittenem Stadium operieren ließ.[9] Er starb am 13. Januar 2021 mit 81 Jahren in Las Vegas.[10]
Uwe Horn besuchte die Volksschule im Nordenhamer Stadtteil Blexen.[1] Er brach im Alter von 13 Jahren die Schule ab, begann als Page auf dem Passagierschiff Bremen und lernte dort Siegfried kennen.[8]
Im Mirage-Hotel in Las Vegas hatte Horn am 3. Oktober 2003 in seinen 59. Geburtstag hineingefeiert. Wenige Stunden später griff Horns weißer Tiger Mantacore den Dompteur in einer Show an und verletzte ihn schwer. Nach schwerem Blutverlust, Schlaganfällen und einer Gehirnoperation erholte er sich nie mehr vollständig, blieb halbseitig gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen.[11]
Horn starb am 8. Mai 2020 an den Folgen einer COVID-19-Erkrankung.[12]
Fischbacher und Horn lernten sich 1960 auf dem Passagierdampfer Bremen kennen, wo beide als Kellner arbeiteten und dabei gelegentlich die Passagiere mit Zaubertricks unterhielten, bis sie auf Anweisung des Kapitäns gemeinsam als Zauberkünstler auftraten. Markenzeichen ihrer Show wurde der Gepard Chico, der vom Tierhändler George Monroe stammte. Horn, der mit einem Gründer des Zoos Bremen verwandt war, gelang es, das Tier an Bord zu bringen und es, obwohl der Kapitän zunächst Bedenken hatte, in die Zaubershow aufzunehmen.[13]
1963 traten beide gemeinsam im traditionsreichen Hamburger Hansa-Varieté-Theater auf. 1964 beendeten die beiden ihr Schiffsengagement und debütierten am Bremer Astoria-Theater in Deutschland. Im Anschluss machten sie eine Tournee durch Europa, die sie auch nach Monte Carlo führte, wo sie 1966 in einer Benefizshow "Gala de Roy" (Gala der Könige) für das Rote Kreuz vor Fürstin Gracia Patricia auftraten. Dieser Auftritt gilt als ihr internationaler Durchbruch. In Anlehnung daran nannten sie sich fortan "Siegfried & Roy". Weiter ging die Tour dann ins Lido in Paris, ins Tropicana Las Vegas und nach Puerto Rico. 1970 kehrten sie nach Las Vegas zurück. Mit der Unterstützung von Frank Rosenthal bekamen sie im Stardust ein Engagement und traten in der Show Lido de Paris auf. 1972 wurde ihnen erstmals der Preis für die beste Show des Jahres verliehen.
Nach einem einjährigen Engagement im Americana auf Puerto Rico waren sie ab 1974 in der Show „Halleluja Hollywood“ im MGM Grand in Las Vegas zu sehen. 1976 bekamen sie von der amerikanischen Zauberer- und Magierakademie (Academy of Magical Arts) den Titel Magier des Jahres verliehen, Cary Grant hielt die Ansprache und überreichte den Preis. Von 1978 bis 1981 traten sie mit einer 33-minütigen Vorstellung wieder in der Show Lido de Paris im Stardust auf, die Show wurde diesmal mit ihren Namen auf dem Billboard beworben. Mit ihrem (erneuten) Engagement im Stardust wurden Siegfried und Roy die bis dahin bestbezahlten Künstler in der Geschichte von Las Vegas.
Von 1981 bis 1988 waren sie im New Frontier in Las Vegas mit ihrer 100-minütigen Show Beyond Belief zu sehen. Mit Beyond Belief waren sie die ersten Magier mit einer eigenen Show dieser Größenordnung und die ersten, die eine Show für die ganze Familie boten, da sie auf Oben-ohne-Tänzerinnen verzichteten. Insgesamt traten sie 3.538 Mal im New Frontier auf. Jede Vorstellung war ausverkauft. Mehr als drei Millionen Zuschauer sahen die Shows.[14] 1988/89 waren die Magier zehn Monate lang mit ihrer Show in Japan zu sehen. Im Anschluss hatten sie ein Engagement in der Radio City Music Hall in New York City.[15] Von 1981 bis 1989 war die King Charles Troupe Teil der Shows.
1976 und 1988 wurden Siegfried und Roy vom Magischen Zirkel von Deutschland zu den besten Magiern des Jahres gewählt. 1992 wurden sie von der Academy of Magical Arts als Magier des Jahrzehnts ausgezeichnet. Für Michael Jacksons Bad World Tour kreierte das Duo einige Illusionen.[16] 1996 feierten Siegfried und Roy ihren 15.000. Auftritt in Las Vegas. Während ihrer 30-jährigen Bühnenpräsenz in Las Vegas sahen über 25 Millionen Menschen deren Shows. Zu Beginn ihrer Karriere traten die beiden als Siegfried und Partner auf.[17] Siegfried und Roy hatten am 28. Februar 2009 ihren letzten gemeinsamen Bühnenauftritt.[18] An dem zehnminütigen Auftritt, der zugunsten des Lou Ruvo Center for Brain Health stattfand, nahm auch der weiße Tiger Mantacore teil, der Roy verletzt hatte. Die beiden Künstler sprachen während des Auftritts kein Wort und verabschiedeten sich so von ihrem Publikum als Magierduo.[19]
Am 27. Oktober 2009 traten Siegfried & Roy als Ehrengäste auf der Wiedereröffnungspremiere des Hamburger Hansa-Varieté-Theaters auf, wo vor 46 Jahren ihre künstlerische Karriere begonnen hatte.[20]
Im Oktober 1988 erhielten Fischbacher und Horn die Staatsbürgerschaft der USA.[21] Im gleichen Monat unterschrieben Siegfried und Roy einen Vertrag über fünf Jahre mit dem Mirage-Hotel, der ihnen eine Summe von 57,5 Millionen Dollar (2022: ca. 124 Millionen Dollar) garantierte, damals der höchstdotierte Vertrag in der Geschichte des Live-Entertainments. Da sich das Hotel zu der Zeit noch im Bau befand, startete die Show erst 1990. Am 2. Februar 1990 eröffneten die beiden ihre Siegfried and Roy at the Mirage Hotel and Resort Show im Mirage in Las Vegas. Steve Wynn baute dafür ein nach ihnen benanntes Theater mit 1.504 Plätzen, Michael Jackson komponierte und nahm für die Show den Song Mind Is The Magic auf und revanchierte sich damit für die Zusammenarbeit bei der Bad World Tour. Die 100-minütige Siegfried and Roy Show war eine Mischung aus Magie, Broadwayshow und großer Oper und mit einem Budget von 25 Millionen Dollar (2022: ca. 48,8 Millionen Dollar), laut Stern über 50 Millionen Dollar (2022: ca. 97,6 Millionen Dollar) Produktionskosten[22], die teuerste jemals inszenierte Bühnenshow. Bei der Show wirkten mehr als 60 Personen und 27 weiße Tiger mit.[23][24] Sie avancierte zur erfolgreichsten Show in den Vereinigten Staaten von Amerika.[25] Das Time Magazine bezeichnete die Siegfried and Roy Show im Mirage als Show of the Century (Show des Jahrhunderts).
1997 eröffneten die beiden in der Hotelanlage des Mirage einen „Secret Garden“, ein exotisch gestaltetes Freigehege, mit „weißem Tiger“, „Schneetiger“ (ganz weiß), weißen Löwen, schwarzen Panthern, Schneeleoparden und Lamas. 2001 erhielten die beiden einen Vertrag auf Lebenszeit mit dem Mirage.
An seinem 59. Geburtstag – dem 3. Oktober 2003 – erlitt Horn während der Show einen leichten Schlaganfall. In einem späteren Interview beschrieb er, dass der weiße Tiger Mantacore[26] gespürt habe, dass etwas nicht stimmte und ihn daraufhin am Nacken gepackt habe, um ihn von der Bühne in Sicherheit zu bringen. Dabei wurde Horn schwer verletzt und war seither teilweise gelähmt. Ärzte halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass der Schlaganfall erst durch den Biss des Tigers ausgelöst wurde.[27] Wegen dieses Vorfalls beendeten die beiden Künstler ihre aktive Bühnenkarriere. Der weiße Tiger Mantacore starb am 19. März 2014 im Alter von 17 Jahren eines natürlichen Todes.[28] Insgesamt gaben sie im Mirage 5750 Vorstellungen, die von 10,5 Millionen Zuschauern gesehen wurden. Das MGM Mirage Hotel nahm mit der Show mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar ein.[29]
Siegfried und Roy züchteten seit 1982 sogenannte „Weiße Königstiger“ und hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die weißen Tiger und die Löwen vom Timbavati (Kruger-Nationalpark, Südafrika) der Nachwelt zu erhalten.[30] In Kooperation mit Freizeitparks (Zoo Safaripark Stukenbrock, NRW) züchteten sie die Tiere. Dem Phantasialand in Brühl bei Köln schenkten sie zum 20. Geburtstag 1987 zwei weiße Tigerjunge, für die extra ein Gehege gebaut wurde, zudem war bis 1995 die Ausstellung „Magic World of Siegfried and Roy“ zu sehen, 1992 traten Siegfried and Roy im Wintergarten des Parks auf.[31]
In einigen Folgen der Simpsons tauchen die Charaktere Gunter und Ernst auf, ein Zauberduo, das an Siegfried und Roy angelehnt ist.
1999 erhielten sie einen Stern auf dem legendären Hollywood Walk of Fame. Ebenfalls wurden sie in diesem Jahr im Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds in Las Vegas verewigt. Zudem wurden sie im Jahr 2000 zu den besten Magiern des Jahrhunderts gekürt.
Das Entertainer-Duo Siegfried & Roy begleitete die bekannte Regisseurin Leni Riefenstahl anlässlich ihres 100. Geburtstages am Abend des 22. August 2002 in das Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing, wo sie mit 160 geladenen Gästen feierte.[32]
Am 22. Oktober 2003 erhielten Siegfried und Roy den World Entertainment Award. Siegfried reiste allein nach Hamburg und nahm den Preis – stellvertretend auch für Roy – von Michail Gorbatschow entgegen.
2004 erschien in den USA eine von Siegfried und Roy inspirierte Computeranimationsserie mit weißen Löwen in den Hauptrollen: Father of the Pride (dt.: Ein Löwe in Las Vegas), die beiden waren co-executive Producer der Serie. Die Lebensgeschichte der beiden Illusionisten wurde unter dem Titel Siegfried & Roy – Die Meister der Illusion im IMAX-3D-Format verfilmt.
2007 äußerten sich Siegfried und Roy in einem Interview anlässlich ihrer Biografie Magier des Jahrhunderts erstmals öffentlich zu ihrer schon lange bekannten Homosexualität.[33] Privat waren Fischbacher und Horn bis 1998 ein Paar[34] und blieben auch danach befreundet.
In der Episode Las Vegas aus dem Film Männer und die Frauen von 2012 wird auf Siegfried und Roy angespielt, wenn es nach dem homosexuellen Akt im Hotel heißt, dass Fred und Greg später berühmte Magier und Tigerbesitzer in Vegas werden.
In Las Vegas beriet Siegfried den deutschen Magier Jan Rouven bei dessen Auftritten und stellte ihm für die Shows auch Originalrequisiten des Duos zur Verfügung.