art.wikisort.org - Künstler

Search / Calendar

Till Nikolaus von Heiseler (* 18. April 1962 in Braunschweig) ist ein deutscher Autor, Regisseur und Performer.

Till Nikolaus von Heiseler (2007)
Till Nikolaus von Heiseler (2007)

Leben


Till Nikolaus von Heiseler wurde 1962 als erster Sohn des Privatgelehrten, Dichters und Übersetzers Johannes Henrich von Heiseler und seiner Frau Ingrid geboren. Er ist der Enkel des Schriftstellers Bernt von Heiseler und Urenkel des Schriftstellers Henry von Heiseler. Kurz vor der Einschulung siedelte die Familie nach Wolfsburg über. Seinen ersten Text veröffentlichte er bereits im Alter von acht Jahren in der Wochenzeitung Die Zeit.[1]

Ab 1990 entwickelte er freie Produktionen sowohl in Basel als auch in Berlin (Tacheles).[2] Zwischen 1991 und 1993 inszenierte er am Kleist-Theater Frankfurt (Oder) seine eigenen Stücke,[3] aber auch Hörspiele im Saarländischen Rundfunk und im Deutschlandradio. Wichtige Partner waren die Komponisten Conrado del Rosario, Helmut Oehring und die Schauspielerin und Performerin Michaela Caspar. 1994 brach er überraschend mit dem Theater und beendete seine Arbeit als Dramatiker und Theaterregisseur, um sich mit offeneren künstlerischen Formen und vor allem mit Performance und „Unsichtbarer Literatur“ zu beschäftigen.

Ab Mitte der 90er Jahre wurde er Teil einer literarischen Gruppierung, die eine „Unsichtbare Literatur“ vertritt. Diese schließt insbesondere an den Moskauer Konzeptualismus, das Unsichtbare Theater von Augusto Boal und die „Literatur der Hinterzimmer“ an. Literarische Werke werden hier bewusst nur in einem kleinen Kreis gelesen, weitergegeben und diskutiert. Darüber hinaus werden literarische Formen gewählt, die nicht sofort als Literatur zu erkennen sind (Briefe an Behörden, Klo-Sprüche, Performances).

Zusammen mit Michaela Caspar entwickelte Heiseler die Performances Ein sehr kurzes Stück für Bankdirektoren,[4][5][6][7][8] 21. August 1997 und das Projekt Neue Länder – Neue Identitäten (eine fiktive Infobox der Bundesregierung).[9] Ab 2001 begann er sich mit Video zu beschäftigen und entwickelte im Kollektiv der Neuen Methodiker e.V. neue Methoden der Produktion und Distribution von Bewegtbildmedien (Video). Diese Methoden sind dem Unsichtbaren Theater und der Performance verpflichtete Techniken und arbeiten in der Regel mit der Vermischung von Fiktion und Realität. Oft wird mittels performativer Methoden eine Realität hergestellt, die dann mit Handkameras dokumentiert wird.

Heiseler ist Autodidakt und lehrte an folgenden Universitäten: Freie Universität Berlin, Technische Universität Berlin, Humboldt-Universität Berlin, Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seine Methoden der Wissensinszenierung und der Wissensmoderation für Forschung und Lehre basieren auf medientheoretischen Überlegungen und auf inszenatorischem und theatralem Praxiswissen.

2007 begann er gemeinsam mit Jan-Peter E.R. Sonntag im Tesla Berlin mit einer Salonreihe zum Thema „Narrationen im elektronischen Zeitalter“,[10] die er nun gemeinsam mit der transmediale weiterführt. Sein 2008 veröffentlichtes Buch Medientheater, Kadmos Berlin (mit Wolfgang Ernst, Dirk Baecker u. a.) thematisiert die Entwicklung neuer Theorieformate und ist gleichzeitig selbst ein Experiment. 2014 erschien ein längeres Gespräch mit dem Medienphilosophen Friedrich Kittler, das von Heiseler einige Monate vor Kittlers Tod führte und eine Art Vermächtnis darstellt.[11][12]

Heiseler ist Gründer des Kollektivs der NEUEN METHODIKER e.V (2001) und Mitbegründer des Possible World e.V (zusammen mit Michaela Caspar). Zurzeit beschäftigt er sich neben seinen künstlerischen Projekten vor allem mit Medientheorie, Wissensinszenierung und entwickelte eine Theorie zur Entstehung der Sprachfähigkeit.[13][14]

Er ist Vater von Zwillingen (* 1994) und lebt als künstlerischer Leiter des Formatlabors in Berlin.


Werke (Auswahl)



Theaterstücke



Sonstige Veröffentlichungen





Einzelnachweise


  1. Nr. 45, Freitag, den 6. November 1970, S. 70, Rubrik "Bis 20"
  2. Der moderne Mann - allein unter Frauen, BZ 30. Juni 1994, S. 46 (ganzseitig)
  3. Die Bauchschläferin, Rhein-Zeitung (DPA), 13. Mai 1992, S. 12
  4. Theater ist überall, die tageszeitung, 10. April 1997, S. 27.
  5. Kunst im Geldraum Neues Deutschland, 10. April 1997
  6. Der Kopf voll Vogelgeschwittscher, Potsdamer Stadtkurier, 30. Dezember 1997
  7. Kniefall vor Bankautomat unerwünscht, die tageszeitung, Hamburg
  8. Polizeieinsatz beendet Performance, Die Welt, 19. August 1997
  9. Provokantes Kunsterlebnis als gesellschaftliche Kritik in der Potsdamer Innenstadt, Der Potsdamer, 7. Januar 1998
  10. http://www.tesla-berlin.de/page316.html
  11. Medienphilosophie - Flaschenpostbote. Abgerufen am 16. September 2022.
  12. WELT: Philosophie: „Die glücklichsten Momente sind alle Orgasmen“. In: DIE WELT. 12. Juni 2013 (welt.de [abgerufen am 16. September 2022]).
  13. Till Nikolaus von Heiseler: The Social Origin of the Concept of Truth – How Statements Are Built on Disagreements. In: Frontiers in Psychology. Band 11, 28. April 2020, S. 733, doi:10.3389/fpsyg.2020.00733, PMID 32411047, PMC 7198879 (freier Volltext).
  14. Till Nikolaus von Heiseler: Syntax of Testimony: Indexical Objects, Syntax, and Language or How to Tell a Story Without Words. In: Frontiers in Psychology. Band 10, 22. März 2019, S. 477, doi:10.3389/fpsyg.2019.00477, PMID 30967805, PMC 6438894 (freier Volltext).
  15. http://www.ballhausost.de/produktionen/die-taube-zeitmaschine/
  16. https://www.ernst-deutsch-theater.de/spielplan/extra/451-die-taube-zeitmaschineeine-reise-durch-zwei-galaxien/
Personendaten
NAME Heiseler, Till Nikolaus von
KURZBESCHREIBUNG deutscher Autor, Performer und Theoretiker
GEBURTSDATUM 18. April 1962
GEBURTSORT Braunschweig



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии