Zuzanna Zita Skiba (* 1968 in Koszalin, Polen) ist eine deutsche Künstlerin. Ihre künstlerischen Medien sind in erster Linie Zeichnung und Malerei, aber auch Fotografie, Performance und Video. Unter dem Thema Das verortete Verlangen_Kunst & Kartographie entwickelte sie als Kuratorin eine eigene Ausstellungsreihe, ebenso auch Hidden & Bad, Collier, tasty painting und Salon Philadelphia.
Zuzanna Skiba im Atelier (2021)
Leben
Zuzanna Skiba wurde 1968 als Tochter deutschstämmiger ukrainischer Aussiedler in Koszalin (Köslin) in Polen geboren. Die Familie zog 1977 nach Deutschland weiter und ließ sich in Bielefeld nieder.
1988 schloss Zuzanna Skiba ihre Ausbildung zur Kartographin in der Kartenabteilung der Stadt Bielefeld/Rathaus und Landesvermessung für Luftbilder in Bad Godesberg ab. Schwerpunkte der Ausbildung waren Topographische und Thematische Kartographie, sowie Geländeschummerung und Schraffur. Dort lernte sie ihren Mentor, Maler und Kartographen Werner Drimecker (1928 – 2011) kennen. Von 1990 bis 1995 studierte Zuzanna Skiba Malerei bei Inge Dörries-Höher und Freies Zeichnen bei Karl-Heinz Meyer an der FH Design in Bielefeld. Ihr Diplom in Malerei erwarb sie bei Inge Höher zum Thema Farbfluß als Irritation, die aufgegebene Perspektive. Anschließend machte sie ein Postgraduate-Malerei-Studium an der Academie Minerva in Groningen (Niederlande) bei Johan van Oord und Jaap Berghuis. 1997–1998 folgte ein Gaststudium an der Universität der Künste Berlin für Philosophie bei Robert Kudelka zu Kants „Kritik der Urteilskraft“ sowie ein Postgraduate-Studium „Kunst im Kontext“ von 2013 bis 2014.[1]
Skiba arbeitet im Bereich der konzeptuellen Malerei, ist Mitglied beim Deutschen Künstlerbund, Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlin und im Verein der Berliner Künstlerinnen. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Werk
In ihrem künstlerischen Schaffen bearbeitet Zuzanna Skiba den Themenkomplex von Magnetfeldern, die sie als subjektive Kartographie malerisch und zeichnerisch verbildlicht. Die Geländeschraffur, ein kartographischer Zeichenschlüssel, ist ihr zentrales Darstellungsmittel. Mit dieser Schraffur wird in der Kartographie die topographische Beschaffenheit einer Landschaft dargestellt. Kurze Linien werden nebeneinander gesetzt, wechselnden Richtungen folgend und mit variabler Dichte und Länge, um landschaftliche Erhebungen in der zweidimensionalen Aufsicht einer Landkarte zu visualisieren.
Zuzanna Skiba überträgt die Geländeschraffur konzeptuell auf natürliche und emotionale Energien, die sich auf der Leinwand oder dem Papier in amorphen, scheinbar strömenden und wabernden Gebilden zeigen. Die gestrichelten Strukturen scheinen ihre Gestalt durch magnetische Einwirkung zu erhalten und sich fließend zu verändern.[2] Der Ursprung dieser Magnetfelder sind innere „Landschaften“, die ins Bild gebracht werden. So ist der künstlerische Prozess eine mentale Kartographie, die sich, in fortlaufendem Wandel befindlich, einerseits subjektiv aus Erinnerungen und Erfahrungen der Künstlerin speist, die andererseits aber auch auf externe Kontexte Bezug nimmt.[3]
Werkzyklen
„Gezeichnet“
Besonders deutlich wird Zuzanna Skibas Konzept im Werkzyklus Gezeichnet.[4] Bei der Bleistiftzeichnung arbeitet sie ausschließlich mit der kartographischen Geländeschraffur. Versenkt im Prozess ihrer Arbeit setzt sie Schraffurstrich an Schraffurstrich und erschafft Stück für Stück ein Ganzes, ohne dass sich die Linien berühren. Durch die strömende Beweglichkeit der Oberflächen entwickeln die Magnetfelder eine dreidimensionale Körperlichkeit, die sich räumlich in die Bildtiefe ausdehnt. Skiba spricht hier von der malerischen Zeichnung.
„Überhöht“
Im Werkzklus Überhöht (Gezeichnet auf Malerei)[5] setzt Zuzanna Skiba die Schraffur mit hellem Ölstift auf dunkle mit Ölfarbe gemalte Flächen, wodurch die Zeichnung wie eine losgelöste Ebene über der Malerei schwebt. Ihre primär von oben zweidimensionalen Landschaften löst sie und ergänzt sie um weitere Perspektiven: von oben, von unten und aus dem Mittendrin. Das Ergebnis sind vielschichtige – sowohl auf der Leinwand als auch thematisch – Ansichten, die das volle Spektrum der Kartografie abbilden.
„Eingebettet“
Im Werkzyklus Eingebettet[6] übermalt Zuzanna Skiba Magnetfeld-Zeichnungen mit semitransparenten Farbschichten. Das Ergebnis sind organische Formen in roten, grauen und braunen Farbtönen, welche die vorhandenen, schraffierten Magnetfelder in sich einbetten. Aufgrund des mehrschichtigen, lasierenden Farbauftrags in Gouache, Acrylfirnis und ursprünglich auch in Lebensmittelfarbe entwickeln diese Formen ihre Dimensionen.
„Gemalt“
Zuzanna Skibas Werkzyklus Gemalt[7] ist die Umsetzung ihres Bildkonzepts in rein malerischer Technik. Primär in Öl auf Leinwand ausgeführt, bisweilen ergänzt durch andere Materialien wie Teer oder Goldpigment, wirken diese Arbeiten wie Luftaufnahmen von imaginären Inseln und Vulkanen, als Energiefelder abstrahiert. Die seit jeher pastose Malweise der Künstlerin unterstreicht den organischen Charakter ihrer Gemälde.[8] Die volle Malkruste lässt die Bilder selbst zu Landschaften werden und verweist zurück auf den konzeptuellen Ausgangspunkt einer kartographischen Kunst.
Ausstellungen
Einzelausstellungen
2019: Die höchste Lust. Malerei mit Kruste, Galerie UTP, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin
2019: Die höchste Lust. Malerei mit Kruste, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin
2018: JE SUIS GUSTAVE, Galerie Hartmann, Berlin
2017: Magnetfelder und schwebende Vulkane, Mineralogische Sammlung des Institutes für Geowissenschaften, Friedrich-Schiller-Universität, Jena
2017: north cape and the drama of the landscape, Schillerpalace, Berlin
2016: charged, Galerie Hartmann, Berlin
2014: Magnetfelder – Malerei mit Farbkruste, Galerie exhibeo, Berlin
2012: Magnetfelder: mental_im Fluss, Galerie exhibeo, Berlin
2012: topos and humans, THE BIG DRAW, Galerie exhibeo, Berlin
2009: Das schöne Blut, Galerie Weißer Elefant, Berlin
2006: from underneath_in the middle_from above, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt
1995: Erste Erasmus-Stipendiatin an der Academie Minerva, Groningen, Niederlande
Literatur
Eko Materia. Muzeum Narodowe w Gdańsku (Hrsg.), Danzig, 2017, ISBN 978-83-937863-6-7.
Magnetfelder – Magnetic fields. Zuzanna Skiba (Hrsg.), Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6.
39 Null_Macht & Ohnmacht. Magazin für Gesellschaft und Kultur, 2015, Tirol& Berlin, www.39null.com, ISSN2282-4200.
Abstraktion, Konkretion, Notation und Struktur. [Anlässlich der Ausstellung „Lieber Künstler Zeichne Mir!“ Part 1: „Abstraktion, Konkretion, Notation und Struktur.“ Semjon Contemporary, Galerie für zeitgenössische Kunst 1. 2. 2014 – 8. 3. 2014] Semjon Contemporary, Galerie für zeitgenössische Kunst, Semjon, Berlin 2014, ISBN 978-3-00-045288-8.
Das verortete Verlangen: Kunst und Kartographie. 25. April bis 24. Mai 2008, Arttransponder e.V., Philipp Geist, Mensch-&-Buch-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86664-395-6.
Das Lächeln des Prometheus, Mythenspiele. Katalog Gruppenausstellung, Daniel Pöppelmann. Kerber Verlag, Bielefeld 1995, ISBN 3-924639-49-3.
Künstlerinnen und Künstler in Ostwestfalen-Lippe. Verein der Freunde und Förderer des Kulturwerkes des Bundesverbandes Bildender Künstler, Westfalen Verlag, Bielefeld 1994, ISBN 978-3-88918-081-0.
Zuzanna Skiba:Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.122.
Dorothée Bauerle-Willert:Was ist eine Linie? In: Zuzanna Skiba (Hrsg.): Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.11ff.
Zuzanna Skiba:Artist’s Statement. In: Zuzanna Skiba (Hrsg.): Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.119.
Zuzanna Skiba:Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.15ff.
Zuzanna Skiba:Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.37ff.
Zuzanna Skiba:Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.55ff.
Zuzanna Skiba:Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.87ff.
Christoph Tannert:Einführung. In: Zuzanna Skiba (Hrsg.): Magnetfelder – Magnetic fields. Kerber Verlag, Bielefeld/Berlin 2016, ISBN 978-3-7356-0204-6, S.7ff.
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