Das Deutsche Goldschmiedehaus (ehemals Altstädter Rathaus) ist das ehemalige Rathaus der Altstadt Hanau, das seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts museal genutzt wird. Leiterin ist seit 2006 die promovierte Schmuckhistorikerin Christianne Weber-Stöber.[1]
Das Deutsche Goldschmiedehaus wurde als Fachwerkbau an der Längsseite des Altstädter Marktes zwischen zwei steinernen Giebelwänden und auf einem steinernen Sockelgeschoss errichtet. Es entstammt der Spätgotik und Frührenaissance und wird durch eine Bauinschrift auf das Jahr 1538 datiert. Sein funktionaler Vorgängerbau als Rathaus aus dem 15. Jahrhundert stand an der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes (sogenanntes Spielhaus). Eine Gedenktafel am Haus „Altstädter Markt 1“ erinnert daran. Als Baumeister ist Konrad Speck bekannt, sowie die Steinmetzen Hans von Gießen, Peter von Aschaffenburg und Hans von Lich.
Die zweiläufige Freitreppe am Deutschen Goldschmiedehaus wurde nach einem Entwurf von Christian Ludwig Hermann aus dem Jahr 1742 angefügt. Zahlreiche in der Fassade eingelassene Sandstein-Reliefsteine aus dem 14. bis 16. Jahrhundert zeigen Anspielungen auf Narrheit und Eigenliebe sowie Darstellungen von Fabelwesen oder des klugen Bürgertums – ein noch dem Mittelalter verpflichtetes Bildprogramm. Ursprünglich enthielt das Erdgeschoss laubenartige Verkaufshallen, der erste Stock den Ratssaal, Stube und Diele und das Obergeschoss eine Lagerhalle. In der Fassade als Eisenstab eingelassen ist eine Hanauer Elle, die für den Markt zum Einsatz kam.
Der Sandstein-Brunnen vor dem Rathaus ist ein bedeutendes Werk renaissancezeitlicher Steinmetzkunst. Er wurde 1607/1608 vom Rat der Altstadt Hanau in Auftrag gegeben und von dem Büdinger Bildhauer Johannes Rab geschaffen. Der Brunnen wird bekrönt von Justitia mit Waage und Schwert. Die beiden Löwen links und rechts halten Wappenschilde mit den Wappen der Altstadt Hanau und den Grafen von Hanau-Münzenberg. Der Brunnenaufbau war ursprünglich farblich gestaltet.[2]
1821 zog die Stadtverwaltung aus und in ein Haus in der Bangertstraße 2 um.[3] Nachdem im dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die Stadtverwaltungen der Altstadt und der Neustadt Hanau zusammengelegt wurden, war ein eigenes Rathaus für die Altstadt überflüssig. Sie befand sich jetzt insgesamt im Neustädter Rathaus. Das Rathausgebäude am Altstädter Markt wurde vorübergehend als Sitz des Landgerichts Hanau und danach von unterschiedlichen Schulen genutzt. Von 1902 bis zum Zweiten Weltkrieg diente es als Museum des Hanauer Geschichtsvereins. In einem ehemals vorhandenen kleinen Hof befand sich ein Lapidarium.
Bei den Luftangriffen auf Hanau im März 1945 brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern und die beiden Giebelwände nieder.
Das heute zu sehende Fachwerk ist somit eine Rekonstruktion aus den Jahren 1955–1958. Ein neues Treppenhaus wurde damals an die Rückseite angefügt. Entsprechend seiner Nutzung als Ausstellungsraum wurde beim Wiederaufbau auf die ursprüngliche Raumeinteilung verzichtet. In den letzten Jahren wurde an die Rückseite ein moderner Anbau für einen behindertengerechten Zugang und moderne Sanitäranlagen zugefügt.
An der Südseite erinnert eine Tafel an den Hanauer Chronisten und Musiklehrer Johann Daniel Wilhelm Ziegler (1809–1878).
2004 fand an der Rückseite des Gebäudes, in dessen ehemaligem Hof, eine umfangreiche archäologische Ausgrabung statt, deren Auswertung seit 2021 auch vorliegt.[4]
Hanau bezeichnet sich auch als Stadt des edlen Schmuckes. Die Stadt weist eine bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreichende Tradition des Goldschmiede-Handwerks auf und ist mit der Staatlichen Zeichenakademie Sitz einer führenden Einrichtung zur Ausbildung von Goldschmieden und ebenso Sitz der Deutschen Gesellschaft für Goldschmiedekunst. In einer engen Kooperation zwischen diesen Einrichtungen und durch gute Verbindungen in die Berliner Partei- und Führungsspitze dieser Zeit wurde am 18. Oktober 1942 das Deutsche Goldschmiedehaus gegründet und erhielt seinen Sitz in dem Gebäude, wozu das damals dort befindliche Museum des Hanauer Geschichtsvereins in das Stadtschloss verlagert wurde. Heute werden im Deutschen Goldschmiedehaus Wechselausstellungen, insbesondere Präsentationen von Schmuck, gezeigt.
Die Goldschmiedin Ebbe Weiss-Weingart überließ der Stadt Hanau für das Deutsche Goldschmiedehaus 250 Schmuckstücke aus den Jahren 1947 bis 1998, als wesentlichen Beitrag der 1960 begonnenen Sammlung, die heute mit weit über 900 Schmuckstücken und Tafelgerät einen repräsentativem Überblick zur nationalen und internationalen Szene nach 1945 gibt. Die Teile wurden in der Ausstellung vom 25. Februar 2018, bis 3. Juni 2018 Ebbe Weiss-Weingart – 70 Jahre Schmuck präsentiert.[5] Ebbe Weiss-Weingart war an vielen Ausstellungen in bekannten in- und ausländischen Museen beteiligt, u. a. in Helsinki, Paris, Tokyo und den USA.[6]
50.1366666666678.9177777777778