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Studie nach Velázquez’ Porträt von Papst Innozenz X. ist ein Gemälde von dem Maler Francis Bacon, welches er im Jahr 1953 mit Öl auf Leinwand, in den Maßen 118 × 153 cm malte. Es hängt im Des Moines Art Center in Iowa. Es ist eines der bekanntesten Werke aus einer Serie von rund 50 Papstbildern, welche Bacon zwischen den Jahren 1946 bis 1971 schuf. Das Gemälde ist dem Porträt von Papst Innozenz X. aus dem Jahr 1650 von Diego Velázquez nachempfunden.

Studie nach Velázquez’ Porträt von Papst Innozenz X.
Francis Bacon, 1953
Öl auf Leinwand
118× 153cm
Des Moines Art Center, Des Moines, Iowa

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(Bitte Urheberrechte beachten)

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Bildbeschreibung


Schemenhaft im Halbprofil skizziert, sitzt Papst Innozenz X. links von der Mittelachse des Bildes auf einem vergoldeten Thron. Der Zeremonienstuhl befindet sich auf einer Art Podest, welches durch grell-gelbe Linien umrissen und leicht schräg in den Bildraum gestellt ist. Gekleidet ist der geistliche Würdenträger in einem liturgischen Gewand. Er trägt ein langärmliges und über die Knie fallendes, weißes Untergewand (Soutane). Darüber ist ein dunkelvioletter Schulterkragen (Mozetta) gelegt, der bis zu den Ellbogen reicht und vorn zugeknöpft ist. Auf seinem Kopf trägt er einen violetten Camauro. Es ist die traditionelle Kleidung der Päpste bei Audienzen. Lediglich die Farbe von Kappe und Schultermantel hat Bacon vom – damals üblichen päpstlichen Rot – ins Dunkelviolett verändert.

Das kreidebleiche Gesicht des Mannes ist den Betrachtenden zugewandt, jedoch durch die schwarzen Schlieren kaum in seinen einzelnen Details zu erkennen. Es lässt sich in schwachen weißen Linien, eine Art Brille oder Zwicker identifizieren. Der weit aufgerissene Mund offenbart einen schwarzen, tiefen Schlund umzäunt von zwei Reihen weißer Zähne. Die rosafarbenen Hände des Mannes umkrampfen die Armlehnen des Stuhls, um den sich ein käfigartiges Gestänge aus hartem, grellem Gelb spannt.

Schwarze und gräulich schlierige Streifen sind senkrecht über den bräunlich durchschimmernden Hintergrund gezogen. Die Schlieren überdecken ebenfalls den Kopf und Oberkörper der Figur. Lediglich das weiße Gewand, die Hände und das gelbe Gestänge sind vollständig freigelegt. Aus dem Unterrock, welcher im Gegensatz zum Oberkörper und Kopf nicht klar ausgearbeitet ist, scheinen die gröber wirkenden schwarzen und grauen Linien strahlenförmig nach unten aus.

Bacon setzt durchgängig auf stark kontrastierende Ausdrucksfarben. Der überwiegend schwarze Hintergrund steht im markanten Gegensatz zu den Gelb- und Weißtönen. Es kann keine eindeutige Lichtführung ausgemacht werden, lediglich die hellen, grellen Farben brechen mit der absorbierenden Dunkelheit. Bacon spielt weiterhin mit einem Komplementärkonstrast zwischen der violetten Kleidung und dem grellen Gelb des käfigartigen Throns.

Der Raum, der um die Figur konstruiert wird, ergibt sich durch die Hell-Dunkel-Kontraste und die geometrisch geformten Linien. Der Papst befindet sich in einer Art transparentem Käfig, der losgelöst in einem dunklen Saal zu schweben scheint.[1]

Porträt von Papst Innozenz X. von Diego Velázquez (um 1650), Öl auf Leinwand, 189 × 125 cm, Galleria Doria Pamphilj, Rom
Porträt von Papst Innozenz X. von Diego Velázquez (um 1650), Öl auf Leinwand, 189 × 125 cm, Galleria Doria Pamphilj, Rom

Porträt nach Diego Velázquez’ Papst Innozenz X.


Kompositorisch unverkennbar identisch angelegt, steht die dämonische Papstgestalt Bacons im farblichen und thematischen Kontrast zu Velázquez’ Papst Innozenz. In der Kunstgeschichte gibt es kaum ein anderes Beispiel einer so bedingungslosen Beschäftigung eines bedeutenden Künstlers mit dem Gemälde eines anderen bedeutenden Künstlers. Auf die Frage des Kunstkritikers David Sylvester, warum ausgerechnet dieses Gemälde Bacon als Vorlage diente, antwortete er: „Ich glaube, es sind die prachtvollen Farben“. Auch sagte er: „Weil ich glaube, dass dies eines der größten Porträts ist, die je gemacht worden sind, und ich davon geradezu besessen war. Ich kaufe jedes Buch, das die Abbildung dieses Papstes von Velázquez enthält, weil es mich einfach verfolgt und alle Arten von Gefühlen und Bereichen der Phantasie, wenn ich so sagen darf, sogar in mir freilegt.“[2]

Es ist überliefert, dass Francis Bacon das Porträt von Velázquez nie im Original gesehen hat, obwohl er in der 1950ern eine Zeit in Rom weilte. Er konnte sich nicht dazu durchdringen, das Porträt selbst in Augenschein zu nehmen. In seinen Vorstellungen war es wahrhaftig und von vollendeter Perfektion. Stattdessen verwendete er allerlei Abbildungen aus Büchern und Fotografien als Vorlage.[3]

Der aufgemachte Rahmen des Gemäldes als Studie spiegelt Bacons Temperament und Arbeitsweise wider: Ein unablässiges Streben nach Vollkommenheit, die mit jeder Version des Papstporträts durch Selbstzweifel und Wut über das Resultat überlagert werden. Der Kunsthistoriker Wieland Schmied bezeichnete die Auseinandersetzung mit Velázquez’ Gemälde als Bacons persönlichen Kampf. Die Spuren des Kampfes, der Hass, die Aggression und das vermeintliche Gefühl des Scheiterns seien in dem Bild sichtbar eingeschrieben.[4]


Einzelnachweise


  1. Francis Bacon: Francis Bacon: Unsichtbare Räume = Invisible rooms. München 2016, ISBN 978-3-7913-5576-4.
  2. David Sylvester: Gespräche mit Francis Bacon. Prestel, München 1982, ISBN 3-7913-0584-0.
  3. Christoph Heinrich, Francis Bacon, Hamburger Kunsthalle, Ausstellung Francis Bacon. Die Portraits - 2006 Hamburg: Francis Bacon, die Portraits [anlässlich der Ausstellung Francis Bacon. Die Portraits, Hamburger Kunsthalle, 14. Oktober 2005 bis 15. Januar 2006]. Ostfildern-Ruit 2005, ISBN 978-3-7757-1727-4.
  4. Wieland Schmied: Francis Bacon: commitment and conflict. Prestel, München 1996, ISBN 3-7913-1664-8.

На других языках


- [de] Studie nach Velázquez’ Porträt von Papst Innozenz X.

[en] Study after Velázquez's Portrait of Pope Innocent X

Study after Velázquez's Portrait of Pope Innocent X is a 1953 painting by the artist Francis Bacon. The work shows a distorted version of the Portrait of Innocent X painted by Spanish artist Diego Velázquez in 1650. The work is one of the first[1] in a series of around 50[2] variants of the Velázquez painting which Bacon executed throughout the 1950s and early 1960s.[3][4] The paintings are widely regarded as highly successful modern re-interpretations of a classic of the western canon of visual art.

[fr] Étude d'après le portrait du pape Innocent X par Velázquez

Étude d'après le portrait du pape Innocent X par Velázquez (Study after Velázquez's Portrait of Pope Innocent X) est un tableau peint par Francis Bacon en 1953. Il est conservé au Des Moines Art Center, à Des Moines.

[it] Studio dal ritratto di Innocenzo X

Studio dal ritratto di Innocenzo X è un dipinto di Francis Bacon del 1953, custodito all'Art Center di Des Moines, in Iowa.

[ru] Этюд по портрету папы Иннокентия X работы Веласкеса

«Этюд по портрету папы Иннокентия X работы Веласкеса» (англ. Study after Velázquez's Portrait of Pope Innocent X) — картина британского художника ирландского происхождения Фрэнсиса Бэкона, созданная в 1953 году. На ней представлена искажённая версия картины 1650 года «Портрет папы Иннокентия X» кисти испанского живописца Диего Веласкеса. Она является одной из первых в серии из около 50[1] вариантов шедевра Веласкеса, которые были созданы Бэконом в течение 1950-х и начала 1960-х годов[2][3]. Эти картины получили широкое признание в качестве очень успешных современных интерпретаций классики западного канона изобразительного искусства.



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