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Boris von Brauchitsch (* 9. August 1963 in Aachen) ist ein deutscher Kunsthistoriker, Kurator, Fotograf und Schriftsteller. Er schreibt vor allem Kunstsachbücher.

Boris von Brauchitsch, 2016
Boris von Brauchitsch, 2016

Leben und Werk


Boris von Brauchitsch wuchs als Sohn der Fotografen Helga und Victor von Brauchitsch in Frankfurt am Main auf und setzte sich schon in früher Jugend mit der Fotografie auseinander.[1] Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Frankfurt, Bonn und Berlin (Freie Universität) zwischen 1983 und 1988 wurde er 1991 mit einer Arbeit über den Fotografen Herbert List im Bereich Fotografiegeschichte promoviert.

Seit 1992 ist er als Kurator von Ausstellungen und Aktionen zeitgenössischer Kunst tätig, unter anderem in den Institutionen Kunstmuseum Bonn, Universität Hamburg, Museum für Moderne Kunst Frankfurt, Kunstverein Morsbroich Leverkusen, Historisches Museum Frankfurt, Bayerische Staatsoper und Neue Gesellschaft für bildende Kunst Berlin (NGBK).[2] 1992 bis 1993 war er Leiter der Galerie der Künstler in Frankfurt am Main und 1995 bis 1997 Gründungsdirektor und Leiter im Kunsthaus Kaufbeuren.[3]

Zudem ist er als Autor u. a. mit Publikationen zu verschiedenen Schwerpunkten hervorgetreten, vor allem im Bereich der Fotografiegeschichte. Ferner hat er eine Reihe von Künstlerbiografien (Gabriele Münter, Adolphe de Meyer, Lesser Ury, Leonardo da Vinci u. a.) verfasst und verschiedene Bildbände zur Berliner Stadtgeschichte herausgegeben. Gelegentlich publiziert er auch als freier Journalist.

In seinen kunsttheoretischen Schriften beschäftigt sich von Brauchitsch immer wieder mit den Mechanismen bei der Entstehung und Verwertung von Kunst. Dabei überschreitet er auch die Grenzen zwischen Sachbuch und Performance, zwischen realen Quellen und fiktiven Künstlerbiografien, zwischen Essay und Drama. So initiierte er eine Kunstausstellung für imaginierte Kunst („documentale“, 2012), bei der sämtliche Kuratoren, Künstler und Werke frei erfunden wurden und das einzig Reale der Katalog war. Das Szenario der documenta des Jahres 2027 brachte er in seiner Science-Fiction-Komödie „Im tiefen Tal der Todeskralle“ (2014) auf die Bühne, bei der die Veranstalter ganz auf Künstler verzichten.[4]

Auswüchse des Kunstkonsums wurden in „Künstlerportraits“ (2001) ironisiert, indem von Brauchitsch die Künstlernamen in ihrer heutigen alltäglichen Erscheinungsform als Süßwaren, Kaffee oder Hundefutter kunsthistorisch behandelte[5], während er in „Das Ei des Brunelleschi“ (1999) den Versuch unternahm, nachzuweisen, dass der Renaissancearchitekt Leon Battista Alberti eine Erfindung ist, um damit eine Schrankwand Alberti-Literatur überflüssig zu machen. In seinem kleinen Manifest zu Fotografie „I don`t like white“ (2012) setzte er sich mit Begriffen wie Original, Authentizität und Aura auseinander und fragte, inwieweit die Fotografie eine Philosophie brauche und ob sie als visualisierte Libido betrachtet werden könne.

Als Fotograf widmet sich Boris von Brauchitsch vor allem Landschaften und Städtedetails, die er oft in reduzierten, manchmal surreal anmutenden Tableaus präsentiert. In seinem Langzeitprojekt „Soziales Plastik“ erfasst er gesellschaftliche Phänomene, die sich in Kunststoff materialisieren. Mit der Serie „9“ plädiert er für eine radikale Reduktion der Bildproduktion: Es entstehen an jedem neuen Ort, den der Fotograf aufsucht, nur noch neun Fotografien, die einen ersten Eindruck verdichten.

Boris von Brauchitsch lebt in Berlin und Las Palmas.


Zitat


„Boris von Brauchitsch ist ein Photograph, Kunsthistoriker und Kurator. Als Autor von zahlreichen Künstlermonographien, von Publikationen zur Geschichte der Photographie, aber auch als Belletristiker und selbst als Autor eines Theaterstückes zur Geschichte der documenta, ist er ein großer Erzähler. Beide Aspekte, der vorinformierte Blick des Kunsthistorikers, der zu jedem ins Auge gefassten Gegenstand eine Vielzahl von Bildern herbeizitieren kann, als auch das sehr ausgeprägte erzählerische Anliegen des Schriftstellers, prägen seine photographischen Arbeiten auf entscheidende Weise. Mit einem solchermaßen geschulten und von ironischem Bewusstsein geschärften Blick, gelingt es ihm, in scheinbar Lapidarem komplexe Erzählungen von großer Poesie erkennbar werden zu lassen.“[6]


Werke



Biographien



Publikationen zur eigenen Fotografie



Belletristik



Publikationen zur Kunst- und Fotografiegeschichte



Bildbände und Publikationen zur Geschichte Berlins



Ausstellungen als Fotokünstler (Auswahl)





Einzelnachweise


  1. Hans W. Korfmann: Kreuzberger Chronik. Nr. 156, März 2014, S. 8.
  2. Boris von Brauchitsch: Das Leben des Leonardo da Vinci. Insel Taschenbuch Verlag, 2019; Leonardo da Vinci. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010, S. 2.
  3. Marianne Wellershoff: Schluss mit dem Schweigen im Walde. In: KulturSPIEGEL. 5/1996 (Kulturbeilages des Spiegel)
  4. Im tiefen Tal der Todeskralle. Programmheft. Staatstheater Kassel, 2014.
  5. Antiquitäten Zeitung, Nr. 19, 2001
  6. Rafael von Uslar: Zwischen Schwarz und Weiß. In: Jesus, allein. Ein Versuch über das Christliche im photographischen Werk des Boris von Brauchitsch. Berlin 2018, ISBN 978-3-966637-64-8, S. 3.
  7. Xaver Rammbock: Die Welt der Knollennasen. borisvonbrauchitsch.de, abgerufen am 21. Juli 2020.
Personendaten
NAME Brauchitsch, Boris von
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker, Kurator und Schriftsteller
GEBURTSDATUM 9. August 1963
GEBURTSORT Aachen



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