Georg Humann (* 8. Dezember 1847 in Rellinghausen (heute ein Stadtteil von Essen); † 18. Januar 1932 in Aachen) war ein deutscher Kunsthistoriker.
Humann stammte aus einer alteingesessenen Essener Familie, sein Vater war Rentmeister der zu Schloss Schellenberg gehörenden Besitztümer. Humann studierte wie sein bekannterer Vetter Carl Humann, der Entdecker des Pergamonaltars, Architektur. Er besuchte von 1873 bis 1876 die Polytechnische Schule Hannover. Nach dem Studium ließ er sich in Essen nieder, wo er das Haus seiner Vorfahren mütterlicherseits bewohnte. Aus gesundheitlichen Gründen konnte er nicht als Architekt tätig sein.
Humann beschäftigte sich intensiv mit dem Münsterschatz und dem Essener Münster, angeregt durch die ab 1880 erfolgende Gotisierung der Münsterkirche. Humann vertrat dabei andere Ansichten als der verantwortliche Architekt Peter Zindel, dessen Pläne auch eine Gotisierung des Westwerks vorsahen. Humann setzte sich durch, indem er den preußischen Konservator Heinrich von Dehn-Rotfelser einschaltete. Aus der Beschäftigung mit dem Münster und dessen Schätzen entstanden Humanns Schriften, die von den Zeitgenossen hoch geschätzt wurden, so übernahm Georg Dehio für die das Essener Münster betreffenden Abschnitte seines Handbuchs der deutschen Kunstdenkmäler Zeichnungen von Humann.
Humann erhielt für seine Forschungen 1908 die Ehrendoktorwürde der Königlichen Theologischen und Philosophischen Akademie Münster und die Ehrenmitgliedschaft der Essener Geschichtsfreunde. Nachdem sein Haus in Essen 1897 aufgrund einer Erbauseinandersetzung verkauft werden musste, siedelte Humann nach Aachen über, wo er seit 1900 im Vincenzstift lebte und 1932 verstarb.
Seine Privatbibliothek mit circa 300 Einzelbänden zur Kunstgeschichte sowie eigenen Werken vermachte Humann nach seinem Tod der Stadtbibliothek Aachen[1].
Viele von Georg Humanns kunsthistorischen Erkenntnisse sind von neuerer Forschung überholt, dennoch werden seine Werke noch heute herangezogen, da Humann sehr präzise beobachtete, beschrieb und vor allem zeichnete. Seine Werke ermöglichen daher in vielen Fällen einen Vergleich des heutigen Zustands mit dem vor dem Ersten Weltkrieg. Die Frühdatierung des Essener Westwerks, die Humann 1890 aufgrund von Stilvergleichen vornahm, und die zwischenzeitlich als widerlegt galt, wurde mit weiteren Argumenten von der jüngeren Forschung wieder aufgenommen.
Bleibendes Verdienst hat Humanns Einschreiten zugunsten der ottonischen Gestalt des Essener Westbaus wie auch seine Entdeckung bei der Untersuchung der Goldenen Madonna während der Arbeiten zu seinem Buch über den Domschatz, dass diese wertvolle Holzfigur im Inneren von Schädlingen befallen war. Ohne die daraufhin erfolgte Restaurierung wäre die Figur inzwischen zerstört.
Personendaten | |
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NAME | Humann, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunsthistoriker |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1847 |
GEBURTSORT | Rellinghausen |
STERBEDATUM | 18. Januar 1932 |
STERBEORT | Aachen |