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Hanne Bergius (* 1947 in Herzberg) ist eine deutsche Kunsthistorikerin und Professorin für Kunstgeschichte mit den Schwerpunkten Kunst, Fotografie, Design und Architektur der Moderne.


Leben


Hanne Bergius studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Psychologie an der FU Berlin. Sie promovierte 1984 zur Geschichte und zum Konzept des Berliner Dadaismus bei Tilmann Buddensieg an der Freien Universität Berlin. Ein DFG Stipendium zur Untersuchung des Verhältnisses von Tradition und Moderne am Beispiel der Neuen Sachlichkeit erhielt sie 1990. Anschließend legte sie 1992 ihre Habilitation zum Prinzip Montage am Fachbereich Geschichtswissenschaften der FU Berlin vor und erhielt damit die Venia legendi für das Fach Neuere Kunstgeschichte.

In ihrer Mitwirkung als Ko-Kuratorin an den internationalen Ausstellungen und Katalogen Tendenzen der zwanziger Jahre. Dada in Europa – Dokumente und Werke (15. Europäische Kunstausstellung, Berlin 1977) und Paris-Berlin. Übereinstimmungen und Gegensätze Frankreich – Deutschland 1900–1933 (Centre Pompidou, Paris 1978) wandte sie erstmals ihre Forschungsergebnisse zur Klassischen Moderne an. Nach diesen Ausstellungen setzte sie ihre wissenschaftlichen Studien fort und widmete sich zur gleichen Zeit weiter der Erziehung ihrer Töchter (geb. 1969 und 1973), die aus der Ehe mit dem Architekten Burkhard Bergius hervorgingen.

Bereits seit 1980 sammelte sie Lehrerfahrungen durch einen neunjährigen Lehrauftrag am Fachbereich Architektur an der Technischen Universität Dortmund und von 1987 bis 1989 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, des Weiteren 1990 durch ihre Beteiligung am Funkkolleg Moderne Kunst. Nach ihrer Habilitation lehrte sie von 1992 bis 1994 als Professorin für Kunstgeschichte an der FH Münster. Von 1994 bis 2007 hatte sie eine Professur für Kunst-, Design- und Architekturgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle inne.[1] Ihre Lehre konzentrierte sie auf die Interdependenzen der Künste sowie auf ästhetische Transferprozesse – z. B. zwischen Europa und Asien –, um Interpretationsspielräume zwischen Formen, Funktionen und Bedeutungsgebungen in ihren internationalen kultur- und sozialhistorischen Kontexten bewusst zu machen. Es ging nicht nur um theoretische Wissensaneignung, sondern auch um den Weg zum Entwerfen und Handeln.


Wissenschaftliche Arbeit


Forschungsschwerpunkte von Bergius liegen in der Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts. Wie sich innovative Gestaltungs- und Rezeptionsprozesse in soziokulturellen Zusammenhängen entwickeln und gegen überkommene Gewissheiten durchsetzen, untersucht sie in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen seit 1975. In der internationalen Dadabewegung, insbesondere im Dadaismus in Berlin, als einem ihrer Hauptforschungsgebiete verdichten sich wie in einem Brennspiegel die Paradigmenwechsel der Künste nach dem kulturellen Zusammenbruch des Ersten Weltkriegs.

In der 1989 veröffentlichten Monographie Das Lachen Dadas geht es um die experimentellen Grotesk-Konzepte des Berliner Club Dada und die unterschiedlichen Projekte und Performances des neuen Künstler-Typus, des Da-Dandy, der im Schnittpunkt des Zeitgeschehens eine radikale Revidierung der Künste und bissig-satirische Gesellschaftskritik zugleich einfordert. In Montage und Metamechanik (2000; erw. amerik. Fassung (2003): Dada triumphs. Dada Berlin 1917–1923) analysiert Bergius die Erzeugnisse Dadas, - die avantgardistischen Verfahren der Collagen, Assemblagen, vor allem der Fotomontagen und deren polares Spannungsverhältnis zu den Werken der metamechanisch-konstruktiven Phase, das sie im Zusammenhang von Friedrich Nietzsches komplexem Einfluss auf das Konzept Dadas deutet. Überdies nahm Bergius 1997 mit einem Beitrag zu den dekonstruktiven Architekturen von Johannes Baader und Kurt Schwitters an dem vom Getty Research Institute organisierten Symposium Nietzsche and An Architecture of Our Minds teil, dessen Sektion Nietzsche als Prophet der Moderne sie leitete.

Ihre Studien zu Künstlerinnen und Künstlern galten des Weiteren Jefim Golyscheff, George Grosz, Raoul Hausmann, John Heartfield, Wieland Herzfelde, Hannah Höch, Richard Huelsenbeck, Walter Mehring, Rudolf Schlichter sowie Erwin Blumenfeld, Paul Citroen, Otto Dix, Max Ernst, deren Beiträge zur Ersten Internationalen Dada Messe (1920)[2] umfassend rekonstruiert wurden. Die feministische Kunstgeschichtsschreibung machte sie 1976 erstmals auf Gender Studies zu Hannah Höch und zu weiteren Dadaisten aufmerksam. Auch wissenschaftliche Essays zur großstädtisch-industriell und medial geprägten Ästhetik der Moderne zählen zu ihren Schwerpunkten – einerseits wahrgenommen als Laboratorium von utopischen Konzepten und technisch-medialen Visionen eines Neuen Menschen, andererseits als gezeichnete Metropolenkultur von Umbrüchen und Abgründen, die zu Umdeutungen von ikonographischen Bildtraditionen veranlassten – wie beispielsweise am „Großstadt-Triptychon“ (1927/28) von Otto Dix verdeutlicht.

Im Speziellen untersuchte sie 2011 die frühe Pariser Werkphase der Filmemacherin und Künstlerin Ulrike Ottinger[3] und zeigte 2013 anlässlich der Ausstellung Weltbilder die Nähe ihrer ethno- und mythopoetischen Bildwelten zu Aby Warburgs kulturwissenschaftlichen Forschungen über die Wandlungen des Bildgedächtnisses. Das Interesse von Bergius konzentriert sich weiter auf Untersuchungen zu Konzepten der Montage, die sich in der Rezeption von Dada und Surrealismus seit den 1960er Jahren im Bereich von Fluxus, Lettrismus, Situationistischer Internationale, Pop Art bis zu gegenwärtigen Bildproduktionen entwickelten.[4]


Publikationen (Auswahl)



Bücher



Wissenschaftliche Essays





Einzelnachweise


  1. Prof. Dr. phil. habil. Hanne Bergius, burg-halle.de
  2. Erste Internationale DADA-Messe (1920). Rekonstruktion der Messe und des Kataloges. Siehe Auszug aus der Publikation DADA Triumphs! (144 Seiten)
  3. Laudatio für Ulrike Ottinger 2011
  4. vgl. zu 100 Jahre DADA, in: art - Das Kunstmagazin, Hamburg: Gruner + Jahr, Januar 2016, S. 32–43.
Personendaten
NAME Bergius, Hanne
KURZBESCHREIBUNG deutsche Kunsthistorikerin
GEBURTSDATUM 1947
GEBURTSORT Herzberg

На других языках


- [de] Hanne Bergius

[en] Hanne Bergius

Hanne Bergius (born in 1947 in Herzberg) is a German art historian and Professor for Art History with emphases on art, photography, modern design and architecture.



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