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Max Jacob Friedländer (* 5. Juni 1867 in Berlin; † 11. Oktober 1958 in Amsterdam) war ein deutsch-niederländischer Kunsthistoriker. Er veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Robert Breuer.

Max J. Friedländer (1913)
Max J. Friedländer (1913)

Leben


Max J. Friedländer war ein Sohn des Berliner Bankiers Leopold Friedländer (1832–1896) und seiner Ehefrau Helene, geb. Noether. Wie er selbst sagte, prägte die Nähe zu den Museen schon seine Kindheit:

„Ich bin in Berlin zweihundert Meter vom Museum entfernt geboren und zweimal in der Schule sitzen geblieben, weil ich mich zu ausgiebig in der Bildergalerie aufhielt.“[1]

Er besuchte das Friedrich-Werdersche Gymnasium in Berlin und studierte ab dem Wintersemester 1887/88 Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in München, ab dem Sommersemester 1888 in Leipzig. Das Wintersemester 1888/89 verbrachte er in Florenz, wo er sich unter August Schmarsows Leitung mit der italienischen Kunst beschäftigte, den Sommer 1890 in München, um die dortigen Museen zu studieren. Im Februar 1891 wurde er in Leipzig bei Anton Springer mit einer Dissertation über Albrecht Altdorfer promoviert.

Als wissenschaftlicher Volontär begann Friedländer für ein Jahr bei Friedrich Lippmann am Kupferstichkabinett Berlin, wo er vermutlich Wilhelm von Bode kennenlernte. Er blieb aus Interesse ein weiteres Jahr, bevor er ab 1894 als Assistent Ludwig Scheiblers in der Grafischen Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln arbeitete.

Max J. Friedländer 1941 im Exil in Amsterdam, fotografiert von Julius Guggenheimer.
Max J. Friedländer 1941 im Exil in Amsterdam, fotografiert von Julius Guggenheimer.

Seit seiner Rückkehr nach Berlin 1896 war er bis 1933 an der Berliner Gemäldegalerie beschäftigt, ab 1924 als Erster Direktor. Von 1908 bis 1930 war er zugleich Direktor des Kupferstichkabinetts. In dieser Zeit veröffentlichte er Beiträge unter dem Pseudonym Robert Breuer.[2] 1933 wurde er als „Nichtarier“ entlassen.

Ehrengrab von Max J. Friedländer auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend
Ehrengrab von Max J. Friedländer auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

1939 emigrierte er wegen der zunehmenden Drangsalierung als Jude in die Niederlande.[3] Nach der Besetzung der Niederlande 1940 geriet er in große Gefahr, in ein Vernichtungslager im Osten deportiert zu werden. Gleichzeitig war Friedländer bei der Besatzungsmacht ein gefragter Gutachter, da er als Kenner der altniederländischen Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts bei den Nationalsozialisten geschätzt war. Vor allem Hermann Göring, der diese Malerei besonders liebte, bediente sich häufig seiner Fachkompetenz. Er schützte Friedländer deshalb vor der bald in den Niederlanden einsetzenden Verfolgung der Juden und bewahrte ihn damit vor Verhaftung, Deportation und anschließender Ermordung.[4]

Friedländer erhielt 1954 die niederländische Staatsbürgerschaft.

Max J. Friedländer starb 1958 im Alter von 91 Jahren in Amsterdam. Beigesetzt wurde er im Erbbegräbnis der Familie Oppenheimer-Friedländer auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße im Berliner Bezirk Charlottenburg im heutigen Ortsteil Westend.[5] Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Max J. Friedländer (Grablage: Erb. 2-D) seit 2001 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung gilt für die übliche Frist von zwanzig Jahren, kann anschließend aber verlängert werden.[6]


Ehrungen und Auszeichnungen



Max J. Friedländer-Preis


Seit 2014 verleiht das Berliner Kupferstichkabinett in Zusammenarbeit mit dem Mäzen und Kunstsammler Christoph Müller den Max J. Friedländer-Preis.[7] 2014 ging der Preis an den Schriftsteller Simon Elson für seine Biografie Der Kunstkenner Max J. Friedländer,[8] 2016 wurde der Preis an den Schriftsteller und Kunsthändler Florian Illies verliehen.[9]


Veröffentlichungen (Auswahl)



Literatur




Commons: Max J. Friedländer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Hans Naef: Besuch bei Max J. Friedländer. In: Du 15, 1955, S. 20–29, hier S. 21.
  2. Theo van Doesburg, Karl Storck: Die Triebkräfte unseres öffentlichen Kunstlebens. In: Der Türmer. Deutsche Monatshefte. Band 20, 1917, S. 161171.
  3. Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. München 1999, S. 162.
  4. Lynn H. Nicholas: Der Raub der Europa. Das Schicksal europäischer Kunstwerke im Dritten Reich. München 1995, S. 138–139; Hanns Christian Löhr: Der Eiserne Sammler. Die Kollektion Hermann Göring – Kunst und Korruption im Dritten Reich. Berlin 2009, S. 106. 136.
  5. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1. S. 486.
  6. Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz: Ehrengrabstätten des Landes Berlin (Stand: November 2018) (PDF, 413 kB), S. 22. Abgerufen am 9. November 2019. Vorlage – zur Kenntnisnahme – über die Anerkennung und weitere Erhaltung von Grabstätten namhafter und verdienter Persönlichkeiten als Ehrengrabstätten Berlins (PDF, 158 kB). Abgeordnetenhaus von Berlin, Drucksache 14/1607 vom 1. November 2001, S. 1–2. Abgerufen am 9. November 2019).
  7. Staatliche Museen zu Berlin: Staatliche Museen zu Berlin. In: www.smb.museum. Abgerufen am 27. September 2016.
  8. Rezensiert von Jan Kedves für frieze (Framed! (Nicht mehr online verfügbar.) In: frieze.com. Archiviert vom Original am 29. September 2016; abgerufen am 29. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/frieze.com), von Florian Felix Weyh für den Deutschlandfunk (Biografie über Max J. Friedländer. Ein Leben für die Kunst. Abgerufen am 29. September 2016.), von Sebastian Preuss für Die Weltkunst 120/2016, S. 56–57 und von Bernhard Schulz für den Tagesspiegel (Der Kunstkenner mit absolutem Blick. (tagesspiegel.de [abgerufen am 6. Februar 2017]).).
  9. 3sat.online: Friedländer-Preis für Autor Florian Illies – Kulturzeit-News vom Mittwoch, 8. Juni 2016. In: www.3sat.de. Abgerufen am 27. September 2016.
Personendaten
NAME Friedländer, Max J.
ALTERNATIVNAMEN Friedländer, Max Jacob
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker
GEBURTSDATUM 5. Juni 1867
GEBURTSORT Berlin
STERBEDATUM 11. Oktober 1958
STERBEORT Amsterdam

На других языках


- [de] Max J. Friedländer

[en] Max Jakob Friedländer

Max Jakob Friedländer (5 July 1867 in Berlin – 11 October 1958 in Amsterdam) was a German museum curator and art historian. He was a specialist in Early Netherlandish painting and the Northern Renaissance, who volunteered at the Kupferstichkabinett Berlin in 1891 under Friedrich Lippmann. On Lippmann's recommendation, Wilhelm von Bode took him on as his assistant in 1896 for the paintings division. He was appointed deputy director of the Kaiser Friedrich Museum (then containing the Berlin State Museums' old master paintings and sculpture) under Bode in 1904 and became director himself from 1924 to 1932, working on his history From Van Eyck to Bruegel and the 14-volume (printed in 16, with supplements) survey Early Netherlandish Painting. In 1933 he was dismissed as a "non-Aryan" and in 1939 had to move to Amsterdam as a result of being a Jew.[1] He attained the rank and title of geheimrat (privy councillor) under the German Empire.[2] He also donated several works to the collection and worked in the art trade as an advisor, to Hermann Göring among others.

[ru] Фридлендер, Макс

Макс Якоб Фридлендер (нем. Max Jakob Friedländer; 5 июня 1867, Берлин — 11 октября 1958, Амстердам) — немецкий историк и теоретик искусства. Наряду с Б. Бернсоном крупнейший представитель теории и практики знаточества. Ученик В. фон Боде. В 1924—1933 годах первый директор Картинной галереи Музея кайзера Фридриха в Берлине (это собрание находится ныне преимущественно в Картинной галерее берлинских художественных музеев). С 1938 года жил в Амстердаме. Основные труды Фридлендера посвящены немецкому и нидерландскому искусству XV—XVI веков.



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