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Richard Schmidt (* 16. Februar 1889 in Esslingen am Neckar; † 16. Oktober 1973 in Stuttgart) war ein deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger.


Leben


Richard Wolfgang Schmidt wurde in Esslingen als Sohn des Malers Reinold Schmidt geboren. Er besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart und studierte Architektur an den Technischen Hochschulen in Stuttgart und Darmstadt sowie Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg. Schmidt war Soldat im Ersten Weltkrieg. 1919 wurde er an der Universität Heidelberg mit einer Dissertation über den Turm der Kilianskirche in Heilbronn promoviert. Noch im gleichen Jahre kam Richard Schmidt als Assistent an die Altertümersammlung in Stuttgart. Seit 1923 war er, anfangs als Volontär, ab 1928 als Konservator, seit 1938 als Hauptkonservator am Württembergischen Landesamt für Denkmalpflege tätig.

Von 1933 bis 1945 war Schmidt, seit 1938 auch Leiter des Landesamts für Denkmalpflege, Mitglied der NSDAP. Daher wurde er im Mai 1946 von der Militärregierung aus dem Dienst entlassen. Im anschließenden Prüfungsverfahren gemäß Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus wurde Schmidt im November 1946 von der Spruchkammer auch dank der Erklärungen seines ehemaligen Vorgesetzten Peter Goessler, bis 1934 Leiter des Staatlichen Amts für Denkmalpflege, und von Gustav Wais, Leiter der von der Alliierten Kontrollkommission eingesetzten Städtischen Kommission zur Erhaltung von Kunstwerken und Baudenkmalen und kurzfristig 1946 bis 1948 Leiter des Amts für Denkmalpflege, als Mitläufer eingestuft und konnte – nach Zahlung einer Geldstrafe – seine Tätigkeit als Hauptkonservator und 1948 als Leiter des Landesamts wieder aufnehmen.[1]

1952 bekam Schmidt den Professorentitel verliehen. Zuletzt zum Landeskonservator befördert, blieb er bis zu seinem Ruhestand 1954 Leiter des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege in Stuttgart. Seit 1948 war er verheiratet mit der Fotografin Helga Schmidt-Glassner.


Leistungen


Richard Schmidt fertigte in jahrelanger Arbeit das Landesverzeichnis der Baudenkmale. Er trug maßgeblich dazu bei, dass Restauratoren wissenschaftlich ausgebildet und mit modernen denkmalpflegerischen Methoden vertraut wurden. Er war der Verfasser der Jahresberichte des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege in der Schwäbischen Heimat, die ab 1931 jährlich im Anhang erschienen.

Unter den oft sehr umfangreichen Instandsetzungen von Baudenkmalen seien hier beispielhaft erwähnt die Freilegung gotischer Wandmalereien in Eriskirch, Schäftersheim und Weilheim u.T., die Sicherung der Fresken in der Veitskapelle in Stuttgart und die Aufdeckung und Wiederherstellung der originalen Bemalung fast aller Säle im Schloss Ludwigsburg. Er hatte Anteil an der Erneuerung großer Kirchenräume meist des Barock, wie z. B. in Kißlegg, Ochsenhausen, Scheer, Waldsee, Schussenried und Steinhausen, der umfangreichen Instandsetzung der Befestigungsanlagen von Vellberg, die Erhaltung des Marienaltares von Riemenschneider und des Hochaltares in der Herrgottskirche zu Creglingen.

Von unschätzbarer Bedeutung war sein Einsatz für den Schutz wichtiger Kulturdenkmale im Zweiten Weltkrieg: nicht nur die Sicherung vor Ort, insbesondere auch die Erschließung des Salzbergwerk Bad Friedrichshall als bombensicherer Schutzraum ist ihm zu verdanken.[2] Er wurde zum zentralen Koordinator für den Schutz zahlreicher Archivalien und Kunstwerke. Er wirkte auf die Kirchen ein, damit sie ihre wertvolle Ausstattung dorthin verlagerten. Kunstwerke wie die Figuren des Altars der Kilianskirche in Heilbronn von Hans Seyfert oder die berühmte Stuppacher Madonna wurden in Bad Friedrichshall geschützt. Unvergessen ist auch sein Einsatz für die Erhaltung einiger Bauwerke nach dem Krieg, nicht immer erfolgreich, wie z. B. beim Steinhaus in Stuttgart, aber oft eben doch, wie z. B. bei der Erhaltung des Neuen Schlosses in Stuttgart. Für die Erhaltung des Kronprinzenpalais von 1846/50 im Zentrum Stuttgarts sprach er sich allerdings nur aus städtebaulichen Gründen aus. Den Bau selbst beurteilte er "als keinen Bau von Rang" mit dem Ergebnis des Abbruchs 1962/63.[3]

Von bleibendem Wert sind auch die zahlreichen Veröffentlichungen Richard Schmidts. Neben der Arbeit am Inventar des Kreises Ravensburg sind zahlreiche Einzeluntersuchungen zu nennen, die durch Fotografien seiner Frau, Helga Schmidt-Glassner, bereichert wurden.


Ehrungen



Schriften (Auswahl)



Literatur





Einzelnachweise


  1. Staatsarchiv Ludwigsburg – Spruchkammer-Personalakte EL 902/20 Bü 962301938
  2. Christhard Schrenk: Schatzkammer Salzbergwerk Kulturgüter überdauern in Heilbronn und Kochendorf den Zweiten Weltkrieg (= Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn 8). 1997.
  3. Judith Breuer: Rezension von Rolf Bidlingmaier: Das Kronprinzenpalais in Stuttgart...Petersberg 2017. In: Denkmalpflege in Baden - Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 47, 2018, S. 144
  4. Die Ernennung erfolgte im Rahmen der 40-Jahrfeier des Bundes am 22. Mai 1949: Ehrentafel. In: Schwäbisches Heimatbuch 1949. Hg. von Felix Schuster im Auftrag des Schwäbischen Heimatbundes. Stuttgart [1949], S. 176–177, S. 176.
Personendaten
NAME Schmidt, Richard
ALTERNATIVNAMEN Schmidt, Richard Wolfgang
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger
GEBURTSDATUM 16. Februar 1889
GEBURTSORT Esslingen am Neckar
STERBEDATUM 16. Oktober 1973
STERBEORT Stuttgart



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