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Wilhelm Friedrich Arntz (* 19. September 1903 in Elten[1]; † 1985) war ein deutscher Jurist, Schriftsteller, Verlagsbuchhändler, Redakteur und Experte für die Kunst des 20. Jahrhunderts.


Leben


Er studierte Rechtswissenschaft in München, Berlin und Frankfurt am Main. Während seines Studiums schloss er sich in Berlin dem katholischen Studentenverein Askania an (heute Askania-Burgundia) und gehörte im Wintersemester 1924/25 zu den Wiedergründern des katholischen Studentenvereins Semnonia. Nach dem Studium wurde Arntz Assistent bei dem Völkerrechtler Otto Max Köbner, der mit einer Nichte von Max Liebermann verheiratet war. Durch sie erhielt er ersten Kontakt zur Kunst.[2]

Arntz begann seine berufliche Karriere als politischer Redakteur des Frankfurter General-Anzeigers. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verlor er seinen Arbeitsplatz[3] und wurde 1937 in Berlin von der Gestapo verhaftet.[2] Er arbeitete darauf als Auslandskorrespondent für den HUCK-Verband, einer deutschen Zeitungsgruppe im London der 1930er Jahre.[3] 1939 bis 1944 war er freischaffend als Schriftsteller tätig. Zu dieser Zeit begann er, expressionistische Kunst zu sammeln. Nach seiner Kriegsgefangenschaft kehrte Arntz 1945 nach Stuttgart zu seiner Familie zurück, mit der er verabredet hatte, sich nach dem Zweiten Weltkrieg bei dem Maler Willi Baumeister zu treffen; mit ihm war Arntz seit 1932 befreundet.[2] Nach seiner Rückkehr wurde Arntz zum Leiter des Stuttgarter Kulturreferats bestellt. 1947 gründete er zusammen mit Roman Norbert Ketterer das Auktionshaus Stuttgarter Kunstkabinett.[3] Hier arbeitete er von 1955 bis 1956 als Berater und Experte für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Anschließend war er bis 1978 als Berater des größten[4] westdeutschen Auktionshauses Lempertz in Köln tätig,[3] wo er die erfolgreiche Abteilung der modernen Kunst aufbaute.[5]

Arntz war außerdem als Experte für Fälschung in verschiedenen gerichtlichen Verfahren gefragt, beispielsweise im Fall Lothar Malskat 1954–1955 in Lübeck oder im Fall der Zivilklage zur Fälschung eines Werkes von Henri de Toulouse-Lautrec in München 1970. Als Rechtsanwalt war er in Fällen zum Eigentumsrecht und der Rückgabe von durch die Nationalsozialisten beschlagnahmten Kunstwerke, aber auch für Versicherungen, Steuerangelegenheiten, Urheberrecht und Schutz des kulturellen Erbes involviert.[3] Bei der 1965 als „größte[s] Auktionsereignis auf dem deutschen Kunstmarkt“ von Günther Schenk angekündigten Versteigerung zahlreicher Gemälde im Düsseldorfer Haus des Handwerks stellte Arntz zahlreiche falsche Zuschreibungen fest.[4]

Arntz war einer der ersten Sammler des deutschen Expressionismus. Der Kunstsammler erwarb Publikationen über die Kunst des 20. Jahrhunderts und erstellte eine Fülle von Archivmaterial, einschließlich Zeitungsausschnitten, Korrespondenz von Künstlern, Kunsthistorikern und Händlern und Einladungen zu Ausstellungseröffnungen. Während des Zweiten Weltkriegs ging ein maßgeblicher Teil seiner Bibliothek und seines Archives verloren, jedoch gelang es ihm nach 1945 seine Sammlung zum größten Teil wieder aufzubauen. Er erweiterte die Sammlung um Kopien oder Abschriften von offiziellen Erklärungen, Berichten und Briefen von hochrangigen Nationalsozialisten und Nachkriegsbehörden zur Verfolgung von Vertretern der „Entarteten Kunst“. Das „Kunstarchiv Arntz“ in seinem Privathaus in Haag in Oberbayern stellte er mit gewissen Einschränkungen der Öffentlichkeit zur Verfügung und erlaubte Studenten und Kollegen Forschung in seinem Haus zu betreiben.[3] Sein Nachlass „Wilhelm Arntz papers, 1898–1986“[6] mit Korrespondenz[7] und 50.000 Büchern[2] befindet sich in der Sammlung des Getty Centers in Los Angeles.


Veröffentlichungen



Bewertung


In seinem Buch zur Nazi-Raubkunst Die Bilder sind unter uns. Das Geschäft mit der NS-Raubkunst bezeichnete der Autor Stefan Koldehoff Wilhelm Friedrich Arntz als „Aufbauhelfer bei Ketterer und Lempertz“ und zusammen mit Wilhelm Rüdiger und Roman Norbert Ketterer als „Fragwürdige Kontinuitäten“.[8]

Robert Schröpfer von der taz ergänzte: „Natürlich ist es skandalös, dass [...] die Propagandisten Wilhelm Rüdiger und Friedrich Wilhelm Arntz bei einem wichtigen Auktionshaus wie Roman Norbert Ketterers Stuttgarter Kunstkabinett anheuerten.“[9]

Christina Tilmann vom Tagesspiegel fügte hinzu: „Roman Norbert Ketterer, der 1943 beginnt, Kunst aufzukaufen, und nach dem Krieg beim Aufbau seines Stuttgarter Kunstkabinetts sich von den NS-Kunsthistorikern Wilhelm Rüdiger und Wilhelm Friedrich Arntz beraten lässt – pikanterweise besonders bei expressionistischer Kunst, die von den Nationalsozialisten verfemt wurde.“[10]


Literatur



Einzelnachweise


  1. Bundesarchiv R 9361-V/3855 Personalakte
  2. Willi Baumeister Stiftung: Zeitgenossen Willi Baumeisters: Sammler, Förderer, Freunde
  3. Getty Center: Wilhelm Friedrich Arntz (1903–1985), Biographical/Historical Note, in englischer Sprache
  4. Schenk-Auktion. Sogenannter Kokoschka. In: Der Spiegel, Ausgabe 45/1965 vom 3. November 1965
  5. Meike Hoffmann (Hrsg.): Ein Händler "entarteter" Kunst: Bernhard A. Böhmer und sein Nachlass. Band 3 von Schriften der Forschungsstelle „Entartete Kunst“. Verlag Walter de Gruyter, 2010. ISBN 3-05-006221-5, 628 S., hier S. 117
  6. Getty Center: Wilhelm Arntz papers, 1898–1986, in englischer Sprache
  7. Ist das echt? In deutschen Galerien und Kunstmuseen sind Fälschungen aufgetaucht. Tobias Timm forschte nach der Herkunft der Werke. Die Spur des Betrugs führt zur Adresse eines angesehenen Berliner Kunsthändlers. In: Die Zeit. Nr. 30, 20. Juli 2017, S. 13 ff. (zeit.de).
  8. Stefan Koldehoff: Die Bilder sind unter uns. Das Geschäft mit der NS-Raubkunst (Memento des Originals vom 5. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.galiani.de. Eichborn Verlag, Frankfurt 2009, ISBN 3-82185-844-3. 288 S., hier S. 215
  9. Robert Schröpfer: Angediente Empörung. In: taz vom 21. Oktober 2009
  10. Christina Tilmann: Buch zur NS-Raubkunst. Ein Krimi ohne Happy End. In: Der Tagesspiegel vom 10. August 2009
Personendaten
NAME Arntz, Wilhelm Friedrich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist, Schriftsteller, Verlagsbuchhändler, Redakteur und Kunstexperte
GEBURTSDATUM 19. September 1903
GEBURTSORT Elten
STERBEDATUM 1985



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