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Wilhelm Neuß (* 24. Juli 1880 in Montabaur; † 31. Dezember 1965 in Bonn) war ein deutscher katholischer Priester, Kirchenhistoriker und Kunsthistoriker.

Neuss (Das Grab von Wilhelm Neuß im Familiengrab auf dem Südfriedhof (Bonn))
Neuss (Das Grab von Wilhelm Neuß im Familiengrab auf dem Südfriedhof (Bonn))

Leben


Wilhelm Neuß wuchs in Aachen auf und studierte von 1899 bis 1902 Theologie und Kunstgeschichte an den Universitäten in Münster, München, Bonn und Freiburg im Breisgau. Am 24. August 1903 wurde er zum Priester geweiht. 1911 wurde er promoviert und 1913 habilitiert. 1917 wurde Neuß zum außerordentlichen Professor für Kirchengeschichte an der Universität zu Bonn ernannt und ein Jahr später zum Direktor des Seminars für Christliche Archäologie und Kunstwissenschaft in Bonn. Seit 1920 war er ordentlicher Professor für Kirchengeschichte in Bonn. 1927 erhielt er den Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit sowie für die Geschichte der christlichen Kunst. In dieser Zeit gehörte er zum Bekanntenkreis des Staatsrechtlers Carl Schmitt. Zu seinen Schülern gehörte August Franzen.

Von 1923 bis 1965 war Neuß Vorsitzender des Vereins für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen.[1] Es gelang ihm, nach 1933 zahlreiche Kunstwerke vor der Beschlagnahme durch die Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen.[2]

In der Bonner Ausgabe der Zentrumszeitung schrieb Neuß aus Anlass des deutschen Judenboykotts vom 1. April 1933 „Gedanken eines katholischen Theologen zur Judenfrage“. Er beschrieb aus eigener Erfahrung, wie jetzt Menschen aufs härteste getroffen würden, „die sich durch warmherzige Nächstenliebe auszeichnen und ganz und gar von vaterländischer Gesinnung erfüllt sind“. Er wolle Missstände im „sozialen und kulturellen Leben“, an denen Juden „ungünstig beteiligt sind“, nicht rundweg abstreiten; das habe nach Abhilfe gerufen. Neuß fragte: „Wäre es nicht möglich gewesen (ist es nicht immer noch möglich?) die edel und vaterländisch denkenden Juden selbst zum Kampfe gegen wirkliche Mißstände und gegen die schlechten Elemente zu Bundesgenossen zu nehmen? Nur wird man einen andern Maßstab als im sog. Rassenprinzip heranziehen müssen.“[3] Neuß unterstützte unter anderem den Historiker Wilhelm Levison.[2] Ihm widmete er die 1933 erschienene erweiterte Neuausgabe seines Werkes über Die Anfänge des Christentums im Rheinlande.

In den Jahren 1934/1935 war Neuß einer der Herausgeber der „Studien zum Mythus des XX. Jahrhunderts“, die sich kritisch mit der Rassenideologie Alfred Rosenbergs auseinandersetzten. Sie wurden in einer Auflage von ca. 200.000 Exemplaren als Beilagen der kirchlichen Amtsblätter der Bistümer Münster und Köln veröffentlicht.[4]

1936 wurde Neuß zum Domkapitular in Köln ernannt. Neuß war bis zu seinem Tode Herausgeber der im Kölner Bachem-Verlag erschienen Buchreihe über die Geschichte des Erzbistums Köln. Den ersten Band dieser Reihe, der im Jahre 1964 erschien und die Zeit von der Bistumsgründung bis zum Ende des 12. Jahrhunderts behandelt, verfasste er zusammen mit Friedrich Wilhelm Oediger (in der 1972 erschienenen zweiten Auflage dieses Bandes wurde der Text mit Ausnahme eines kurzen Kapitels über die christlichen Inschriften von Oediger neu bearbeitet).

1947 vertrat er die Deutsche Bischofskonferenz auf der Konferenz von Seelisberg, um dem christlichen Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.

1949 emeritierte er und starb 1965 in Bonn. Er wurde auf dem Bonner Südfriedhof beigesetzt.

Wilhelm Neuß war Mitglied der katholischen Studentenverbindung W.K.St.V. Unitas Rhenania zu Bonn.[5]


Ehrungen



Schriften



Literatur





Fußnoten


  1. Dominik Meiering: Verein für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen e.V. feiert 150-jähriges Jubiläum. In: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, Jg. 56 (2003), S. 60.
  2. Katholische Nachrichten-Agentur, 29. Dezember 2015.
  3. Konrad Repgen: Hitlers „Machtergreifung“, die christlichen Kirchen, die Judenfrage und Edith Steins Eingabe an Pius XI. vom (9.) April 1933. In: Edith Stein Jahrbuch, Jg. 10, Echter, Würzburg 2004, S. 53. Zugang nur personalisiert (ohne Anmeldung), wähle hier Bd. 10, 2004, S. 34–64.
  4. Für die Münsteraner Ausgabe schrieb Bischof Clemens August Graf von Galen ein Geleitwort im eigenen Namen.
  5. Wolfgang Burr: Zum 100. Geburtstag von Bbr. Hugo Rahner SJ, W.K.St.V. Unitas Ruhrania Bochum, 3. Mai 2000
Personendaten
NAME Neuß, Wilhelm
ALTERNATIVNAMEN Neuss, Wilhelm
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kirchenhistoriker
GEBURTSDATUM 24. Juli 1880
GEBURTSORT Montabaur
STERBEDATUM 31. Dezember 1965
STERBEORT Bonn



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