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Die Bronzetaufe des Hildesheimer Doms ist ein spätromanisches Taufbecken, das im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts vermutlich in Hildesheim aus Bronze gegossen wurde. Es zeichnet sich durch Bildschmuck von höchster Qualität und vollendete Proportionen aus und wird zu den hervorragendsten Werken seiner Art gerechnet.

Die Bronzetaufe im Hildesheimer Dom, Seitenkapelle (bis 2010)
Die Bronzetaufe im Hildesheimer Dom, Seitenkapelle (bis 2010)
Die Bronzetaufe im Mittelschiff des Doms (seit 2014)
Die Bronzetaufe im Mittelschiff des Doms (seit 2014)

Standort


Jahrhundertelang stand die Bronzetaufe im westlichen Teil des Langhauses des Domes, seit 1653 dann in der letzten der nördlichen Seitenkapellen (Georgskapelle). Während der Domsanierung (2010–2014) war sie im Bode-Museum in Berlin ausgestellt.[1] Seit der Wiedereröffnung des Doms steht sie wieder in der Mitte des Langhauses unter dem Heziloleuchter.


Beschreibung


Die Hildesheimer Bronzetaufe besteht aus dem runden Taufkessel, der sich nach oben leicht erweitert, einem spitz zulaufenden Deckel mit hoher Abschlussblüte und vier allegorischen Trägerfiguren. Sie hat eine Gesamthöhe von 1,70 m und einen Durchmesser von 96 cm.

Der lebhafte und dekorative Stil kündigt schon die Gotik an, zeigt aber, besonders in den Architekturelementen, auch byzantinische Einflüsse. Ausdrucksvoll sind vor allem die Körperhaltungen und Gesichter in ihren Beziehungen und Emotionen.


Bildprogramm


Von starker Aussagekraft ist das Bildprogramm, das sowohl in den drei Ebenen (waagerecht) wie in den vier Achsen (senkrecht) Bedeutungszusammenhänge herstellt und insgesamt eine biblisch-aszetische Mystagogie der Taufe bietet. Die Bilder werden durch lateinische Titel und Schriftbänder zusätzlich erklärt.

Die unterste Ebene, Fundament und Ausgangspunkt, bilden vier männliche Gestalten, die das Ganze tragen. Es sind Personifikationen der vier Lebenströme, die vom Paradies ausgehen (Gen 2,10-14 EU). Alle vier gießen aus Krügen Wasserströme aus: Was durch die Sünde versiegt war, beginnt mit der Taufe wieder zu fließen. Zugleich sind sie in Kleidung, Haltung und Haartracht deutlich unterschieden und stehen für verschiedene Lebensalter und Lebensstände. Je ein kleines Bildfeld über ihren Köpfen ordnet sie den Kardinaltugenden zu: Phison der Klugheit, Geon der Mäßigung, Euphrat der Gerechtigkeit und Tigris der Tapferkeit. Dabei fällt besonders die Soldatenrüstung des „Tapferen“ ins Auge. Die natürlichen Tugenden werden durch die Taufe vervollkommnet.

Die zweite Ebene, an der Kesselwand, zeigt in vier Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament die zentralen Bedeutungsaspekte der Taufe:

Die oberste Ebene bilden die vier Szenen des Deckels. Sie entfalten die Bedeutung der Taufe für das christliche Leben.

In senkrechter Entsprechung ist die Taufe Christi mit der Fußwaschung durch die Sünderin, die Muttergottes mit dem Aaronsstab, der Exodus mit dem Kindermord und die Bundeslade mit den Werken der Barmherzigkeit verknüpft.

Zwischen den Hauptmotiven der zweiten Ebene sind über den Trägerfiguren je drei kleinere Bildfelder übereinander angeordnet. Den Flüsse symbolisierenden Trägerfiguren sind in der ersten Reihe die vier Tugenden, in der zweiten Reihe die alttestamentlichen Propheten und in der oberen Reihe die vier Evangelisten wie folgt zugeordnet[2]:

Den Zusammenhang der Bedeutungsachsen stellt die Inschrift am oberen Rand des Taufbeckens her:

„Die vier Paradiesflüsse bewässern die Welt, und ebenso viele Tugenden benetzen das Herz, das rein ist von Sünde. Was der Mund der Propheten vorausgesagt hatte, das haben die Evangelisten als gültig verkündet.[2]


Literatur



Fußnoten


  1. Siehe Infoseite des Bistums (Memento des Originals vom 8. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.domsanierung.de.
  2. Claudia Höhl: Das Taufbecken des Wilbernus - Schätze aus dem Dom zu Hildesheim, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2047-5, S. 25–29


Commons: Bronzetaufe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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