art.wikisort.org - Skulptur

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Als Neidkopf werden Fratzen, die an Mauern, Türen oder Giebeln von Häusern und anderen Gebäuden angebracht sind, bezeichnet. Der Begriff stammt vom althochdeutschen Wort nid ab, das für Hass, Zorn oder Neid steht.[1]

Neidkopf in Waiblingen
Neidkopf in Waiblingen

Beschaffenheit


Um das Böse abzuwehren, ließen Bauherren in Europa fratzenhafte Köpfe von Tieren, Menschen oder fabelhaften Ungeheuern aus Stein oder Holz an Türen anbringen. Der Neidkopf soll nach Volkes Glaube das Unheil und Böse abwehren (apotropäische Handlung). Die bösen Mächte und Geister sollten den Menschen in den damit bedachten Gebäuden nichts neiden und sie damit nicht gegen die Bewohner aufbringen. Neidköpfe gab es von der Größe eines Handtellers bis zu Kopfgröße. Mitunter erreichten sie in Steinform als Stufe zur Haustreppe eine Größe bis 1,50 m. Neidköpfe befanden sich besonders an nach Westen ausgerichteten Pfeilern und Gebäudeteilen, da die Dämonen hauptsächlich dort vermutet wurden.


Der Alt-Berliner Neidkopf


Alt-Berliner Neidkopf vom Anfang des 18. Jh. aus der Heiliggeist­straße 38
Alt-Berliner Neidkopf vom Anfang des 18. Jh. aus der Heiliggeist­straße 38

In den Straßen von Alt-Berlin gab es an dem Haus Heiligegeistgasse 38 bis zum Jahr 1841 den hier gezeigten Neidkopf. Der Zweck des über der Haustür angebracht gewesenen Sandsteinreliefs als böses und hässliches Frauengesicht mit Schlangenhaaren und einer herausgestreckten Zunge ist bisher nicht eindeutig ermittelt worden.[2] Es gibt mehrere Erklärungen, darunter auch eine Legende, die erstmals 1831 bekannt wurde.[3]

Die Skulptur wurde bereits 1841 abgenommen und gelangte sehr viel später in das Märkische Museum Berlin, sie ist erstmals im Inventarverzeichnis 1973 enthalten. Das frühere Handwerkerwohnhaus wurde in den 1960er Jahren durch Neubauten an gleicher Stelle ersetzt.[3]


Weitere Berliner Neidköpfe


Kaak-Skulptur
Kaak-Skulptur

Zuerst ist hier der Kaak zu nennen, der ursprünglich an der Gerichtslaube des alten Berliner Rathauses angebracht war. Es ist ein Menschenkopf mit Eselsohren und einem Vogelkörper.[3]

Über dem Portal des Adelspalastes derer von Blankenburg schützte ein weiterer Neidkopf die Hausbewohner.

Schließlich fanden Arbeiter im Jahr 1937 bei Umbauarbeiten im Mauerwerk des Ephraim-Palais einen Neidkopf, der in der Nikolaikirche ausgestellt ist.[3]


Ursprünge


Der Brauch geht laut dem Hohenloher Heimatforscher Herbert Schüßler vermutlich auf keltischen Ursprung zurück, als man feindliche Schädel an den äußeren Begrenzungen der Bauten anbrachte, um Feinde abzuschrecken. Sie galten außerdem als Glückssymbol und wurde auch auf Rüstungen angebracht. Man glaubte, mit der Zurschaustellung des Kopfes habe man Gewalt über die Seele und den Geist des Feindes. Ohne Kenntnis dieses Kults wurde der Brauch mit Steinköpfen vom inzwischen christianisierten Volk beibehalten.[4]


Siehe auch




Commons: Neidkopf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Der Neidkopf von Mömbris (Mai 2002) (Memento vom 16. April 2009 im Internet Archive)
  2. Märkische Forschungen, Band 2, 1843, herausgegeben vom Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg; zitiert in Maritta Tkalec: Neid macht hässlich. In: Berliner Zeitung, 25. Februar 2019, S. 10.
  3. Maritta Tkalec: Neid macht hässlich. In: Berliner Zeitung, 25. Februar 2019, S. 10.
  4. Rätsel um Hohenloher Neidköpfe auf nature-press.de.



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