art.wikisort.org - Künstler

Search / Calendar

Claude Lorrain, auch bekannt als Claude Gel(l)ée oder Claude Le Lorrain, italienisch Claudio di Lorena (* 1600 in Chamagne, Lothringen; † 23. November 1682 in Rom) war ein französischer Maler des Barock und Kupferstecher, der hauptsächlich in Rom wirkte. Er trug wesentlich zur Herausbildung der Landschaftsmalerei als eigenständiges Genre bei und bildete dabei einen lyrisch-romantischen Stil aus, der in der Kunstgeschichte innerhalb der Idealen Landschaftsmalerei aufgrund seiner heiteren Grundstimmung als „idyllisch-arkadisch“ bezeichnet wird.

Claude Lorrain
Claude Lorrain Claude Lorrain
Hafen mit der Villa Medici (1639)
Hafen mit der Villa Medici (1639)
Hafen mit der Einschiffung der Königin von Saba (1648)
Hafen mit der Einschiffung der Königin von Saba (1648)
Die Verstoßung der Hagar (1668)
Die Verstoßung der Hagar (1668)

Leben


Über die Kindheit von Lorrain ist wenig bekannt. Er wurde als Claude Gellée in Chamagne, Lothringen, geboren. Der Name Lorrain ist ein Herkunftsname, der vom Wort Lothringer (frz. = Lorraine) abstammt. In jungen Jahren ging er als Waise zu seinem Bruder, einem Kupferstecher, nach Freiburg im Breisgau.[1] Er arbeitete zunächst als Pastetenbäcker und dieser Beruf führte ihn wohl schon früh nach Italien. Mit 13 Jahren lebte er in Rom. Dort begann er eine Lehre bei Agostino Tassi, der illusionistische Deckengemälde entwarf. Es ist möglich, dass Lorrain Tassi bei der Ausgestaltung der Villa Lante des Kardinal Montalto in Bagnaia geholfen hat. Ebenso ungesichert, aber wahrscheinlich, ist sein Aufenthalt in Neapel beim flämischen Landschaftsmaler Gottfried Wals. 1625 kehrte er nur kurz nach Frankreich zurück. Hier arbeitete er als Gehilfe von Claude Deruet an den Fresken der Karmeliterkirche in Nancy mit. Danach ging er wieder nach Rom – diesmal für immer.

Um 1630 malte er dort Fresken im Palazzo Crescenzi, danach malte er nur noch an der Staffelei. Daneben arbeitete er bis auf einen Gehilfen stets allein. Lorrain war ein sehr nachdenklicher Mensch, der ein intuitives Gespür für Themen hatte. Biblische oder mythologische Sujets setzte er in einfühlsame bildliche Szenerien um. In diesen Jahren hatte er sich auch als führender Landschaftsmaler etabliert. Lorrain wohnte zu Füßen des Hügels, auf dem die Kirche Santissima Trinità dei Monti steht. Ab 1635 wird die Dokumentation zu Lorrains Schaffen besser, denn der Künstler selber führte nun Buch über seine Aufträge. Neben einfachen Bürgern zählten auch die herrschenden Päpste sowie deren Familien und Gefolgschaft zu seinen Kunden. Im selben Jahr erhielt er einen Auftrag von Philipp IV. von Spanien. Lorrain steuerte mindestens sieben große Landschaftsbilder zur Ausgestaltung seines Palastes bei. Der religiösen Thematik entsprechend, passte er Charakter und Stimmung der Landschaften einfühlsam an.

Die groß angelegten Gemälde verführten ihn zu einem schwungvollen, kühnen und monumentalen Stil, der im Gegensatz zu den früheren, in nördlicher Tradition eher kleinen, detaillierten Werken steht. Sein Biograph Joachim von Sandrart schilderte, wie sie mit anderen Künstlern durch die nähere Umgebung Roms streiften und Skizzen anfertigten. Oft führten diese Ausflüge tief in die Landschaft an malerische Plätze. Berühmt war zu dieser Zeit der Tempel der Sibylle in Tivoli, der sich in vielen Werken Lorrains wieder findet. Trotz präziser Naturbeobachtung als Grundlage für sein Schaffen floss auch seine Fantasie in die Bilder ein. So idealisierte er die Natur, verzichtete auf alles Weltliche. Dadurch erscheinen seine Landschaftsbilder so ruhig und oft geradezu majestätisch.

Lorrain war zwar nie verheiratet, doch kam 1653 seine Tochter (Agnese) zur Welt. Ab 1660 nahm das Familienleben zu, denn zwei seiner Neffen lebten bei ihm. Mit zunehmendem Alter schuf er weniger Bilder. Dafür waren diese wenigen umso ausgereifter und für einen exklusiven Kundenkreis. Da die Wahl der Sujets oft den Auftraggebern überlassen war, die meist sehr gebildet waren oder gelehrte Ratgeber hatten, sind die Themen, die er verarbeitete, selten bis einmalig in der Kunstgeschichte. So malte er für den Herzog von Paliano, Lorenzo Onofrio Colonna, zehn große Bilder. Lorrains Stil wurde zum Schluss epischer und heroischer. Mit seinem letzten Bild („Ascanius erlegt den Hirsch der Silvia“) kehrte er noch einmal in die Heldenwelt von Vergils Aeneis zurück, das Thema, das ihn in seiner späteren Schaffensperiode sehr beschäftigte. 1682 starb Lorrain und wurde in der Kirche Santissima Trinità dei Monti beigesetzt, zu deren Füßen er Jahrzehnte gelebt hatte.


Lorrains Einfluss auf das Landschaftserlebnis


Um ein Landschaftserlebnis hervorzurufen, das den Bildern Claude Lorrains entsprach, benutzten Maler und Reisende des 18. Jahrhunderts als Hilfsmittel sogenannte Claude-Gläser. Bei diesen Gläsern handelt es sich um in Form und Tönung präparierte Hohlspiegel. Betrachtet man eine Landschaft in diesen Spiegeln – kehrte man also der Landschaft den Rücken – ergab sich im Hohlspiegel ein Landschaftseindruck, der sich in Proportionen und Farbgebung den gemalten Bildern anglich. Zwei Jahrhunderte später sieht Meyers Konversations-Lexikon allerdings in seinem Stil die „bedenkliche Gefahr der Naturwidrigkeit“.[2] Der Einfluss Claude Lorrains auf die Landschaftswahrnehmung seiner Zeit ging jedoch noch weiter, seine idealisierten Landschaftsbilder wurden Vorbild für die Landschaftsgestaltung. „Das bei Claude erreichte Gleichgewicht der Teile, die sichtbar gewordene Harmonie zwischen Mensch, Natur und Geschichte, wurde zum Vorbild nicht nur für viele Maler der kommenden Jahrhunderte, sondern auch für manchen Privatmann, sich seine Umgebung nach diesem Muster als Garten zu gestalten.“[3]


Werke (Auswahl)


Berlin, Gemäldegalerie
Landschaft mit Cephalus und Procris[4]
Budapest, Museum der Bildenden Künste
Villa in der römischen Campagna
Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister
Küstenlandschaft mit Acis und Galatea (1657)
Landschaft mit der Flucht nach Ägypten (1647)
Hamburg, Hamburger Kunsthalle
Aeneas und Dido in Karthago (1675/76)
London, Duke of Westminster Collection
Capriccio mit Konstantinsbogen (1651)
London, National Gallery
Landschaft mit Narziss und Echo (1644)
Hafen mit der Einschiffung der Königin von Saba (1648)
Landschaft mit Hochzeit von Isaak und Rebekka (1648)
Landschaft mit Psyche vor dem Palast des Amor (1664)
Mainz, Landesmuseum Mainz
Die Furt (Il guado) (1632/34)
Landschaft mit Titusbogen (1644)
München, Alte Pinakothek
Die Verstoßung der Hagar (1668)
Hagar und Ismael in der Wüste (1668)
Hirtenlandschaft bei untergehender Sonne (1670)
Seehafen bei aufgehender Sonne (1674)
Oxford, Ashmolean Museum
Ascanius erlegt den Hirsch der Silvia (1682)
Neapel, Museo di Capodimonte
Landschaft mit Nymphe Egeria und König Numa (1669)
Paris, Musée National du Louvre
Hafen bei Sonnenuntergang (1639)
Hafen mit der Ankunft der Kleopatra in Tarsus (1642)
Zürich, Kunsthaus
Landschaft mit dem Tanz der Jahreszeiten (1662)
Küstenlandschaft mit Apollo und der Cumäischen Sibylle (1665)

Ausstellungen



Einzelnachweise


  1. Barock (1600–1770), LERN HELFER 2010
  2. Meyers Konversations-Lexikon, Bd. 7, Leipzig 1876, S. 556.
  3. Matthias Eberle, Adrian Buttlar: Landschaften und Landschaftsgarten, in: Deutsches Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen: Funkkolleg Kunst, Studienbrief 7, Tübingen 1985, S. 37.
  4. Das ferne Echo einer dunklen Tat in FAZ vom 13. Februar 2013, Seite 30
  5. Frank Hoffmann: Das Bildglück des Unentschiedenen. Rezension. In: taz. 10. April 2012.

Literatur




Commons: Claude Lorrain – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Lorrain, Claude
ALTERNATIVNAMEN Gellée, Claude (wirklicher Name); Le Lorraine, Claude
KURZBESCHREIBUNG französischer Landschaftsmaler
GEBURTSDATUM 1600
GEBURTSORT Chamagne, Lothringen
STERBEDATUM 23. November 1682
STERBEORT Rom

На других языках


- [de] Claude Lorrain

[en] Claude Lorrain

Claude Lorrain (French: [klod lɔ.ʁɛ̃]; born Claude Gellée [ʒəle], called le Lorrain in French; traditionally just Claude in English; c. 1600 – 23 November 1682) was a French painter, draughtsman and etcher of the Baroque era. He spent most of his life in Italy, and is one of the earliest important artists, apart from his contemporaries in Dutch Golden Age painting, to concentrate on landscape painting. His landscapes are usually turned into the more prestigious genre of history paintings by the addition of a few small figures, typically representing a scene from the Bible or classical mythology.

[es] Claudio de Lorena

Claude Gellée, más conocido en español como Claudio de Lorena (en francés Claude Lorrain, pronunciado [klod lɔ.ʁɛ̃], aunque en su país es más conocido simplemente como Le Lorrain [«el lorenés»]) (Chamagne, Lorena, entre 1600 y 1605[nota 1] - Roma, Estados Pontificios, 23 de noviembre de 1682), fue un pintor francés establecido en Italia. Perteneciente al período del arte barroco, se enmarca en la corriente denominada clasicismo, dentro del cual destacó en el paisajismo. De su extensa producción subsisten hoy día 51 grabados, 1200 dibujos y unos 300 cuadros.[1]

[fr] Claude Gellée

Claude Gellée, dit « le Lorrain », Claude ou Claude Lorrain (Chamagne, v. 1600 - Rome, 23 novembre 1682), est un peintre, dessinateur et graveur lorrain, figure du paysage de style classique.

[it] Claude Lorrain

Claude Gellée (o Gelée) detto Lorrain, o anche Claudio Lorenese (Chamagne, 16 dicembre 1600 – Roma, 23 novembre 1682), è stato un pittore francese, attivo soprattutto a Roma: con Nicolas Poussin, è considerato il maestro del genere del paesaggio ideale.

[ru] Лоррен, Клод

Клод Лорре́н (фр. Claude Lorrain; настоящая фамилия — Желле или Желе (Gellée, Gelée); 1600 год, Шамань (фр.), Лотарингия — 23 ноября 1682 года, Рим) — французский живописец и гравёр, один из величайших мастеров классического пейзажа.



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии