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Reinhard Döhl (* 16. September 1934 in Wattenscheid; † 29. Mai 2004 in Stuttgart; Pseudonym: Traugott Schneider) war ein deutscher Literatur- und Medienwissenschaftler. Er war außerdem als Autor und Künstler tätig.


Leben


Nach einem Studium der Germanistik, Philosophie, Geschichte, Politikwissenschaft in Göttingen und Stuttgart erfolgte 1965 die Promotion mit einer Arbeit über das literarische Werk Hans Arps. Bereits 1967 erhielt Döhl den Prix Strasbourg. Seine Habilitation erhielt er 1979 mit der Arbeit über Neuere deutsche Literatur unter besonderer Berücksichtigung der Medien. 1987 wurde ihm die Fellowship der Japan Society for Promotion of Science angetragen und 1990 erhielt er ein Stipendium der Cité Internationale des Arts Paris. Döhl wurde 1992 zum Ehrenmitglied der Accademia Tedesca in Rom ernannt. Er hielt außerdem Gastprofessuren an der Karl-Franzens-Universität (Graz), der Kansai-Universität in Osaka und der Hebrew University in Jerusalem.

Döhl war Medienwissenschaftler und Universitätsprofessor für Germanistik in Stuttgart und dort Spezialist für das Hörspiel und Hörspielautoren. Er war Gesamtkunstwerkforscher und Spezialist für die Dada-Kunst, insbesondere betreffs Hans Arp und Kurt Schwitters. Als Schriftsteller und Dichter hat er sich ebenfalls einen Namen gemacht.

Döhl gehörte der Stuttgarter Gruppe/Schule um Max Bense an. Er arbeitete als bildender Künstler im Bereich konkrete Poesie und der Collage, sowie als Mail Artist. In den 1960er und dann wieder in den 1980er Jahren arbeitete er intensiv mit dem Maler Günther C. Kirchberger zusammen. Kirchberger machte ihn auch mit dem Siebdrucker und Galeristen Roland Geiger bekannt. In der Galerie Geiger war Döhl in den 1980er-Jahren regelmäßig als Redner und Autor in Ausstellungskatalogen aktiv.

Nicht zuletzt war Döhl der einzig langjährig bekannte Autor, der sich schon ab 1996 intensiv auf das neue, „dialogische“ Medium Internet eingelassen hatte. Auf seine letzte E-Mail-Korrespondenz mit Reinhard Döhl betreffend autoren im netz nimmt die WENN IM HERBSCHT ↔ SKÅL UND SALUT betitelte Zueignung von Gerd Hergen Lübben Bezug.[1]

Bei seinen experimentellen Internetliteratur- und Kunstprojekten arbeitete er häufig und intensiv mit Johannes Auer zusammen.


Sonstiges


Döhl hatte bereits als Student in Göttingen Einfluss auf die deutsche Rechtsgeschichte. Bis 1961 war Maßstab über die Beurteilung, ob ein Werk unzüchtig sei oder nicht, das sittliche Empfinden des Durchschnittsbürgers. Es reichte aus, wenn beliebige Normalmenschen im Zeugenstand ihre Entrüstung über ein Werk bekundeten.[2] Im Oktober 1960 verurteilte ein Gericht ihn wegen seiner Veröffentlichung einer polemisch dichterischen Collage mit dem Titel Missa profana, die auf die Diskrepanz zwischen der heiligen Messe und der politischen Wirklichkeit hinwies. Im Urteil fand sich folgender Satz: Die Strafbarkeit einer Veröffentlichung kann nicht dadurch entschuldigt werden, dass es sich um ein Kunstwerk handelt. Im Sommer 1961 hob der Bundesgerichtshof dieses Urteil auf und befand, dass nicht jeder beliebige Bürger über die Unsittlichkeit einer Darstellung entscheiden könne. Dies könne der Richter und dieser müsse sich notfalls das Werk von einer künstlerisch aufgeschlossenen oder zumindest um Verständnis bemühten Person erklären lassen.[3] Damit waren Verleger und Autoren einem erheblich geringeren Risiko strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt, und auch die Gefahr, dass Werke, die als obszön empfunden wurden, beschlagnahmt wurden oder in Buchhandlungen nicht mehr ausgelegt werden durften, war deutlich geringer geworden.


Werke



Wissenschaftliche Publikationen



Literarische Werke


Als eine Inkunabel konkret visueller Poesie gilt heute Reinhard Döhls apfel (1965)
Als eine Inkunabel konkret visueller Poesie gilt heute Reinhard Döhls apfel (1965)



Einzelnachweise


  1. Gerd Hergen Lübben: WENN IM HERBSCHT ↔ SKÅL UND SALUT. neun mails betreffend autoren im netz auf der Denkseite für Reinhard Döhl // Texte / Bilder: URL(© 2004; seit 2011 vermisst) doehl.hor.de (Memento des Originals vom 7. April 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/doehl.hor.de • Vgl. Print-Version in: DIE BRÜCKE – Forum für antirassistische Politik und Kultur, Heft 157, 2/2011 (Saarbrücken), S. 154f. Zudem die Texte 4.2 » WENN IM HERBSCHT ↔ SKÅL UND SALUT «│ODER » NEUN MAILS VON UND AN … ↔ A CONTO FINTO « In: VERSIONEN@1@2Vorlage:Toter Link/de.txtr.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. – I | »Aus dem Logbuch eines Seelenverkäufers«, »Thinka kann tanzen • Kleists Emphasen«, »Zueignungen • Daimonion« und andere Texte; E-Book 2014, ISBN 978-3-95577-835-4.
  2. Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 219 ff.
  3. Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 41.
Personendaten
NAME Döhl, Reinhard
ALTERNATIVNAMEN Schneider, Traugott (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Literatur- und Medienwissenschaftler, Autor und Künstler
GEBURTSDATUM 16. September 1934
GEBURTSORT Wattenscheid
STERBEDATUM 29. Mai 2004
STERBEORT Stuttgart

На других языках


- [de] Reinhard Döhl

[en] Reinhard Döhl

Reinhard Döhl (16 September 1934 – 29 May 2004) was a German writer and scholar in the fields of literature and media studies, also remembered as a poet and artist.



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