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Welimir Chlebnikow (russisch Велимир Хлебников; eigentlich Wiktor Wladimirowitsch Chlebnikow/ Виктор Владимирович Хлебников, wiss. Transliteration Viktor Vladimirovič Chlebnikov; * 28. Oktoberjul. / 9. November 1885greg. in Malyje Derbety, Gouvernement Astrachan, heute Kalmückien; † 28. Juni 1922 in Santalowo, Rajon Krestzy, Oblast Nowgorod) war ein Dichter des russischen Futurismus, dessen Werk und Einfluss aber weit über diese Bewegung hinausreicht.

Welimir Chlebnikow (1908)
Welimir Chlebnikow (1908)

Leben


Die von Chlebnikow während seines Studiums belegten Fächer – Mathematik, Naturwissenschaften, Sanskrit und Slawistik – deuten nur auf die wesentlichen Gebiete hin, die sich in seinem Schaffen niederschlugen. Seine ungewöhnliche Persönlichkeit rief höchste Achtung, Unverständnis, aber auch Spott hervor.[1] Er legte keinen Wert auf materiellen Besitz und lebte meist ohne ständigen Wohnsitz. Zeitweise wohnte er in einer Klinik bei Charkow, wo er vom Psychiater V. Ja. Anfimow[2] ein Gutachten erhoffte, das ihn vom Dienst in der Weißen Armee befreite. Chlebnikow starb mittellos in einem Provinzspital.[2]


Bedeutung


Chlebnikow beeinflusste die russische Dichtung wie kaum kein anderer. Er gehörte der bedeutsamen Futuristengruppe Gileas (Гилея) an. Zusammen mit Wladimir Majakowski, Dawid Burljuk und Alexei Krutschonych veröffentlichte er 1912 das Manifest Eine Ohrfeige dem allgemeinen Geschmack (russ. „Пощечина общественному вкусу“), das auch als Manifest des russischen Futurismus gilt.[3]

Zu seinen bekanntesten Werken zählen Bobeobi (1908/09), Grashüpfer (1908/09), Kolokol Uma (1913) und die so genannte Über-Erzählung (сверхповесть) Sangesi. Zusammen mit Aleksei Krutschonych (Text) und Michail Matjuschin (Musik), zu Dekorations- und Kostümentwürfen von Kasimir Malewitsch, gehörte er zu den Autoren der „ersten futuristischen Oper“ Sieg über die Sonne (Pobeda nad solnzem); einem Schlüsselwerk der russischen und europäischen Avantgarde, uraufgeführt in Petersburg im Dezember 1913.

In seinem Werk experimentierte Chlebnikow mit der russischen Sprache. Er ging zu ihren Wurzeln zurück und erfand unzählige Neologismen. Zusammen mit Krutschonych entwickelte er die Kunstsprache Zaum, die eine Universalsprache, eine Sternen- oder auch Vogelsprache werden sollte. Er war außerdem fasziniert von slawischer Mythologie und konzipierte eine Synthetisierung der euroasiatischen Geisteswelt. Er sah sich selbst als Vorsitzenden der Erdkugel, praktizierte eine „Schicksalswissenschaft“, die er im Grenzbereich zwischen Poesie und Mathematik angesiedelt hatte und die es ihm ermöglichte, den Untergang des Zarenreiches, den Zweiten Weltkrieg und die Befreiung Afrikas von der Kolonisierung vorauszusagen.

Auf der documenta 8 im Jahr 1987 in Kassel wurden Aufnahmen von ihm im Rahmen der „Archäologie der akustischen Kunst 1 und 2: Radiofonia Futurista und Dada-Musik“ als offizieller Ausstellungsbeitrag aufgeführt. Der Asteroid des inneren Hauptgürtels (3112) Velimir ist nach ihm benannt.[4]


Galerie



Werk (Auswahl)



Literatur




Commons: Welimir Chlebnikow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Vgl. Wolfgang Kasack: Russische Autoren in Einzelporträts. (= Universalbibliothek. Nr. 9322). Reclam, Ditzingen 1994, ISBN 3-15-009322-8, S. 97.
  2. Adrian Wanner: Miniaturwelten – Russische Prosagedichte von Turgenjew bis Charms; Kapitel: Kurzbiographien und Anmerkungen (zweisprachige Anthologie). Pano Verlag, Zürich 2004, ISBN 3-907576-73-X, S. 214 f.
  3. Selected Poems with Postscript, 1907–1914. In: World Digital Library. 1914, abgerufen am 28. September 2013.
  4. Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2003, ISBN 978-3-540-29925-7, S. 186 (englisch, 992 S., link.springer.com [ONLINE; abgerufen am 10. September 2020] Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992): “1977 QC5. Discovered 1977 Aug. 22 by N. S. Chernykh at Nauchnyj.”
Personendaten
NAME Chlebnikow, Welimir
ALTERNATIVNAMEN Хлебников, Велимир (russisch); Chlebnikow, Wiktor Wladimirowitsch (wirklicher Name); Хлебников, Виктор Владимирович (wirklicher Name, russisch); Chlebnikov, Viktor Vladimirovič (wirklicher Name, wissenschaftliche Transliteration)
KURZBESCHREIBUNG russischer Dichter des Futurismus
GEBURTSDATUM 9. November 1885
GEBURTSORT Malyje Derbety
STERBEDATUM 28. Juni 1922
STERBEORT Santalowo

На других языках


- [de] Welimir Chlebnikow

[en] Velimir Khlebnikov

Viktor Vladimirovich Khlebnikov, better known by the pen name Velimir Khlebnikov[1] (Russian: Велими́р Хле́бников, IPA: [vʲɪlʲɪˈmʲir ˈxlʲɛbnʲɪkəf]; 9 November [O.S. 28 October] 1885 – 28 June 1922) was a Russian poet and playwright, a central part of the Russian Futurist movement, but his work and influence stretch far beyond it. Influential linguist Roman Jakobson hailed Khlebnikov as "the greatest world poet of our century".[2][3]

[es] Velimir Jlébnikov

Velimir Jlébnikov (/vʲɪlʲɪˈmʲir ˈxlʲebnʲɪkəf/ en ruso, Велимир Хлебников), seudónimo de Víktor Vladímirovich Jlébnikov (Málye Derbety, Óblast de Astracán —ahora en Kalmukia—, 28 de octubrejul./ 9 de noviembre de 1885greg.-Santálovo, Óblast de Nóvgorod, 28 de junio de 1922), fue un escritor y poeta futurista ruso.

[fr] Velimir Khlebnikov

Velimir Khlebnikov (en russe : Велимир Хлебников, parfois orthographié en français Xlebnikov[1]), de son vrai nom Viktor Vladimirovitch Khlebnikov (en russe : Виктор Владимирович Хлебников, Velimir étant un pseudonyme), est un poète, dramaturge et écrivain russe, né le 28 octobre 1885 (9 novembre 1885 dans le calendrier grégorien) et mort le 28 juin 1922.

[ru] Хлебников, Велимир

Велими́р Хле́бников (в прижизненных изданиях также Велемір, Велемир[6], настоящее имя Виктор Владимирович Хлебников; 28 октября [9 ноября] 1885 — 28 июня 1922) — русский поэт и прозаик, один из крупнейших деятелей русского авангарда. Входил в число основоположников русского футуризма; реформатор поэтического языка, экспериментатор в области словотворчества и зауми, «председатель земного шара». Высшую оценку Хлебникову дал знавший его лично Роман Якобсон: «Был он, коротко говоря, наибольшим мировым поэтом нынешнего <двадцатого> века…»[7].



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