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Alexander Mohr (* 4. Juli 1892 in Frankenberg/Eder; † 8. Februar 1974 in Athen) war ein deutscher Maler mit Wahlheimat Griechenland.

Alexander Mohr: Selbstporträt, Lithographie (um 1920) (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: Selbstporträt, Lithographie (um 1920) (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr „Ohne Titel“ (Jacobiner), Collage (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr „Ohne Titel“ (Jacobiner), Collage (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: La Licorne, Gouache (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: La Licorne, Gouache (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: Trierer Garten, Ölgemälde (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: Trierer Garten, Ölgemälde (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: Römische Agora, Ölgemälde (Privatbesitz)
Alexander Mohr: Römische Agora, Ölgemälde (Privatbesitz)
Alexander Mohr: Porträt Joseph Breitbach, Zeichnung (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: Porträt Joseph Breitbach, Zeichnung (Stadtmuseum Simeonstift Trier)
Alexander Mohr: Porträt einer englischen Malerin, Ölgemälde (Stadtmuseum Simeonstift)
Alexander Mohr: Porträt einer englischen Malerin, Ölgemälde (Stadtmuseum Simeonstift)

Herkunft und Ausbildung


Alexander Mohr stammte aus einer großbürgerlichen Trierer Familie und gab meist auch Trier als seinen Geburtsort an. In Wahrheit wurde er in Frankenberg/Eder geboren,[1] als Folge einer Versetzung seines nach aktiver Militärzeit (Rittmeister a. D.) im Forstdienst tätigen Vaters Anton Mohr. Dienstliche Gründe führten auch dazu, dass dieser ab 1893 mit seiner Ehefrau Marie von Beulwitz und den insgesamt drei Kindern in der Kgl. Oberförsterei in Koblenz ansässig wurde. Erst mit der Pensionierung im Jahre 1922 kehrte die Familie in ihr Barockanwesen in Trier, das sog. Haus Helfenstein am Stockplatz, zurück.

Bereits während seiner Schulzeit erhielt Alexander Mohr intensiven Mal- und Zeichenunterricht durch den Maler und Kunsterzieher William Straube, Schüler der Académie Matisse in Paris und Vertreter des Rheinischen Expressionismus. Doch nach dem Abitur 1911 schlug Alexander Mohr, dem Familienkomment folgend, die Laufbahn eines Kavallerieoffiziers ein. Während des Ersten Weltkrieges an verschiedenen Fronten eingesetzt, konnte er erst nach dessen Ende, als das deutsche Heer und mit ihm die Zahl der Offiziere drastisch reduziert wurden, einen künstlerischen Beruf ergreifen. Auf Vermittlung von William Straube erhielt Mohr ab 1919 „für längere Zeit“[2] Privatunterricht bei dem Maler, Farbtheoretiker und langjährigen Kunstakademielehrer Adolf Hölzel in Stuttgart. Es blieb das letzte Lehrer-Schüler-Verhältnis, das Mohr einging.


Künstlerischer Werdegang


In der Folgezeit bildete er sich autodidaktisch weiter, vor allem in engem Kontakt zu progressiven Künstlergruppen, wie den Vereinigungen Das Junge Rheinland in Düsseldorf oder die Novembergruppe in Berlin, die ihn zu bedeutenden expressionistischen Arbeiten anregten. Im Mai 1922 nahm er am ersten Kongress der Union Internationaler Fortschrittlicher Künstler in Düsseldorf teil[3] und war zugleich auf der begleitenden, vom Kunsthändler Alfred Flechtheim maßgeblich unterstützten „I. Internationalen Kunstausstellung“ mit der Angabe „Alexander Mohr, Berlin, Novembergruppe“ vertreten.[4] In Koblenz gehörte er zum Kreis der 1922 gegründeten Künstlergemeinschaft „Das Boot“. In seinem dortigen ersten Atelier lernte er durch einen Porträtauftrag auch den deutsch-französischen Schriftsteller Joseph Breitbach kennen, mit dem ihn ab 1920 eine lebenslange Freundschaft mit umfangreicher Korrespondenz verband (Abb.: Porträt Joseph Breitbach, Kohlestiftzeichnung, undatiert). Literarische Einflüsse spielten bei Mohr eine wichtige Rolle.

Mit dem Umzug seiner Familie 1922 richtete Mohr in Trier sein Atelier ein und wurde auch Mitglied der 1930 gegründeten Gesellschaft „Bildende Künstler und Kunstfreunde im Bezirk Trier e. V.“[5] Bereits ab 1924 hatte er jedoch mit jährlich mehrmonatigen Studienaufenthalten in Paris begonnen. Dort ebneten ihm der Kunsthändler Wilhelm Uhde und der Freund Joseph Breitbach Zugang zur Avantgarde in Malerei und Literatur, u. a. zu dem Schriftsteller und Maler Max Jacob, zu Jean Schlumberger, Julien Green und anderen Autoren der progressiven Nouvelle Revue Française – NRF. Auch ausgedehnte Reisen nach Ungarn, Spanien, Italien, in die Schweiz und nach Griechenland füllten die nachfolgenden Jahre. 1932 heiratete Mohr die 18 Jahre jüngere Deutsch-Griechin Elsa Kahn aus dem Umfeld der deutsch-jüdischen AEG-Gründerfamilien Emil Rathenau und Felix Deutsch und wurde mit ihr in Athen ansässig.

Allerdings kehrte er in jedem Jahr zu Arbeitsaufenthalten von mehreren Monaten Dauer nach Deutschland und Frankreich zurück und schuf parallel zahlreiche Landschaftsgemälde mit Ansichten aus Griechenland und seinen Reiseländern. Von 1941 bis 1949 musste er dieses mobile Malerleben wegen des Zweiten Weltkriegs und des anschließenden griechischen Bürgerkriegs unterbrechen, er saß in Athen fest. Dennoch gelang es ihm, seine Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen im NS-regierten Deutschland zu zeigen.[6] Von 1950 bis 1953 hielt sich Mohr teils in Paris in einem von der Familie Schlumberger zur Verfügung gestellten Atelier, teils am Wohnsitz seines Bruders Adrian Mohr in Merzig/Saar auf. Danach nahm er den gewohnten Reiserhythmus, die Aufteilung des Jahres zwischen Athen im Winter und Westeuropa im Sommer, wieder auf und behielt ihn bis zu seinem Lebensende bei.


Werke


Das Stadtmuseum Simeonstift Trier besitzt einen umfangreichen Bestand an Werken Alexander Mohrs, der sich überwiegend den Schenkungen der Erbin und Nachlassverwalterin Marianna Monaco geb. von Peschke verdankt. Zahlreiche Arbeiten befinden sich noch in Privatbesitz in den USA, in Deutschland und Griechenland. Einen umfangreichen Überblick über das Lebenswerk bietet die Monografie „Alexander Mohr – der Maler mit den Flügelschuhen“ (siehe Literaturverzeichnis). Ein komplettes Werkverzeichnis ist nicht erstellt.


Expressionistische Phase


Aus Mohrs Frühwerk ragen die Illustrationen zu dem Künstlerbuch „Der ekstatische Fluß – Rheinklänge ohne Romantik“ des heute vergessenen Düsseldorfer Schriftstellers Carl Maria Weber (1890–1953) heraus, das 1919 in Düsseldorf erschien.[7] Von Mohr stammten die Einbandlithografie, das Porträt des „politischen Dichters“ Weber, und drei dynamische Landschaftsdarstellungen, die dessen bittere Verse begleiteten. Mohr formte diese auch als Einzelblätter verlegte Serie in einer sehr eigenständigen Verschmelzung des deutschen Expressionismus mit Anklängen an den französischen Kubismus und italienischen Futurismus. Sie zeichnete auch sein Selbstporträt und weitere, teils in leuchtenden Farben angelegte „Rheinlandschaften“ aus.


Collagen und Mythen


Während seiner Studienaufenthalte in Paris schuf Mohr eine umfangreiche Serie von Collagen. Berühmten Vorbildern wie Georges Braque folgend, klebte er Anzeigentexte, Buntpapiere oder andere Fundstücke in kubistisch zerlegte Gouache-Farbflächen oder in großformatige Zeichnungen ein – mit surrealistischem Vergnügen an der entstehenden Mehrdeutigkeit (Abbildung: Collage (ohne Titel), um 1925/30). In den insgesamt vier Einzelausstellungen, die Mohr 1927,1929, 1930 und 1939 in Paris realisieren konnte, zeigte er jedoch ausschließlich gegenständliche Malerei jenseits kubistischer Einflüsse: Momentaufnahmen aus dem Pariser Alltag, Reiseimpressionen und vor allem mythologische Darstellungen, mit denen er sich der „Wiedererweckung der Antike mit modernen malerischen Mitteln“[8] zuwandte, die ihn lebenslang beschäftigte (Abb.: La Licorne (Einhorn), Gouache, um 1925). Hierher gehörten auch seine mehrfach ausgeführten goldgehöhten Gouachen zu dem 1930 in Paris verlegten Luxusdruck eines Hirtengedichts von Vergil,[9] die zeitgleich mit den Radierungen des Malers Pablo Picasso zu den Metamorphosen des Ovid entstanden. In seinem Spätwerk ab der Mitte der 1950er Jahre griff Mohr dann zur „Modernisierung“ seiner antiken Heroen auf kubistische Stilmittel zurück und vereinigte die verschiedenen Erzählstufen einer Sage in nur einem Bild.


Landschaften


Mohrs frühe Landschaftsdarstellungen lassen sich mit ihrer ruhigen, großflächig gliedernden Malweise und ihrer Verachtung des „interessanten Motivs“ generell dem Begriff des Expressiven Realismus zuordnen. Eine besondere Stärke des Malers lag jedoch in der Anwendung dieser Spröde auf Ansichten aus seiner Wahlheimat Griechenland, die zu seinem Markenzeichen wurden. Aus der Rückschau formen sich die Titellisten seiner Ausstellungskataloge zu einem großen Panorama Griechenlands, von Athen (Abb.: Römische Agora, Ölgemälde, 1931) und seinen Umgebungen über die Peloponnes bis nach Kreta und anderen Inseln in der Ägäis. Schon bald galt er als moderner Nachfolger vom Range eines Carl Rottmann, nun mit zeitgenössisch unsentimentalem Blick statt mythischer Heroisierung.[10] Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte sich Mohr bei seiner Landschafts- und Architekturmalerei auf einen starkfarbigen Spätimpressionismus, der bei einer konservativen Klientel in Westeuropa und Griechenland gut ankam. Im zeitgenössisch-progressiven Kunstbetrieb, in dem Abstraktion angesagt war, hatte er mit seiner gegenständlichen Malerei jedoch wenig Chancen.


Porträts


In seiner mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Künstlerlaufbahn schuf Mohr eine Fülle von Bildnissen, die in der Mehrzahl seinem Broterwerb dienten. Er war ein gesuchter Porträtist mit internationalen Aufträgen, allerdings auch mit erheblichen Qualitätsunterschieden. Am bekanntesten wurden seine Literatenporträts, mit denen er sich u. a. seinem Freund Joseph Breitbach, dem surrealistischen Lyriker Max Jacob, dem Mitbegründer der NRF Jean Schlumberger oder den Schriftstellern Julien Green und Ernst Jünger widmete. Bemerkenswert auch sein Erfassen der Psyche einer englischen Malerin unbekannten Namens (Abb.: Halbporträt, Ölgemälde, um 1955/56), während bei zahlreichen anderen Porträtaufträgen professionelle Malerei die Bindungslosigkeit überdecken sollte. Ebenfalls nur in Ausnahmefällen überzeugend waren die jungen Griechinnen, die Mohr – mit oder ohne Porträtähnlichkeit – über Jahrzehnte in ganzen Serien gestaltete, meist noch mit „sprechenden Attributen“ versehen.


Ausstellungen



Literatur





Einzelnachweise


  1. Geburtsregister Nr. 39/1892 des Standesamtes Frankenberg (Eder).
  2. Joseph Breitbach: Alexander Mohr, ein rheinischer Maler. In: Rheinische Heimatblätter, Koblenz, 8. Jahrgang 1931, Heft 4, S. 142 f. Biografische Notiz mit der Angabe: „längere Zeit“.
  3. Teilnehmerliste des Kongresses der Union fortschrittlicher internationaler Künstler, Düsseldorf 1922. Faksimile einer Seite des Tagungsberichtes, Archiv Lauterbach, Stadtmuseum Düsseldorf. Aus: Stephan von Wiese: Ein Meilenstein auf dem Weg in den Internationalismus. In: Ulrich Krempel (Hrsg.): Am Anfang: Das Junge Rheinland. Düsseldorf 1985, S. 50–63.
  4. Katalog der Ersten Internationalen Kunstausstellung Düsseldorf 1922, vom 28. Mai bis 3. Juli 1922 im Hause Leonhard Tietz AG Düsseldorf (Veranstalter: Das Junge Rheinland): „A Deutsche Künstler“ mit Angabe: „Mohr, Alexander, Berlin, N.G. und den Exponaten 237 (Abb.) bis 239“.
  5. Katalog der „Kunstausstellung im Casino“ – 30. November bis 14. Dezember 1930, S. 35.
  6. So listet beispielsweise der Katalog der „Kunstausstellung Moselland“, Sept./Okt. 1941 in Berlin, Schloss Schönhausen, 17 ausgestellte Arbeiten von Alexander Mohr auf.
  7. Carl Maria Weber: Der ekstatische Fluß – Rheinklänge ohne Romantik, Verlag A. Bagel, Düsseldorf 1919, Auflage 150 Exemplare, mit Original-Lithografien von Alexander Mohr, Franz M. Jansen, Oskar Raber, Wilhelm Schmetz, sämtlich handsigniert.
  8. Undatierter Briefentwurf Mohrs an unbekannte Adresse mit Anmerkungen zur Entstehung und Interpretation seiner mythologischen Werke. Im Nachlass.
  9. Vergil: Erste Ekloge der Bucolica, Luxusdruck zu Ehren des 2000. Geburtstags des Autors, Folioformat, Gesamtauflage 106 Exemplare, verlegt bei Govone, Paris, 1930; Text, Impressum und Druckvermerk in lateinischer Sprache.
  10. U. a. Hans Hermann Russack: Deutsche Künstler in Griechenland. In: Hamburger Fremdenblatt vom 27. August 1935; Korrespondentenbericht des P. W. Vermehren aus Athen: Deutscher Malerfolg in Griechenland. In: Berliner Tagblatt vom 27. März 1938.
Personendaten
NAME Mohr, Alexander
KURZBESCHREIBUNG deutscher Maler
GEBURTSDATUM 4. Juli 1892
GEBURTSORT Frankenberg/Eder
STERBEDATUM 8. Februar 1974
STERBEORT Athen

На других языках


- [de] Alexander Mohr

[en] Alexander Mohr

Alexander Mohr (1892–1974) was a German Expressionist artist.



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