Angela Glajcar (* 1970 in Mainz) ist eine deutsche Bildhauerin. Bekannt ist sie für ihre teilweise monumentalen Papierstaffelungen („Terforationen“), in die ein Raum eingerissen ist.[1]
Angela Glajcar studierte von 1991 bis 1998 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg bei Tim Scott, seit 1996 als Meisterschülerin. 1998 bis 2004 Lehraufträge an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, an der Fachhochschule Mainz und den Universitäten Gießen und Dortmund 2007 und 2008 Gastprofessur an der Universität Gießen.[2]
Die Leiterin des Ateliers, Sasa Hanten-Schmidt, veröffentlichte 2013 die erste Auflage (Deutsch/Englisch) des Werkverzeichnisses von Angela Glajcar, das alle Werke bis Anfang 2013 umfasst.[3] Die zweite Auflage ist in Vorbereitung und soll 2023 erscheinen. Fachlich begleitet wurde es von Renate Petzinger. Es gibt in der Printversion auch Beiträge von Andreas Beitin und Sasa Hanten-Schmidt.[4]
Während des Studiums arbeitete Angela Glajcar mit den schweren Werkstoffen Holz und Metall. Die Skulpturen aus dieser Zeit weisen Bezüge zu archaischen Ausdrucksformen anderer Kulturkreise auf, die sich auch auf die kindliche Prägung durch Besuche im Museum zurückführen lassen. Ende der 1990er Jahre entstehen aus Papierentwürfen für schwere Skulpturen erste eigenständige Arbeiten aus Papier (Werkgruppe Contrarius). 2005 gewinnt Glajcar mit einer Arbeit aus dieser Serie den Emy-Roeder-Preis und archiviert die ausgestellte Installation zerschnitten in Buchform.[3] Dabei erkennt sie die räumliche Wirkung, die von der Schichtung der einzelnen Blätter ausgeht und beginnt diese nach einer Phase des Experimentierens im Atelier wieder aufzufächern.[1] Daraus entsteht die Idee für die Terforationen.[3]
Der Begriff Terforation ist eine Neuschöpfung der Künstlerin und setzt sich aus den Wörtern „Perforation“, das sich vom lateinischen „foramen“ (= Öffnung, Loch) herleiten lässt, und „terra“ (lat. für Erde) zusammen. Dabei handelt es sich um In-situ Installationen, die monumentale Ausmaße annehmen können.[3] Sie treten in den Dialog mit Ausstellungsort und Betrachtenden, verändern ihre Erscheinung abhängig von Licht und Betrachtungswinkel und bieten räum für vielfältige Interpretationen.[1] Einzelne Merkmale wie das additive Verfahren, die Reihung von Teilelementen, die Verwendung von industriell hergestelltem Werkstoff oder die Einbeziehung des Raums in die Arbeit lassen sich auch im Werk von Künstler wie Donald Judd, Eva Hesse oder Fred Sandback wiederfinden, sind bei diesen aber anders intendiert. Daher lassen sich die Terforationen keiner eindeutigen kunsthistorischen Kategorie oder Tradition zuordnen und bilden eine eigenständige Position innerhalb der raumbezogenen Installationen.[3] Dauerhaft ausgestellte Terforationen befinden sich u. a. im Museum Wiesbaden.
Angela Glajcar wird weltweit von Galerien vertreten. Ihre Arbeiten werden in zahlreichen Museen präsentiert. 2020 war sie Teil der Ausstellung „Paper Routes“ im National Museum of Women in the Arts in Washington, 2019 stellte sie im Powerlong Museum Shanghai aus. Das Museum Wiesbaden hat seit 2017 eine begehbare Terforation in der permanenten Ausstellung. Andere Ausstellungsorte sind Südkorea, Vereinigten Arabischen Emirate, Spanien und Italien.[5]
Die Werke von Angela Glajcar sind in zahlreichen Sammlungen vertreten: Landessammlung Rheinland-Pfalz Mainz, Museum Wiesbaden, Kunstmuseum Bochum, MOCA Jacksonville, National Museum of Women in the Arts Washington und zahlreiche Privatsammlungen weltweit.[5]
(E) = Einzel- / (Z) = Zweierausstellung
Personendaten | |
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NAME | Glajcar, Angela |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Bildhauerin |
GEBURTSDATUM | 1970 |
GEBURTSORT | Mainz |