Christiaan Dirk Tonnis (* 5. Juni 1956 in Saarbrücken) ist ein deutscher Maler, Zeichner, Videokünstler und Autor. Er studierte von 1980 bis 1985 an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main bei Dieter Lincke und Herbert Heckmann, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Christiaan Tonnis fotografiert von Peter Braunholz, 2012
Leben und Werk
Weiblicher Krieger # 6 "Hinter der Linie", Bleistift und Farbstift auf Papier, 1982Ludwig Wittgenstein, Bleistift auf Karton, 1985Die Bibel – Salomo – Hoheslied 8, 6–7, Acryl, Reichbleichgold und Applikationen auf Leinen, 1997Christliches Kreuz 5, Öl auf Leinwand, 2020
Christiaan Tonnis' Vater Dirk Tonnis (13. April 1914 – 23. August 1985) war Produzent von Zeichentrickfilmen[1] in den Toonder Studio's in Amsterdam. Dort schrieb er auch als Autor die Fortsetzungsgeschichte „Detective Kommer“. Später wechselte er als Programmdirektor zu Telesaar und dem Saarländischen Rundfunk.[2][3]
Tonnis’ Beschäftigung mit Literatur der Psychopathologie und Psychoanalyse spiegelt sich in seinen frühen Arbeiten wider.[4] Dies sind zeichnerische Darstellungen verschiedener Krankheitsbilder wie z.B. der Katatonen Starre oder Postpartalen Psychose, in denen er z. T. „Drähte, Nähte, Masken, Teilmasken – sie sind manchmal kaum sichtbar, so identisch scheinen sie mit der Physiognomie“[5] – über die Porträts legt. Ab 1986 bezieht Tonnis eine malerische Position: Auch die neuen Porträtmalereien von Schriftstellern und Philosophen geben in erster Linie die innere Befindlichkeit der Protagonisten wieder.[6]
Es folgt eine Serie von Collagen, auf denen Katzenköpfe – auf Frauenkörper platziert – dem Betrachter „traurig oder verträumt“[7] entgegenblicken. Diese sind bestimmte, an Personen festgemachte Porträts: Eine Katze z.B. ist mit Virginia Woolf, eine andere mit Alice Miller untertitelt.[7]
Teilnahme an der Performance „Who let the dogs out, Edith?“ während des „Sommer Atelier 2009“[8] im Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main. „Als Ausgangsmaterial dient dabei Hans-Jürgen Syberbergs 1988 in Frankfurt gezeigte Inszenierung von Heinrich von Kleists Drama ‚Penthesilea‘, ein Monolog der großen Schauspielerin Edith Clever.“[9]
Mit der Darstellung eines goldenen Kreuzes über schwarzem und violettem Untergrund – in einzelne Pixel gegliedert auf die Wand gemalt – ist Tonnis einer von 36 internationalen Künstlern, die im Januar 2013 den 4,5 Meter hohen, gekachelten Raum "Pixelkitchen" im Günes Theater Frankfurt gestalten[10] und dadurch die digitale in die analoge Welt holen. Alle „künstlerischen Arbeiten werden an die Wände geklebt, gemalt und genagelt.“[11]
Am 20. Juni 2021 führt Tonnis die Performance „Novalis“ als Live-Stream im Ausstellungsraum Eulengasse auf. In seiner leuchtenden Hand hält er einen Strauß blauer Blumen und schreibt mit diesem zwei Textpassagen aus Novalis’ Roman Heinrich von Ofterdingen auf einen raumgreifenden Horizont. Die Einschreibung eines poetischen Textes der Frühromantik ist „als Gegenentwurf für unsere aus den Fugen geratene, schwankende Welt zu lesen“.[12][13]
Christiaan Tonnis ist Mitglied der St. Paulsgemeinde Frankfurt und der Internationalen Novalis-Gesellschaft.[14]
Video
Teilnahme an „Road Movie“,[15] einer Produktion von Frieze Film 2008 für die Frieze Art Fair und Channel 4, London. „Road Movie“ ist ein von Neville Wakefield kuratiertes,[16] 4–teiliges, multiples Film-Experiment – zusammengestellt aus mehreren Beiträgen und produziert auf YouTube – das sich auf den Roman Die Straße (2006) von Cormac McCarthy bezieht.[17]
Ab 2009 entstehen 132 Videofilme zu Ausstellungsvorbereitungen, Kunstprojekten, Vernissagen und Interviews für den Kunstverein Familie Montez.[18] Davon zeigen 16 Arbeiten vom Dezember 2020[19] den Entstehungsprozess eines 18 × 3,25 Meter großen Wandgemäldes, das in dem Gemeinschaftsprojekt „Ein ganz normaler Herbst, nur anders … 2020“ von mehr als 40 Künstlern erschaffen wurde.[20]
2011 arbeitet Tonnis zusammen mit vier Schülern der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule an dem Filmprojekt „5+5=1! Schule macht Kino“ – eine 38-minütige Festival-Dokumentation über den Rödermärker Kultursommer, die im Lichtspielhaus Urberach uraufgeführt wird.[21][22]
Eine Serie von 14 Videoarbeiten dokumentiert den IV. Performance Day 2018 im OST>STERN Frankfurt. Teilnehmende Künstler waren u.a. VestAndPage, Yingmei Duan und Mariola Brillowska.
Ausstellungen und Festivals (Auswahl)
1986: Christiaan Tonnis – Zeichnungen, Galerie Das Bilderhaus, Frankfurt
2008: Road Movie, Frieze Art Fair, London
2008: Digital Fringe, 08. Melbourne Fringe Festival, Melbourne
2011 Schamanismus aus dem Großen Altai, Kunstverein Eulengasse, Frankfurt[32]
2011 Meg Cebula. Geheimnis und Schönheit, Kunstverein Eulengasse, Frankfurt[33][34]
Bibliografie
Krankheit als Symbol. Pro Business Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-939533-34-3.
Everyone we know. Sketchbook Project 3, Kat. Nr. 135.8–5, Brooklyn Art Library, New York 2009.
5+5=1! DVD-Video (25 min.), Oswald-von-Nell-Breuning-Schule, Stadt Rödermark (Hrsg.), Archiv der Stadt Rödermark 2011. In: Offenbach-Post. op-online.de, 29. Oktober 2011.
Familie Hecht - Eine Erinnerung. DVD-Video, Oswald-von-Nell-Breuning-Schule, Stadt Rödermark (Hrsg.), 2017. im Archiv des Jüdischen Museums Frankfurt
Texte und Schriften 1986–2017. epubli Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-7450-3054-9.
ROT. Axel Dielmann-Verlag, Frankfurt 2013, ISBN 978-3-86638-180-3, S. 15–16, 145, 148–149, 15.
Montez im Exil. Kunstverein Familie Montez, Frankfurt 2014, von Kerstin Krone-Bayer und Hanna Rut Neidhardt (Hrsg.), ISBN 978-3-00-045918-4.
Die Leipziger Baumwollspinnerei. epubli Verlag, Berlin, 2017, ISBN 978-3-7450-7655-4.
Das grafische Werk. epubli Verlag, Berlin, 2017, ISBN 978-3-7450-6724-8.
Videos 2009–2017, Kunstverein Familie Montez, Werkverzeichnis. epubli Verlag, Berlin, 2017, ISBN 978-3-7450-0580-6.
Copy and Paste. epubli Verlag, Berlin, 2017, ISBN 978-3-7450-9175-5.
Catwalk: Die Collagen. epubli Verlag, Berlin, 2019, ISBN 978-3-7502-5286-8.
Marlies ter Borg (Hrsg.): Bipolar Creativity: Through the Ages. Back Cover. 2021, ISBN 979-87-0886054-5, S. 64. (englisch)
Kunstverein Familie Montez (Hrsg.): Ein ganz normaler Herbst, nur anders.... Texte von Edda Rössler und Christoph Schütte. Frankfurt, 2021, S. 15.
Copy and Paste 2. epubli Verlag, Berlin, 2021, ISBN 978-3-7541-6369-6.
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