Nikolaus Alexander Nessler (* 6. Dezember 1958 in Frankfurt am Main)[1] ist ein deutscher Künstler, Grafikdesigner, Autor und Kurator. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
Nikolaus Alexander Nessler vor seiner Installation DRIVING THE OCEAN TO BOATS, 2018Nikolaus A. Nessler, Antony Gormley, Bill Woodrow (v.l.n.r.) auf dem Rio Madeira bei Porto Velho, Rondonia, Brasilien, während des Projektes Arte Amazonas, 1992Installation CONCILIO II. auf der Ausstellung Arte Amazonas im Museu de Arte Moderna, Rio de Janeiro, 1992Installation DEPOT 2. im Palais Attems, Steirischer Herbst, Graz, 1993roofTopGardn_1989, Kratzzeichnung auf Diapositiv, 1989HAPPY CRUISING (Hamburg), Acryl auf Polyester (+ Neonlicht), 2018DRIVING THE OCEAN TO BOATS auf der "capital@art.international" im Oststern, Frankfurt am Main, 2018Ausstellung Oktogon II, Installation andere Orte im Museum Wiesbaden, 1990LES FLEURS DU MAL II. auf der Luminale, Frankfurt am Main, 2016A TABLE, Galerie Guillaume Daeppen, Basel, 1991
Leben und Werk
Nessler studierte von 1978 bis 1986 Kunstgeschichte und Romanistik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Kunstpädagogik und Romanistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 1986 erlangte er den Master of Arts (M.A.) in Neuerer Philologie und Kunstwissenschaften.[1]
Von 1985 bis 1986 war Nessler Gründungsmitarbeiter der Schirn Kunsthalle Frankfurt[1] unter Christoph Vitali und wirkte an der Realisierung von Ausstellungen und Publikationen, u.a. Die Maler und das Theater im 20. Jahrhundert, Paul Klee und die Musik[2] und Meisterwerke europäischer Malerei 1910-1960 aus dem Solomon R. Guggenheim Museum mit. Er entwarf und produzierte die Kino-Werbespots des Theaters am Turm und der Schirn Kunsthalle Frankfurt.[3]
1993 begann Nessler in Brasilia während des Forum de Artes Visuais mit dem Projekt Depot - Public Warehouse, in dem zum Teil aus Abfall seriell hergestellte Objekte – zu Installationen verdichtet – wie Massenwaren präsentiert wurden. Depot 2 fand 1993 aus Anlass des Steirischen Herbstes im Palais Attems in Graz statt. Zu Depot 3 auf der Art Cologne 1994 waren u. a. Christian Lapie, Peter Rösel und Friedhard Kiekeben Gäste, die ihre Arbeiten im Rahmen von Nesslers Konzept in der Galerie Daeppen zeigten.[7][8] Es folgten weitere Depot-Installationen, zuletzt 1997 auf Einladung der Marielies-Hess-Stiftung in Frankfurt am Main.
Zwischen 2011 und 2013 stattete Nessler in Frankfurt am Main mehrere Inszenierungen von TeAtrum VII aus: den Sommernachtstraum im Kunstverein Familie Montez, 2011[9], Drei Mal Leben im Internationalen Theater und Bühnenobjekte für Lucrezia Borgia im Gallus Theater, 2013.
Seit 2000 ist Nessler auch als Maler tätig. Stark rhythmisierte ornamentale Fließ-Bilder auf meist großen Formaten bilden eine farbige Gegenwelt zu den Lichtzeichnungen in dunklen Hintergründen und Räumen. Seine größte Arbeit im öffentlichen Raum ist die 2016 entstandene Wandgestaltung der Aufgänge von den S-Bahngleisen 101/102 und 103/104 am Hauptbahnhof Frankfurt am Main.[10]
2021 gründet Nessler das Künstlerkollektiv Schwarm21[11], das am Underground-Programm des ruruHauses Kassel während der documenta fifteen teilnimmt[12] und dort auch im Pavillon 1 vor dem Hansa-Haus für 100 Tage präsent ist.[13][14]
Für die Umsetzung seiner Bildwelten verwendet Nessler die unterschiedlichsten Bildträger, Arbeitstechniken und Materialien. Malgründe wie Glas, Leinwand, Polyestergewebe, Zeitungspapier, Wellpappe, Karton, Buchkörper, Böden und Wände werden mit Ölfarbe, Kunstharzlack, Teerkautschuk, Acryl, Tempera, Aquarell, Bleistift oder Phosphor bearbeitet.
Die frühen Dia-Kratzzeichnungen der 1980er und 90er Jahre
Die von Nessler entwickelten Dia-Kratzzeichnungen sind mit hunderten von Arbeiten im Format 24 × 36 mm seit Anfang der 1980er Jahre Ausgangspunkt seines vielfältigen Werkes.
In der Ausstellung Oktogon II, die 1990 im Wiesbadener Landesmuseum stattfand, zeigte Nessler 360 Dias – die für 360 Tage im Jahr stehen – und sich auf fünf Projektoren in einem endlosen Kreislauf mit immer neuen Kombinationen befanden: „Ein unendliches Koordinatensystem“ – die Diapositive als „Steine des Weltgebäudes“.[15] Thema ist nicht die verfließende Zeit, sondern die Vielfalt der räumlichen und gedanklichen Perspektiven, die in der Linie liegen. „Tag für Tag ritzt [Nessler] mit feinem Messer Miniaturen in einen belichteten Filmstreifen, nimmt also eine Art Tagebucheintrag vor […] Es fällt auf, dass kaum einer seiner Kreise geschlossen ist und als von der Welt abgekapseltes Wesen existiert.“[16]
Experimentelle Projektions- und Licht-Installationen
Von den Dia-Kratzzeichnung ausgehend, entwickelte Nessler weitere experimentelle Projektions- und Licht-Installationen mit manuell bearbeiteten Filmstreifen und raum-bildhaft installierten farbigen Glühbirnen, etwa die Expanded Cinema Installationen Nekrovision – Die Fahrt ins Blaue in der Alten Oper, Frankfurt am Main (1984)[17][18], Andere Orte, Oktogon II im Museum Wiesbaden (1990)[19], Enormous reservoirs of energy im Kunstverein Hasselbach (1998), Freudenhaus im Kunstverein Viernheim (2003) und Terremoto – Beben in Zusammenarbeit mit Christiaan Tonnis (Film), Nico Rocznik (Licht) und Manuel Stein (Sound) im Kunsthaus Wiesbaden (2012).[20] Mit Licht-Installationen nahm Nessler in den Jahren 2004, 2008, 2014 und 2016 an den Luminalen in Frankfurt am Main teil.[21][22]
Zitat
„When I work on slides, I metaphorically enter the darkness, discovering something unconscious before it becomes visible. For me, this is one of the strongest impacts of art.“
1992: Arte Amazonas, Idee und Konzept mit Alfons Hug, Goethe-Institut, Brasilia. Workshop mit 24 internationalen Künstlern mit anschließenden Ausstellungen zur UNO-Umweltkonferenz, Museu de Arte Moderna, Rio de Janeiro und Museu de Arte Brasilia
2022: Here We Are, Kunstverein Familie Montez, Frankfurt am Main
Literatur
Nikolaus A. Nessler: Südamerika - Auf dem Weg zur Gleichberechtigung. In: Kunstforum International, Band 119, 1992, S. 191–194
Nikolaus A. Nessler: Die Konferenz des Schweigens. In: Arte Amazonas. Idee, Konzeption, Organisation, Katalog: Alfons Hug, Nikolaus A. Nessler, Goethe-Institut Brasilia (Hrsg.), 1992, S. 20–24, ISBN 3-921606-20-9
Nikolaus A. Nessler & Galerie Draheim (Hrsg.): Nikolaus A. Nessler - Phenomena, Text: Alexandra Bauer, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-00-030354-8
enormous reservoirs of energy (ungeheure Kräfte), Ausstellungskatalog, Text: Andreas Pohlmann, Kunstverein Hasselbach 1998
Christian Lapie & Nikolaus A. Nessler: Depot – Public Warehouse, Ausstellungskatalog, Text: Bettina Kirberger, Reims/Frankfurt 1995
Museum Wiesbaden (Hrsg.): Oktogon II, andere Orte – Nikolaus A. Nessler. Ausstellungskatalog, Text: Dietrich Mahlow, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89258-012-X
Iris Maria Gniosdorsch (Hrsg.): Sublime Deep Cuts – Scratchings von Nikolaus A. Nessler, Text: Iris Maria Gniosdorsch, ARTatWORK, Frankfurt 2017, ISBN 978-3-00-058388-9
Nikolaus A. Nessler & Galerie Draheim (Hrsg.): Nikolaus A. Nessler - Phenomena (Memento vom 17. Januar 2016 im Internet Archive), Katalog zur Ausstellung, Wiesbaden 2010, S. 54, (PDF)
Schirn Kunsthalle Frankfurt / Cosmopress Genf (Hrsg.): Paul Klee und die Musik, Verfasser: Christoph Vitali, Bettina Zeller, Ingo Begall, Nikolaus A. Nessler, Elisabeth Brockmann, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH, 1986, ISBN 978-3-87584-181-7 (früher: 3875841816)
Dietrich Mahlow: Der Raum, der innere Raum – die Zeit, die äußere Zeit, in: Oktogon II / Nikolaus A. Nessler – andere Orte, Ausstellung und Katalog: Dr. Volker Rattemeyer, Museum Wiesbaden, 1990, ISBN 3-89258-012-X
Dorothee Baer-Bogenschütz: Nikolaus Nessler. In: Kunst in Frankfurt, Medium Zeichnung, Ausstellungskatalog, herausgegeben von Peter Weiermair, Frankfurter Kunstverein, S. 45, 1992
F. L.: Spuren dagewesenen Lebens. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. September 1984
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