Christian Schulze (* 13. Oktober 1946 in Biesnitz, heute Görlitz) ist ein deutscher Bildhauer und Restaurator und lebt in Dresden.
Sandsteinplastik Stehende 1977Frau mit Ziegenbock. Hotel Bellevue, Dresden 1986Nosseni-Altar in der Loschwitzer KircheLebensbrunnen Frankfurt/OderMendelssohn-Denkmal in LeipzigSemperoper Dresden, PsycheDresden. Modell Altanbrüstung im großen SchlosshofZwickauer Marienkirche Skulptur Ruth, 2015
Leben und Wirken
Christian Schulze wurde 1946 in Biesnitz als Sohn eines Dekorationsmalers geboren und wuchs auch in diesem Görlitzer Vorort auf. Sein Vater, der als Jugendlicher die Malschule Johannes Wüsten in Görlitz Kahle 7 besucht hatte, war mit dem gelernten Maler und einstigem Studenten der Breslauer Kunstakademie Walther Rhaue befreundet, der auf dem Nachbargrundstück seit 1927 eine künstlerisch ambitionierte Töpferei betrieb. Dort entdeckte er schon früh seine besondere Liebe zum Material Ton. Später besuchte er als Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung für eine Lehre in der Porzellanmanufaktur Meißen den Mal- und Zeichenzirkel von Werner Panitz, einem Meisterschüler Otto Muellers. Während der Ausbildung zum Porzellandreher in Meißen von 1963 bis 1966 wurde er künstlerisch durch Lothar Sell und Peter Strang gefördert. Von 1966 bis 1971 absolvierte er ein Studium bei Gerd Jaeger, Herbert Naumann und Walter Arnold an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.[1] Im Anschluss an seine Diplomarbeit, den Entwurf und die Ausführung einer Porzellanwand für das Treppenhaus des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums der Feinkeramischen Industrie der DDR in Meißen (WTK), arbeitete er von 1971 bis 1974 als Entwurfsbildhauer in diesem Institut.[2]
Seit 1974 ist er freiberuflich in Dresden tätig. Von 1975 bis 1978 erhielt er ein Förderstipendium für junge Künstler. Studienreisen führten ihn ins Baltikum, nach Polen und Ungarn. Da ihm über Jahre hinweg als Arbeitsraum nur das eigene Wohnzimmer in einem alten Dresdener Bauernhaus und später in einer Mansarde zur Verfügung stand, konzentrierte er sich in dieser Zeit hauptsächlich auf die ganzjährig im Freien mögliche Arbeit in Sandstein. Es entstand, zum Teil bei Bildhauersymposien, eine Reihe von größeren Arbeiten für den öffentlichen Raum.[3]
1979 wurden für die originalgetreue Wiederherstellung des Zuschauerraums der Dresdner Semperoper Bildhauer gesucht wurden. Er nutzte die seit Beendigung des Studiums erstmalige Chance, unter guten Arbeitsbedingungen in dem eigens errichteten provisorischen Bildhauer-Gemeinschaftsatelier der Semperoper größere Arbeiten in Ton modellieren zu können. 1982 nach Abschluss der dortigen Bildhauerarbeiten konnte er erstmals in ein eigenes Atelier einziehen. Er ließ sich einen Keramikbrennofen bauen und begann vorrangig in Terracotta zu arbeiten. Schon bald fand er dabei zu einer eigenen materialgerechten, etwas abstrakteren Form.
Da man in Sachsen nach Kräften versuchte, die unzähligen Wunden, die der Zweite Weltkrieg am historischen Erbe hinterlassen hatte, wieder zu schließen, erhielt er in den folgenden Jahrzehnten weiterhin viele anspruchsvolle und interessante Aufgaben im Bereich Rekonstruktion und Restaurierung, versuchte aber trotz oft hoher Arbeitsbelastung stets, auch seine freie künstlerische Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Förderstipendium der Stiftung Kulturfonds 1992 war Anerkennung und Unterstützung zugleich.
Allerdings sah er inzwischen, dass seine materialgerecht entwickelte keramische Formenwelt sich stets auf ein Spiel mit Proportionen beschränken würde. Auch bei der Arbeit mit Sandstein galt es, Rücksicht auf das Material zu nehmen. Nun suchte er eine Möglichkeit, unmittelbar und gut verständlich mit der Sprache des Bildhauers auf Erlebtes reagieren zu können. Über das Interesse am menschlichen Körper hinaus wollte er auch Gefühle und menschliche Individualität ausdrücken. Systematisch begann er ohne Rücksicht auf künftige Materialumsetzungen zu untersuchen, wie bewusste Proportionsveränderungen, individuelle Körperformen, Mimik, Gestik und starke Bewegungen der Figur im Raum in den Dienst der jeweiligen Aussage gestellt werden können. Gelingt es, starke Formveränderungen einer Figur miteinander ins Gleichgewicht zu bringen, können sie als natürliche Körperformen wahrgenommen werden. 2004 zeigte er erstmals öffentlich Ergebnisse seiner weiter im Wandel begriffenen neuen Arbeitsweise. Suchte er anfangs den konsequenten Bruch mit seiner bisherigen Arbeitsweise, so strafften und bereicherten gebaute Binnenformen bald wieder stärker seine Plastiken. Stets sucht er nach der großen Form, die ein Thema sofort erschließen kann, will aber im Detail ohne Abschweifungen nah am Menschen bleiben.[4]
1978 bis 1979: Sandsteingruppe für 71. POS (Polytechnische Oberschule) Wilhelm Dieckmann, Franzweg, Dresden
1978 bis 1985: Leben, Sandsteinbrunnen mit Skulpturengruppe, Frankfurt (Oder)
1979 bis 1982: Rekonstruktion der Plastiken Amor und Psyche, der Reliefs Pegasus und Sphinx sowie von Schmuckelementen der Rangbrüstungen, alles Stuckgips, Semperoper Dresden
1985 bis 1986: Frau mit Ziegenbock Sandsteingruppe, Garten am Hotel Bellevue, Dresden
1985 bis 1988: Rekonstruktion von sechs überlebensgroßen Postarbeiterstatuen Stuckplastiken, Museum für Kommunikation Berlin
1987–1990: Fruchtbarkeit, drei Terrakottastelen, Borthen, jetzt Dohna[9]
1990: Rekonstruktion des plastischen Schmucks der Hauptfassade, Schauspielhaus Dresden
1990 bis 1991: Gebändigte Flammen, Terracottastele, Meißen.
1992: Restaurierung eines gotischen Schlangengewölbes, Antragetechnik, St. Marien, Zwickau
1992 bis 1996: Restaurierung der Schönen Tür, Sandstein, Annenkirche in Annaberg
1993 bis 1994: Rekonstruktion des plastischen Innenraumschmucks, überwiegend Stuck, Italienisches Dörfchen, Dresden
1993 bis 1995: Rekonstruktion des plastischen Schmucks der Rangbrüstungen, Deckenvoute, und Proszensiumslogen – Stuck, Schauspielhaus Dresden
1994: Rekonstruktion einer Hand, Sandstein, Tulpenkanzel im Freiberger Dom, Freiberg
1994: Rekonstruktion der gotischen Kopfkonsole K.Tretwein – Sandstein, Dom St. Marien, Zwickau
1994 bis 1995: Restaurierung des Figurenprogramms der Südfassade und des Brautportals – Kalkstein, St. Marien, Zwickau
1995 und 2000: Restaurierungsarbeiten im Hohen Chor im Meißner Dom
1996 bis 1997: Emporentragkonsole, 1:1 Modelle, Frauenkirche Dresden
1997: Strahlenkranz mit Wolkenband, 1:1 Modell für Turmkreuz – Frauenkirche Dresden
1998 bis 2000: Restaurierung bzw. Rekonstruktion der bildhauerischen Elemente des Nosseni-Altars, Stuckmarmor und Alabaster, Loschwitzer Kirche Dresden[10]
2001: Rekonstruktion von zwei Brüstungsfeldern des Altlans, 1:1-Modelle für Sandstein, Residenzschloss Dresden
2001: Restaurierung des Lettners der Klosterkirche Wechselburg
2002–2003: der Orgelprospekt, 1:1 Modell für Holz, Frauenkirche Dresden
2005 bis 2008: Rekonstruktion Mendelssohndenkmal, Modelle für Bronzeguss, Leipzig
2007: Rekonstruktion des Verkündigungsengels, Kalkstein, St. Marien, Zwickau
2008: Rekonstruktion einer Supraporte, 1:1 – Modell Englische Treppe, Residenzschloss Dresden
2010: Restaurierung von vier Puttengruppen, Stuck, Annenkirche Dresden[11]
2011: Restaurierung des Figurenprogramms und des Ziergiebels der Nordfassade in Kalkstein bzw. Sandstein, St. Marien, Zwickau
2013 bis 2014: Rekonstruktion von 2 figürlichen Konsolsteinen, Sandstein, St. Marien, Zwickau
2014 bis 2015: Rekonstruktion von 2 Pilasterreliefs und der Baumeisterbüste am Südwest-Treppenturm, Modelle für Sandstein, Residenzschloss Dresden
2015: Rekonstruktion Figur Ruth, Kalkstein, St. Marien, Zwickau
2016: Entwurf und Ausführung einer neuen Gloriole für den Altar, Holz, Stuck, Annenkirche Dresden
Literatur
Rat des Bezirkes Dresden, Verband Bildender Künstler der DDR: Ausstellungskatalog: 10. Bezirksausstellung Dresden; 16. September bis 11. Dezember 1979.
Werner Klugmann: Sie zieren das Stadtbild, Brunnen in Frankfurt (Oder); Tageszeitung Neuer Tag Frankfurt (Oder); 31. Oktober 1987.
Ausstellungskatalog Galerie-Atelier Heide Bihlmann, Leonberg; 16. September bis 14. Oktober 1990.
Ausstellungskatalog, Handzeichnungen und Kleinplastiken Galerie Rähnitzgasse Dresden; 2. Februar bis 22. März 1992.
Stadtverwaltung Dresden, Christian Schulze: Skulpturen und Reliefs, Leonhardimuseum Dresden, Ausstellungskatalog, 1992. Januar 14 bis Februar 16.
Stadtverwaltung Dresden, Christian Schulze: Skulpturen, Leonhardimuseum Dresden Ausstellungskatalog, 1993. Januar 16 bis Februar 14.
Gerlinde Adam: Freiraum auf unverzichtbare Werte; Sächsische Zeitung; 12. Januar 1992 Januar.
Ingrid Roßki: Marmor, Gips und 200 Teile fügen sich zum Kunstwerk, Nosseni-Altar Loschwitzer Kirche Dresden; Sächsische Zeitung; 4. August 1995.
Ingrid Roßki: Aug in Auge mit den Altarfiguren, Nosseni-Altar Loschwitzer Kirche Dresden; Sächsische Zeitung; 29. November 2000.
R. Bonß: So schön und doch nur ein Modell, Orgelprospekt Frauenkirche Dresden; Sächsische Zeitung; 24. Dezember 2002.
Hertha Fürch: Galerie F Dresden: Ausstellungskatalog: Dresdner Künstler unter der steinernen Glocke; Sächsisches Finanzministerium Dresden; 16. November bis 17. Dezember 2004; S. 19ff
Barbara Bechter: Ausstellungskatalog: Die Frauenkirche zu Dresden; Stiftung Frauenkirche Dresden; 2005; S. 135ff.
Christine Baumsteiger-Uhlig: Dresdner Engel bayrisch – barock; Süddeutsche Zeitung vom 10. März 2004; S. 50
Thomas Lehmann: Das Turmkreuz ist wieder da. In: Sächsische Zeitung 22. April 2004.
Kasi: Gebäude nach Senkung angehoben, St. Marien Zwickau; Freie Presse Zwickau; 6. Januar 1996. S.8
Bernd Klempnow: Sinn für die Kunst der alten Meister, Schauspielhaus Dresden; Sächsische Zeitung; 28. April 1994.
Christine Reuther: Die Kirchen des Elbhanges, Loschwitzer Kirche; Der Sonntag; 27. Juni 1999 Juni
Heinrich Magirius: Intimer Theaterraum von nobler Gestalt, Schauspielhaus Dresden. In: Sächsische Zeitung 5. September 1995.
Andy Dallmann: Selbst ist der Skulpteur; Atelier-Galerie Christian Schulz; Sächsische Zeitung, 14. Mai 2008
Ingrid Roßki: Von Starrköpfen gerettet, Loschwitzer Kirche; Dresdner Stadtrundschau – Geschichte; 20. Januar 2003.
Ackermann: Schönheitskur für einen Altar, Nosseni-Altar; Morgenpost Dresden; 9. September 1998
Matthias Donath: Spitzeisen & Injektion, 800 Jahre Bauen am Meißner Dom, Hochstift Meißen, Verlag Gering Verlagsgesellschaft mbH Merseburg, 1997, S. 20ff
Daniel Jacob: Skulpturenführer Dresden: Von Aphrodite bis Zwillingsbrunnen, ISBN 3-942098-05-9, S. 115.
Landeshauptstadt Dresden, Kulturamt: Der 26er Ring Dresden – Kunst im öffentlichen Raum; Stoba Druck GmbH Lambertswalde, Dezember 1996, S16
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