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Conrad Kreuzer (auch Konrad Kreutzer; * 8. Dezember 1810 in Graz, Kaisertum Österreich; † 6. März 1861 ebenda) war ein österreichischer akademischer Zeichner sowie Landschafts- und Vedutenmaler. Mit zahlreichen Zeichnungen und Gemälden seiner Heimat, die er oft in der Tempera-Technik anfertigte, gilt er als wichtigster „Porträtist“ der Stadt Graz und bedeutendster Vertreter des steirischen Biedermeiers. Vor allem eine Reihe von Stahlstichen im historischen Stadtführer des Geographie-Professors Gustav Schreiner brachte Kreuzer nachhaltige Bekanntheit ein. Sein älterer Bruder Vinzenz war ebenfalls Zeichner und Landschaftsmaler.

Selbstporträt (um 1845)
Selbstporträt (um 1845)

Leben



Jugend und Ausbildung


Conrad Kreuzer kam 1810 in der steirischen Landeshauptstadt Graz zur Welt, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte. Sein Vater war ein niederer Beamter namens Peter. Über seine Kindheit und früheste Jugend ist nur so viel bekannt, dass er sich bereits früh der Malerei verbunden fühlte.[1]

Ab 1828 besuchte Kreuzer die ständische Zeichenakademie in dem Palais Stubenberg in seiner Heimatstadt. Wenngleich er dort die Grundlagen für sein späteres Schaffen erlernen sollte, war er mit der Ausbildung nicht zufrieden und versuchte wie viele andere, einen Platz an der Wiener Akademie zu ergattern. Unterstützt durch ein Memorandum seines Förderers Albert Muchar reiste Kreuzer 1830 nach Wien, um Marie-Louise, der Witwe Napoleons, fünf Landschaftsaquarelle[2] zu überreichen. Die Erzherzogin hatte im selben Jahr einen Urlaub in der Grazer Villa Mandell verbracht und soll sich daher für das Erscheinungsbild der Stadt interessiert haben. Der junge Künstler kam jedoch zu ungelegener Zeit und ein Empfang blieb ebenso wie ein in Aussicht gestellter Freiplatz an der Akademie aus. Als Entschädigung für seine Arbeit erhielt er 100 Gulden.[1]

Conrad blieb daraufhin – wie auch sein Bruder Vinzenz – bis 1832 an der Zeichenschule und lernte unter Josef August Stark (1782–1838). Anders als etwa Josef Kuwasseg, der durch seine Tätigkeit an der lithographischen Anstalt Trentschensky in Wien viel zur idealen Gestaltung einer Landschaft lernte, blieben die Brüder Kreuzer in Graz und eigneten sich ihre malerischen Fähigkeiten im Selbststudium an. Letztlich wurden so beide trotz ungünstiger wirtschaftlicher Lebenslage zu namhaften Künstlern ihrer Zeit.[1]


Lehrtätigkeit


Porträt im Salzdruck
Porträt im Salzdruck

Um sich ein Zubrot zu verdienen, war Conrad Kreuzer auch als Mal- und Zeichenlehrer in Häusern des gehobenen Bürgertums tätig. Ein Zeugnis vom 1. Februar 1857 eines gewissen Prinzen von Württemberg bescheinigt dem Künstler einen guten Umgang mit seinen Schülern:

„Herr Conrad Kreutzer in Gratz hat während fünf Jahren, und zwar 1846 bis inclusive 1850 theils mir selbst, theils meinen Kindern Unterricht im Zeichnen, im Aquarelle und im Oehlmahlen ertheilt. Derselbe besitzt in hohem Grade die Gabe, sich leicht fasslich auszudrücken und seine Schüler durch seine Belehrungen schnell vorwärts zu bringen, dabei ist er auch stets bemüht, den wahren Kunstsinn zu erwecken, und ein Fortschreiten in edlerem Sinne zu bewirken.“

Prinz von Württemberg (1857)[3]

Ein Gerichtsadvokat und Ritter des k. k. Franz-Josef-Ordens, Dr. Edler von Wasserfall, attestierte Kreuzer, seinen vier Kindern zwischen 1842 und 1848 in „Figuren-Köpfe-Blumen und Landschafts-Malerei sowohl in öhl als in Aquarell mit dem besten Erfolge Unterricht ertheilt“ zu haben. Vom Studienjahr 1853 an war er Lehrer am Fürstbischöflichen Knabenseminar, dem Carolinum-Augustinäum in Graz, wo er Unterricht in Figuren- und Landschaftszeichnen, Aquarell und Malerei gab. Der Institutsvorsteher und Domherr Dr. theol. Johann Riedl lobte die „geschickte Lehrmethode“ Kreuzers.[3]


Familie


Genoveva Kreuzer
Genoveva Kreuzer

Am 6. Juli 1850 heiratete er im Alter von 40 Jahren Genoveva (geborene Rath) aus Gerichtsbergen bei Fürstenfeld. Zwei heute in Privatbesitz befindliche Bilder, eine in Tempera auf Papier gemalte Kapelle und ein Blumenstillleben in Aquarell auf Karton, werden als Brautgeschenke interpretiert. Schwager Vinzenz porträtierte die von ihm verehrte Genoveva, die als Näherin tätig war und nach dem Tod ihres Gemahls arm und mittellos in Graz verstarb.[4] Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Sohn Konrad (1851–1934) wurde Schriftsetzer und starb kinderlos in Feldbach, Tochter Sofie (1855–1930) starb ebenfalls in Feldbach nach „dreitägigem Krankenlager an Herzschlag und Arterienverkalkung“.[5]

Conrad Kreuzer selbst litt in den letzten vier Jahren seines Lebens – so geht es aus der Parte seiner Witwe hervor – an multipler Sklerose. Trotz Krankheit bewarb er sich 1857 um die zweite Lehrstelle im Freihandzeichnen an der oberständischen Oberrealschule. Das Ansuchen ist nicht mehr selbst verfasst und die wacklige Signatur bereits von der Nervenerkrankung gezeichnet. Sein letztes Gemälde, eine Landschaft, datiert aus dem Jahr 1860. Im März 1861 erlag er im Alter von 50 Jahren seinem Leiden im Armen- und Siechenhaus der Stadt.[6] Er wurde auf dem Steinfeldfriedhof begraben.[7]


Werk


Die ersten Werke des Künstlers datieren aus dem Jahr 1830. Ein auf Karton geklebtes Aquarell Kaktusblüte mit dem Künstlervermerk „nach Natur kubieyrt“ lässt bereits seine Abweichung von der spätklassizistischen Schultradition erkennen. Indem Kreuzer die Natur darstellte anstatt Werke der Vergangenheit zu kopieren, folgte er nicht der üblichen Lehrmethode. Auch seine erste Stadtansicht, die auf dem Gebiet der ehemaligen Dietrichsteinbastei entstand, malte er in jenem Jahr.[8] Während Kreuzer als Autodidakt im Umgang mit Leinwand und Ölfarbe nie ein bedeutender Ölmaler wurde, fand er die für ihn geeignete Technik in der Temperamalerei.[1] Im Vergleich zu seinen Ölbildern zeichnet seine Temperabilder eine besondere Leuchtkraft der Farben sowie eine noch feinere Ausgestaltung der Details aus.[9][10] Oft produzierte er die Bilder unter Zuhilfenahme von Lupen in miniaturartiger Ausführung und suchte seine Motive meist in Graz und Umgebung.[3]

Kreuzer legte besonderen Wert darauf, die Gegenwart mit all ihren technischen Errungenschaften darzustellen. Weil er lange im Brückenkopfgebäude wohnte, hielt er von allen Motiven die Kaiser-Ferdinands-Kettenbrücke (am Standort der heutigen Keplerbrücke) am häufigsten fest. Seine erste von sieben bekannten Ansichten stammt aus dem Baujahr 1836.[5] Bereits in frühen Jahren entwickelte sich der Maler weg von der romantischen Landschaft hin zur Vedute. Im Gegensatz zu seiner ersten Stadtansicht gibt er in späteren Werken die einengende Sichtweise durch bildrahmende Elemente auf und erzeugt panoramaartige Übersichten.[11] Kreuzers bedeutendstes Vermächtnis ist eine Reihe von 23 Stahlstichen, die er nach eigenen Vorlagen, im Auftrag Gustav Schreiners für dessen naturhistorisch-statistisch-topographischen Stadtführer (1843) anfertigte. Wenngleich diese Arbeit die einzige blieb, die er in vielfältiger Technik ausführte, sicherte sie ihm Anerkennung und nachhaltige Bekanntheit.[12] Ebenso bekannt ist eine mehrteilige Panoramafolge von zwei Standpunkten am Schloßberg, die 1840/41 entstand. Eine weitere Auftragsarbeit, die vorsah, für den Historischen Verein für Steiermark alle Schlösser und „merkwürdige Orte“ des Landes abzubilden, wurde – vermutlich aus Kostengründen – nicht fertiggestellt. Der späte Conrad Kreuzer verstärkte die gesamtheitliche, kompositionelle Sehweise und stellte Details plastischer dar.[1] Außerdem wandte er sich von der Temperamalerei ab und produzierte ab 1850 fast ausschließlich Ölgemälde.[13]

Wilhelm Steinböck, Direktor des Grazer Stadtmuseums, erstellte 1976 im Vorfeld einer Ausstellung ein ausführliches Werkeverzeichnis des Künstlers. Von den insgesamt 171 Werken, die der Kunsthistoriker aufspüren konnte, sind 98 Zeichnungen, 53 Temperabilder, 17 Ölbilder und drei Aquarelle. Die meisten davon befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in Privatbesitz, der Rest im Stadtmuseum, der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum und im Steiermärkischen Landesarchiv.[14]


Rezeption


Straßenschild in Graz-Straßgang
Straßenschild in Graz-Straßgang

Conrad Kreuzers Gesamtwerk bietet ein nahezu lückenloses Bild seiner Heimatstadt Graz und ihrer näheren Umgebung. Auch wenn sein Name nie überregionale oder gar internationale Bedeutung erreichte, leistete er mit seinen zahlreichen Ansichten einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Grazer Stadttopographie.[9] Seine nie verlogenen oder verfälschenden Bilder brachten ihm retrospektiv Bezeichnungen wie „Porträtist“ oder „vorzüglichster, malerischer Interpret der Stadt“ ein.[6][10] Nach jenen fünf Ansichten, die er Marie-Louise von Österreich zukommen ließ, soll ein italienischer Künstler im Schloss Modena Fresken angefertigt haben, was jedoch 1976 nicht mehr nachweisbar war. Die Originalansichten von Eggenberg, Maria Trost, Maria Grün, St. Leonhard und der Villa Mandell sind verschollen. Vom Maler selbst existieren zwei Abbildungen. Neben einem um 1845 entstandenen Selbstporträt zeigt ihn eine Salzpapierkopie, vermutlich aus den 1850er-Jahren, in seinem Metier mit Zeichenblock und Stift.[1]

Die Stadt Graz benannte die Conrad-Kreuzer-Gasse im 16. Stadtbezirk Straßgang nach dem Künstler. 1976 und 2007 widmete das Grazer Stadtmuseum Conrad Kreuzer jeweils eine Ausstellung.


Werke (Auswahl)


Ölbilder

Temperabilder

Aquarelle

Zeichnungen


Literatur




Commons: Conrad Kreuzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Wilhelm Steinböck: Grazer Landschafts- und Vedutenmaler der Biedermeierzeit – Conrad Kreuzer 1810–1861, Vinzenz Kreuzer 1809–1888. Publikationsreihe des Grazer Stadtmuseums Band I, Leykam, Graz/Wien 1976, ISBN 3-7011-7064-9, S. 16.
  2. G. Gsodam: Kreuzer (Kreutzer), Konrad. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 268.
  3. Wilhelm Steinböck, S. 17.
  4. Wilhelm Steinböck, S. 18.
  5. Wilhelm Steinböck, S. 19.
  6. Wilhelm Steinböck, S. 20.
  7. Conrad Kreuzer (Kreutzer). Universität Graz, abgerufen am 15. Dezember 2018.
  8. Wilhelm Steinböck, S. 26.
  9. Walter Titz: Graz (fast) im 360-Grad-Blick. In: Kleine Zeitung, Ausgabe vom 23. Februar 2007, S. 72.
  10. Bilder einer verschollenen Stadt – Die Grazer Vedutenmaler Conrad und Vinzenz Kreuzer. In: Kronen Zeitung, Ausgabe vom 13. Februar 1977, S. 34–35.
  11. Wilhelm Steinböck, S. 28.
  12. Wilhelm Steinböck, S. 33–35.
  13. Wilhelm Steinböck, S. 74.
  14. Wilhelm Steinböck, S. 121–133.
Personendaten
NAME Kreuzer, Conrad
ALTERNATIVNAMEN Kreutzer, Konrad (alternative Schreibweise)
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Landschafts- und Vedutenmaler
GEBURTSDATUM 8. Dezember 1810
GEBURTSORT Graz
STERBEDATUM 6. März 1861
STERBEORT Graz



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