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Elisabeth Noltenius (* 24. Januar 1888 in Bremen; † 22. Februar 1964 in Bremen) war eine deutsche Malerin und Graphikerin, die insbesondere als Porträtistin Bekanntheit erlangte.

Elisabeth Noltenius, Foto, ca. 1914
Elisabeth Noltenius, Foto, ca. 1914
Zorniges Mädchen Kohle 1912, Focke-Museum Bremen
"Zorniges Mädchen" Kohle 1912, Focke-Museum Bremen
Sonnenblumen Öl 1929, Privatbesitz
"Sonnenblumen" Öl 1929, Privatbesitz
Spanische Landschaft Öl 1927, Privatbesitz
"Spanische Landschaft" Öl 1927, Privatbesitz
Selbstbildnis Öl 1962, Privatbesitz
"Selbstbildnis" Öl 1962, Privatbesitz

Biografie


Elisabeth Noltenius war das älteste von insgesamt vier Kindern des Rechtsanwalts Eberhard Noltenius und seiner Frau Sophie, geb. Schwab (Enkelin des Schriftstellers Gustav Schwab).[1]

Im Alter von 20 Jahren ging sie auf die Kunstgewerbeschule in Bremen, bis zum Zeichenlehrerinnen-Examen 1910. Gleichzeitig studierte sie in Worpswede die Technik und Kunst der Radierung bei Hans am Ende, später das Plastizieren bei Clara Rilke-Westhoff. Um sich neben der Grafik und Plastik die Farbe zu erschließen, studierte Noltenius von 1911 bis 1914 an der Damenakademie in München, gemeinsam mit ihrer Freundin Dora Bromberger. In und nach der Zeichenlehrerinnen-Ausbildung 1908 bis 1916 entwickelte Noltenius in Kohle, Blei und Radierungen ihre Schwarz-Weiß-Gestaltung. Sie blieb im Stil realistisch, z. T. dem Jugendstil nah.

Den größten Teil des Ersten Weltkriegs nutzte Noltenius zum Kunststudium in München bei Ernst Burmester, Daniel Wohlgemut und Albert Weisgerber, Gründungsmitglied und Präsident der Münchner Neuen Secession. Wie ihre Schwester Gretel stellte sich Noltenius eine Zeitlang als Krankenschwester-Helferin in einem Lazarett für verwundete Soldaten zur Verfügung. Gretel steckte sich dabei an und starb an Typhus. Die Noltenius-Brüder Hans und Walter fielen als Kriegsfreiwillige 1915 und 1917.

1919 wurde ihr Verlobter Friedrich Wilhelm von Seidlitz während der Münchner Räterepublik als Geisel erschossen. Gleichzeitig starb auch ihr Vater. Noltenius konnte zum Begräbnis aus dem umkämpften München nach Bremen entkommen. Das Vermögen der Familie war verloren. Noltenius sah sich in der Not, ihre überlebende Mutter und sich durch Kunst zu ernähren.

In Deutschland und der Schweiz verbreitete sich ihr Ruf als Porträtistin. Sie verstand es auch, Vorschulkinder durch Kaspertheaterspiel mit der linken Hand, den Pinsel in der rechten, zum Stillsitzen zu bewegen. Das Porträtieren war Noltenius’ Brotberuf. Ihre Leidenschaft galt der Landschafts- und der Stillleben-Malerei. Während Noltenius in Bremen ein Atelier hatte, ging sie schon seit den 20er Jahren immer wieder aufs Land. Sie wünschte sich „ihr eigenes Worpswede“ und fand das durch Torfstich und Landwirtschaft geprägte Dorf Meyenburg. Dort malte Noltenius Landschaften, Interieurs, Stillleben und Menschen bei der Arbeit.

Die Farbe und das Fremde suchte Noltenius mehrfach im Ausland: 1923 und 1938 reiste sie nach Italien, 1927 nach Spanien, 1930 nach Ungarn, 1935 nach Norwegen. Ähnlich wie die von ihr verehrte Paula Modersohn-Becker zog Noltenius zu erneutem Malstudium nach Paris, wo sie 1931/1932 bei André Lhote, Lucien Simon und Eugen Spiro studierte und in den Museen insbesondere Werke von Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Paul Gauguin und der Abstrakten in sich aufnahm.

Noltenius war Mitglied in der GEDOK (Gesellschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen), im Berufsverband bildender Künstlerinnen und Künstler und in der Gesellschaft für Städtebau. Neben der eigenen Malerei gab sie regelmäßig Zeichenunterricht und hielt Vorträge über kunst- und architektur-historische Themen.


1933 bis 1945


Als die Nationalsozialisten 1933 die Arier-Paragrafen durchsetzen, veranstaltete sie 1933, 1934 und 1935 gegen das Verbot jüdische Künstler auszustellen drei Einzelausstellungen der Werke ihrer Malerinnenfreundin Dora Bromberger. Deren Deportation ins Ghetto Minsk suchte sie 1935 durch Vorsprache bei der Gestapo zu verhindern.[2]

1933 bis 1945 galten die Werke vieler Kollegen als „Entartete Kunst“. Trotz deren Verfemung, Verfolgung und Berufsverboten ließ sich Noltenius zunächst nicht von der Prägung ihrer Malerei durch ihre französischen Lehrer und den Expressionismus abhalten. Nachdem sie sich aber mit den Ausstellungen für Dora Bromberger engagiert hatte und der Gestapo entgegengetreten war, konnte sie ihre Werke nach einer letzten Ausstellung 1936 nicht mehr öffentlich zeigen.[3]

Sie musste nun vorsichtig sein, wollte sie nicht ebenfalls ein Berufsverbot riskieren. Da sie vom Bildermalen lebte, sollte kein Einfluss der sog. „Entarteten“ (wie Paula Becker-Modersohn, ihrer französischen Lehrer oder der Expressionisten) in ihren Werken sichtbar werden. Hätte die Gestapo eine Hausdurchsuchung bei ihr gemacht, dann hätten ihre Tagebücher mit den offen ausgesprochenen Gegnerschaft gegen Hitler und seine Bewegung sie ins Konzentrationslager gebracht.[4]

1943 starb die Mutter Sophie Noltenius, und 1944 wurde Noltenius’ Atelier in Bremen von Bomben getroffen und damit ein Großteil ihrer Bilder vernichtet. Nach dem Krieg baute sie sich 1949 in Meyenburg ein eigenes kleines Atelier.


Rezeption


Zwischen 1921 und 1953 wurden Bilder von Noltenius in öffentlichen Gemeinschaftsausstellungen in Bremen, München und Dresden[5] gezeigt. 1922 und 1923 druckte die Worpsweder Künstlerpresse Noltenius’ Radierungen. Schließlich war sie so anerkannt, dass von 1930 bis 1958 Einzelausstellungen von ihr in der Böttcherstraße, im Graphischen Kabinett Bremen und in der Bremer Kunsthalle stattfanden, sowie nach ihrem Tod in Worpswede und im Overbeck-Museum in Bremen.

Noltenius’ Heideweg, Öl, 1926, Kunsthalle Bremen
Noltenius’ Heideweg, Öl, 1926, Kunsthalle Bremen

Ausstellungen


Liste der Ausstellungen in: K. Poushirhazi (Hg): Elisabeth Noltenius. Bremen 2013, S. 92, dem Katalog zu


Literatur



Einzelnachweise


  1. Biographie s. Elisabeth Noltenius: Aus den Tagebüchern 1908–1945. In: K. Poushirazi (Hg.): Elisabeth Noltenius – Sehnsucht nach dem vollen ganzen Leben. Bremen 2013, S. 21–35; R. Noltenius: Sehnsucht und Wirklichkeit einer Künstlerin zwischen Kaiserzeit und Adenauer-Ära. ebd. S. 8–13; L. Huchting: Erinnerungen an Elisabeth Noltenius. ebd. S. 36–40; Vita, ebd. S. 90f.
  2. Lore Huchting: Erinnerungen an Elisabeth Noltenius. In: K. Pourshirazi (Hg.): Elisabeth Noltenius. Bremen 2013, S. 40.
  3. Die bisher jährlichen Ausstellungsaufforderungen der GEDOK, der Großen Kunstschau in der Böttcherstraße und der Kunsthalle Bremen blieben aus.
  4. Siehe Zitate aus den Tagebüchern. In: K. Pourshirazi (Hg.): Elisabeth Noltenius. Bremen 2013, S. 32.
  5. SLUB Dresden: Dritte deutsche Kunstausstellung Dresden 1953. Abgerufen am 8. April 2022 (deutsch).
  6. Ausstellungsseite auf der Website des Museums, abgerufen am 22. August 2014.


Commons: Elisabeth Noltenius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten
NAME Noltenius, Elisabeth
KURZBESCHREIBUNG deutsche Malerin und Graphikerin
GEBURTSDATUM 24. Januar 1888
GEBURTSORT Bremen
STERBEDATUM 22. Februar 1964
STERBEORT Bremen

На других языках


- [de] Elisabeth Noltenius

[en] Elisabeth Noltenius

Elisabeth Noltenius (1888-1964) was a German painter.[1]



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