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Ernst Brand, auch Ernst Brand-Pagés, (* 14. April 1898 in Trier; † 25. November 1983 ebenda) war ein deutscher Architektur- und Landschaftsmaler.

1. Porträtfoto Ernst Brand, 1930. Abbildung aus: Mitteilungen des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, 1 (1930), S. 13, Fotograf unbekannt.
1. Porträtfoto Ernst Brand, 1930. Abbildung aus: Mitteilungen des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, 1 (1930), S. 13, Fotograf unbekannt.

Leben



Herkunft


Ernst Brand war der Sohn des Trierer Architekten Karl Heinrich (genannt Ernst) Brand[1] und dessen Ehefrau Auguste Mathilde Wirtz. Ernst Brand sen. gestaltete über Jahrzehnte in Trier und der Großregion zahlreiche Kirchenbauten und profane Großprojekte. Der Wohnsitz der Familie befand sich in einem Barockbau, einer ehemaligen Trierer Kurie (Domfreihof 3), den der Sohn später, zusammen mit seiner Ehefrau Marianne Stein, von seinen Eltern übernahm. Derzeit ist das Anwesen Sitz des Instituts für Cusanus-Forschung an der Universität und der Theologischen Fakultät Trier.[2]


Ausbildung


Eigenen Angaben zufolge fasste Brand nach seinen Gymnasialjahren und einem nicht näher bezeichneten Militärdienst während des Ersten Weltkriegs den Entschluss, seine Neigung zum Zeichnen und Malen zur Profession zu machen. Zunächst schrieb er sich an der Trierer Werkkunstschule in der Malklasse von August Trümper ein und stellte auch von 1921 bis 1927 mit den Trierer Künstlervereinigungen „Die Gilde“ „Die Malergruppe Trier“ und „Freie Vereinigung Trierer Künstler“ aus. Zur Vorbereitung auf den Besuch der Kunstakademie Düsseldorf nahm er ab 1920 über ein Jahr lang Privatunterricht bei dem aus Trier stammenden Genremaler Peter Philippi (1866–1945) in Rothenburg ob der Tauber.[3]


Kunstakademie Düsseldorf


Spätestens 1922 wurde Brand in die Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen.[4] Er durchlief zunächst die Zeichenklassen und kam danach bis zum Ende der Akademiezeit 1927 in die Landschaftsklasse von Max Clarenbach, dessen Persönlichkeit und Stilpluralismus ihn nachhaltig beeindruckten. Brand widmete sich fortan fast ausschließlich der Darstellung von Architektur und Stadtlandschaften, wiedergegeben in kompositorisch schlichter und großflächiger Freilichtmalerei. Diese Grundkonzeption variierte er jedoch vielfältig, sowohl mit Elementen des deutschen Spätimpressionismus, als auch gegenläufig mit einer Anlehnung an die konventionelle, pointiert gegenständliche Maltradition der Akademie. Auf eine Zugabe menschlicher Staffage verzichtete er durchgehend bei seinen „Schilderungen ruhiger Zuständlichkeit“ (Kepetzis).

Von Studienbeginn an war Brand, dem Beispiel seiner Lehrer Philippi und Clarenbach folgend, als Mitglied des Künstlerverein Malkasten in Düsseldorf in dessen Zusammenkünfte und Netzwerke aufgenommen.[5] Er durfte sich schmeicheln, von Prof. Hans Kohlschein als Kumpan am sog. Runden Tisch karikiert worden zu sein.[6] In die Düsseldorfer Studienjahre fielen auch die ersten ausgedehnten Reisen Brands nach Frankreich, Italien und Libyen, deren künstlerischen Ertrag er mit 28 Aquarellen und 8 Ölbildern im Oktober 1926 in einer Sonderschau in Trier präsentierte.[7]


Zeit des Nationalsozialismus


Am 1. Dezember 1931 trat Brand in Düsseldorf in die NSDAP ein und verteidigte über Jahre hinweg seine relativ frühe Mitgliedsnummer erfolgreich gegen das Parteivorhaben, eine mehrmonatige Unterbrechung der Beitragszahlung 1932/33 als Austritt und Wiederaufnahme mit einer wesentlich höheren Mitgliedsnummer zu werten.[8] 1932 nahmen er wie auch Clarenbach und Philippi an der Düsseldorf-Münchener Kunstausstellung im Kunstpalast teil, die von Erich Freiherr von Perfall angeregt und mitorganisiert worden war. Brand zeigte sechs Landschaftsgemälde mit überwiegend südlichen Motiven.

Vorübergehend wieder in Trier wohnhaft, beteiligte er sich im August/September 1933 als „Bezirksvorsitzender Reichskartell“ an einer Kampagne der NS-Propaganda-Zeitung „Trierer Nationalblatt“ gegen die Werkkunstschule Trier, die deren nachfolgende Gleichschaltung mit Schwerpunkt handwerklicher Ausbildung vorbereiten sollte. Die Vorwürfe der Unfähigkeit und des zersetzenden Kulturbolschewismus wurden vor allem gegen den Direktor, aber auch gegen weitere, namentlich genannte Lehrer erhoben und führten schrittweise zu deren Entlassung.[9] Bei der am 9. September 1933 anstehenden Lizenzierung der Trierer Künstler wurde Brand antragsgemäß in das Reichskartell der bildenden Künste, später Reichskulturkammer, Bezirksgruppe Trier, aufgenommen und offiziell zum Bezirksvorsitzenden bestellt.[10] Er arbeitete nun in einem Atelier im Palais Kesselstatt in Trier. Der Schriftsteller Heinrich Tiaden, der ihn dort besuchte, berichtete mit einem reich bebilderten Zeitschriftenartikel euphorisch lobend über den Maler, dessen Zeit nun mit der in Deutschland vollzogenen großen Wandlung endlich gekommen sei.

Zwischen 1936 und 1944 hielt sich Brand zu ausgedehnten Kunststudien in Italien auf, u. a. mit Hilfe eines ihm von der Stadt Düsseldorf und dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen gewährten Stipendiums.[11] Es gelang ihm zudem, in den Jahren 1940 bis 1944 insgesamt 12 Gemälde (vgl. Werkauswahl) in die für nationalsozialistische Kunst repräsentative Große Deutsche Kunstausstellung in München zu lancieren.[12] Sein bewunderter Lehrer Max Clarenbach, 1939/40 zum Landesleiter in der Reichskammer der bildenden Künste ernannt und in die Gottbegnadeten-Liste (Führerliste) der wichtigsten Maler des NS-Staates aufgenommen, konnte zwischen 1937 und 1944 in München sogar 19 Exponate zeigen.[13] Beteiligungen Brands an den zahlreichen parteigelenkten Kunstausstellungen, die von der Stadt Trier, dem „Kulturverband Gau Moselland“ und dem sog. Kunsthaus Luxemburg bis kurz vor Kriegsende ausgerichtet wurden, lassen sich dagegen nicht nachweisen, wohl aber wiederholte Kontakte zum damaligen Direktor des Städtischen Museums Trier, Walter Dieck.[14] Bei einem Luftangriff am 1. August 1942 wurde Brands Düsseldorfer Atelier zerstört. Parteiakten und Bildtitel belegen, dass er in den Jahren 1943/44 auch in Passau und Berchtesgaden lebte und malte. Weitere Nachrichten zu den Kriegsjahren fehlen.


„Porträtist seiner Heimat“


Nach 1945 ließ sich Brand endgültig in Trier nieder. Während der folgenden Jahrzehnte schuf er eine Vielzahl von Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen mit Trier-Ansichten, vor allem des traditionsreichen Domviertels, sodass ihm in einem Nachruf 1983 der Titel „Porträtist seiner Heimat“ zugedacht wurde. Seine wahlweise mit strengem, klassischem Pathos oder mit lockerem, impressionistisch anmutendem Pinselduktus angelegten Darstellungen transportierten als „Stadtidyllen“ einen subtil überhöhenden Stimmungsgehalt. Sie wurden von einem überwiegend konservativ eingestellten Publikum gerne gekauft, ebenso wie seine auf häufigen Italienreisen entstandenen Motive aus Rom, Florenz oder Venedig. Brand signierte nun fast durchgehend mit „Brand-Pagés“, dem angefügten Geburtsnamen seiner Großmutter. Zuweilen benutzte er auch die italienisierte Version „Ernesto“ als Vornamen, beispielsweise „als Gast“ auf der Trierer Jahresausstellung 1958 der Gesellschaft bildender Künstler. Nachdem er bereits 1951 eine „Trierer Kunstausstellung“ in Städtischen Museum Simeonstift organisiert hatte,[15] konnte er dort 1953 in der Ausstellung „Zeitnahe Kunst“ weitere Arbeiten zeigen, u. a. zusammen mit einigen der einst von ihm geschmähten Trierer Künstlerkollegen. 1960, noch zur Amtszeit Diecks, war Brand mit dreißig Werken auf der Ausstellung „4 Maler – Fritz Reuter, Ernst Brand, Prof. Müller-Linow, Anton Veit“ im Städtischen Museum vertreten. Es handelte sich dabei ausschließlich um neuere, zwischen 1954 und 1960 entstandene Italienmotive und einige Trier-Ansichten. Danach erinnerten nur noch zwei kleinere Ausstellungen 1974 und 1978 im Foyer und Treppenhaus des Kurfürstlichen Palais in Trier an den im Kunstbetrieb nun fast vergessenen Maler.[16]


Werkauswahl


Die Aufstellung basiert auf dem umfangreichen Bestand des Stadtmuseums Simeonstift Trier sowie auf Katalog- und vereinzelten Auktionsangaben. Die Mehrzahl der Arbeiten Brands befindet sich in Privatbesitz.


Literatur





Einzelnachweise


  1. Karl Heinrich (genannt Ernst) Brand (* 11. März 1869 in Köln; † 2. Oktober 1948 in Trier).
    Eintrag zu Brand, Karl Heinrich in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank, abgerufen am 2. Juli 2015.
    M. Losse: Brand, Ernst. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 13, Saur, München u. a. 1996, ISBN 3-598-22753-1, S. 595.
  2. Marco Brösch: Ein Haus und seine Geschichte. Das Kurien- und Institutsgebäude Domfreihof 3 (Ecke „Sieh um Dich“) in Trier. In: Cusanus Jahrbuch Band 5, Trier 2013, S. 63–80.
  3. Brands Zeichnung „Rothenburg ob der Tauber“, datiert 2. August 1920, 31,8 × 39 cm, Stadtmuseum Simeonstift Trier, Inv. Nr. V 933, unterstreicht diesen Aufenthalt. Zu Peter Philippi vgl.: Philippi, Peter. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 26: Olivier–Pieris. E. A. Seemann, Leipzig 1932, S. 550. Christoph Krapp: Notizen zu Biographie und Werk des Trierer Malers Peter Philippi (1866–1945). In: Neues Trierisches Jahrbuch 1999, S. 45–64.
  4. Sabine Schroyen, M.A., Künstlerverein Malkasten, Archiv und Sammlung, Auskunft vom 8. August 2015.
  5. Sabine Schroyen, wie vor: Die Mitgliedschaft Brands ist von 1922 bis mindestens 1932 nachweisbar, für die folgenden Jahre fehlen die Mitgliederlisten, 1939 wird er nicht mehr aufgeführt; Künstlerverein Malkasten Düsseldorf, Bestandsliste: Archivlink (Memento vom 7. Februar 2009 im Internet Archive)
  6. Sabine Schroyen: Bildquellen zur Geschichte des Künstlervereins Malkasten in Düsseldorf – Künstler und ihre Werke in den Sammlungen. Archivhefte 34. Düsseldorf 2001, S. 86; 100 Jahre Künstlerverein Malkasten Düsseldorf 1848–1948, Düsseldorf 1948, S. 193.
  7. Ausstellung in der Buch- und Kunsthandlung Lintz in Trier, ohne Katalog. Angaben nach Paul Mauder, wie Lit. Verz., S. 99.
  8. Bundesarchiv Berlin, Überlieferungen des ehemaligen Berlin Document Center, Auskünfte vom 18. Mai 2001 und 13. Juli 2015. Zu Ernst Brand/Brand-Pagés wurden ermittelt: NSDAP Zentral- bzw. Gaukartei und eine Akteneinheit aus dem Bestand BArch R 9361-II Personenbezogene Unterlagen der NSDAP/PK (Parteikorrespondenz) mit der Signatur R 9361-II/105822.
  9. Ernst Brand: Gedanken über die Ausstellung christlicher Kunst auf dem Paulusplatz. Gezeichnet: „Ernst Brand – Bezirksvorsitzender Reichskartell“. In: Trierer Nationalblatt Nr. 190 vom 21. August 1933. Dazu der vehement unterstützende Beitrag (o. Verf.): Kulturbolschewismus oder Kunsttradition? In: Trierer Nationalzeitung Nr. 202 vom 4. September 1933. Stadtbibliothek Trier, Zeitschriftensammlung.
  10. Die Namen der aufgenommenen Künstler wurden im Trierer Nationalblatt vom 16. September 1933 unter dem Titel (o. Verf.): Aufbauarbeit des Reichskartells der bildenden Künste – Aus der Bezirksgruppe Trier – veröffentlicht. Vgl. Christl Lehnert-Leven: Alexander Mohr (1892–1974) – Der Maler mit den Flügelschuhen, Trier 1996, S. 290 und 297/298; Thomas Schnitzler: Vorgeführt: Kulturpropaganda im Gau Moselland. Die Instrumentalisierung der bildenden Künste, der Literatur und des Sports in den Kriegsjahren 1939–1944 (Teil 1). In: Kurtrierisches Jahrbuch 49. Jg. 2009, S. 307–354, hier 343/344; Emil Zenz: Geschichte der Stadt Trier, Band 3, 1928–1945, Trier 1973, S. 250 Anmerkung 2.
  11. Bundesarchiv wie vor mit Meldungen an die Auslandsorganisation der NSDAP.
  12. GDK Research – Bildbasierte Forschungsplattform zu den Großen Deutschen Kunstausstellungen 1937–1944 in München, In: gdk-research.de (abgerufen am 31. August 2020)
  13. Viola Hartwich, wie Lit. Verz. S. 22; Ernst Klee, wie Lit. Verz., S. 87.
  14. Ernst Brand: Ansichtskarte vom 4. Mai 1939 und Brief vom 15. April 1942, beide aus Rom, gerichtet an Dr. Walter Dieck. Stadtbibliothek Trier. Autografensammlung. Dieck zeigte Arbeiten Brands im Rahmen der Veranstaltung „Trierer Sammler stellen aus“ 1939. Dazu seine gleichnamige Ausstellungs-Rezension. In: Der halbe Monat, hrsg. vom Fremdenverkehrsamt Trier, 2. Juli-Heft (16. bis 31. Juli) 1939. Archiv Stadtmuseum Simeonstift Trier.
  15. Ausstellungsrezension (o. Verf.): „Trierer Kunstausstellung 1951 eröffnet.“ In: Trierischer Volksfreund vom 15. Oktober 1951 sowie Brief Brands vom 23. Oktober 1951 an den Oberbürgermeister der Stadt Trier mit der Bitte um Verlängerung der Ausstellung. Archiv des Stadtmuseums Simeonstift Trier.
  16. Übernommen aus dem Nachruf von Hans Ludwig Schulte, wie Lit. Verz.
Personendaten
NAME Brand, Ernst
ALTERNATIVNAMEN Brand-Pagés, Ernst
KURZBESCHREIBUNG deutscher Architektur- und Landschaftsmaler
GEBURTSDATUM 14. April 1898
GEBURTSORT Trier
STERBEDATUM 25. November 1983
STERBEORT Trier



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