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Francesco Pozzi (* 11. Februar 1704 in Bruzella, Tessin; † 20. Januar 1789 in Castel San Pietro) gehört zu der aus dem Tessin stammenden Künstlerfamilie Pozzi, deren Mitglieder häufig in Deutschland und, wie er, meist als Stuckateure arbeiteten.

Francesco Pozzi, gemalt von seinem Sohn Domenico
Francesco Pozzi, gemalt von seinem Sohn Domenico

Nicht zu verwechseln ist Pozzi mit dem Kupferstecher Francesco Pozzi (1750–1805) aus Rom sowie dem Bildhauer und Wachskünstler Francesco Pozzi (1779–1844), Professor an der Kunstakademie in Florenz.


Herkunft


Das Dorf Bruzella hat heute gerade 180 Einwohner. Es besitzt, wie viele Orte im südlichen Tessin, eine lange Tradition von Wanderhandwerkern. Bei den beschränkten Möglichkeiten vor Ort, war diese neben dem besonderen gesetzlichen Schutz der dortigen Handwerker vor allem durch die hervorragenden Arbeitsmöglichkeiten begründet, die sich im weiteren Umfeld fanden. Zunächst traten im Mittelalter die Kirche und die Klöster als Arbeitgeber auf, etwa in Mailand, Monza oder Pavia. Das Erstarken der Stadtstaaten in Italien und der künstlerische Aufschwung in der Zeit der Renaissance führten dann dazu, dass hunderte von Tessiner Bauleuten im nördlichen Italien tätig waren, in Genua, Florenz, Venedig und vor allem Rom. 1494 bis 1559 wurde Italien aber zum europäischen Kriegsschauplatz. Dadurch kam es zu einem Niedergang der Bautätigkeit. Neue Arbeitsmöglichkeiten ergaben sich jedoch vorübergehend in Osteuropa, wo Ingenieure beim Festungsbau benötigt wurden. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 schließlich mussten weite Teile Europas wieder aufgebaut werden. Zudem begannen die Zaren in Russland, Paläste und öffentliche Gebäude zu errichten.

Die Steinmetze, Architekten, Maler und Stuckateure aus dem Tessin, die vielfältig miteinander verwandt waren, bildeten große Arbeitsgemeinschaften, um sich in der Fremde gegenseitig Arbeit zu verschaffen und zu unterstützen. Manche blieben in ihrer Wahlheimat, viele aber wanderten jeden Winter, wenn die Bauarbeiten ruhten, zurück in die Heimat.[1]


Leben


Francesco Pozzi wurde in die Zeit des Spätbarock und des beginnenden Rokoko hineingeboren, eine Zeit, für die überbordende Verzierungen charakteristisch sind. Die Berufswahl des Stuckateurs war für ihn daher wirtschaftlich vernünftig, aber vor allem deshalb naheliegend, weil auch seine Verwandten diesen Beruf ausübten. Ob das auch für seinen Vater und seinen Großvater väterlicherseits zutraf, ist nicht sicher; immerhin waren beide mit Töchtern von Stuckateuren verheiratet. Mütterlicherseits jedenfalls waren der Großvater Antonio Carabelli, der Onkel Giovan Albino Carabelli und der Großonkel Giovan Pietro Magni Stuckateure. Denkbar ist, dass letzterer seine Ausbildung übernahm, denn er hatte sich in dieser Zeit nach langer Tätigkeit im Raum Ober- und Unterfranken in der Heimat zur Ruhe gesetzt.[2]

1728 heiratete Pozzi Ursula Pettondi, die ebenfalls aus einer Künstlerfamilie stammte. Aus dieser Ehe gingen zehn Kinder hervor, von denen allerdings drei jung starben. Im Alter von 52 Jahren konnte Pozzi sich schließlich in seiner Heimat niederlassen, wo er Grundstücke, Häuser und Weinberge für seine inzwischen sehr große Familie (allein seine Tochter Giuseppa hatte neun Kinder) kaufte und öffentliche Gemeindeämter bekleidete. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1776 ein zweites Mal.[3]

Die vier Töchter Pozzis heirateten künstlerisch tätige Handwerker. Die drei Söhne, die er zunächst selbst unterrichtete, schlugen ebenfalls eine künstlerische Laufbahn ein: Giuseppe (1732–1811) wurde Hofstuckateur in Mannheim, wo er sich auch niederließ, Carlo Luca (1734–1812) wurde Bildhauer und Stuckateur, Domenico (1745–1796) wurde Historien- und Portraitmaler. Von ihm hat sich in der Familie das oben gezeigte Bildnis seines Vaters erhalten.[4]


Werk


Schlosskirche Altshausen
Schlosskirche Altshausen

Es ist denkbar, dass Pozzi im Anschluss an seine Lehrzeit etwa zwischen 1721 und 1729 in der Werkstatt des Giovan Battista Clerici (1673–1736) mitgearbeitet hat, nämlich in den Schlössern von Mannheim und Schwetzingen sowie im Kloster St. Peter im Schwarzwald.[5] 1729 wird Pozzi mit seinem Stuckatorenteam erstmals namentlich erwähnt, nämlich in der Zusammenarbeit mit dem Baumeister Johann Caspar Bagnato bei Altshausen. Bagnato, dessen Vorfahren ebenfalls aus dem Tessin stammten, arbeitete für die Deutschordensballei Schwaben-Elsass-Burgund und übte die Tätigkeit eines Generalunternehmers aus, der die Verantwortung für ganze Gebäude vom Rohbau bis zur Ausgestaltung der Innenräume innehatte. Pozzi und der Freskenmaler Giuseppe Appiani blieben nicht nur Bagnato bis zu dessen Tod verbunden, sondern später auch seinem Sohn Franz Anton Bagnato. Pozzi war ein „hervorragender Mitarbeiter“ Bagnatos,[6] der auch mit dem Stuckateur Joseph Anton Feuchtmayer zusammenarbeitete, „der allerdings Pozzi an Qualität (und wohl auch Preis) überragte.“[7] Bei Pozzi „fällt vor allem sein Raumgefühl auf, nicht nur im wörtlichen Sinne und allgemein, sondern auch innerhalb der einzelnen Gebilde und beim Deckenstuck im Verhältnis zur freien Fläche… So körperhaft, so verdichtet die Formen selbst sind, so leicht und beschwingt können sie auch sein… Die Luft um sie wird nicht schwer. Sie ist mitreißend und gleichsam feurig, ist leuchtend, aber sie kann auch ganz zart versprühen, verwehen.“[8]

Weitere Werke Pozzis:

St. Remigius in Merdingen
St. Remigius in Merdingen

Literatur




Commons: Francesco Pozzi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Ursula Stevens: Zur Geschichte der Auswanderung. 2010 (artistiticinesi-ineuropa.ch).
  2. Ursula Stevens: Francesco Pozzi. Ein Wanderstukkateur aus dem Tessin. S. 16.
  3. Ursula Stevens: Francesco Pozzi. Ein Wanderstukkateur aus dem Tessin. S. 44 f.
  4. Ursula Stevens: Francesco Pozzi. Ein Wanderstukkateur aus dem Tessin. Titelbild.
  5. Ursula Stevens: Francesco Pozzi. Ein Wanderstukkateur aus dem Tessin. S. 18.
  6. Hermann Brommer: Pfarrkirche St. Remigius, Merdingen. Kunstverlag Josef Fink 2007, S. 5.
  7. Anton Josef Martin, Gerd Schaupp: Die neue Propstei Bürgeln. 2012, S. 7.
  8. Werner v. Matthey: Francesco Pozzi, ein Tessiner Künstler in Oberschwaben. S. 18 f.
  9. Anton Josef Martin, Gerd Schaupp: Die neue Propstei Bürgeln. S. 9.
  10. Hermann Brommer: Pfarrkirche St. Remigius, Merdingen. S. 15 f.
  11. Ursula Stevens: Francesco Pozzi. Ein Wanderstukkateur aus dem Tessin. S. 40 ff.
  12. Ursula Stevens: Francesco Pozzi. Ein Wanderstukkateur aus dem Tessin. S. 61.
Personendaten
NAME Pozzi, Francesco
ALTERNATIVNAMEN Pozzi, Franz
KURZBESCHREIBUNG Tessiner Stuckateur
GEBURTSDATUM 11. Februar 1704
GEBURTSORT Bruzella, Tessin
STERBEDATUM 20. Januar 1789
STERBEORT Castel San Pietro



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