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Fritz Lattke, eigentlich Friedrich Karl Lattke, niedersorbisch Fryco Latk (* 7. Februar 1895 in Neuendorf, Landkreis Cottbus; † 9. November 1980 in Weimar) war ein sorbisch-deutscher Maler, Grafiker, Buchillustrator und Comiczeichner. Er gilt als bedeutender deutscher Landschaftsmaler des 20. Jahrhunderts.

Fritz Lattke im Atelier
Fritz Lattke im Atelier

Leben



Frühe Jahre


Fritz Lattke wurde am 7. Februar 1895 in Neuendorf (heute Gemeinde Teichland) geboren und am 12. März in der Peitzer Kirche getauft. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater Johann Lattke (* 30. August 1871) war Sohn eines Neuendorfer Kossäten, konnte als jüngstes von insgesamt acht Kindern jedoch nicht den elterlichen Hof übernehmen, sondern musste seinen Lebensunterhalt als Fabriktischler verdienen. Lattkes Mutter Anna Lattke, geb. Kobela, stammte ebenfalls aus ländlichen Verhältnissen aus dem Nachbardorf Willmersdorf. Aufgrund der Arbeit des Vaters lebte die Familie ab 1895 in Sandow, das 1904 nach Cottbus eingemeindet wurde. Zwischen 1902 und 1909 besuchte Lattke die dortige Schule. Bereits während der Schulzeit wurde Lattkes künstlerisches Talent erkannt. Auf Empfehlung seines Lehrers Gottfried Herzog ermöglichte die Stadt Cottbus dem mittellosen Lattke ein Stipendium zum Besuch der Kunstgewerbeschule in Berlin im Jahr 1910.


Kriegsdienst


Wehrdienst, Erster Weltkrieg und Freikorps verursachten eine längere Unterbrechung der Ausbildung: Zwischen 1910 und 1914 besuchte er die Unteroffiziersvorschule in Annaburg bei Torgau und die Unteroffiziersschule in Treptow an der Rega. Im Jahr 1914 war Lattke Unteroffizier in Koblenz. Im Ersten Weltkrieg folgten zwischen 1914 und 1918 Einsätze in Frankreich, Polen und Russland sowie zwischen 1918 und 1920 in Freikorps in Westfalen und Weimar. Dennoch entstanden in jenen Jahren viele Skizzen und Zeichnungen. Darin verarbeitete Lattke unter anderem die traumatischen Kriegserlebnisse. Nach dem Krieg, in den Jahren 1919 und 1920, wurden erste Illustrationen in Zeitungen und Zeitschriften in Nürnberg, Duisburg und Cottbus veröffentlicht.


Studium


Erst Anfang der 1920er-Jahre gelang es ihm, erneut unterstützt von seinem Förderer Gottfried Herzog, die Ausbildung fortzusetzen. Von 1921 bis 1929 studierte er an der Kunsthochschule Weimar, ab 1925 als Meisterschüler von Walther Klemm und Alexander Olbricht. Um 1923 machte er Bekanntschaft mit dem Dissener Pfarrer Gotthold Schwela (Bogumił Šwjela), der Kontakte zur Schriftstellerin und Publizistin Wilhelmine Wittka (Mina Witkojc) und zum Grafiker und Publizisten Martin Neumann (Měrćin Nowak-Njechorński) vermittelte. 1923 gründeten er und Georg Heine, Měrćin Nowak-Njechorński und Hanka Krawcec (1901–1990) mit dem "Verein sorbischer Künstler" (Zjednoćenstwo serbskich wuměłcow) den ersten sorbischen Kunstverein. Ebenfalls im Jahr 1923 hielt er sich in Prag auf. Ende der 1920er-Jahre unternahm er eine Jugoslawienreise, vermittelt von Jaruslav Votruba.

Den Lebensunterhalt bestritt er während seiner Studienzeit mit Auftragsarbeiten; neben Zeichnungen für Zeitungen und Zeitschriften überwiegend mit Buchillustrationen. Die Anfang der 1930er-Jahre erschienenen Bildgeschichten für Kinder (Hanni, Fritz und Putzi-Geschichten) zählten zu den ersten deutschen Comics. Lattke galt bald als talentierter Illustrator und Karikaturist. Er selbst hatte an dieser Arbeit jedoch nur wenig Freude. Aus seiner Sicht raubte ihn die für den Broterwerb notwendige Tätigkeit wertvolle Zeit für sein eigentliches Anliegen, dem freien künstlerischen Schaffen.


Leben und Schaffen


Grabstein von Fryco Latk und dessen Frau auf dem Friedhof in Weimar
Grabstein von Fryco Latk und dessen Frau auf dem Friedhof in Weimar

Am 6. Juli 1932 heiratete er die aus einer Weimarer Familie stammende Irmgard Schaeffer, die Urenkelin eines Weimarer Bürgermeisters. Lattke wurde in Weimar sesshaft und lebte hier bis zu seinem Tod im Jahre 1980; dort entstand der Großteil seiner Werke. Ebenfalls im Jahr 1932 unternahm er eine Reise nach Italien. Im Jahr 1936 wurde sein Sohn Joachim geboren und 1939 seine Tochter Elisabeth.

Regelmäßig zog es ihn in den 1930er-Jahren zu Besuchen in seine Niederlausitzer Heimat zurück. Hier suchte und fand er seine Wurzeln, die sein späteres Hauptwerk prägten. In dieser Region zeichnete und aquarellierte er Landschaften. Hier hatte Lattke auch immer wieder Kontakte zu niedersorbischen Intellektuellen und Künstlern, darunter auch wieder Bogumił Šwjela, Mina Witkojc sowie Měrćin Nowak-Njechorński.

Lattke war stets ein unangepasster Zeitgenosse. 1934 wurde er wegen der Verweigerung des Hitlergrußes und Spionage in Bärenbrück in Cottbus inhaftiert; er wurde jedoch aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Aufgrund einer Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg war Lattke für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg kriegsuntauglich. Zwischen 1939 und 1945 folgten Aufenthalte im Spreewald. Lattke war von 1938 bis 1942 auf allen Großen Deutschen Kunstausstellungen in München mit Bildern von Spreewald-Landschaften vertreten. Hitler und Fritz Sauckel erwarben mehrere dieser Bilder.[1]

1945 fielen seine Wohnung und sein Atelier in Weimar einem Bombenangriff zum Opfer. Daraufhin zog er in das Gartenhaus Ibsenstrasse um. Ebenfalls im Jahr 1945 traf sich Lattke mit Bogumił Šwjela und Mina Witkojc in Weimar. 1947 nahm Lattke mit einem Ölgemälde („Niederlausitz“) an der 1. Landesausstellung Bildender Künstler Thüringens in Erfurt teil.[2] Seit 1948 war Lattke Mitglied des neugegründeten Arbeitskreises sorbischer bildender Künstler. Mit der Annäherung sorbischer Kulturfunktionäre an das DDR-System nach 1949 konnte er sich nicht anfreunden. 1953 war Lattke auf der Dritten Deutschen Kunstausstellung in Dresden vertreten. Wegen mangelnder sozialistischer Haltung wurde er 1954 aus dem Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler ausgeschlossen. Aus Solidarität erklären die Maler Conrad Felixmüller und Carl Noack ebenfalls ihren Austritt. 1965 wurde Lattke auch aus dem Verband bildender Künstler der DDR ausgeschlossen.

Zwischen 1950 und 1952 war er Lehrer für Ornamentik an der Berufsschule für Malerhandwerk Buxtehude. Im Februar und März 1951 nahm er an einem vierwöchigen Kurs des Arbeitskreises sorbischer bildender Künstler in Bautzen und Crosta teil. Im Jahr 1975 machte Lattke Bekanntschaft mit Joachim Meisner, dem Weihbischof in Erfurt und nachmaligen Bischof von Berlin.

Kurz vor seinem Ableben war Lattke 1979 noch auf der Erfurter Bezirkskunstausstellung vertreten.

Lattkes Grabstätte befindet sich auf dem Historischen Friedhof Weimar.


Werk


Das offizielle Werkverzeichnis (das jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt) umfasste mit Stand 2005 ca. 600 Werke, darunter nahezu 500 Ölgemälde.

Lattkes Hauptwerk, eine Vielzahl von Landschaftsgemälden, entstand in Weimar. Inspirieren ließ er sich jedoch nahezu ausnahmslos von der herben Schönheit der Niederlausitzer Landschaften. Lattke malte die einfache Natur: morastige Wege, überschwemmte Äcker, Gräben, sumpfige Wiesen und immer wieder die Teichlandschaften seiner Heimat. Seine Bilder strahlen eine melancholisch-poetische Grundstimmung aus. Er entwickelte eine vordergründig altmeisterlich wirkende Malweise, die geprägt war durch den ausgewogenen Einsatz von stilistischen Elementen und einer ausgewählt sensiblen Farbpalette.

Neben Landschaftsgemälden und Illustrationen gehören zu Lattkes Werk eine Reihe von Porträts, Milieudarstellungen und Historienbilder. Beispiele aus seinem umfangreichen Schaffen sind: Karfreitag früh (Landschaftsgemälde 1962), Bogumił Šwjela (Porträt 1936), Sorbisches Paar auf dem Kirchgang (Gemälde 1952), Kosaken in Berlin (Historienbild 1954).


Künstlerische Entwicklung


Lattkes Frühwerk wurde durch die traditionell realistische Ausrichtung der Weimarer Malerschule geprägt. Die Motivwahl der Anfangsjahre steht in der Tradition der Schule von Barbizon. Ebenso wie die französischen Landschaftsmaler entdeckte Lattke seine Motive in scheinbar anspruchslosen und unspektakulären Winkeln der Natur. Häufig ließ er sich durch unwirtliche Jahreszeiten, trübe Novembertage oder Spätwintertage inspirieren.

Den rein realistischen Naturdarstellungen der frühen Schaffensperiode folgte ab den 1940er Jahren eine stetige stilistische Entwicklung. Er experimentierte mit Maltechniken, mit Farben und dem Licht. Sein Werk erfuhr dadurch eine spannende Steigerung. Trotz Experimentierfreude behielt Lattke seine altmeisterliche Art des Malens bei und verzichtete nahezu vollständig auf vergängliche Modetrends. Staffagefiguren nutzte er zu interessanten, teilweise dramatisch zugespitzten Inszenierungen. Bei der Reflexion von Lattkes künstlerischem Schaffen ist seine Fähigkeit hervorzuheben, eine melancholische, fast mystische Grundstimmung zu erzeugen, ohne die Gesamtkomposition romantisiert wirken zu lassen.

Mit seiner Motivwahl, der Zuwendung zur ursprünglichen und ungeschönten Natur, setzte er gewollt einen Gegenpol zu den teilweise idyllischen Motiven seiner impressionistisch ausgerichteten Vorgänger. Kritisch setzte er sich beispielsweise mit Max Liebermanns trauten Gartendarstellungen auseinander. Ebenso distanziert war seine Haltung zu allzu spektakulären Effekten der modernen Kunst seiner Zeit sowie zum verordneten Optimismus des Sozialistischen Realismus. Er setzte diesen Kunstrichtungen seinen eigenen Stil entgegen, der geprägt war durch eine Ausgewogenheit von altmeisterlichen Können, Experimentierfreude und wohl bemessener Abstraktion.


Ehrungen



Werke (Auswahl)



Tafelbilder (Auswahl)



Aquarelle (Auswahl)



Ausstellungen



Ständige Ausstellungen



Personalausstellungen



Illustrationen und Comics


(Aufzählung nicht vollständig)


Literatur




Commons: Fritz Lattke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. http://www.gdk-research.de/
  2. Digitale Sammlungen: 1. Landesausstellung Bildender Künstler Thüringens (slub-dresden.de)
  3. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30122221/df_hauptkatalog_0211364_009
  4. http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/30122220/df_hauptkatalog_0211364_007
Personendaten
NAME Lattke, Fritz
ALTERNATIVNAMEN Lattke, Friedrich Karl (vollständiger Name); Latk, Fryco (niedersorbisch)
KURZBESCHREIBUNG deutsch-sorbischer Landschaftsmaler
GEBURTSDATUM 7. Februar 1895
GEBURTSORT Neuendorf
STERBEDATUM 9. November 1980
STERBEORT Weimar



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